05 Nov Die Kraft der sexuellen Ekstase
Im Gespräch mit einer Tantra-Pionierin
Autor: Margot Anand
Kategorie: Veden/Yoga
Ausgabe Nr: Sonderheft Sexualität
Die Grande Dame des Tantra Margot Anand lehrt seit Jahrzehnten den Weg und die Kunst der sexuellen Ekstase und ist davon überzeugt, dass unser Glück und Wohlbefinden unabdingbar mit einem erfüllten und freien Sexleben verbunden ist – jenseits der Vorgaben und Einschränkungen von Kirche und Gesellschaft.
Tattva Viveka: Margot, in deinem Buch »Tantra – die Kunst der sexuellen Ekstase« habe ich folgendes Zitat gelesen: »Eine unserer größten Quellen der Freude und eine unserer größten Quellen der Enttäuschung ist sexuelle Intimität.« Wie kommt es, dass sexuelle Intimität gleichzeitig unser größtes Vergnügen und unsere größte Enttäuschung ist?
Margot Anand: Um diese Frage richtig beantworten zu können, muss man bis zur ersten sexuellen Erfahrung eines Menschen zurückgehen. Wenn derjenige seine ersten sexuellen Erfahrungen in einer Kultur gemacht hat, die ihm nicht die Tür zum Verständnis der Magie von Sinnlichkeit und der Bedeutung gegenseitiger Verehrung eröffnet hat, und er sich erst selbst Schritt für Schritt langsam an die Kunst der Intimität herantasten musste, oder wenn er gar nicht an diese Kunst herangeführt wurde und zu Beginn eine schlechte sexuelle Erfahrung gemacht hat, trägt er das sein ganzes Leben lang mit sich.
Solche Erfahrungen prägen sich ein und führen häufig zu vorgefertigten Rollen, wie dazu, dass die Frau sich dem Mann unterordnen soll oder dass die patriarchalische Kultur sagt, dass der Mann die Initiative ergreifen sollte.
Wenn der Mann das macht, was er will, ist er nicht sensibel für das, was die Frau braucht,
und sie wiederum traut sich nicht, mitzuteilen, was sie braucht. All diese vielen psychologischen Details wirken sich auf den Moment der Intimität aus. Es gibt einen wunderbaren Ausspruch von Osho, den ich sehr mag: Wenn zwei Liebende zusammen sind, dann sind nicht nur die beiden präsent, sondern auch sein Vater und seine Mutter und ihr Vater und ihre Mutter, und sein Großvater und seine Großmutter und ihr Großvater und ihre Großmutter, und natürlich alle Onkel und Tanten und auch die Geschwister, und sie alle führen ein Gespräch über den Kopf der Liebenden hinweg und sagen: »Ich denke, du solltest es so machen. Oh, das ist furchtbar, das konnte ich schon als Kind nicht.« All diese Meinungen, wie sie es machen sollten und wie sie es nicht machen sollten, sind anwesend. Und den Einfluss der Kirchen dürfen wir auch nicht vergessen.
Die Kirchen und Regierungen wollen im Grunde genommen nicht, dass die Menschen in Ekstase geraten.
Und das war noch nie so klar wie heute. Wir leben in einer anti-ekstatischen Gesellschaft.
Inwiefern beschneiden Kirchen und Regierungen die freie, sexuelle Entfaltung der Menschen? Lesen Sie dies und vieles mehr im vollständigen Artikel. Unten können Sie das Pdf bestellen.
Tantra und Sexualität
Kannst du uns ein bisschen mehr darüber erzählen, welche Rolle die Sexualität im Tantra spielt?
Margot: Die alten tantrischen Schriften befassten sich kaum mit Sexualität, maximal zehn Prozent, denn sie konzentrierten sich vorwiegend auf das Erwachen, auf Yoga und darauf, sich selbst zu verbessern, aber dann kam die Bewegung auf, die manche Neo-Tantra nennen. In dieser Zeit diskutierte ich mit meinen leitenden Stellvertretern darüber, ob wir Teil dieser Bewegung sind oder nicht.
Der Punkt ist, dass die Basis der Sexualität der grundlegende Instinkt unserer Libido ist, also der Fortpflanzungstrieb.
Wenn man diesen ausklammert, und tiefer in die Materie eindringt, und sich fragt, was genau geschieht, wenn es zum Orgasmus kommt, erkennt man, dass der Orgasmus die Intensivierung der Erregung bis zu dem Punkt ist, an dem der Verstand wegfällt und der Reflex übernimmt.
Der Reflex der orgasmischen Reaktion tritt ein, wenn die Gesamtheit deines Wesens in ein hohes Maß an Erregung eintritt, und dann erlebt man einen Höhepunkt, eine Hingabe und eine Entspannung.
Was genau geschieht bei diesem Prozess? In dem Moment haben wir die Möglichkeit, eine sehr starke Lebensenergie zu erfahren, die erregt und bewegt wird. Wenn wir diese Lebensenergie nehmen und lernen, den zentralen Kanal in der Mitte unseres Körpers zu öffnen, den ich die innere Flöte nenne und die in jeder Kultur existiert und bereits erwähnt wurde – die Tibeter nennen sie den roten Bambus, die Taoisten den zentralen Fokus. Wie auch immer, man kann lernen, mit dieser Energie zu arbeiten
Die drei Schlüssel
TV: Welche sind die drei Schlüssel zu einem ekstatischen Liebesleben?
Margot: Nun, es gibt, wie ich sie nenne, die drei Schlüssel zur orgasmischen Kraft. Der erste ist: Was passiert, wenn du anfängst, erregt zu werden? Wenn du erregt bist, selbst wenn du joggen gehst oder irgendeine kleine Übung machst, hast du die Tendenz, mehr durch den Mund zu atmen. Wenn diese verstärkte Atmung auftritt, findet eine Bewegung in deinem Körper statt, die in Richtung Expansion-Kontraktion geht. Ich atme ein und öffne mich, ich atme aus und lasse den Atem los. Mein Körper sammelt sich in sich selbst. Das ist der zweite Schlüssel: den Körper zu bewegen. Der dritte Schlüssel ist die Stimme.
Wenn ihr Liebe macht, wenn ihr intim seid, ist es sehr schön, eure Stimme zu benutzen.
Wenn ihr das tut, weiß euer Partner, dass ihr eine gute Zeit habt oder auch nicht, das hängt von der Stimme ab. Wer hat schon von jemandem gehört, der/die einen Orgasmus hat, wenn er/sie still daliegt, ganz entspannt, durch die Nase atmet und nichts sagt. Das gibt es doch nicht, oder? Es kommt zwar vor, aber dafür muss man erfahrener in der tantrischen Kanalisierung von Energie sein. Das sind die drei Schlüssel des Liebemachens: die tiefe Atmung, die Bewegung – die grundlegende Lebensbewegung: Becken zurück, Becken vor, das ist die Bewegung des Liebemachens und die Bewegung des Gebärens von Kindern – und die Stimme. Es ist die gleiche Bewegung. Einnehmen, Ausgeben oder Ausstoßen.
Der Atem löst die Bewegung aus, und nach der Bewegung kommt die Stimme,
das Lied des Lebens, das Lied der Liebe. Wenn wir die drei Schlüssel anwenden, fangen wir an, uns der Intimität und dem Liebesspiel zu nähern.
Lesen Sie im vollständigen Artikel, wie wir ein ekstatisches und freies Leben führen können.
Nun, ich behaupte, dass, wenn alle Politiker und führenden Persönlichkeiten ein gutes Sexualleben hätten, wir in einer viel besseren Welt leben würden. Als ich das letzte Mal von diesem Thema gehört habe, war es bei John F. Kennedy, den jeder absolut geliebt hat und der ein großartiger Präsident war. John F. Kennedy musste zwei oder drei Mal am Tag Liebe machen. Gut für ihn! Denn wenn man an den ganzen Druck denkt, der mit der Position des Präsidenten verbunden ist, ist Viel-Liebe-Machen eine Entlastung hinsichtlich des ganzen Drucks. Es bringt Liebe in ihr Leben und macht sie zu einem besseren Menschen. Nun, es könnte ein wenig Sucht im Spiel gewesen sein, aber ich werde nicht darüber urteilen. Eine andere Geschichte, die ich zu dieser Frage erzählen kann, ist, dass die Leiter der Kennedy-Schule für politische Führung, ein Ehepaar, an meinem Liebes- und Ekstasetraining in Amerika teilnahmen. Nachdem sie nach Hause zurückgekehrt waren, waren sie sehr beeindruckt von der Wirkung von dem, was sie gelernt hatten, und zwar wie sie ihre sexuelle Energie durch ihre Chakren, durch ihre Energiezentren kanalisieren können. Es war für sie solch eine phänomenale Erfahrung, dass sie diese Lehren in die Kennedy-Schule für politische Führung einbringen wollten.
Dies sind Ausschnitte aus dem Artikel.
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Lesen Sie die vollständige Fassung im Tattva Viveka Sonderheft Sexualität oder downloaden Sie diesen Artikel einzeln als ePaper für 2,00 € (Pdf, 7 Seiten).
Die Kraft der sexuellen Ekstase (PDF)
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Margot Anand
Die Kraft der sexuellen Ekstase
Im Gespräch mit einer Tantra-Pionierin
Die Grande Dame des Tantra Margot Anand lehrt seit Jahrzehnten den Weg und die Kunst der sexuellen Ekstase und ist davon überzeugt, dass unser Glück und Wohlbefinden unabdingbar mit einem erfüllten und freien Sexleben verbunden ist – jenseits der Vorgaben und Einschränkungen von Kirche und Gesellschaft.
Über die Autorin
Margot Anand ist Psychologin, Rednerin und Autorin, sie studierte unter anderem bei den bekannten Lehrern Osho, Swami Satchidananda und Oscar Ichazo und gründete in den 1990er-Jahren das international bekannte Skydancing-Tantra-Institut.
Webseite: skydancingtantra.de
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Bildnachweis: © Die Bilder wurden uns freundlicherweise von Emiliano Vittoriosi und Kyer-Photography zur Verfügung gestellt.
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