Crowducation – Lebensanschlüsse statt Schulabschlüsse

Crowducation – Lebensanschlüsse statt Schulabschlüsse

Mit Live-Illustrationen und viel Power bringt Le-Mentzel seine Botschaften auf den Punkt. Ganz und gar ohne Powerpoint.

Crowducation – eine neue Form des Lernens

Autor: Prof. Van Bo Le-Mentzel
Kategorie: Soziologie
Ausgabe Nr: 62

 

 

Der Architekt Van Bo Le-Mentzel kam als Flüchtling nach Deutschland und will heute als Professor die Lehre in Deutschland mit einer Idee füllen, die in Universitäten wenig verbreitet ist: Schwarmintelligenz.

 

Mein Vater hatte eine sehr einfache Art, mich für Bildung zu motivieren. Er drückte mir einfach ein Fünfmarkstück in die Hand. Für jede Eins, die ich auf dem Zeugnis hatte. Aus welchen Gründen auch immer meisterte ich die Schule ohne große Hindernisse. Interessant war, dass ich in Deutsch nie besonders gut war. Unsere Deutschlehrerin Frau G. gab mir eine Vier, weil ich es nicht verstanden habe, warum und wie man alte Texte von toten Autoren analysiert und interpretiert. Heute haben Hirnforscher wie Gerald Hüther, moderne Ritter wie Sir Ken Robinson und Talkshow-Philosophen wie Richard D. Precht erkannt und unumstößlich nachgewiesen, dass der Großteil des Denkens in der Schule systematisch vernichtet wird.

98% des sogannten »unkonventionellen Denkens« – in Managerkreisen nennt man das auch »Out Of The Box«-Denken – geht durch Schule verloren, so die vernichtende Bilanz von Robinson. Die Frage ist, können wir uns das leisten? In einer Welt, in der wir offensichtlich in eine globale Apokalypse schlittern. Wer sich ein wenig am Weltgeschehen interessiert, wird sehen, dass wir vor großen Umwälzungen stehen, für die kein Mensch eine Lösung weiß: Klimawandel, Flüchtlingswellen, Populations-Tsunami, um mal die größten Herausforderungen zu nennen.

Schon in 2050 werden wir vermutlich die 10 Milliardenmarke in der Erdpopulation durchbrechen. Schon heute, bei einer Population von sieben Milliarden gibt es Versorgungsengpässe: Energie, Konsum, Land und Boden. Das klingt bedrohlich, wenn man sich vor Augen führt, dass die Erde noch vor 200 Jahren gerade mal eine Millarde Menschen ertragen musste. Wo soll das hinführen? Ja genau dahin, wo es viele Länder wie Portugal, Irland, Spanien und Griechenland bereits getrieben hat: In den Bankrott. Das ist der Bestcase. Im schlimmsten Fall führt das zu Bürgerkriegen und Verteilungskämpfen, wie es jeden Tag in über hundert schwelenden Krisenregionen auf der Welt Alltag ist. Rien ne vas plus.

 

So wie die Arbeitswelt von heute unweigerlich in ein Burnout führt, führt das Schulsystem heute in ein Learnout.

 

Der Börsenexperte Dirk Müller prophezeit, dass auch Deutschland dran glauben wird. Allein wegen der Verschuldung, die dank Zinseszins rein mathematisch nicht mehr rückgängig gemacht werden kann. Müller glaubt, dass Deutschland wirtschaftlich spätestens in 20 Jahren kollabiert, vielleicht aber auch schon in fünf. Na ja, man will sich nicht ausmalen, zu was die Menschen hierzulande imstande sind, wenn die große Depression kommt. Schon jetzt wird ja auf den armen Moslems, Juden und Flüchtlingen rumgehackt. Ja, das sind unsere Herausforderungen und ich meine: Nein, wir können es uns nicht erlauben, den Großteil unseres kreativen Denkens zu verbrennen.

 

Crowducation – eine neue Form des Lernens

 

In der Universität ist spätestens nach dem Bologna-Prozess und der Umstellung von Diplom auf Bachelor ein skurril wirtschaftsanbiederndes Bildungsideal zu beobachten. In europäischen Unis wird eher braves Punktesammeln honoriert, als freies kritisches Denken. Gestern traf ich einen Fotografen, den ich sehr schätze, der im Lette Verein in Berlin zum staatlich geprüften Photodesigner ausgebildet wurde. Er meinte, er hätte erst wirklich gelernt, wie man im echten Leben als Fotograf arbeitet, als er einem erfolgreichen Fotografen assistiert hat. Wieviel schulische Lehre und Ausbildung braucht ein angehender Fotograf? Seine Antwort: Keine. Fotografieren lernt man durchs Machen. Und Aufträge? Welche Rolle spielen Schulabschlüsse für den späteren Karriereverlauf? Kein Kunde interessiert sich für Zensuren oder Titel. Jobs entstehen durch’s Netzwerken. Und da haben wir auch schon die beiden größten Missverständnisse in der schulischen Lehre:

Irrtum eins: Menschen lernen durch Wissensvermittlung
Irrtum zwei: Menschen beeindrucken durch Abschlüsse

Das mag vielleicht mal so gewesen sein, bevor es Wikipedia, youtube und facebook gab. Doch heute kann eigentlich jeder lernen, was er will, wann er will, wo er will. Und das Ganze auch noch umsonst. Khan Academy ist eine Internetplattform, die für viele Homeschooler in den USA die Grundlage für die schulische Ausbildung liefert. Habe da kürzlich aus Spaß eine Vorlesung über Breastfeeding besucht, ein sogenanntes MOOC (Massive Open Online Course), veranstaltet durch die Stanford Universität. In den Niederlanden sind die ersten Steve Jobs Grundschulen gegründet worden, wo man keine schweren Schulranzen mit veralteten Büchern braucht, sondern lediglich ein iPad mit ganz vielen Spielen, die ganz viel Spaß machen. […]

 

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Lebensanschlüsse statt Schulabschlüsse (PDF)

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Van Bo Le Menzel
Lebensanschlüsse statt Schulabschlüsse

Der Architekt Van Bo Le-Mentzel kam als Flüchtling nach Deutschland und will heute als Professor die Lehre in Deutschland mit einer Idee füllen, die in Universitäten wenig verbreitet ist: Schwarmintelligenz.
 

 

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4 Kommentare
  • Katharina Orner-Kamp
    Gepostet am 08:15h, 09 Mai Antworten

    Die Grundschüler sollen keine Ranzen und Bücher mehr haben , sie sollen Spiele auf dem comp. und Spaß haben usw. Und wer macht die Spiele? – sollen diese nicht Inhalte haben wofür man Physik, Geschichte, Erdkunde, Deutsch etc.etc.etc. braucht????

  • Gabriele Juin
    Gepostet am 12:14h, 26 April Antworten

    ….sehr interessant!

  • Uwe Hermann
    Gepostet am 08:53h, 24 April Antworten

    Sehr aufschlussreicher Artikel. Nach meinem Dafürhalten hat der Autor recht.
    In der Schule wird ein Lehrplan durchgepeitscht, Noten vergeben wenn man die “richtigen Antworten gibt” und fertig.
    Im Leben zählen zudem vornehmlich erreichte Abschlüsse nicht aber der einzelne Mensch und sein vorhandenes Wissen.
    Wenn man selbst auf “die Pirsch” geht um zu lernen, zu verstehen ist der “Nährwert” in unserer Gesellschaft gering. Hat man hingegen Abitur ist es egal was sich hinter den Köpfen wirklich verbirgt bzw. welches Wissen man nun wirklich verinnerlicht/verstanden hat.
    So vergeudet man vorhandenes Potential. Problem. Man muss lernen das Abschlüsse nicht alles sind. Weit wichtiger sehe ich “quer zu denken”, über den Tellerrand hinaus. Gelerntes in Frage zu stellen, zu überdenken, eigene Gedanken einfließen lassen. Immer unter der Prämisse selbstkritisch weiter zu lernen, niemals dabei stehen zu bleiben.
    Mittlerweile sage ich mir das ich weit mehr im Leben gelernt habe als auch nur ansatzweise in der Schule. Das ich mich ärgere über die Zeit die man dort zu oft ( ? ) verschwendet hat um vorgegebene Lösungen/Antworten zu liefern. Kaum einer stellt solcherlei in Frage und hakt nach bzw. versucht selbst nachzuhalten was davon überhaupt brauchbar war/ist.
    Resümee. Nicht die Schule/Abschluss sollte oberste Priorität sondern der einzelne Mensch mit seinen individuellen Fähigkeiten.

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