Aufklärung und Spiritualität

Aufklärung und Spiritualität

Geht das? Und wenn ja: wie?

Autor: Prof. Dr. Dr. Harald Walach
Kategorie: Spiritualität allgemein
Ausgabe Nr: 64

 

Aufklärung und Spiritualität

Allgemein versteht sich die Aufklärung als anti-spirituell. Prof. Walach vertritt die These, dass sich Spiritualität und Aufklärung gegenseitig brauchen. Die Verbindung von beiden beinhaltet Denken und Fühlen und führt zu einem Weltverständnis, das über Dogma hinausgeht. Geistige Hygiene im Sinne von Meditation und Gebet sollte für uns so selbstverständlich wie das tägliche Zähneputzen sein.

 

 

 

Aufklärung, so meint man landläufig, ist der Triumph der Vernunft über den Aberglauben, der Wissenschaft über die Religion, des freien Denkens über das Dogma. Spiritualität, so vermutet Frau, müsste doch da auch irgendwie in das System hineinpassen. Nein, sagt man[n], Spiritualität gehört ebenfalls in die Altkleiderkiste der Gedanken und Konzepte, die die Aufklärung ein für allemal entsorgt hat. Aber nicht doch, meinen wir, Spiritualität gehört doch zum Leben, oder?

Den Geist kann man, ähnlich wie einen Garten auch, kultivieren.

Wir haben hier offensichtlich einen Konflikt im Denken, oder im Handeln, oder in beidem. Wenn wir richtig durchdeklinierte Aufklärer sind, die auf der Universität ihren Kant, ihren Feuerbach, ihren Comte, ihren Carnap und Popper gelernt haben, oder sich einfach vom Zeitgeist umspülen lassen, dann wissen wir, dass es schwierig ist, im Rahmen des wissenschaftlichen Weltbildes einen Platz für Spiritualität zu finden. Denn immerhin hat es Spiritualität ja mit materiell wenig greifbaren, schlecht messbaren und konzeptuell kaum theoretisch formulierbaren Sachverhalten zu tun. In meiner eigenen Definition ist Spiritualität ein Lebensvollzug, der aus der Erfahrung gespeist ist und daher in Emotion, Denken und Handeln über die unmittelbaren Belange des Ichs hinausreicht. Darin implizit ist der Begriff der Erfahrung. Damit meine ich einen ganzheitlichen Erkenntnisbegriff, der Gefühl und Denken verbindet und daher auch einen Impuls zum Handeln in sich trägt. Diese Erfahrung richtet sich, anders als unsere sinnliche Erfahrung, nicht auf die Gegenstände der Außenwelt, wie Bäume, Moleküle oder andere Menschen. Sie richtet sich vielmehr auf Gegebenheiten in unserem Bewusstsein, innere Erfahrung eben. Der Streitpunkt wäre hier, ob in unserem Bewusstsein dann, wenn es nicht intentional nach außen gerichtet ist, überhaupt etwas auftauchen kann, was mehr ist als Phantasie oder Einbildung. Ich glaube schon, aber die Argumentation dafür ist komplex und zu verwinkelt für eine kurze Kolumne.
Aufklärung und Spiritualität - geht das?
Soviel vielleicht: jede kluge wissenschaftliche Idee, jeder Ein-fall eines kreativen Denkers, jede elegante mathematische oder physikalische Theorie hat ihren Ursprung nicht außen, sondern innen, im Bewusstseinsraum des Denkers oder Wissenschaftlers, auch wenn er sich natürlich mit der Materie befasst haben muss, damit ihm überhaupt eine neue Idee kommen kann. Diesen Ausgangspunkt guter Wissenschaft, nämlich innere Erfahrung, vergisst man leicht. Und ganz ähnlich ist es mit der spirituellen Erfahrung auch: sie ist eine Einsicht in Zusammenhänge, etwa des Lebenssinns, oder gegenseitiger Abhängigkeit und Verbundenheit, die so im Außen nicht zu finden ist und wenn, dann nur als kognitive Abstraktion, die wenig emotionalen Gehalt und damit auch wenig Handlungsimpuls aufweist. Wir wissen als Gesellschaft z.B. sehr viel über die gegenseitigen Abhängigkeiten von ökologischen Systemen und deren Verschränkung mit ökonomischen Zusammenhängen, handeln aber nicht danach. Eben genau weil dieses Wissen allein nicht ausreicht. Es ist eben keine innere Erfahrung geworden, jedenfalls nicht für ausreichend viele mächtige Menschen. […]

 

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Prof. Dr. Dr. Harald Walach
Aufklärung und Spiritualität
Geht das? Und wenn ja: wie?

Allgemein versteht sich die Aufklärung als anti-spirituell. Prof. Walach vertritt die These, dass sich Spiritualität und Aufklärung gegenseitig brauchen. Die Verbindung von beiden beinhaltet Denken und Fühlen und führt zu einem Weltverständnis, das über Dogma hinausgeht. Geistige Hygiene im Sinne von Meditation und Gebet sollte für uns so selbstverständlich wie das tägliche Zähneputzen sein.
 

 

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