29 Dez Das ist es
Meine spirituellen Erfahrungen
Autor: Ronald Engert
Kategorie: Spiritualität allgemein
Ausgabe Nr: 77
Im Kleinsten wie im Größten kann das Erwachen geschehen. Es kann eine Biene sein oder Dienst für Gott, der selbstlos dargebracht wird. Es kann den Augenblick betreffen oder die Ewigkeit, das Diesseits oder das Jenseits. Immer aber geht es mit einem erweiterten Bewusstseinszustand einher, der durch inneren Frieden, vollkommenes Wissen, Glückseligkeit und bisweilen eine göttliche Liebe gekennzeichnet ist.
Spirituelle Zustände und Erlebnisse kommen und gehen. Viel wichtiger ist für mich heute der Dauerzustand, und ich glaube, es ist wichtig, diesen Dauerzustand, das Bewusstsein, was ich normalerweise im Alltag habe, auf ein spirituelles Niveau zu heben. Sri Aurobindo sagte: »Alles Leben ist Yoga.« (vergleiche Tattva Viveka 35)
Fortschritt ist es heute für mich, wenn ich in jeder Situation, in guten wie in schlechten Tagen, inneren Frieden und Gelassenheit, ein stilles inneres Glück und Weisheit leben kann.
Dennoch bin ich froh und dankbar, dass ich in meinem Leben schon einige intensive spirituelle Erfahrungen machen durfte. Darunter verstehe ich veränderte Bewusstseinszustände, die mit Glückseligkeit, Wissen und Gefühlen des inneren Friedens oder der Ewigkeit einhergehen. Diese Erfahrungen fanden bei mir in unterschiedlichen kulturellen Kontexten und Wirklichkeitsebenen statt, d. h. sie waren zum Beispiel indisch, schamanisch oder ganz ohne bestimmte spirituelle Tradition passiert und sie bezogen sich auf die Natur, auf Menschen und auf Gott. Hier einige davon:
Mensch und Natur
Einmal saß ich in meinem Zimmer zu Hause, ich war 28 Jahre alt und in einer sehr schweren Lebenskrise, die durch eine unglückliche Liebe ausgelöst worden war. Es ging mir schon längere Zeit nicht gut, und an diesem Tag war ich sehr verzweifelt und fühlte mich zutiefst einsam und wusste nicht, wohin mit mir. Ich setzte mich dann auf den Boden und begann, Om zu chanten. Ich chantete nur einige Minuten das Om und meine innere Stimmung veränderte sich komplett. Die dunklen Wolken in meiner Seele waren wie weggeblasen, ich fühlte mich supergut und inspiriert. Plötzlich machte das Leben wieder einen Sinn und die Welt machte mir Freude. Ich war bei mir angekommen und total zufrieden und glücklich.
Einige Monate später hatte ich ein anderes Erlebnis. Es ging mir wieder nicht so gut und ich befand mich gerade im Garten bei meinen Eltern. Es war Frühling, die Sonne schien, aber ich spürte diese Verzweiflung und innere Leere. Ich wusste wieder nicht, was tun und wohin mit mir. Ich stellte mich vor einen jungen Obstbaum, der gerade blühte, und betrachtete ihn. Ich sah eine kleine Biene, die sich an einer der Blüten zu schaffen machte. Ich beobachtete sie und wurde plötzlich immer mehr in diese Beobachtung hineingezogen. Ich verschmolz förmlich mit der Biene und der Blüte. Das war wohl dieses Gefühl, wie es bei dem Einswerden oft beschrieben wird. Es war eine innige und sehr intensive Erfahrung der Präsenz. Ich war einfach nur noch in diesem einen Moment an diesem einen Ort. Hier und jetzt. Alle meine Ängste und Verzweiflungen lösten sich in diesem Moment auf, ich war in Verbindung.
Das war eine wunderschöne Erfahrung, die ich auch jetzt, 30 Jahre später, noch ganz klar vor mir sehen kann.
Lesen Sie im vollständigen Artikel, wie sich Ronald Engert im Alter von 30 Jahren im Wildwuchs von Gras und kleinen Sträuchern ein eigenes kleines Universum offenbarte.
Bhakti-Yoga
Meine wichtigste Erfahrung war sicherlich die in Indien, als ich durch alle Schleier des Egos hindurchstoßen konnte, um bei meinem ewigen spirituellen Selbst anzukommen. Ich war schon ca. drei Wochen in Indien und nahm an einer Pilgerreise zu den heiligen Orten der Krishna-Tradition teil. Es waren beschwerliche Busfahrten über staubige und holprige Landstraßen, es war oft laut, morgens zu kalt, mittags zu heiß, es gab nichts Richtiges zu essen und manchmal mussten wir sehr weit laufen, um an den jeweiligen Schrein oder Tempel zu kommen. Auch das kleine Städtchen, wo wir wohnten, glänzte vor allem durch einen unglaublich lauten und stressigen Verkehr, Abgase, Gestank durch die offene Kanalisation, endlos viele Menschen und das Fehlen jeglichen ruhigen Ortes. Ich kam immer mehr an meinen Tiefpunkt und hielt den ganzen Stress nicht mehr aus. Ich schlug mich zu unserem Tempel durch, stürzte in den Hof hinein und traf auf einen Freund.
Ich klagte ihm mein Leid und er schlug vor, ich solle Service machen, also einen Dienst für die Gemeinschaft ausführen. Er empfahl mir, nach dem Mittagessen die Essenshalle zu wischen.
Ich tat es, und da geschah es. Vorher fühlte ich mich fremd, kein Mensch schaute mich an, ich war total fertig. Aber kaum hatte ich angefangen zu putzen, lichtete sich mein Gemüt, die Menschen lächelten mich an und ich fühlte mich verbunden. Ich kam in eine unvorstellbare Glückseligkeit und alles war wie ausgewechselt. Ich ging raus auf die Straße, und die Kreuzung, die mir vorher wie die reinste Hölle erschienen war, fühlte sich plötzlich an wie eine liebliche Oase oder wie mein Wohnzimmer. Ich sah Menschen an und konnte auf ihrer Stirn ihr ganzes Leben sehen, ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.
Erfahren Sie im Volltext, welche außergewöhnlichen Erfahrungen Ronald Engert im Kontext der indischen Spiritualität im Rahmen seiner Einweihung in das Krishna-Bewusstsein machte. Bestellbar am Ende des Artikels.
Spirituelle Erfahrungen sind wie Fenster in eine andere Welt, in die Welt Gottes oder des Erwachens zum Sein. Sie sind Wegweiser und Ausblicke auf unsere Bestimmung als spirituelle Wesen.
Es ist unvorstellbar, was uns an Lebensqualität entgeht, wenn wir in allen diesen Dingen immer nur unbewusst und dumpf durch die Gegend laufen und nichts von diesen Welten wissen. Dennoch kann ich diese Erfahrungen nicht willkürlich herbeirufen. Es sind Gnadengeschenke der Höheren Macht oder Gottes, wie jeder Gott für sich verstehen mag. Immer geht es um das Aufgeben der Kontrolle durch mein Ego. Dann können göttliche Wunder geschehen.
Dies sind Ausschnitte aus dem Artikel.
Ronald Engert beschreibt in diesem Artikel seine persönlichen spirituellen Erfahrungen, welche sein Leben und Werden nachhaltig beeinflussten.
Die vollständige Fassung des ersten Teils lesen Sie in der Tattva Viveka 77 Auch für 2,00 € als ePaper erhältlich (Pdf, 6 Seiten).
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Zum Autor
Ronald Engert, geb. 1961. Studium der Germanistik, Romanistik und Philosophie, später Indologie und Religionswissenschaften an der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt/M. 1994 Mitgründung der Zeitschrift Tattva Viveka, seit 1996 Herausgeber und Chefredakteur. 2017 Bachelorabschluss in Kulturwissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. Autor von »Gut, dass es mich gibt. Tagebuch einer Genesung« und »Der absolute Ort. Philosophie des Subjekts«.
Blog: www.ronaldengert.com
Zeitschrift: www.tattva.de
Das ist es. Meine spirituellen Erfahrungen (PDF)
€ 2,00
Ronald Engert
Das ist es. Meine spirituellen Erfahrungen
Im Kleinsten wie im Größten kann das Erwachen geschehen. Es kann eine Biene sein oder Dienst für Gott, der selbstlos dargebracht wird. Es kann den Augenblick betreffen oder die Ewigkeit, das Diesseits oder das Jenseits. Immer aber geht es mit einem erweiterten Bewusstseinszustand einher, der durch inneren Frieden, vollkommenes Wissen, Glückseligkeit und bisweilen eine göttliche Liebe gekennzeichnet ist.
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