Ernährung auf zellularer Ebene

Ernährung auf zellularer Ebene

Wie unsere Verdauung zu mentaler und psychischer Gesundheit beiträgt

Autor: Dr. Vasant Lad
Kategorie: Medizin
Ausgabe Nr: Sonderheft Ayurveda

Was wir essen, ernährt uns nicht nur auf physischer, sondern auch auf mentaler und emotionaler Ebene. Dr. Vasant Lad erklärt, wie unsere Gedanken, Gefühle und Emotionen in unseren Zellen gespeichert werden und durch Meditation zunächst aus dem Unterbewusstsein ins Bewusstsein gebracht und dann aufgelöst werden können.

Die richtige Ernährung und der vollständige Prozess der Verdauung, Absorption und Assimilation sind wichtige Konzepte im Ayurveda. Die Nahrung, die wir zu uns nehmen, durchläuft den Verdauungs- und Absorptionsprozess durch die Wirkung von jāthar agni. Die sechs Phasen der Verdauung – süß, sauer, salzig, bitter, scharf, adstringierend – wirken auf die Nahrung, während sie durch den Magen-Darm-Trakt wandert. Das Endprodukt der verdauten Nahrung wird āhāra rasa genannt, der Saft der Nahrung, der zu den Nahrungsvorläufern für die dhātus wird. Auf die Nahrungsvorläufer wirkt bhūta agni, das metabolische Feuer der Leber, weil zu diesem Zeitpunkt die Elemente Äther, Luft, Feuer, Wasser und Erde der verdauten Nahrung noch nicht raffiniert genug sind, um die Gewebe zu ernähren. Bhūta agni besteht aus fünf agnis in der Leber, die mit den fünf Elementen – Äther, Luft, Feuer, Wasser und Erde – verwandt sind. Diese agnis in der Leber verwandeln die fünf Grundelemente in Nahrung für die dhātus. Das agni jedes dhātu wirkt auf āhāra rasa, die Nahrungsvorstufe, und teilt es in prasād und kitta auf. Prasād ist poshaka, essenziell, was stayi, das reife dhātu erzeugt; kitta, nicht essenziell, erzeugt astayi, das unreife dhātu. Jedes dhātu durchläuft den gleichen Prozess wie prasād und kitta.

 

Die Entwicklung jedes dhātu wird durch ojas, tejas und prāna bestimmt. Shukra, der männliche Samen, und ārtava, das weibliche Ei, tragen ojas, tejas und prāna aus dem Körper der Eltern. Die befruchtete Eizelle wird kalala genannt. Ein Sanskrit-Sutra besagt, dass ojas, tejas und prāna für die weitere mitotische Teilung verantwortlich sind. Prāna spaltet die befruchtete Zelle – eine in zwei, zwei in vier, vier in 16, 16 in 164.

Diese Teilung wird von prāna geregelt – nach dem Motto »Ich bin eins; ich will viele sein«.

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Die Atmung der Zellen

Das Sanskrit-Wort pāka steht für den biochemischen Prozess der Verdauung. Es ist eine chemische Aktivität. Vor Tausenden von Jahren gab es noch keine Mikroskope. Die Beschreibung der anu srotas durch die Rishis, die Weisen Indiens, ist jedoch genau die Beschreibung der Zelle. Anu bedeutet Atom, atomar; srotas bedeutet Kanal, Weg. Jede Zelle hat ihre eigene zelluläre Bahn und diese Bahnen haben auch ihr eigenes agni, ojas, tejas und prāna.

Jede Zelle atmet und diese Atmung geschieht auf zwei Arten: aerob und anaerob. Prāna bewegt sich hinein und apāna bewegt sich hinaus. Im Inneren der Zelle zirkuliert vyāna und samāna bleibt innerhalb der Zellmembran, wodurch der osmotische Druck aufrechterhalten wird. Um die Zelle herum und innerhalb der Zelle befindet sich soma. Ich nenne das soma gern zelluläre rasa. Außerhalb der Zelle befindet sich āhāra rasa, das die Moleküle von Nahrung, Wasser und Luft trägt. Prāna vāyu bringt diese Moleküle in die Zelle und apāna vāyu eliminiert den Zellmüll. Dieser Gasaustausch, diese Atmung, ist aerob und anaerob.

Die anaerobe Atmung erhöht die Lebensdauer einer Zelle, während die aerobe Atmung die Oxidation und Alterung beschleunigt.

Wenn Yogis prānayāma ausführen, können sie prāna leicht eine Minute lang im Bauch halten. Wenn der Atem stoppt, wird er im Bauch, in der Brust, angehalten. Was immer an Sauerstoff eingeatmet wird, wird genutzt.

Die Wirkung unterdrückter Emotionen auf die Zellen

Diese Transformation des zellularen antakaran – der »Innenausstattung«, in diesem Fall das Feld des zellularen Bewusstseins –, die von pithara pāka regiert wird, wird von einem speziellen agni namens pithara agni angeheizt. Die Rolle von pithara pāka besteht darin, jeden Gedanken, jedes Gefühl und jede Emotion zu verdauen, um das chitta der Zelle zu nähren.

Gedanken, Gefühle und Emotionen gelangen durch das Bindegewebe zur Zellmembran.

Wenn jedoch das pithara agni der Zelle niedrig ist, werden diese Gedanken, Gefühle und Emotionen nicht verarbeitet, und unverarbeitete Gedanken, Gefühle und Emotionen erzeugen eine krankhafte Substanz, die als mentales āma bezeichnet wird. Dieses unverarbeitete Material wird aus der Zelle herausgeschleudert, aber es verbleibt im Bindegewebe.

Daher ist das Bindegewebe der Sitz des Unterbewusstseins, während der Zellraum der Sitz des genetischen Gedächtnisses ist. Das Bindegewebe setzt sich aus spezialisierten Zellen zusammen. In den Zellen des Bindegewebes befinden sich Interzellularräume, in denen sich unterbewusste Emotionen ansammeln. Genetische Erinnerungen innerhalb des Zellkörpers werden von pithara agni aufgezeichnet. Wenn pithara agni niedrig ist, werden alle Gedanken, Gefühle und Emotionen, welche die Zellmembran berühren, nicht absorbiert, assimiliert oder verarbeitet. Unverarbeitete Gedanken, Gefühle und Emotionen werden im Interzellularraum des Bindegewebes gespeichert und das ist es, was zum Unterbewusstsein wird.

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Wie unsere Verdauung zu mentaler und psychischer Gesundheit beiträgt

Nun kommen wir zur zellularen Ebene. Der ayurvedische Arzt Charaka (vermutlich 2./3. vorchristliches Jahrhundert) nennt diese zellulare Ebene ati anu srotas, die Wege der Ernährung einer Zelle. Dies sind subtile Wege. Und hier finden wir auch ojas, tejas und prāna. Es gibt auch prāna vāyu, apāna vāyu und vyāna vāyu. Innerhalb der Zelle existiert soma, ein Substrat des Bewusstseins. Die Nahrungsprodukte, die in immer feinere Produkte von Raum, Luft, Feuer, Wasser und Erde aufgespalten werden, gelangen durch pilu pāka mithilfe von prāna in die Zelle und Zellabfälle werden mithilfe von apāna hinausgeworfen. Für die Zirkulation ist vyāna verantwortlich. Dann nährt pithara pāka, welches das agni innerhalb der Zelle ist, das Bewusstsein durch den Raum, den Geist durch die Luft, buddhi durch das Feuer, chitta durch das Wasserelement und das Selbst durch das Erdelement. Wenn Gedanken, Gefühle und Emotionen aufkommen und die Zellmembran berühren, wenn pilu agni und pithara agni nicht synchronisiert sind, sendet pithara agni eine Botschaft an pilu agni: »Ich will mich nicht mit diesem Gefühl, dieser Emotion befassen.« Dann weist pilu agni sie zurück. Das Ergebnis ist, dass sich im Interzellularraum des Bindegewebes all diese ungelösten Gedanken, Gefühle, Emotionen ansammeln. Dieser Interzellularraum des Bindegewebes ist ein Substrat des Unterbewusstseins.

Wir tragen unbewusste Gedanken, Gefühle und Emotionen seit Urzeiten in uns. Sie werden in dem Raum zwischen den Zellen des Bindegewebes aufgezeichnet. Das nennt man ein khavaigunya, ein schwarzes Loch. Unser Unterbewusstsein ist ein von uns geschaffenes schwarzes Loch. Das Unbewusste kann bewusst werden und das Bewusste kann aufgrund der Schwäche des pithara agni unbewusst werden.

Über den Autor

Unser Autor Dr. Vasant Lad

Dr. Vasant Lad ist Ayurveda-Arzt und diente drei Jahre lang als medizinischer Direktor des Ayurveda-Krankenhauses in Pune. Er war Professor für Klinische Medizin am Pune University College of Ayurvedic Medicine. Als erfolgreicher Autor hat er mehr als 13 Bücher über Ayurveda veröffentlicht.

Glossar (nach Vorkommen im Text)

jāthar agni – zentrales Digestionsprinzip
dhātu – Gewebe, Dosha im physiologischen Zustand
agni – Digestions- und Stoffwechselprinzip (»Verdauungsfeuer«)
ojas – Abwehr- und Vitalessenz; verschiedene Abwehrsubstanzen sowie gewebegenerierende Faktoren
tejas – Feuer-Element; intensive, spirituelle Kraft
prāna – »Lebensenergie«; hauptsächlich verantwortlich für psychische Funktionen, Hirn- und Herztätigkeit, Atmung
om – auch aum, heilige Silbe, das ursprüngliche Wort, das alles enthält
udana – ein vāta-Aspekt; hauptsächlich verantwortlich für die Sprachbildung und das Gedächtnis
kundalini – die schöpferische Kraft im Menschen
rasa – »weißes Blut« (hauptsächlich Blutplasma mit Nährstoffen, Leuko- und Thrombozyten); ein dhātu
rakta – Blut; Blutgewebe, rote Blutzellen; ein dhātu
mamsa – Muskelgewebe; ein dhātu
majjā – Knochenmark, Rückenmark, Hirnsubstanz; ein dhātu
asthi – Knochengewebe; ein dhātu
shukra – Fortpflanzungsgewebe (besonders männliche Fortpflanzungssubstanz); ein dhātu
ghee – flüssiges Fett, aus geklärter Butter oder bestimmten Pflanzenölen
apāna – ein vāta-Aspekt; hauptsächlich verantwortlich für Ausscheidungen der unteren Körperöffnungen
vyāna – ein vāta-Aspekt; hauptsächlich verantwortlich für den Kreislauf und die Aktivität der Muskulatur
samāna – ein vāta-Aspekt; hauptsächlich verantwortlich für Resorption
vāyu – Wind; Luft-Element
prānayāma – Yoga-Atemübung
mahad – reine, ursprüngliche Intelligenz
mānas – das Mental, die »Alltagsintelligenz«

Dies sind Ausschnitte aus dem Artikel.

Erfahren Sie mehr über die Struktur der Zellen und wie diese durch Emotionen und Gefühle geprägt wird.

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Wie unsere Verdauung zu mentaler und psychischer Gesundheit beiträgt

Was wir essen ernährt uns nicht nur auf physischer, sondern auch auf mentaler und emotionaler Ebene. Dr. Vasant Lad erklärt, wie unsere Gedanken, Gefühle und Emotionen in unseren Zellen gespeichert werden und durch Meditation zunächst aus dem Unterbewusstsein ins Bewusstsein gebracht und dann aufgelöst werden können.
 

 

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