Ein »alternatives Leben« – was ist das?

Unsere heutige Gesellschaft stößt mehr und mehr an ihre Grenzen, zu viel Materialismus, zu viel Wegwerfkonsum, zu wenig Achtung für unsere Erde und Mutter Natur, zu wenig bewusster Umgang mit den Ressourcen dieser Welt. Gleichzeitig leben wir immer isolierter voneinander, weder in Großfamilien noch in Mehrgenerationenhaushalten. Vereinsamung, insbesondere im höheren Alter, und soziale Kälte sind oft die Folge. Darüber hinaus wird unser Leben immer schneller und hektischer und ist täglich von Tausenden Informationen und Eindrücken geprägt. Wer wünscht sich da nicht einmal eine Auszeit? Oder gar einen »Ausstieg«? Doch die gute Nachricht ist: Ein anderes Leben ist möglich! Das zeigen uns nicht zuletzt die vielen alternativen Gemeinschaften und Wohnprojekte, die es bereits in Deutschland und weltweit gibt. Ob ökologisch orientiert in Form von Öko-Dörfern, künstlerisch orientiert in Form von Künstler-Villages oder spirituell orientiert in Form von Ashrams, Yoga-Communitys oder Friedensgemeinschaften, es gibt viele Ausprägungen alternativer Lebensformen. Gemeinsam ist allen jedoch, dass die Menschen, die dort leben, für sich entschieden haben, dass sie ihr Leben nicht nach Schema F der Mainstream-Gesellschaft leben wollen. Auf diese Weise wollen sie ein besseres Leben führen, hinterfragen politische, wirtschaftliche und sozial-gesellschaftliche Strukturen und finden andere, oft ökologischere und sozialere Lösungen.

Das Manifest der neuen Erde

Leben im Einklang mit der Natur ist das Manifest der neuen Erde. Catharina Roland stellt die neue Vernetzungsplattform LivingEarth.one vor.

Der Mut zu träumen

Stehen Technologie und Menschlichkeit in einem Widerspruch? Oder können wir eine neue Welt erschaffen, in der beides miteinander eine harmonische Symbiose bildet?

Beteiligung ist das Herz der Demokratie

Vom Leben in einem Ökodorf und als Selbstversorger hin zur Arbeit an demokratischen Beteiligungsprozessen. Dieter Halbach spricht über seine Erfahrungen.

Gemeinschaft als Entwicklungsweg

In Gemeinschaft können Kooperation und Verbundenheit durch bestimmte Fähigkeiten entstehen. Dazu gehören Präsenz, Feedback sowie das Miteinander-Lernen.

Lieben ist eine politische Aufgabe

Achim Ecker lebte mehr als drei Jahrzehnte im ZEGG. Nun scheint die Zeit für ihn gekommen zu sein, weiterzuziehen. Ein Erfahrungsbericht.

Von der Osho-Kommune zum spirituellen Dorf

Die Osho-Kommune Parimal hat sich zu einem spirituellen Dorf gewandelt. Ein Einblick in das Leben vor Ort und was in Zukunft aus der Gemeinschaft werden soll.

Gemeinsam auf dem Weg

Gemeinschaft ist ein andauerndes Experiment, das Schönheit und Herausforderung mit sich bringt, insbesondere wenn man sich auf Augenhöhe und in Vielfalt begegnen möchte.

Leben, Lernen und Arbeiten an einem Ort

Mit einer Familie in einer Gemeinschaft zu leben, stellt besondere Anforderungen an Eltern und Kinder. Welche Herausforderungen und Chancen bringt das Gemeinschaftsleben mit sich?

Im Vertrauensraum transparent sein

Allmende, Eigentum, sich einander zumuten, die leere Mitte – 45 Jahre Erfahrung im Gemeinschaftsleben geben Aufschluss darüber, wie Gemeinschaft gelingt.

Spirituelle Gemeinschaften in Deutschland

Auch in Deutschland gibt es bereits viele alternative Gemeinschaften. Die Ausrichtung und der Schwerpunkt der einzelnen Kollektive sind dabei fließend. Einige sind mehr ökologisch orientiert, andere eher künstlerisch und wieder andere setzen spirituelle Werte an erste Stelle. Auch die Größe der Zusammenschlüsse variiert. In manchen Gemeinschaften lebt eine Handvoll Menschen, in anderen wohnen bis zu 200 Bewohner.

 

Beispiele für alternative und spirituelle Gemeinschaften in Deutschland sind die folgenden:

 

  •     Das Öko-Dorf Sieben Linden bei Wolfsburg
  •     Die alternative Lebensgemeinschaft ZEGG südwestlich von Berlin
  •     Die Gemeinschaft Tempelhof in der Nähe von Schwäbisch Hall
  •     Die Gemeinschaft Sulzbrunn im Allgäu
  •     Der Lebensgarten Steyerberg nördlich von Minden
  •     Die Kommune Niederkaufungen in Nordhessen
  •     Das Parimal Gut Hübenthal (Osho Meditationszentrum) in Nordhessen
  •     Der Yoga Vidya Ashram in Bad Meinberg

 

Daneben gibt es unzählige weitere kleinere Gemeinschaften und Kommunen, in denen sich engagierte Menschen zusammengeschlossen haben. Wenn du mehr über das Leben in einer Gemeinschaft erfahren möchtest, lade dir hier den Erfahrungsbericht unserer Autorin Stefanie Gross-blau. zu ihrer Zeit in einem Gemeinschaftsprojekt herunter!

Ein »alternatives Leben« – was ist das?
Ein »alternatives Leben« – was ist das?

Welche Wohnformen gibt es in einer Gemeinschaft?

Es gibt viele Möglichkeiten, in Gemeinschaft zusammenzuleben. Alternative Wohngemeinschaften können bereits in einer Wohnung oder einem Haus in der Stadt entstehen. Oft möchten alternativ lebende Menschen jedoch raus aufs Land. Da Nachhaltigkeit und Umwelt großen Wert für sie haben, sehnen sie sich nach der Nähe zur Natur, nach Wald und Wiesen. Daher findet man alternative Gemeinschaften meist in einem Dorf oder aber auf alten Bauernhöfen, Gutsgeländen und sogar Schlossanlagen. Zu solchen Anwesen gehören oft mehrere Häuser und ein großer Garten. Es gibt genug Platz für eine größere Anzahl von Menschen und auch Familien können in einer solchen Umgebung ein gutes Leben führen. Wer viel Wert auf Konsumreduktion, Minimalismus oder einfach auf Mobilität legt, der findet ebenso Bauwagen-Siedlungen oder Stellplätze für deren moderne Variante: die Tiny Häuser. Erste Tiny-Haus-Siedlungen entstehen bereits in ganz Deutschland. So lässt es sich im eigenen Häuschen mitten im Grünen leben. Was für eine schöne Alternative zur städtischen Einzimmerwohnung!

Was bedeutet es, in einer Gemeinschaft zu leben?

Natürlich kannst du auch alleine ein alternatives Leben führen. Du kannst deinen Konsum einschränken, in ein abgelegenes Haus ziehen und dich auf spirituelle statt auf materielle Dinge konzentrieren. In einer Gemeinschaft geht es hingegen mehr um soziale Kontakte und darum, seine eigenen sozialen Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Daher ist vielen Gemeinschaften der Aspekt des Teilens eigen. So teilt man sich vielleicht das Bad oder die Küche, manchmal auch das eigene Zimmer oder sogar das eigene Geld. Das individuelle Wohl ist ebenso wichtig wie das Wohl der Gemeinschaft. Das Schöne an einer Gemeinschaft ist, dass es einfach ist, soziale Kontakte zu pflegen. Kollektive Aktivitäten verbinden alle Mitglieder einer Gemeinschaft. Denk nur daran, wie viel Spaß es macht, gemeinsam zu kochen! Größere Gemeinschaften streben es darüber hinaus oft an, sich selbst mit Lebensmitteln zu versorgen und sich ökonomisch weitestgehend unabhängig zu machen. Auch hier kann man sich als Mitglied der Gemeinschaft einbringen. Viele Gemeinschaften haben beispielsweise einen Seminarbetrieb mit unterschiedlichen Veranstaltungen und bieten Übernachtungsmöglichkeiten an.

Ein »alternatives Leben« – was ist das?

Warum wollen Menschen in spirituellen Gemeinschaften leben?

Warum Menschen in spirituellen Gemeinschaften leben wollen, ist ganz unterschiedlich. Viele sind glücklich, dass sie sich mit Gleichgesinnten zusammenschließen können. Andere freuen sich darüber, neues Wissen zu erwerben oder weitergeben zu können. Wieder andere sind auf der Suche nach geistigen Antworten auf innere Fragen, die sie antreiben. In einer Gemeinschaft gibt es regen Austausch und man findet immer jemanden, der Zeit hat, sich die eigenen Konflikte und Probleme anzuschauen und gemeinsam Lösungen zu finden. Auf diese Art und Weise erhält man Ideen und Infos, die einem weiterhelfen. Das tut gut und bietet die Möglichkeit, persönlich zu wachsen.

Was ist der Unterschied zwischen einer spirituellen Gemeinschaft und einer Kommune?

Das Wort »Kommune« bezieht sich vor allem auf die Ende der 1960er-, Anfang der 1970er-Jahre entstandenen Wohnprojekte, deren Bestreben es war, eine Alternative zum kapitalistischen Profitstreben und Privateigentum zu schaffen. Die bekannteste unter ihnen war die Kommune 1, die 1967 in Westberlin entstand. Auch später wurden weitere Kommunen in Ost und West gegründet. Oft waren und sind bis heute eine gemeinsame Ökonomie, das Konsensprinzip im Entscheidungsfindungsprozess, keine oder flache Hierarchien, ein nachhaltiges und ökologisches Leben und Aspekte der gewaltfreien Kommunikation Grundpfeiler solcher Kommunen. In manchen Kommunen wird auch die freie Liebe postuliert.

Spirituelle Gemeinschaften hingegen können, müssen diese Prinzipien aber nicht vollständig oder teilweise in ihren Richtlinien verankert haben. Denn in spirituellen Gemeinschaften geht es in erster Linie um die geistige Weiterentwicklung jedes Individuums. Sie können sich zu einer Religion zählen, wie die christliche Bruderschaft in Taizé, oder zu einer philosophischen Lehre, wie dem Yoga, die dann in sogenannten Ashrams (Yoga-Gemeinschaften) organisiert sind. Zentraler Aspekt spiritueller Gemeinschaften ist die tägliche spirituelle Praxis, was sie ebenfalls von Kommunen oder Wohngemeinschaften unterscheidet.

Kann man einfach so aus dem alten Leben aussteigen?

Natürlich kannst du theoretisch von einem auf den anderen Tag aus deinem alten Leben aussteigen, deinen Job und deine Wohnung kündigen und dir ein Ticket nach Bali kaufen. In der Realität sieht das jedoch anders aus und will wohlüberlegt und geplant sein. Denn hast du einmal den Entschluss gefasst, dein altes Leben umzukrempeln, braucht es ein Bild oder eine Vision von deinem neuen Zuhause und dem, was du in Zukunft tun möchtest. Möchtest du reisen? Engagierst du dich in einem Projekt? Oder möchtest du Outdoor-Erfahrungen sammeln? Willst du beispielsweise in einer Jurte im Wald wohnen, solltest du dir lange vorher bereits Kenntnisse darüber aneignen, wie es sich auf diese Weise lebt. Wie baut man sich eine Jurte? Wo findet man Holz zum Heizen, Nahrung zum Essen und Wasser zum Trinken? Mach dir frühzeitig Gedanken, damit dein Traum vom Aussteigen auch in Erfüllung geht.

Welche alternativen Communitys gibt es außerhalb von Deutschland?

In den letzten Jahren und Jahrzehnten sind immer mehr alternative Gemeinschaften entstanden, nicht nur in Deutschland, auch weltweit. Leider hört man davon selten etwas in den Medien. Dabei bieten diese Projekte viel Inspiration, wie die Zukunft des Zusammenlebens aussehen könnte. Wer es liebt zu reisen, sollte sich auch auf internationaler Ebene einige Gemeinschaften ansehen. Beispiele dafür sind die folgenden:

  •     Die Findhorn Community in Schottland
  •     Die Bruderschaft Taizé in Frankreich
  •     Tamera in Portugal
  •     Auroville in Indien
  •     Das Momentom Collective in Portugal/Costa Rica

 

Vielleicht findest ja auch du dein Wohnprojekt und machst es zu deinem neuen Zuhause!

Warum brauchen wir einen alternativen Lebensstil?

Die Probleme unserer Gesellschaft zeigen immer mehr Menschen auf, dass das Leben, wie sie es kennen, nicht mehr nachhaltig ist. Ob Klimakrise oder Flüchtlingskrise, Ausbeutung durch Konsumwahn oder die Bedrohung unserer Gesundheit durch Zivilisationskrankheiten, viele Probleme und Herausforderungen unserer Zeit sind menschengemacht. Daher versuchen alternativ lebende Menschen, bessere Lösungen für sich, unsere Gesellschaft und unseren Planeten zu finden. In den Artikeln unserer Zeitschrift findest du viele Denkanstöße für »ein besseres Leben«. Die Ausgabe 91 beschäftigt sich sogar schwerpunktmäßig mit diesem Thema. Darin liest du mehr über den Aufbau von Gemeinschaften, die innere Gemeinschaftsarbeit und alternative Formen des Zusammenlebens.

Was ist ein Selbstversorger?

Selbstversorger sind Menschen, die sich selbst mit allem Alltäglichen versorgen. In erster Linie zählt dazu der Anbau von Nahrungsmitteln im eigenen Garten. In einem umfassenderen Verständnis bezieht Selbstversorgung aber auch weitere Bereiche und Gebrauchsgüter, wie das Herstellen von Kleidung und die Energiegewinnung, mit ein. Vor allem die zahlreichen Lebensmittelskandale der letzten Jahrzehnte haben dazu geführt, dass sich immer mehr Menschen der Selbstversorgung zuwenden. Wer sein Obst und Gemüse selbst anbaut, weiß, wo seine Nahrung herkommt, mit welchen Mitteln sie behandelt wurde und, dass sie keine unnötigen Kilometer hin und her transportiert wurde. Gleichzeitig bekommt er wieder ein Gefühl für den Wert der Lebensmittel und übernimmt Verantwortung für das eigene Wohl und die eigene Gesundheit.

Text: Stefanie Aue

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