03 März Bewusstsein jenseits des Körpers
Wissenschaftliche Erkenntnisse über das Phänomen der Nahtoderfahrungen
Autor: Dr. Pim van Lommel
Kategorie: Medizin
Ausgabe Nr: 102
Sind Nahtoderfahrungen ein Beweis für die Kontinuität unseres Bewusstseins und die Reinkarnation in ein weiteres, neues physisches Leben? Forschungen in diesem Bereich belegen außerkörperliche Erfahrungen von Patienten während ihres klinischen Todes, die zum Teil mit Erinnerungen bis vor die eigene Geburt einhergehen. Das Erlebte führt dabei oft zu einer tiefgreifenden Transformation der Betroffenen.
Zunächst einmal stimmen viele Mediziner, Neurowissenschaftler, Philosophen und Kognitionswissenschaftler meinem Ansatz zu, dass das Bewusstsein nicht mit der Funktion des Gehirns zusammenhängt.
Ronald Engert: Herr Dr. Pim van Lommel, Sie haben 1986 mit Ihrer Forschungsarbeit über Nahtoderfahrungen (NTE) begonnen und Sie sind bis heute aktiv am Forschen. Dies ist erstaunlich. Ich möchte mit einer statistischen Frage beginnen. Wie viel Prozent der Bevölkerung glaubt an Nahtoderfahrungen oder hat sogar eine Nahtoderfahrung erlebt?
Dr. Pim van Lommel: Nun, es wurden vier Studien über Überlebende eines Herzstillstands veröffentlicht, und der Prozentsatz der Patienten, die von einer Nahtoderfahrung berichtet haben, lag zwischen 15 und 25 Prozent. In der von meinem Team und mir durchgeführten Studie waren es 18 Prozent. Manche Untersuchungen aus Deutschland und den USA besagen, dass etwa 4,2 Prozent der Allgemeinbevölkerung in der westlichen Welt ein Nahtoderlebnis erfahren haben sollen. Wenn man dies auf die Gesamtbevölkerung Europas überträgt, wären es um die 600.000 Menschen in den Niederlanden, etwa 3,5 Millionen in Deutschland und in Europa insgesamt etwa 20 Millionen Menschen, die eine Nahtoderfahrung erlebt haben.
Engert: Das ist eine außerordentlich hohe Zahl. Vor kurzem las ich einen Artikel, der sich dem Thema aus einer materialistischen Perspektive annäherte und in dem von 62 Fällen in den letzten 30 Jahren die Rede war. Ich war erstaunt, dass der Autor auf eine solch niedrige Zahl kommen konnte. Denn es liegt ein großer Unterschied zwischen Ihrer Einschätzung und der des Artikels.
Van Lommel: Ich nenne das vorsätzliche Ignoranz.
Engert: Es ist schwierig, in der konventionellen Medizin und Wissenschaft mit Erkenntnissen oder Aussagen über Nahtoderfahrungen (NTEs) Fuß zu fassen, da sie die Existenz der NTEs nicht anerkennen. Nahtoderfahrungen werden allgemein als unwissenschaftlich betrachtet, da sie nicht reproduzierbar und infolgedessen unbeweisbar sind. Was ist Ihre Antwort auf solche Kritik?
Van Lommel: Zunächst einmal stimmen viele Mediziner, Neurowissenschaftler, Philosophen und Kognitionswissenschaftler meinem Ansatz zu, dass das Bewusstsein nicht mit der Funktion des Gehirns zusammenhängt. Das Hauptversprechen der materiellen Wissenschaft ist es, dass Phänomene objektiviert, dupliziert und falsifiziert werden müssen, um bewiesen zu werden. Und wenn sie das beweisen können, dann sind diese Fakten wahr. Wenn man jedoch über das Bewusstsein spricht, also über das, was Menschen fühlen und denken, lassen sich die Aussagen nicht objektivieren, nicht duplizieren oder falsifizieren, also nicht beweisen. Wenn wir über das Bewusstsein sprechen, befinden wir uns jenseits der materiellen Wissenschaft. Dabei ist das Hauptproblem der meisten Wissenschaftler, dass sie damit nicht umgehen können. Sie haben Angst vor Aussagen über Nahtoderfahrungen, weil sie diese nicht objektivieren können. Daraus ergibt sich eine große Zurückhaltung sowie eine vorsätzliche Ignoranz und Vorurteile gegenüber dieser Art von Studien. Die Kritik basiert somit weder auf Fakten noch auf den wissenschaftlichen Studien, die über Nahtoderfahrungen durchgeführt wurden, sondern auf vorsätzlicher Ignoranz und Vorurteilen.
Engert: Was kann als echte Nahtoderfahrung betrachtet werden? Was sind Ihre Definitionsstandards?
Van Lommel: Eine Nahtoderfahrung ist die berichtete Erinnerung an eine Bewusstseinsperiode während eines besonderen Bewusstseinszustandes. Besondere Bewusstseinszustände bestehen aus bestimmten Elementen, zum Beispiel der Erfahrung, tot zu sein, eine Wahrnehmung, die sich auf außerhalb und oberhalb des leblosen Körpers erstreckt, durch einen Tunnel ins Licht zu gehen, verstorbene Verwandte oder Lichtwesen zu begegnen, einen Lebensrückblick, in dem man alles, was man in seinem bisherigen Leben erlebt hat, noch einmal erlebt, das Empfinden einer intensiven Verbindung zu anderen Menschen sowie sich der Vergangenheit anderer Menschen bewusst zu sein.
Manchmal wird einem ein Ausblick auf zukünftige Ereignisse aus seinem Leben gezeigt, woraufhin man an eine Grenze gelangt und eine Stimme sagen hört: »Es ist noch nicht deine Zeit, du hast noch eine Aufgabe zu erfüllen«, und danach kehrt die Person bewusst in den physischen Körper zurück. Diese Erfahrungen treten meistens während einer kritischen medizinischen Situation auf, wie dem klinischen Tod, also einem Herzstillstand, oder aufgrund eines Komas, einer Hirnblutung oder aufgrund von Verkehrsunfällen. Des Weiteren kann dieser Zustand durch einen hohen Blutverlust oder bei Frauen durch eine komplizierte Geburt ausgelöst werden. Kinder berichten von ähnlichen Bewusstseinszuständen, nachdem sie beinahe ertrunken wären. Gleichzeitig ist es interessant, dass solche Erfahrungen auch durch nicht lebensbedrohliche Situationen ausgelöst werden können, wie durch eine schwere Depression, eine existenzielle Krise während der Meditation oder eines Spaziergangs in der Natur. Auch Todesangst in Anbetracht eines drohenden Verkehrs- oder Bergunfalls kann diese Erfahrungen auslösen. Außerdem können nahtodähnliche Erfahrungen auch während der Endphase einer Krankheit eintreten. Diese werden als Visionen am Sterbebett oder als End-of-Life-Erfahrungen bezeichnet.
Wenn wir über das Bewusstsein sprechen, befinden wir uns jenseits der materiellen Wissenschaft.
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Schwerpunkt: Wiedergeburt – Kreislauf des Lebens
Erschienen: März 2025
Dr. Pim van Lommel – Bewusstsein jenseits des Körpers • Dieter Hassler – Reinkarnation unideologisch in ihrer Vielfalt untersuchen • Clara Welten – Spirituelle Reinkarnationsreisen • Marina Stachowiak – Das ungeahnte Erbe • Armin Risi – Bewusstseinswandel und »plötzlich große Klarheit« • Dr. Sylvester Walch – Wege zur Ganzheit (2) • Birgit Kayser – Spirituelles Burn-out • Armin Denner – Die Großen Tarot Arkana • Abbas Schirmohammadi & Philipp Feichtinger – Wer einen Baum pflanzt, wird den Himmel gewinnen • Sophie Baroness von Wellendorff – Wenn Licht und Dunkelheit tanzen • Buchbesprechungen • u.v.m.
Zum Autor
Pim Van Lommel, M.D., geb. 1943, 1971 Abschluss seines Studiums an der Universität Utrecht und Spezialisierung auf Kardiologie 1976. Von 1977-2003 Tätigkeit als Kardiologe, und aktuell forscht er hauptberuflich über die Beziehung zwischen Geist und Gehirn. Seit 1986 verfasste er über 20 Artikel (die meisten davon auf Niederländisch), ein Buch und viele Kapitel über NTE. Er war Mitbegründer der niederländischen IANDS und erhielt zahlreiche Auszeichnungen für seinen Beitrag zur Erforschung von Nahtoderfahrungen.
Webseite: pimvanlommel.nl/de/
Weitere Artikel zum Thema
- TV 101: Viktor Terpeluk – Nahtoderfahrung und Persönlichkeitsentwicklung.
Wie NTEs den Menschen dauerhaft beeinflussen - TV 100: Dr. Stephan Krall – Vom Sein zum Bewusstsein
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- OS 17: Prof. Dr. Thomas Görnitz/ Dr. Brigitte Görnitz – Quantenphysik und Bewusstsein
- OS 17: Prof. Dr. Thilo Hinterberger – Bewusstsein und Hirnforschung
Bildnachweis: © Adobe Photostock
Thomas Häßler
Gepostet am 13:14h, 16 MärzBemerkung Thomas Häßler 16.03.2025
Meiner Meinung nach liegt hier schon im Ansatz ein Denkfehler vor.
Das ist mein Denkansatz dazu, es keine Zeit gibt nur die ständige Veränderung der Form und bestimmte wiederholende Bewegungen wie Sonnenaufgang und Sonnenuntergang. Die Sonne scheint aber immer in dieser Betrachtung des Bewegungssystems. Daraus haben wir unsere Zeit abgeleitet und den Kalender der auch in der Geschichte sich öfter verändert. Und duch ein Schaltjahr korigiert werden muss. Alo wenn ich in der Zeit reise so geschiet es aus dem Jetzt herraus und zeigt sich dann in unseren Gedanken, die dann Gefühle erzeugen. Somit zeigt sich das Bewustsein in dieser Form in Jetzt. Es wir also nur eine Bestimmte Form interbrettiert und sich eine Zukunft nach dem Tot vorgestellt. Es ist aber davorgestellt, und nicht war. Für das reine Bewustsein welches weder geboren ist noch stirbt ist diese Wahrnehmung vielleicht nur ein Wipernschlag. Also auch wieder Bewegung im jetzigen Moment. (Abgeleitet von den Erkenntnissen von RAMA Maharshi)
Diesem Ansatz liegt die Uhrangst vor dem Tod zu Grunde. Was verständlich ist. Das Ich (welches ein ständiger Prozess im jetzt ist) will überleben. Das Leben selbt ist die ständige Wiederholung der Form lebendig und tot.
Das ist ein Problem für das Ich, für das eigentliche Selbst nicht.
Wer bin ich? Allses was ich beobachten kann bin ich nicht. Wer bin ich ? Wer ist der Beobachter?
Wo befindet sich meing Grenze zwischen Innen und Außen?
Viel Freude und vieleicht Erkenntnis mit diesen Fragen
Thomas Häßler
Hanna Neuhold
Gepostet am 12:44h, 25 MärzLieber Thomas, das ist ein interessanter Denkansatz! Zeit ist nach Bewusstsein vielleicht das Phänomen über das wir am wenigsten Bescheid wissen – mehr als Vorstellungen haben wir da nicht, denn die Wissenschaft kommt da noch nicht nach…
Vielleicht wäre das mal ein tolles Thema für die Tattva, was meinst du? Oder fallen dir andere Themen ein, die du gerne in der Tattva behandelt sehen willst? 🙂