Das alchemistische Schwellenprinzip

Das alchemistische Schwellenprinzip

Über Heilungsprozesse auf Grundlage der Alchemie

Autor: Dr. Phys. Doru Bodea
Kategorie: Medizin
Ausgabe Nr: Sonderheft Ayurveda

Als Tradition der Transformation ist die Alchemie an der Wurzel vieler Heilungsmethoden angesiedelt. Dabei bildet sie längst nicht nur für die westliche, abendländische Kultur die Basis der dort entstandenen Heilweisen. Auch in den östlichen Traditionen lassen sich Formen der Alchemie finden. Auf diesen fußt der Ayurveda.

Der Ayurveda, die traditionelle chinesische Medizin, die traditionelle tibetische Medizin, die Homöopathie, die Spagyrik, die Allopathie und die Pharmakologie… viele Namen, die auf unterschiedliche Denksysteme und unterschiedliche praktische Prinzipien hinweisen. Einige von ihnen sind heute als Wissenschaftsformen zugelassen, andere hingegen werden (zumindest hier im Westen) noch mit einem gewissen Misstrauen betrachtet. Dennoch sind sie alle auf dasselbe Ziel ausgerichtet: die Gesundheit zu bewahren oder, wenn nötig, wiederherzustellen. Aber können wir neben diesem Ziel noch etwas anderes erkennen, was sie verbindet? Viele Gelehrte und Forscher kamen zu der Schlussfolgerung, dass es eine alte Tradition gibt, die der Vorläufer von jedem dieser Systeme war: die Alchemie.

Eine zeitlose Wissenschaft

Die Alchemie wird auch die »immerwährende Philosophie« genannt, weil sie im Laufe der Menschheitsgeschichte in verschiedenen Teilen der Welt und in sehr unterschiedlichen religiösen, sozialen und kulturellen Umfeldern viele Momente des Erwachens erlebt hat.

Es ist in der Tat leicht zu erkennen, dass die Alchemie seit einigen Jahrtausenden eine ständige Präsenz hat, die sich über ein weites geografisches Gebiet erstreckt, von China und Indien bis zur arabischen und hellenistischen Welt, von Babylon und Ägypten bis zur europäischen Kultur des Mittelalters. Noch erstaunlicher ist, dass die Sprache, die Symbole und die operativen Prinzipien der Alchemie weitgehend ähnlich sind, fast unabhängig von ihrem Umfeld. Und doch fühlt sich jeder Versuch, die Alchemie zu definieren, durch ihre »immerwährende« Eigenschaft als dürftig und vor allem restriktiv an. Nichtsdestotrotz betrachte ich die Alchemie als eine Philosophie der Vollkommenheit, eine Form des Wissens, die sowohl theoretisch als auch praktisch darauf abzielt, sich dem Ziel der Vollendung des Wesens, der Rückkehr zu seiner ursprünglichen Einheit, zu nähern.

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Transformation und Evolution

Die hier im Westen am weitesten verbreitete Ansicht über den Ursprung der Alchemie ist mit dem Namen von Hermes Trismegistos verbunden, einem legendären König und bedeutenden Priester, der manchmal sogar als Gott angesehen wird. Er gilt als Autor der »Smaragdtafel (Tabula Smaragdina)«, dem »heiligen Kodex« der Alchemisten. Dort heißt es:

»Und gleich wie alles aus einem durch des einigen Schöpfers Wort entstanden: Also werden auch alle Dinge nunmehr aus diesem einzigen Ding durch Anordnung der Natur geboren.«

Das Grundprinzip der Alchemie lässt sich sehr einfach ausdrücken:

»Alles entstammt einer einzigen Quelle.«

Gemeinsam mit seiner direkten Konsequenz, [deshalb] »kann alles in alles andere transformiert werden«, beschreiben die Alchemisten zusammenfassend diese tiefgreifende Wissenschaft der Transformation. Diese Quelle wird oft als »Substanz« beschrieben (manchmal ist es wirklich eine Substanz), die gewöhnlich »materia prima« genannt wird, die Urmaterie, das einzigartige, schöpferische und unzerstörbare Substrat der gesamten Schöpfung. Normalerweise ist sie für unsere gewöhnlichen Sinne nicht wahrnehmbar, nur ihre zahllosen, jedoch partiellen Manifestationen sind zugänglich. Transformation ist ein Schlüsselbegriff der Alchemie. Trans-formation, wie das Wort selbst andeutet, steht sowohl für das Wissen, über die aktuelle Form hinauszugehen, hin zu der in ihr verborgenen Quelle (einer Quelle, die irgendwie immer dieselbe ist), als auch für die praktische Fähigkeit, diese Form in eine andere umzuwandeln.

Des Weiteren gibt die tibetische Alchemie, die vielmehr als eine innere Form der Alchemie bekannt ist, ein sehr schönes Beispiel. Wenn wir uns das gewöhnliche menschliche Bewusstsein einem Stück Kohle entsprechend vorstellen, dann ist das Bewusstsein desjenigen, der bereits die spirituelle Vollkommenheit erreicht hat, wie ein Diamant. Beide Substanzen bestehen aus dem gleichen Element, dem Kohlenstoff. Aber letzteres hat einen viel höheren Ordnungsgrad und dementsprechend bessere Eigenschaften. Holzkohle ist stumpf, undurchsichtig und relativ weich, während ein Diamant durchsichtig ist und das härteste natürliche Material darstellt, das wir kennen. Da er so robust ist, weist er ein ähnliches Merkmal auf, das wir bereits beim Gold gesehen haben: eine zeitlose Form, die gegenüber allen äußeren Veränderungen Bestand hat.

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Das Schwellenprinzip

Der menschliche Körper verfügt über ein eigenes komplexes Entgiftungssystem. Alles, was für den Körper nicht geeignet ist und durch Anhäufung zum Gift werden kann, soll ausgeschieden werden. Dabei gilt es, die Effizienz eines solchen Systems zu beachten. Die Wirksamkeit des Reinigungssystems muss dem Niveau der im Körper angesammelten Verunreinigungen entsprechen. Wenn dies der Fall ist, dann hat der Körper (aus dieser Perspektive) die Chance, ein gesundes Leben zu erhalten.

Das alchemistische Schwellenprinzip

Dieses alchemistische Prinzip kann als »Schwellenprinzip« bezeichnet werden. Um es zu verstehen, können wir uns auf die besondere Situation beziehen, in welcher der Giftpegel höher als die Fähigkeit des Reinigungssystems ist, eine solche Substanz zu eliminieren. Nach diesem Prinzip »erkennt« der Körper die Substanz nicht mehr als Gift, wenn ein bestimmter Schwellenwert eines Giftes überschritten wird. Dementsprechend stoppt der Prozess der Ausscheidung, das heißt die Reinigung. Ab diesem Moment wird die Ansammlung des Giftes gefährlich und kann leicht zur Quelle von Krankheiten werden. Um eine solche Krankheit zu heilen, muss der Körper daran »erinnert« werden, dass die betreffende Substanz ein Gift ist und ausgeschieden werden muss. Um eine solche Wirkung zu erzeugen, wird aus derselben Substanz, welche die Vergiftung hervorgerufen hat, ein Heilmittel hergestellt.

Dasselbe Schwellenprinzip lässt sich bei einem völlig entgegengesetzten Phänomen beobachten. Um seinen Gesundheitszustand aufrechtzuerhalten, benötigt der Körper nicht nur eine Entgiftung, sondern muss auch einige Elemente erhalten, die für die Funktionsfähigkeit seiner Organe sehr wichtig sind. Zum Beispiel Übergangsmetalle, wie Eisen, Zink und Selen oder Alkalimetalle wie Natrium, Kalium und Magnesium. Ohne diese Elemente können bestimmte physiologische Prozesse nicht aufrechterhalten werden, was ebenfalls zu verschiedenen Krankheiten führt. Spezifisch sowohl für die Alchemie, den Ayurveda als auch für die traditionelle chinesische Medizin ist die Vorstellung, dass Metalle und insbesondere die sogenannten alchemistischen Metalle (nämlich Pb, Sn, Fe, Cu, Hg, Ag und Au) für die ordnungsgemäße Funktion des menschlichen Körpers äußerst wichtig sind.

Man geht davon aus, dass jede Krankheit entweder mit einem Mangel oder einem Überschuss an darin enthaltenen Metallen zusammenhängt.

Wenn die Nahrungsaufnahme sehr arm an solchen Elementen ist oder bestimmte Substanzen (oder schlechte Gewohnheiten) verwendet werden, welche die Assimilation solcher Elemente verhindern, dann erfährt der Körper einen Mangel. Sinkt der Gehalt eines bestimmten Elements unter einen Schwellenwert, »vergisst« der Körper, es aus der Nahrung zu identifizieren, zu extrahieren und zu assimilieren. Dies führt mit der Zeit zu einem schweren Mangel, der dementsprechend verschiedene physiologische Probleme auslöst. Durch die richtige Analyse können wir den Mangel erkennen, da wir heute auf aufwendige Testmöglichkeiten zurückgreifen können. Es ist jedoch oft festgestellt worden, dass es insbesondere dann, wenn einige Elemente unterhalb bestimmter Niveaus liegen, ziemlich schwierig ist, sie zu korrigieren.

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Das alchemistische Schwellenprinzip

Der Ayurveda, die traditionelle chinesische Medizin, die traditionelle tibetische Medizin, die Homöopathie, die Spagyrik, die Allopathie und die Pharmakologie … all diese könnten eine gemeinsame Wurzel haben, eine tiefe und komplexe Disziplin, die Alchemie genannt wird. Das bedeutet nicht, dass eine Rückkehr zu ihrer alten Methodik die notwendige Lösung ist, um all diese Richtungen wieder zu vereinen und einen außerordentlichen Fortschritt in unserem Wissen über Gesundheit zu erreichen. Wissenschaftliche und technologische Entwicklung sind sicherlich notwendig und sogar erforderlich. Aber ein richtiges Überdenken und ein echtes Verständnis der universellen Prinzipien, die den Kern der Alchemie ausmachen, könnten zumindest die geeignete theoretische Grundlage darstellen, um einige Schritte vorwärts zu einer ganzheitlichen Sichtweise über Gesundheit und Heilung zu machen, eine Sichtweise, die dem Bewusstsein hoffentlich die ihm entsprechende Position und Bedeutung verleiht.

Dies sind Ausschnitte aus dem Artikel.

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Dr. Doru Bodea
Das alchemistische Schwellenprinzip
Über Heilungsprozesse auf Grundlage der Alchemie

Als Tradition der Transformation ist die Alchemie an der Wurzel vieler Heilungsmethoden angesiedelt. Dabei bildet sie längst nicht nur für die westliche, abendländische Kultur die Basis der dort entstandenen Heilweisen. Auch in den östlichen Traditionen lassen sich Formen der Alchemie finden. Auf diesen fußt der Ayurveda.
 

 

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Über den Autor

Dr. Phys. Doru Bodea (Ph. D.) unterrichtet verschiedene Yoga-Traditionen in ganz Europa. Er ist einer der führenden Lehrer der ATMAN International Federation of Yoga and Meditation und bringt einen umfangreichen wissenschaftlichen Hintergrund in Forschung und Lehre auf dem Gebiet der modernen Physik mit.

Weitere Informationen unter: http://traditionelles-yoga.de/dr-phys-doru-bodea/

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