Buchbesprechungen Dezember 2021

Buchbesprechungen Dezember 2021

Spiral Dynamics

Don Edward Beck, Christopher C. Cowan

Spiral Dynamics
Leadership, Werte und Wandel

Kamphausen Media
528 Seiten, Gebundene Ausgabe
ISBN: 978-3899011074

Gesellschaft und Wirtschaft neu denken, Unternehmen werteorientiert führen und die Welt von Morgen gestalten, das haben sich Don Edward Beck und Christopher C. Cowan auf die Fahne geschrieben. Dabei beschreiben die Autoren des Buches »Spiral Dynamics – Leadership, Werte und Wandel« den Weg aus dem alten Paradigma, indem noch immer viele Menschen gefangen sind, hin zu einer Zukunft im neuen Paradigma, das sich bereits deutlich ankündigt, nun jedoch verinnerlicht und umgesetzt werden will. Die unausweichliche Folge einer solchen Entwicklung ist nichts weniger als das globale spirituelle Erwachen der Menschheit.

Beck und Cowan stellen dafür das von Clare W. Graves entwickelte Modell der Werte-Meme erstmals vor. Dies sind acht Kategorien oder Ebenen, mit denen sich Unternehmen, Individuen und wirtschaftliche Entwicklungen analysieren, bewerten und transformieren lassen. Die Basis dieser Werte-Meme stellen Lebensstile, Glaubensmuster und Einstellungen dar. Auf der Basis dieses Verständnisses ist Führung vielmehr die Fähigkeit zu erkennen, welcher Mitarbeiter sich auf welcher Ebene der Spirale befindet.

Wer sich selbst, seine Mitarbeiter und seine Institution oder Organisation auf die Zukunft vorbereiten will, der sollte in das höchst spannende Buch von Beck und Cowan und die Welt der Werte-Meme eintauchen, um mit einer geeigneten Strategie des Wandels und einem zukunftsträchtigen Veränderungsmanagement in die neue Zeit und das neue Paradigma zu starten.

Stefanie Aue

Das Corpus Hermeticum

Manfred Ehmer

Das Corpus Hermeticum
Der Schlüssel zur Quintessenz westlicher Mysterienweisheit

Auflage Hamburg 2016
ISBN 978-3-7345-1578-1
(Gebundene Ausgabe, das Werk ist aber auch als Paperback und e-book erhältlich)

Wer mit der Bhagavad Gita und dem Tao -Te-King vertraut ist, sollte auch die Spiritualität des Westens kennenlernen: Die hermetische Philosophie, übermittelt durch den legendären Hermes Trismegistos, erschließt sich in einer Sammlung altgriechischer Texte, die uns in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten überliefert wurden.

Was wir hier aus dem Munde z. T. altägyptischer Gottheiten erfahren, berührt die großen Fragen aller Suchenden: Die Geheimnisse des Göttlichen und der Götter, die Gottdurchdrungenheit der Seele und die Gesetze übersinnlicher Sphären – und all das wird in einer schlüssigen Denkweise übermittelt, die dem Wesen hellenistischer Geistigkeit vorchristlicher Prägung entspricht.

Diese Dialoge der Wissenden, ihre Hymnen und Gebete, stellen einen bedeutenden Mosaikstein im Gesamtensemble der menschlichen Religionsgeschichte dar – durch die Kirchengeschichte tabuisiert, fast verdrängt und vergessen – und schließlich in der Renaissance wiederentdeckt! Ein esoterisches Meisterwerk, das nicht nur philosophische Spekulation, sondern spirituelle Gewissheit und Erfahrung verkörpert. Ein Werk, in das vermutlich einmal jene Erkenntnisse einflossen, wie sie in den großen Mysterienkulten der Spätantike gelehrt wurden und eine Primärquelle jener esoterischen Lehren, wie sie sich von der Alchemie über die Freimaurerei bis hin zur Theosophie entwickelt haben.

Der Geisteswissenschaftler Manfred Ehmer hat uns dieses unentbehrliche Werk in einer modernen, sprachlich gut zugänglichen Fassung neu erschlossen. In einem Vorspann führt er uns in die historischen Zusammenhänge der Entstehung und die Rezeption des Werkes ein. Viele Begriffe und ungewohnte Gedankengänge werden schlüssig kommentiert. Damit ist das Corpus Hermeticum aus der »Einsamkeit« fachwissenschaftlicher Seminare mitten in das spirituelle Leben der Gegenwart hineingestellt – eine Horizonterweiterung für alle, die auch der Weisheit Europas auf den Grund gehen möchten.

Matthias Wenger

Ritterschaft des Herzens

Hazrat Inayat Khan / Pir Zia Inayat Khan

Ritterschaft des Herzens
40 Regeln für ein aufrechtes Leben

Buch, 185 S.,
geb., u. 40 Karten in Stülpschachtel mit Holz-Aufsteller, € 29,80
bzw. nur Buch, 165 S., geb., € 16,95 (die Texte sind identisch).

Unter Ritterschaft versteht der Autor eine besondere Form des ethischen Verhaltens und der ethischen Werte. Ritterliches Streben soll uns dazu bringen, Liebe, Harmonie und Schönheit zu leben und eigennützige Motive hinter uns zu lassen. So stellt man sich in diesen Streben etwa die Frage, wie ich anderen Menschen dienen kann, und nicht, was ich aus der Situation herausholen kann. Dieses ethische Verhalten liegt in unserem Herzen geborgen. Meist wissen wir ohne Zögern, was das richtige Verhalten ist, doch handeln wir oft nicht danach. »Die intensive Beschäftigung mit geistiger Ritterschaft, den ritterlichen Grundsätzen hilft uns dabei, unser Ideal des selbstverwirklichten Menschen im Bewusstsein zu halten und es mit Freude im äußeren Leben anzuwenden.« (S. 8)

Dieses Buch ist keineswegs aus abstrakten theoretischen Überlegungen hervorgegangen, sondern muss vor dem Hintergrund einer traurigen und schmerzvollen Biografie gelesen werden. Dieses Buch ist nämlich der Tochter bzw. der Schwester der Autoren, die im Zweiten Weltkrieg als Widerstandskämpferin gegen das Naziregime wirkte und 1944 im Konzentrationslager Dachau hingerichtet wurde. Sie wurde grausam gefoltert und verbrachte über ein Jahr in Ketten gelegt in Isolationshaft, ohne ihr Wissen preiszugeben. Sie war eine musische Frau voller Kreativität und poetischer Inspiration mit dem Herz einer Tigerin. Sie ist das Vorbild für diesen Weg der Ritterlichkeit. Ihr Vater ist der indische Sufi-Mystiker und Religionsgelehrte Hazrat Inayat Khan. Ihr Bruder Pir Zia Inayat Khan, das jetzige Oberhaupt des Inayatiyya-Ordens, achtet sie als Verwirklichung des »Archetypus des weiblichen Ritters« (S. 12). Hier geht es keinesfalls um rein patristische Vorstellungen von Männlichkeit, sondern um grundlegende ethische Prinzipien.

Das Buch ist in vier Gruppen von Regeln unterteilt, die uns helfen, ethisches Verhalten zu üben und in unseren Beziehungen zu allen Wesen Achtsamkeit walten zu lassen. Die Regeln beruhen auf der Tradition der spirituellen Ritterlichkeit, Futuwwa genannt. Man meint vielleicht, diese Dinge seien selbstverständlich oder gar etwas antiquiert. Tatsächlich sind derartige ethische Grundwerte in unserer postmodernen Gesellschaft des »Anything goes« ziemlich erodiert. Jeder macht, was er will, und vielfach endet das doch eher in einer ziemlich eigennützigen Egobezogenheit nach dem Motto »Wenn jeder für sich selber sorgt, ist für alle gesorgt.« Das verkennt aber nicht nur die Not mancher Menschen, die wegen Krankheit, Naturkatastrophen, politischer Unterdrückung usw. sich nicht selbst helfen können, sondern ist auch ein herber Verlust an Zwischenmenschlichkeit.

Einige Regeln sind zum Beispiel: »Stelle keine falschen Behauptungen auf«, »Sprich nicht schlecht über andere in deren Abwesenheit«, »Deine Verantwortung sei dir heilig«, »Achte die Gefühle eines jeden Wesens«, »Übe Beständigkeit in der Liebe«. Jedes Motto ist von einem ausführlichen Text gefolgt. In dieser Vollständigkeit zusammengestellt bieten diese ethischen Prinzipien einen tiefgehenden Überblick und allerlei Anlass zur Kontemplation und Meditation.

Das Buch gibt es in zwei Ausführungen, als Standardbuch sowie als Set mit Karten. Der Verlag Heilbronn feiert dieses Jahr sein 40-jähriges Jubiläum, zu dem wir ihm ganz herzlich gratulieren! Passend wurde der Verlag vom Freistaat Bayern gerade mit einer Verlagsprämie für das »herausragende Programm und das vielversprechende Publikationsvorhaben« (Dream Flowers) ausgezeichnet.

Ronald Engert

Gott finden, heißt den Weg finden, der ohne Grenze ist

Johannes Clausner

Martin Buber
Gott finden, heißt den Weg finden, der ohne Grenze ist

Crotona Verlag
168 Seiten, Gebundene Ausgabe
ISBN: 978-3-86191-213-2

Das Wort empfängt in der gesamten Lebensgeschichte Bubers eine fundamentale Bedeutung. Nicht das Wort, das sich auf der Oberfläche abspielt und zu gegebener Zeit an Aktualität verliert, sondern vor allem das, das niemals verschwindet und uns ewig begleitet – das Wort der Essenz und der Wahrheit. So begeben wir uns in dem Buch auf eine Reise durch das Schaffen und Leben Martin Bubers und begegnen ihm als Sprachrohr des Höchsten, durch das der Klang der Wahrheit hallt.

Johannes Clausner bringt eine Textauswahl zentraler Aussagen Bubers zusammen, die über das vergangene Zeitalter hinausragen. Sinn und Zweck dabei ist nicht nur die Lektüre, sondern das Buch kann auch als Fingerzeig auf das eigene Leben genutzt werden. Ein Fingerzeig, der zum Dialog anregt – gleichwohl die Intention Martin Bubers ganzheitlichem Wirken. Das Buch folgt dabei der Struktur dreier Sinnabschnitte. Der erste Teil behandelt wesentliche Elemente des alltäglichen, menschlichen Daseins aus Sicht Martin Bubers. Hier stoßen wir auch auf eines der wichtigsten Elemente der Philosophie Martin Bubers, und zwar dem Thema der Begegnung: die Begegnung mit einem Du. Das Du ist nicht nur mit Mensch oder Person gleichzusetzen, sondern mit all jenem, dem wir begegnen –Wesen und Dingen. In Verbindung damit lernen wir im zweiten Kapitel Bubers allgemeines Verständnis von der Dimension der Religion und den ihr innewohnenden Geist kennen. Die Mystik Bubers findet ihren Höhepunkt im dritten Abschnitt des Buches. Laut Buber steht jeder Mensch immer in Verbindung zu Gott – auf einzigartige Art und Weise. Durch die Begegnung, den Dialog mit einem Du, das verschieden, aber dennoch einen ebenso intensiven Anteil in der Existenz einnimmt, wird es dem einzelnen Individuum aus Sicht Bubers erst möglich weitere Dimensionen Gottes zu erfahren, die in der Alleinheit verborgen blieben. Zwar kann das Göttliche in dem einzelnen Individuum erwachen, sich die zugleich in allem verborgene Immanenz und Allgegenwärtigkeit Gottes jedoch erst in der Begegnung mit einem Gegenüber selbst erfahren. Gott wähnt sich als »Du« in jedem »Ich«, um durch diese hindurch zu allen anderen Wesen zu vibrieren.

Mithilfe des Buches können wir hier von Bubers eigenem Gotteserleben kosten. Aufgrund der teils altertümlichen Sprache und dem fachlichen Vokabular kann es hilfreich sein, die Abschnitte öfters und bedacht zu lesen, damit sie ihre volle Wirkung entfalten und ganz individuell in uns nachklingen können. Das Buch selbst fühlt sich wie ein Besuch bei Martin Buber an. Wir kommen ihm hier sehr nahe, erhaschen sein Leuchten und erfahren seinen Atem in unserem eigenen Atem. Auch wenn das Wort in Bubers Lebensphilosophie eine zentrale Bedeutung erfährt, fällt es schwer das, was beim Lesen des Buches mit einem passiert, in Worte zu fassen. Wohl auch darin begründet, dass Clausner auf Bubers Aussagen eingeht, dabei dennoch so viel offenen Raum für ganz individuelles Weiterdenken schafft, sodass der Leser nach den einzelnen Passagen schließlich allein im latenten Raum der wortlosen Essenz zurückbleibt. Und das ist durchaus etwas Schönes.

Lara Zieher

Die Kultur der Frauenberge

Andreas Ferch

Die Kultur der Frauenberge
Unsere verschollene Geschichte

Verlag Zeitenwende
182 Seiten, Broschur
ISBN: 978-3-945701-23-2

Hier geht es um etwas Fundamentales. Um etwas, das allemal in den Hintergrund und in großen Teilen sogar in Vergessenheit geraten ist. Verschüttet von grausamen epochalen Religionskonflikten und den damit einhergehenden zunehmenden patriarchalen Lebensstrukturen befasst sich das Buch »Die Kultur der Frauenberge. Unsere verschollene Geschichte« mit der essenziellen Partie unserer menschlichen Natur: der mütterlichen Urquelle.

Lange bevor diese in Vergessenheit geriet, gab es eine reale Kultur der Frauenberge, die Hand in Hand mit einem immens großen Glauben an das Matriarchat ging. Ein Glauben an die göttliche und heilsame Zuwendung einer Mutter zu ihrem Kind. Die Drei Heiligen Frauen, z. B. in Gestalt der Schutzmantelmadonnen, sind wohl das mächtigste Urbild dessen, worauf Mensch und Welt vertrauten. Sie behüteten, wärmten und kümmerten sich um die Bedürfnisse, Sehnsüchte, Freuden und auch Schmerzen der Wesen und der Welt. Dieser religiöse Grund und Boden ermöglichte es, auf das Seelenerleben aller zu reagieren und das in Liebe, Zuwendung und grenzenloser Geborgenheit. Bemerkenswert ist, dass die Menschen das Göttliche dabei nicht im Außen erkannten, sondern die mütterliche Verbindung in sich selbst in einer Art Respekt und Liebe zu sich selbst erfuhren.

Andreas Ferch leitet uns auf 182 Seiten durch das Thema Weiblichkeit, durch das Yin, das in Kultur und Religion verborgen liegt und sich in dem europäischen – hier vor allem auch im deutschsprachigen – Raum in landschaftlichen Vermächtnissen offenbart. Inhaltlich begegnen wir in drei Kapiteln neben beispielhaften Landschaftsbildern, auch dem gleichzeitig auftretenden Phänomen der Fülle dieser Frauenorte sowie dem philosophischen und spirituellen Verständnis dieser matriarchalen Kraft.

Das kostbare Landschaftserbe mit altem Wissen gibt uns dabei Einblicke in die qualitativen Spuren unseres Seelendaseins. Umfangreich, wissenschaftlich fundiert und vor allem augenöffnend ermöglicht Ferch uns wieder, in den Mutterleib einzutauchen und Ganzheit und Vollkommenheit im Ursprung zu erfahren. Ein Plädoyer für das Ewig-Weibliche, das in unserem tiefsten Seelenkern schlummert, ruht und darauf wartet, erweckt zu werden.

Lara Zieher

Modern Witch Tarot Journal

Lisa Sterle

Modern Witch
Tarot Journal

250 Seiten
Gebundene Ausgabe, €18,95
ISBN: 978-3-86826-561-3

In der Ausgabe Nr. 86 stellte ich das feministische und magisch gestaltete Tarot-Deck »Modern Witch Tarot« von der Künstlerin Lisa Sterle vorgestellt, in dem die Tarot-Protagonisten alle weiblich und in der modernen Zeit beheimatet sind und das Wesen und die Magie des Tarots in eine selbstbewusste und weiblich geprägte Spiritualität des 21. Jahrhunderts übersetzt, ohne an Ausdruckskraft und Lebendigkeit einzubüßen. Zu diesem lebens- und farbenfrohen Deck wurde dieses Jahr zusätzlich ein Journal – das Modern Witch Tarot Journal – veröffentlicht, das von derselben amerikanischen Künstlerin Lisa Sterle konzipiert und illustriert wurde und als Geschenk und Bereicherung für die Tarot-Community gedacht ist. Die Tarot Protagonistinnen sind dieselben wir auf den Karten, infolgedessen kann man sagen, dass das Journal und die Karten des Modern Witch Tarot »zusammengehören«, und es ist so ausgrichtet, dass man mit diesem Tarot-Deck am Journal arbeitet.

Sowohl die Karten als auch das Journal richten sich sowohl an Tarot-Profis, die ihre Praxis und ihr Wissen vertiefen bzw. mit anderen Karten arbeiten möchten, als auch an EinsteigerInnen, die am Anfang ihrer Tarot-Erkundungsreise stehen. Dieses Journal, oder Arbeitsbuch, möchte einem keine vorgefertigten Deutungen, Interpretationen oder Erklärungen der einzelnen Karten darlegen, sondern es möchte einen dazu ermutigen, die Karten selbst zu erforschen, sich im intuitiven und assoziativen Denken zu üben, seine eigene Wissensquelle und Imagination einzusetzen, um wie es Lisa Sterle selbst sagt »die eigene innere Magie zu stärken«. Es passt auf mehreren Ebenen sehr gut in unsere Zeit, denn wir verlassen langsam, aber sicher traditionelle spirituelle Pfade, die stark vom Glauben, Theorie und ja beinahe vom Dogma geprägt waren, hin zu einer individuellen und praktisch orientierten Spiritualität, die uns unterstützt, uns unserer Anbindung zu unserem Selbst, unseren Mitwesen und dem Weltgeist bewusster zu machen und zu einer besseren Version unserer selbst zu werden. Unsere eigenen unmittelbaren Erfahrungen, die kein Mittler oder religiöse Institutionen benötigen, setzen uns mit dem Leben in Verbindung. Von diesem Geiste beflügelt möchte das Arbeitsbuch die vielschichtige Begegnung mit den Karten anregen, und die aufkommenden Bilder, Assoziationen und Gedanken niederzuschreiben und zu ordnen, um die Essenz der Karten kennenzulernen und dieses Wissen in den Readings, ob diese für einen oder einen anderen sind, achtsam einsetzen zu können, um hilfreiche und lebensorientierende Deutungen zu geben. Das Buch ist in verschiedenen Kapiteln aufgebaut, in denen reichlich Platz für die eigenen Gedanken, Bilder und Assoziationen gegeben ist:

Kartenbedeutungen – deine eigene Interpretation der 78 Tarotkarten, für die Großen Arkana ist dafür mehr Platz gegeben als für die Kleinen. Es soll als »persönliches Nachschlagewerk fungieren.

Tarot Readings: Diese werden als das »Herz des Tarot-Journals« bezeichnet. Hier ist der Raum für die Notizen und Deutungen von den Tarot-Legungen.

In den folgenden Kapiteln können »Listen« angefertigt werden, beispielsweise zu wichtigen Tarot-Legesystemen, der eigenen Tarot-Sammlung, Literatur und dem Tarot-Zirkel. Dort kannst du die Kontaktdaten von anderen Tarot-Freundinnen reinschreiben, Veranstaltungen oder Inspirationen von deinem Netzwerk.

Das Arbeitsbuch selbst ist ebenfalls ein Kunstwerk für sich, parallel zum praktischen Nutzen. Ein Kunstwerk, durch das die weiblichen Tarot-Protagonistinnen wandeln, die hier zum Leben erweckt wurden, durch das Buch schreiten und dabei neue Seiten von sich offenbaren. Die Künstlerin zeigt die Tarot-Protagonistinnen in einem neuen Kontext, holt sie aus ihrer Karten-Isolisation heraus und setzt sie miteinander in Beziehung.

Ein Geschenktipp für sowohl junge Hexen als auch für erfahrenere, die sich den inneren und äußeren Geheimnissen des Lebens mithilfe des Tarots in einem modernen und feministischen Gewand aber nicht mit weniger Tiefe und Substanz weiter annähern möchten.

Alice Deubzer

Vivian Dittmar – Echter Wohlstand

Vivian Dittmar

Echter Wohlstand
Warum sich die Investition in inneren Reichtum lohnt

Ein Plädoyer für neue Werte

Kailash Verlag
Hardcover mit Schutzumschlag
272 Seiten, €20,00
ISBN 978-3-424-63214-9

Dieses Buch von der Autorin und Impulsgeberin für kulturellen Wandel Vivian Dittmar war »Auslöseknopf« für diese Ausgabe und für mich der Anstoß, mich konkreter mit der Frage »Was ist Wohlstand?« zu befassen, die eng mit der Frage »Was ist ein gutes Leben?« verwoben ist. Das Buch ist eine Erweiterung und Vertiefung des in dieser Ausgabe erschienenen Artikels, und ich kann dieses Buch jedem Menschen wärmstens empfehlen, denn es nimmt uns auf eine innere Reise mit, zu erörtern und zu erkennen, wieso so viele Menschen beispielsweise in den »reichen« Industrienationen innerlich unglücklich und beinahe »arm« sind, wie dies mit unserem Wirtschaftssystem zusammenhängt und was wir persönlich tun können, um aus diesem Hamsterrad auszusteigen. Doch es geht nicht nur darum, allein aus diesem Hamsterrad auszusteigen, sondern einen gesellschaftlichen Bewusstseinswandel auszulösen und diesen mitzugestalten.

Dabei ist das Buch stellenweise auch für einen selbst sehr unbequem, denn es legt nicht nur dar, dass unser Wirtschaftssystem auf Zersetzung und Raubbau aus ist, sondern dass wir alle ebenfalls Komplizen eines zerstörerischen Systems sind. Häufig richtet sich die Kritik ausschließlich an das System, an die Politiker und Reichen, sie seien für alles schuld, doch wir müssen uns ebenfalls bewusst machen, dass wir durch unseren Konsum und unsere überwiegend materialistische Ausrichtung, dieses System mittragen und leider auch nähren. Doch welche ist die Lösung? Auf alles verzichten und in den Wald ziehen? Nein, sagt Frau Dittmar, dies ist nicht die einzige Alternative, sondern wir können uns neu ausrichten und unseren Wohlstandsbegriff überdenken und von materiellem Besitz loslösen. Denn Geld, Besitz und Konsum, die weit über unsere realen, existenziellen Grundbedürfnisse hinausgehen, nähren eher unsere innere Leere und Unzufriedenheit, als dass sie diese lindern oder uns nachhaltig glücklich machen.

Der nicht monetäre Wohlstand umfasst fünf Dimensionen, die einander bedingen und alle fünf lassen sich nicht durch Geld erwerben: Zeit, Beziehungen, Kreativität, Spiritualität und Ökologie. Die Autorin führt uns durch die fünf Dimensionen, erklärt wieso ihre Vernachlässigung eine innere Armut in uns auslöst und wie unsere Leben »reicher« jenseits von materiellem Wohlstand werden kann, wenn wir ihnen deutlich mehr Raum und ja Zeit in unserem Leben gehen.

Dabei geht es nicht nur um das Wohlbefinden einzelner in unserer Gesellschaft und um inneren »Reichtum«, sondern dieser Wandel ist ebenfalls dringend notwendig für Menschen in anderen Ländern, die letztlich für unseren Konsum und Materialismus vielfach unter schrecklichen Arbeitsbedingungen arbeiten müssen als auch für die Erde an sich, deren Ressourcen hemmungslos ausgebeutet werden und gesamte Ökosysteme aus dem Gleichgewicht wirft und diese sukzessive zerstört.

Doch mit ihrem Entwurf von einem anderen Leben und zwar nicht nur für uns selbst, sondern auch für unsere Mitmenschen, ob fern und nah, und unsere Umwelt plädiert sie nicht für Verzicht oder Mangel, sondern sie macht Lust, das lebendige Leben in Verbindung mit dem Lebensnetz sinnvoll zu genießen und zu feiern auf eine Weise, die keine Zerstörung oder Ungleichgewichte hinterlassen.

Alice Deubzer

Bildnachweis: © freepik.com

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