Die Ogdoadische Tradition

Die Ogdoadische Tradition

Rückkehr im Lebendigen Licht des Glorreichen Sterns

Autor: Samuel Eckhard
Kategorie: Gnosis/Hermetik
Ausgabe Nr: 95

Die bisher kaum bekannte westliche Mysterientradition »die ogdoadische Tradition« existiert bereits seit den frühen Jahren der christlichen Kirche und ist eine Verschmelzung vorchristlicher Kulte der östlichen Mittelmeerwelt mit den klösterlichen Lehren und Traditionen der frühen Kirche. Im Vordergrund ihrer Lehren steht die Erforschung der menschlichen Seele und der Weg, um diese für den Glanz des Lichts empfänglich zu machen.

Kind der Erde und des Sternenhimmels,
Du, der du die Erfahrung der Mysterien suchst,
Du, der du das Licht der Weisheit suchst,
Du, der du Welten innerhalb von Welten suchst,
bis für dich alle Welten eins sind in Ewigkeit,
Die Hohe Gesellschaft des Glorreichen Sterns grüßt dich.

(aus einem Einweihungsritual der Ogdoadischen Tradition)

Es gibt eine echte Wissenschaft von der Seele, eine Psychologie und Philosophie, die – eingebettet in Ritual und theologischer Methodik – seit den frühen Jahren der christlichen Kirche existiert. Diese Wissenschaft wird rückblickend als Ogdoadische Tradition bezeichnet, nach ihrem Haupt- und Identifikationssymbol des Achtfachen Sterns: Stella Gloriosa Regenerationis, der Glorreiche Stern der Erneuerung.

Sie ist ein Studium und eine Disziplin, die versucht, den Tempel des Heiligen Geistes, auch Haus des Opfers genannt, zu einem lebendigen und bedeutungsvollen Heiligtum innerhalb der menschlichen Psyche zu machen. Oder vielmehr, weil dieses Heiligtum bereits in jedem Einzelnen latent vorhanden ist und es gerade durch das Zusammentreffen von Seelenkräften gebildet wird, sich diesem Heiligtum als wirksames Gefährt geistiger Verwirklichung in Christus bewusst zu werden.

Dabei handelt es sich in erster Linie um eine Erforschung der Ebenen der menschlichen Psyche (ψυχή = altgriechisch für Seele) selbst und der Art und Weise, wie diese Ebenen harmonisch, dynamisch und wirksam miteinander in Einklang gebracht werden können.

Geschichte und Verflechtungen

Die sogenannte Ogdoadische Tradition geht auf eine dynamische Verschmelzung vorchristlicher Kulte der östlichen Mittelmeerwelt mit den klösterlichen Lehren und Traditionen der frühen und ungeteilten Kirche zurück. Begrifflich wurde sie erstmals von Leon Barcynski (alias Osborne Phillips) und Vivian Godfrey (alias Melita Denning) 1974 im ersten Band ihres Werkes »Magical Philosophy« definiert.

Mittelmeerkarte
Mittelmeerkarte

Hauptsymbole der Ogdoadischen Tradition sind die Fünffache Struktur des Hauses des Opfers als Arbeitsplan und Klassifizierungssystem sowie der Achtfache Stern der Erneuerung als Symbol der Errungenschaft und des Neuen Lebens.

In der jüngeren Tradition der Rosenkreuzer steht dafür das Symbol der rubinroten Rose auf einem goldenen Kreuz. Jede dieser beiden ehrenwerten Traditionen besitzt ihre eigene charakteristische Lehre, jede leistet ihren leuchtenden Beitrag zur westlichen Mysterientradition, und jede ruft bestimmte Mitglieder zu sich, die durch einen tiefen inneren Impuls dazu veranlasst werden, den Pfad der Rückkehr anzutreten.

So spricht Jesus im Thomasevangelium: »Wenn man zu euch sagt: Woher seid ihr gekommen?, sagt zu ihnen:

Wir sind aus dem Licht gekommen, dem Ort, wo das Licht geworden ist aus sich selbst.« (Spruch 50)

Der Einfluss der Ogdoadischen Tradition auf die westliche Spiritualität, Philosophie und Kultur war tiefgreifend und zieht sich nachweislich seit mindestens neun Jahrhunderten durch die westliche Geschichte wie ein goldener Faden in einem Wandteppich: leuchtend bei klarem Licht und doch auf seltsame Weise unbemerkt.

Die Symbolik

Die Fünffache Struktur des Hauses des Opfers ist ein unmittelbarer Schlüssel zur Dynamik des Universums und zu jenem Muster im göttlichen Geist, gemäß dem die menschliche Natur entstanden ist. Derselbe Schlüssel ist daher auch der, durch den die Fähigkeiten der Psyche in ihrer eigentlichen und wirkmächtigen Ordnung wachgerufen werden, und ebenso ist es der Schlüssel, durch den die verborgenen Kräfte des Universums verstanden, verwirklicht und erlangt werden können.

Der Achtfache Stern der Erneuerung ist das glorreiche Symbol, welches das Haus des Opfers erfüllt und transzendiert. Der Achtfache Stern, der seit dem Altertum verwendet wird, um das göttliche Leben darzustellen, ist auch Sinnbild für ein unerschütterliches Streben und der Errungenschaft.

In höchster Weise ist es der Akt der Erneuerung und der geistigen Wiedergeburt in der ewigen Individualität Gottes und in seinem ewigen Werden.
Šamaš, babylonischer Gott der Sonne, Wahrheit und Gerechtigkeit. Sein Symbol war die Sonnenscheibe mit einem achtstrahligen Stern und wellenförmigen Strahlen, das zur Entwicklung der Ogdoadischen Tradition beitrug.
Šamaš, babylonischer Gott der Sonne, Wahrheit und Gerechtigkeit. Sein Symbol war die Sonnenscheibe mit einem achtstrahligen Stern und wellenförmigen Strahlen, das zur Entwicklung der Ogdoadischen Tradition beitrug.

Beide Symbole hatten ihre frühen Anfänge in den religiösen Abfassungen der alten mesopotamischen Religion, wo das Symbol des Sterns mit acht Spitzen ein maßgebliches Zeichen war, das auf die göttliche Natur hinweist, und wo eine fünffache Struktur für die Kategorisierung der himmlischen Kräfte in Bezug auf die göttliche Aktivität und das menschliche Leben etabliert worden war. Die Pythagoreer, deren Erkennungszeichen ein Pentagramm war, betrachteten die Zahl Acht als die Zahl der Vollkommenheit und trugen damit ebenso zu dieser sich entwickelnden Tradition bei.

Schon früh wurde diese Zahl von der christlichen Kirche als Symbol für die Wiedergeburt in Christus übernommen – an einem »Achten Tag«, in einem Zustand außerhalb von Raum und Zeit.

Hier wurde die Ogdoadische Tradition per se geboren.

In Alexandria blühten bedeutende Aspekte der klassischen Philosophie auf, die sich aus platonischen, aristotelischen, orphischen und theurgisch-mystischen Traditionen speisten. Aus diesem lebendigen Strom sich verbindender Systeme entstand der Neuplatonismus, von dem grundlegende Konzepte später in die theologischen Prämissen der alexandrinisch-orthodoxen Kirche in Konstantinopel (heute Istanbul) integriert wurden.

Die Fünffache Struktur des geistlichen Lebens war bereits gut etabliert, als der hl. Ambrosius (340–397) sie in seinem Werk »Über die Mysterien« klar darlegte. Pseudo-Dionysius, der Areopagit (sechstes Jahrhundert), verfasste seine mystische Theologie und Abhandlungen über die Engelslehre und die göttlichen Namen in der brillanten Atmosphäre dieser Tradition. Und viele andere bauten auf dieser Strömung auf, die in sich selbst neuplatonische, gnostische und hermetische Traditionen vereinte.

Dies ist nur der Anfang des Artikels.

Lies im vollständigen Artikel mehr über die historische Entwicklung der ogdoadischen Tradition und über ihren Einfluss auf die Geistesgeschichte Europas. Der Beitrag ist in in Tattva Viveka 95 erschienen.

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Schwerpunkt: Seele
Erschienen: Juni 2023

Maik Hosang – Ein metamoderner Begriff der Seele. Der zentrale Moment von zukunftsfähiger Psychologie und Philosophie, Kultur und Gesellschaft • Ronald Engert – Seele, Körper und Befreiung in der Bhagavad-gītā. Leben in der göttlichen Ordnung • Dr. Jens Heisterkamp – Die Seelen-Lehre Rudolf Steiners. Von den drei seelischen Dimensionen • Sebastian F. Seeber – Die Seele bei Platon. Über die Selbsterkenntnis des Menschen • Dieter Schnocks – C. G. Jungs Verständnis der Seele. Grundlagen des Modells der Analytischen Psychologie • Samuel Eckhart – Die Ogdoadische Tradition. Rückkehr im Lebendigen Licht des Glorreichen Sterns • Nora Philine Hansing – Die Revolution der Seele. Wegweiser in eine erwachte Kultur der Allverbundenheit • Stefanie Aue – Göttinnen im Tantra. Die zehn göttlichen Erkenntniswege der Dasha Maha Vidyas (Teil 2) • Akambi Oluwatoyin – Charakter ist Spiritualität. Warum die Charakterbildung in der Nago-Tradition die Grundlage für Spiritualität darstellt • Armin Denner – Der esoterische Tarot. Wahrsagerei oder »Die Wahrheit sagen«? • Christiane Krieg – Krafttiere. Spirits der Schamanen • Gerlinde Henriette Stärk – Wieder erinnern lassen. Von meiner erwach(s)enden Liebe zur Erde • u.v.m.

+ Mehr zum Inhalt

Der hier vorliegende Text basiert im Wesentlichen auf den Ausführungen von Osborne Phillips, Ehrenpatron der Societas Lucis Viventis, von dem die folgenden Bücher kürzlich in deutscher Übersetzung erschienen sind:

  • Stella Gloriosa: Das authentische Erbe der Ogdoadischen Tradition, 2022
  • Die Heilige Kabbala: Thaumaturgie und Erleuchtung, 2023
  • Astralprojektion und Fernwahrnehmung: Ein praktischer Leitfaden zur Astralprojektion des Bewusstseins, Jan. 2023

Außerdem ist seit Februar 2023 die Übersetzung zweier lateinischer Briefe von Lorenzo de Medici in deutscher Sprache erhältlich, zusammen mit einem inspirierenden Essay von Leon Hunt über den Careggi-Kreis.

Buch Stella Gloriosa
Buch Kabbala
Buch Astralreise
Buch Lorenzo

Zum Autor

Societas Lucis Viventis

Samuel Eckhart ist Ordensmitglied der Societas Lucis Viventis. Er ist in verschiedene östliche und westliche Traditionen eingeweiht, blickt auf mehrere Universitätsabschlüsse zurück und fokussiert sich derzeit auf das Studium der hermetischen Kabbala.
Korrespondenz an: slv-europe@posteo.net

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