Emotionaler therapeutischer Missbrauch

Emotionaler therapeutischer Missbrauch

Schattenseiten therapeutischer Praxis

Autor: Jörg Fuhrmann
Kategorie: Psychologie
Ausgabe Nr: 65

Emotionaler therapeutischer Missbrauch

Emotionaler Missbrauch in therapeutischen Beziehungen kann viele verschiedene Formen annehmen. Missbräuchliches Verhalten von Therapeuten resultiert aus den eigenen unverarbeiteten Schattenanteilen und fehlender persönlicher Integration. Die eigenen persönlichen Ängste und Befangenheiten durchzuarbeiten ist ein jahrelanger Prozess. Eine gesunde Therapie versucht nicht, den Klienten zu bevormunden, sondern vertraut auf dessen Fähigkeit zur Selbstregulation.

Das Einfache ist aber immer das Schwierigste. – C.G. Jung

Da Menschen das Recht auf eine professionelle, kompetente Arbeitsweise besitzen, die zu einer erwünschten Entwicklung beiträgt, geht es mir in diesem Artikel um Aufklärung vor allem in Bezug auf das Tabuthema »Emotionaler Missbrauch« im therapeutischen Setting, welches den Behandlungsverlauf nicht nur soweit behindern kann, dass »Heilung« erschwert wird, sondern auch insofern, als sogar weiterer Schaden verursacht werden kann. Eine meiner Klientinnen bezeichnete ihre vorherigen Erlebnisse gar als »emotionales Töten« oder »Brechen des Patienten«. Ich beziehe mich im Speziellen auf das therapeutische und psychologisch beratende Wirkfeld (v.a. auf den Bereich der freien Berater, Coaches und Therapeuten) – da ich selbst aus dem Bereich komme. Missbrauchserscheinungen dieser Form treten jedoch berufsspartenübergreifend auf und zeigen sich so z.B. auch in pädagogischen, medizinischen, pflegerischen und geistlichen Einrichtungen. Vorab dieses nicht einfachen Artikels möchte ich festhalten, dass ich grundsätzlich davon ausgehe, dass jeder Berater, Coach, Therapeut eine positive Grundhaltung bzgl. des Menschen und seiner Entwicklungsmöglichkeiten inhärent mitbringt – sprich: dass er positive Absichten hegt. Ferner ist die grundsätzliche Frage eines jeden Beratungs-/ Therapieprozesses, ob der Hilfesuchende selbst (wirklich) die Veränderung anstrebt. Somit trägt der Therapeut nicht die Verantwortung für den Transformationsprozess im Klienten selbst, wohl aber für das Setting, den Rahmen, den bewussten Umgang mit seinen eigenen Schattendynamiken und denen, die im gemeinsamen Prozess entstehen können. Die Qualifikation eines gut ausgebildeten Therapeuten ist darauf ausgerichtet, emotionalen Missbrauch zu vermeiden.

Kurzer Überblick

Emotionaler Missbrauch zeigt sich nicht im einheitlichen Gewand, wodurch er oftmals schwer zu erkennen ist. Er ist nicht einfach plötzlich da, sondern kann sich schleichend aufbauen oder intervallartig erscheinen. Anzeichen für emotionalen, therapeutischen Missbrauch können sein:

  • Therapeut überschreitet seine Kompetenzen
  • Therapeut weiß, was gut/ schlecht/ richtig für die Lebenspraxis des Klienten ist
  • Therapeut deutet/ interpretiert/ gibt Ratschläge auf festschreibende Weise
  • Schablonenhaftes Schwarz-Weiß-Denken ohne Alternative seitens des Therapeuten
  • Therapeut ist nicht in der Lage einen Fehler einzugestehen/ zurückzunehmen
  • Therapeut erhöht sich durch die Klienten-Sehnsucht nach einer Vaterfigur selbst
  • Haltung des Klienten »Der Heiler/Guru ist alles – ich bin nichts« nicht konfrontiert
  • Top-Down-Kommunikationsstil: »Ich weiß alles – Du weißt nichts.«
  • Suggestive Angebote: »(Nur) durch meine Methode wirst Du frei/ gesund etc.!«
  • Negativ-Suggestion: »Wenn Du nicht das machst, dann wird XYZ passieren!«
  • »Labeling« des Klienten mit stigmatisierenden Zuschreibungen (auch ICD-10)
  • Ängste/ Konflikte beim Klienten werden nicht wahr/ ernst genommen
  • Aufbegehren gegen Bevormundung wird rein als Abwehr/ Widerstand gedeutet
  • Selbstaufgabe des Klienten/ Flucht ins Autoritäre (Erich Fromm)
  • Minderwertigkeitsgefühle/ Ohnmacht des Klienten verstärken sich
  • Klient befragt den Therapeuten zu allem und jedem (Vgl. Wahrsage-Hotline)
  • Doppeldeutige Angebote (auf privater/beruflicher Ebene) seitens des Therapeuten
  • Entstehung intensiver Verbindungen außerhalb der therapeutischen Arbeit
  • Bruch des therapeutischen Schweigegebotes durch den Therapeuten

Da die Hauptmechanismen von Opfern emotionalen Missbrauchs Verdrängung und Verleugnung sind, ist ein Selbsterkennen der Situation oft erschwert. Laut Karen Horney erkennt derjenige möglicherweise einen schamlosen Übergriff nicht einmal oder er vergisst einen einmal bewusst gemachten Missbrauch aufgrund der perfekt arbeitenden Verdrängungsmechanismen wieder. Der Missbrauchte ist nicht mehr ausreichend in der Lage, die Gegebenheiten im Außen sowie seine innere Gefühlswelt richtig wahrzunehmen, geschweige denn einzuschätzen und dieser dann selbst zu vertrauen. Emotionaler Missbrauch führt in der Regel zum Scheitern des Therapieprozesses, da er die Lebens- und Entwicklungsgrundlage des anderen schädigt und somit kein Arbeitsfundament mehr gegeben ist. Die Schädigung des Seelenlebens des Klienten kann weitreichende Züge annehmen. Die Folgen können sehr unterschiedlich ausfallen und stehen in Abhängigkeit zum psychischen Gesundheitszustand des Klienten. Bei massiven Verdrängungs- und Verleugnungsprozessen können beim Klienten schwere psychische Belastungen auftreten sowie psychosomatische Folgeerscheinungen und soziale Probleme. In den folgenden Abschnitten werde ich näher auf die Ursachen und Phänomene eingehen, welche mit dem Thema auftreten.

Emotionaler Missbrauch

Verkennung des Machtgefälles in Beratung, Coaching & Therapie

Die Übertragung kindlicher Wünsche und Gefühle vom Klienten auf den Therapeuten mit seiner geschulten Reaktion ermöglicht es dem Klienten, sich selbst zu erfahren und so an sich zu arbeiten. Dabei muss der Therapeut in der Lage sein, eine von sich selbst ausgehende Gegenübertragung zu erkennen sowie die in den eigenen Projektionen enthaltenen Schattenanteile soweit möglich wahrzunehmen und mit den darin enthaltenen Bildern, Gedanken, Emotionen und Impulsen einen professionellen Umgang zu pflegen. Folglich bedingt die dialogische Situation in der Psychotherapie (eine zumindest projektive) Ungleichheit der Rollen vom Therapeuten als vermeintlich Wissenden, Helfenden sowie Heilenden und dem Klienten, als Fragendem, Bittenden und Bedürftigen. Vor allem die lösungsorientierte Therapie sowie die klassische Hypnosetherapie und auch daraus aufbauende Konzepte, wie bspw. das NLP, haben diesem Macht-Aspekt im Beratungs- und Therapiesetting häufig nicht genügend Beachtung geschenkt. Sándor Ferenczi hat bspw. bereits 1910 darauf hingewiesen, dass Übertragung die entscheidende Gefühlsgrundlage für Suggestion und Hypnose-Induktion sei. Dabei übertrage der Klient unbewusst die in jedem Menschen vorhandene, aber durch Zensur verdrängte Neigung zu blindem Glauben und Gehorsam auf den Therapeuten.

Therapeutischer Missbrauch

Barbara Heimannsberg bemerkt jedoch hierzu, dass jede Therapieform mit suggestiven Elementen durchsetzt ist, selbst wenn sie aufdeckend orientiert ist. Auf Veränderung abzielenden Sprachhandlungen, wie bspw. in der Hypnotherapie, wollen Veränderung bewirken und müssen demzufolge natürlich Macht ausüben, so Jürgen Kriz. Besonders im Bereich des NLP ist das Machen-Wollen im Sinne einer »Optimierung« von »Zuständen« bei vielen Zeitgenossen vordergründiges »Programm«. Der Wunsch einen anderen Menschen rasch von als allzu leidvoll erlebte Erfahrungsräume wegzubringen und diese zu »normalisieren«, was immer »normal« auch sei, ist dabei durchaus nachvollziehbar, dennoch im Sinne von ganzheitlicher »Heilung« alles andere als hilfreich. Laut der Jungianerin Marie-Louise von Franz geht es im Leben überhaupt nicht darum vom Leid erlöst zu werden, sondern darum, seine eigene Seele zu finden. Wobei wiederum nicht das »Ziel« des Findens, sondern der Prozess des Weges entscheidend ist. In diesem Punkt sieht man einen wesentlichen Unterschied in der therapeutischen Grundhaltung. Daher würde man in der Psychoanalyse diese Tendenz des »Zum-vermeintlich-Positiven-verändern-Wollens« als sogenannte »positive Gegenübertragung« bezeichnen, bei welcher der Therapeut mitunter einem unbewussten Allmachtsanspruch alles heilen zu können frönt. Macht an sich lebt vom Glauben daran, andere Menschen von außen instruieren und optimieren zu können – was ja mit Hilfe von Sprache auch unzweifelhaft möglich ist (bspw. Werbung/ Massen-Bewegungen etc.). Diese – im Sinne einer ethischen Therapie – »fixe Idee« finden wir leider auch allzu häufig in der Pädagogik wieder. Natürlich ist es möglich einen anderen zu formen und zu dressieren, in der Art, wie man etwa – gemäß der eigenen Projektionen – einen Hund oder eine Ratte auf Futter abrichtet, aber dies fördert eher die Ausbildung eines »falschen Selbst«, wie Gruen es nennt, und verkörpert somit das Gegenteil von dem, was die Humanistische Psychologie als »Heilung« auffassen würde. […]

Lesen Sie den kompletten Artikel in der TATTVA VIVEKA 65 >>

 

Artikel zum Thema in früheren Ausgaben:

TV 12: Berthold Röth – Fritz Perls und die Gestalttherapie. Darstellung der psychotherapeutischen Methode

TV 19: Dipl. Psych. Utz Schulze – Was ist Schuld? Überraschende Antworten eines Psychologen

TV 28: Dominik Irtenkauf – Alchemie. Ursprung der Tiefenpsychologie

TV 38: Stanislaw Grof – Außergewöhnliche Bewusstseinszustände. Heilung durch transpersonale Psychologie

TV 45: Dr. Thomas Wachter – Die Heilung des Ego.
Zur Bedeutung der Emotionen für unser authentisches Selbst

TV 46-47: Dr. Sylvester Walch – Holotropes Atmen. Heilung durch veränderte Bewusstseinszustände

TV 54: Jutta Nebel – Hochsensibilität. Was ist das?

Bildnachweis: © pixabay.com

Emotionaler therapeutischer Missbrauch (PDF)

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Jörg Fuhrmann
Emotionaler therapeutischer Missbrauch
Schattenseiten therapeutischer Praxis

Emotionaler Missbrauch in therapeutischen Beziehungen kann viele verschiedene Formen annehmen. Missbräuchliches Verhalten von Therapeuten resultiert aus den eigenen unverarbeiteten Schattenanteilen und fehlender persönlicher Integration. Die eigenen persönlichen Ängste und Befangenheiten durchzuarbeiten ist ein jahrelanger Prozess. Eine gesunde Therapie versucht nicht, den Klienten zu bevormunden, sondern vertraut auf dessen Fähigkeit zur Selbstregulation.
 

 

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30 Kommentare
  • Besser Nicht
    Gepostet am 16:06h, 13 März Antworten

    Ich habe ebenfalls Missbrauch in einer langjährigen Therapie (Physiotherapie nach Amputation) erlebt und knapp überlebt.

    Mir war zuvor nicht bewusst, wieviel Schaden das anrichtet und wie alleine man damit ist.

    Trotz zahlreicher Beweise hat die Staatsanwaltschaft das Verfahren eingestellt, obwohl mir von den Psychotherapeuten, deren Studien Grundlage für Paragraph 174c waren, gesagt wurde, dass es sich um genau so einen Missbrauch handelte, wie in den Studien. Dieselben Muster, Grooming, Slippery Slope. Die Staatsanwaltschaft hat diese Mechanismen als „Freundschaft zum Therapeuten“ fehlgedeutet.

    Es ist noch viel Aufklärung in der Öffentlichkeit und in der Justiz notwendig. Vor allem die Formulierung „unter Missbrauch“ macht Paragraph 174c schwer anwendbar. Besser wäre eine Abstinenzregelung.

    Ich habe durch den Missbrauch eine PTBS davongetragen, habe zwei Suizidversuche hinter mir, habe meinen Platz in meinem Leben, meine Freunde und beinahe auch meine Familie verloren. Musste aus unserem Neubaugebiet wegziehen, weil der Täter in meiner Nähe wohnte, praktizierte und für seine Praxis warb. Konnte lange das Haus nicht verlassen.
    Noch nie ist mir so etwas Schlimmes passiert und ich kam einfach nicht da raus.

    Wer sich austauschen möchte, gerne unter „SelbsthilfeKoeln@web.de“

  • Isabella Lechleitner - my-elixir.ch ELISHEBA
    Gepostet am 17:10h, 18 Januar Antworten

    Für mich gibt es drei Stufen, Lernender, Lehrer und Lehrer der gleichzeitig Lernender ist. Jede Rolle hat ihre Fallstricke. Ich will pro Stufe einen Fallstrick nennen. Der Lernende überhöht seinen Lehrer und es ist natürlich, diesen alsdann vom Podest auf den er ihn stellte wieder herunter zu zerren. Ein Fallstrick des Lehrers; zu glauben er könne dem Lernenden irgend etwas beibringen, diesem Wissen vermitteln, das nicht bereits im Lernenden angelegt ist, Ein Fallstrick des Lehrers der gleichzeitig Schüler ist, statt seine Rolle als Lehrer voll und ganz in seine Verantwortung zu nehmen, den Lernenden in seine Lernprozesse zu involvieren. Jede Stufe will erfahren und aus diesem gelernt werden. Ich habe mich einige Jahre mit den durch Shepherd Hoodwin’s vermittelten Michael Lehren befasst. Im deutschsprachigen Raum sind Varda Hasselmann und Frank Smolke besser bekannt, ihren Kanal nennen sie die Quelle.
    Beide sprechen von Säuglingsseelen, Kinderseelen, Erwachsenenseelen und von Altenseelen, und jede Stufe beinhaltet nach deren Model sieben Unterstufen. Unsere Erwartungen die wir aneinander stellen sind weitgehend standardisiert. Als ob von einer Kinderseele das gleiche wie von einer Altenseele erwartet werden kann. Selbst wenn beide Seelen ihrer Entwicklungsstufe entsprechend kern gesund in der Welt stehen, sind ihre Foken soweit unterschiedlich, dass sie eben gewisse Erfahrungen schlicht machen wollen, zu machen haben, um sich seelisch zu entwickeln.
    Damit will ich kein Vergehen rechtfertigen, beschönigen oder abwerten. Es geht mir eher darum, Opfer wie Täter an die Hand zu nehmen. Das Opfer als Opfer zu würdigen und den Täter als Täter zu würdigen. Beide brauchen gleichermassen unsere Liebe und unser inniges und tiefes Verständnis für ihre Handlungen. Damit schaffen wir das Ungute nicht ab, aber wir bewegen uns in eine Kultur hinein, die nicht ständig neue Opfer kreiert und damit wiederum Täter auf den Plan rufen. Ich glaube daran, dass wir das nicht brauchen, um uns seelisch und als Persönlichkeiten entwickeln und entfalten können.

  • Ano Nym
    Gepostet am 11:49h, 03 Januar Antworten

    Ich habe genau diesen Emotionalen Missbrauch in der Therapie erfahren, die folge ist eine PTBS mit der ich zur Zeit in Behandlung bin.
    Ich habe das erlebte der PTKNRW geschildert, mit beigefügten WhatsApp Verlauf, die PTKNRW sieht es allerdings als kein Berufsvergehen.
    Somit habe ich mich an den Ethikverein gewandt die mir, sowie auch meine Therapeutin zu einen Einspruch am die PTKNRW geraten haben.
    Diesen habe ich jetzt mit einer Erklärung dazu erhoben.
    Es kann nicht sein, dass es dem Anschein nach die PTKNRW Mitglieder schützt! Als betroffener bewschert man sich, schildert das erlebte und seine Folgen , man wartet 10 Monate auf eine Reaktion, bekommt keine Auskünfte und wird nicht angehört.
    Das verbessert nicht den Zustand in den man sich befindet und dann bekommt man die Mitteilung dass das Verfahren eingestellt ist, da kein Berufsvergehen festgestellt werden konnte.
    Ich fühle mich für nicht ernst genommen, obwohl ich weiß, dass das was mein ehemaliger Therapeut mit mir gemacht hat definitiv ein Berufsvergehen war.
    Er mich in eine emotionale als Abhängigkeit gezogen, mich manipuliert und schwer emotional verletzt. Ich habe offen über meine Verliebtheit gesprochen und er zog mich in Verstrickungen! Äußerte mir sein Interesse mir gegenüber, hielt 9 Monate Kontakt mit mir nach der Therapie über WhatsApp, schickte mir Bilder von seinem Hund, eins davon war, dass sein Hund zwischen seinen Beinen liegt und sein Schritt mit drauf ist.
    Und das ist für die PTKNRW kein Berufsvergehen?
    Nachdem ich nach 9 Monaten sein Handeln in Frage stellte, beendete von heute auf morgen den Kontakt, ohne jegliche Erklärung.
    So etwas hat noch nie ein Mensch mit mir gemacht, ich habe ihn mit Komplimenten überhäuft und er hat sich damit selbst aufgewertet.
    Er ist 15 Jahre Älter als ich und im wirklichen Leben wäre er mir niemals aufgefallen.
    So etwas darf nicht passieren und es muss mehr Öffentlichkeit bekommen.
    Er arbeitet mit Borderline Patienten und wirbt auch damit und er wird das was er mit mir gemacht hat, wieder machen!

  • Christian Peter
    Gepostet am 10:34h, 25 Oktober Antworten

    Ich bin selbst beratend unterwegs, habe eine therapeutische Haltung, will jedoch niemandem Therapeut sein. Das heisst, aufgrund der Numerolgie zeige ich die Chancen und Herausforderungen auf, damit umgehen muss der Ratsuchende. Ich kenne nie die ganze Geschichte, weiss auch nicht an welchem Punkt der Klient in seinem Trauma, seinem Prozess, der Verletzungen etc. steht. So liegt es mir fern zu interpretieren, meine Aufgabe ist mehr die Selbstverantwortung zu stärken und aufzuzeigen welche Verhaltensweisen Schuldgefühle auslösen können.
    Am besten ist meine Arbeit getan, wenn der Ratsuchende mit den Hinweisen selbständig sein Leben gestalten kann und mich nicht mehr braucht. Daher sehe ich meine Klienten in der Regel nur ein bis zweimal und erhalte dafür immer wieder ein positives Feedback, wie die Klienten nun eigenverantwortlicher, dynamischer und Lebensfroher weitergehen.
    Christian Peter
    dipl. Numerologe und medial Schaffender
    http://www.christianpeter.org

  • Isabelle
    Gepostet am 22:41h, 11 Juli Antworten

    Danke – ich habe nach solchen Worten gesucht, die mir Recht geben, dass es emotionalen Missbrauch in der Therapie wirklich gibt, und dass ich nicht verrückt bin.

    Vor einem Jahr habe ich in sehr schlechter Verfassung eine Therapie abgebrochen – oder eher wurde sie nach zwei Abbruch-Versuchen meinerseits dann vom Therapeuten plötzlich abgebrochen, da ich meine Hausärztin darüber informierte, was in der Therapie besprochen wurde und dass es mir von Tag zu Tag schlechter ging. Ich konnte nichts mehr essen oder tun. Nicht mehr lesen, nicht mehr Musik hören, mich nicht mehr freuen – ich war wie unter einer Glocke, abgeschnitten vom Rest der Welt.

    Ich habe so etwas Schlimmes noch nie durchgemacht, und es quält mich immer noch. Die Abhängigkeit, die ich zum Therapeuten innerhalb von 7 Monaten entwickelt hatte, gab mir das Gefühl, ich wäre nichts mehr wert. Der Abbruch fühlte sich an, als hätte mir jemand mein Herz herausgerissen. Die intensive Nähe zu dieser Person, doppeldeutige Aussagen seinerseits, private Erzählungen, explizite Ratschläge/Aufgorderungen, Bevorzugungen, rivalenhaftes Verhalten meinem Mann gegenüber, total nebulöse Formulierungen, dann wieder absolute Distanz…ich wusste nicht mehr, ob ich meiner Wahrnehmung trauen kann – nicht mehr, wo oben oder unten ist.

    Letztendlich fühlt es sich so an, als wäre meine engste Bezugsperson vor einem Jahr gestorben, und seitdem der „Jahrestag“ dieses Abbruchs näher kommt, geht es mir wieder schlechter. Ich würde am Ende so im Stich gelassen von ihm. Obwohl ich weiß, dass Vieles nicht professionell war, und ich das alles mittlerweile mit einer sehr lieben Therapeutin aufgearbeitet habe, haben mich diese wenigen Monate so verändert und ein Loch in meine Seele gerissen, so dramatisch sich das anhört;). Wenn ich ein Bild des ehemaligen Therapeuten sehe, ist es mir so vertraut, als wäre es eines meiner Familie.

    Ich hätte das nie für möglich gehalten. Aber langsam verstehe ich es und wundere mich, dass so etwas in Therapiezimmern möglich ist.

    Viele Grüße
    Isabelle

    • Tattva-Archiv
      Gepostet am 20:00h, 12 Juli Antworten

      Liebe Isabelle, danke für dein ehrliches Teilen. Das ist sehr wichtig auch für manche andere Menschen, die Ähnliches erfahren haben. Die Sache hört sich wirklich nach emotionalem Missbrauch an, soweit ich das aus dem begrenzten Material entnehmen kann. Sei froh, dass es zu Ende ist. Höre auf dein Gefühl. Wenn dir etwas nicht gut tut, dann ist es besser, es erstmal zu beenden. Aber die Therapeuten sind manchmal wie Sektenführer. Sie suggerieren dir, dass du verloren bist, wenn du dich von ihnen bzw. ihrer Therapiemethode trennst. Sowas ist krank. Lass dir das niemals einreden! Alles Liebe, Ronald

  • Monika Buechl
    Gepostet am 09:05h, 28 April Antworten

    Toller Beitrag! Die Verwendung von therapeutischen Methoden bei Gurus oder anderen Erleuchteten nimmt rapide zu – sehr zum Leidwesen vieler Menschen, in denen auf einmal ohne Kompetenz herum gestochert wird und Dinge ausgelöst werden.
    Hab hier gerade einige aufschlussreiche Sachen über den Kult Sacred Human und Guru Sebastian Gronbach gelesen. Die scheinen auch so zu arbeiten: http://www.sacredhumankult.de

  • Jan Drees
    Gepostet am 11:47h, 26 März Antworten

    Und es hat viel zu tun mit den dunklen Seiten der Empathie: https://www.lesenmitlinks.de/interview-die-dunklen-seiten-der-empathie/

    In meinem Roman “Sandbergs Liebe” beschreibe ich genau diese Manipulation: https://www.zeit.de/kultur/literatur/2019-02/sandbergs-liebe-roman-jan-drees-rezension

    Und hier berichtet ein reales Opfer, das es beinahe nicht überlebt hätte: https://www.br.de/radio/bayern2/sendungen/zuendfunk/generator-gaslighting-wie-aus-liebe-emotionale-gewalt-wird-100.html

    Er sagt unter anderem: „Wenn wir unterwegs waren, habe ich versucht, mich zu beherrschen. Wenn wir im Café saßen, habe ich krampfhaft in Tinkas Gesicht geschaut, bloß nicht in Richtung anderer Tische. Ich bin unsicher geworden. Ich bekam Panikattacken. Ich hatte fürchterliche Verspannungen und Schlafstörungen. Mir war klar: jederzeit kann eine neue Bombe hochgehen.“

  • Annette Weiss
    Gepostet am 12:17h, 06 Dezember Antworten

    Der Artikel spricht mir aus der Seele. Genauso habe ich emotionalen Missbrauch als Klientin bei einer HeilpraktikerIN für Psychotherapie erfahren. Ich bin dankbar, diesen Artikel (wenn auch erst heute) gefunden zu haben, der mir Trost spendet insofern als dass ich alles erlebte wiederfinde mit dem Unterschied, dass deutlich wird bei wem die Verantwortung für das Scheitern der Therapie und die weitreichenden Schädigungen meiner Seele liegen bzw. lagen. Vielen Dank!

  • Jacqueline Kirscht
    Gepostet am 23:58h, 30 Oktober Antworten

    ich erkenne mich in vielen Punkten wieder. Nach über 1 Jahr merke ich, dass ich es immer noch nicht verarbeitet habe und ich sehe die daraus resultierenden Auswirkungen, Es hat mein Bild sehr negativ geprägt und dadurch bin ich sehr kritisch und skeptisch vielen spirituellen Dingen gegenüber geworden. Obwohl ich mich selbst für vieles interessiere und auch praktiziere. Ich kann mich immer noch nicht auf manches einlassen, weil sich eine gewisse Abneigung in mir entwickelt hat. Was ich sehr schade finde, da mir manches vielleicht helfen oder gut tun würde. Naja, dadurch habe ich jetzt auch gelernt, nur noch auf mich selbst zu hören und nur noch mir selbst zu vertrauen. Also hat es mich darin nochmal bestärkt, meinen ganz eigenen, individuellen Weg zu gehen und mich nicht zu sehr von außen blenden oder beeinflussen zu lassen.

    • Annette Weiss
      Gepostet am 12:27h, 06 Dezember Antworten

      Hallo Jacqueline,

      Genauso ist es mir auch ergangen. Vielleicht ist das Erlebte eine Art Startschuss, sich selber zu vertrauen und mehr und mehr auf sich selbst zu hören. Alles Gute! Annette

  • Cristabella Tatiani
    Gepostet am 21:00h, 08 März Antworten

    Ich denke,dass das große Problem ist, dass man gerade den emotionalen Missbrauch, der ja sehr schleichend ist, oft gar nicht bemerkt oder als solchen wahrnimmt.

    In meiner Therapie lief es schon am Anfang nach der Devise : “Zuckerbrot und Peitsche”. Ob ich das normal fand? Ja. Damals schon.

    Ich denke oft, ER hat große Probleme.

  • Marialara Dröge
    Gepostet am 19:00h, 10 Januar Antworten

    Ich fuerchte das es betroffenen wnig hilft. Sie brauchen menschen denen sie vertrauen koennen, und wenn das erschuettert ist ,ist derjenige doppelt gestraft. Es macht hilflos zu sehen das man sieht das diese armen menschen ,dann doch wieder allein da stehn

  • Britta Götzinger
    Gepostet am 14:58h, 10 Januar Antworten

    Klarheit und Wertschätzung anzubieten gehört auf jeden Fall in ein therapeutisches Setting.

  • Krischan Nahcsirk
    Gepostet am 20:27h, 09 Januar Antworten

    Schönes Thabuthema

  • Gerry Geer
    Gepostet am 17:48h, 09 Januar Antworten

    viele der Therapeuten sind ja überfordert und haben sehr schnell Probleme und wie will ein Mensch dem Anderen helfen, wenner selbst belastet ist . Es gehört grosser Abstand und gleichzeitig viel Empathie dazu , zu helfen.

  • Regina K. S. Hoyer
    Gepostet am 12:09h, 15 Dezember Antworten

    wow, mal ganz direkte Worte!

  • Jana Korte
    Gepostet am 10:47h, 15 Dezember Antworten

    der autor meint, die lösung bestände darin dass der therapeut alle schattenanteile integriert hat, aber ich glaube der anspruch ist zu hoch…denn solang man lebt finden sich immer noch neue und die die man schon kennt bleibe lange bestehen, denk ich. ich habe mal einen therapeuten gefragt warum die abgrenzung zum klienten so wichtig wäre. er sagte sonst könne man nicht sauber arbeiten…es käme zu verwicklungen. ich behaupte, es kommt so oder so zu verwicklungen, und die hauptenergie geht damit verloren sie zu verbergen und zu vermeiden. sie zuzulassen, würde ein gleichzeitiges wachstum mit wesentlich mehr chaos bedeuten. und das ist effektiver als jeder therapiekodex, aber auch gefährlicher. und dann könnte man als therapeut nicht 20 klienten haben. das wäre unmöglich…

    • Susanna Belloni
      Gepostet am 08:54h, 05 Januar Antworten

      Ich gebe dir da völlig recht. Ich kann als Therapeut nur den Klienten verstehen, wenn ich ähnliche Erfahrungen mit ähnlichen Problemstellungen gemacht habe. Diese auf die Seite zu drängen oder sogar zu behaupten sie völlig gelöst zu haben grenzt für mich an Selbstbetrug.
      Man trifft sich ganz bewusst um miteinander Themen an zusehen und Lösungen zu finden. Der Therapeut ist einfach derjenige der Methoden kennt und den Klienten durch diese hindurch führt.
      Für mich muss der Therapeut mit dem Herzen dabei sein und sich von seiner Intuition führen lassen. Dabei ist es völlig zulässig sogar unvermeidbar, dass er seine eigenen Themen im Klienten spiegelt. Imho hat der Therapeut die Kraft und Klarheit zu bewahren zu positiven Lösungen zu finden und dem Klienten Unterstützung zu sein, kein Kritiker oder Oberlehrer. Darauf kommt es an!

  • Elisabeth Thoma
    Gepostet am 22:57h, 14 Dezember Antworten

    Musste genau das schon bei “Therapien” bei einem Kind erleben. Widerlich, großer Machtmissbrauch…

  • Giusepina Lombriser
    Gepostet am 20:03h, 14 Dezember Antworten

    Ein super Artikel! Es ist so wichtig dass auf dieses Problem aufmerksam gemacht wird!

    • Jörg Fuhrmann
      Gepostet am 22:04h, 14 Dezember Antworten

      @Giusepina Lombriser: Danke! Zweifelsohne war es kein “emotional-einfacher” Artikel… 😉

  • Sonja Hajdukovic
    Gepostet am 18:25h, 14 Dezember Antworten

    Was mir aus der Seele spricht und ich deshalb so nicht arbeiten werde ! Es auch schwer ertrage es bei anderen weiter und weiter zu entlarven ! Danke für diesen Artikel !

  • Jörg Fuhrmann
    Gepostet am 16:33h, 14 Dezember Antworten

    Vielen Dank für die Feedbacks und für´s Teilen. Herzliche Grüße!

  • Anatahea Ute Klein
    Gepostet am 16:32h, 14 Dezember Antworten

    es gibt so viele die sich autorisiert fühlen zu coachen, zu schulen, aus-zu-bilden …. ohne jegliche therapeutische Qualitätssicherung – Supervision ist da ein Fremdwort – eine gruselige Mischung aus spirituell-mental-emotionalem Missbrauch … anderseits sollte jeder einfach soweit in seiner Verantwortung sein – zu prüfen, auf wen er denn bereit ist sich einzulassen und ihn für das was er tut auch noch zu bezahlen …

  • Kerstin Holzfuß-Bose
    Gepostet am 14:31h, 14 Dezember Antworten

    wie wahr wie wahr….vielleicht könnt ihr euch ja auch mal robert getz und seinem transformationskrams zuwenden. was da an sogenannten transformationstherapeuten auf die menschheit losgelassen wird, ist ganz schön gruselig.

  • Stephanie Ortiz
    Gepostet am 14:10h, 14 Dezember Antworten

    (Y)

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