Gewalt gegen Männer

von Ronald Engert

Gewalt gegen Männer: Frau schlägt MannAus der Frauenbewegung der letzten 45 Jahre ist mittlerweile überall bekannt, dass Männer egoistisch und gewalttätig sind und oft als Bedrohung der weiblichen Unschuld wahrgenommen werden. Wir möchten dies hier nicht infrage stellen. Vielmehr soll es in diesem Beitrag um die Frage gehen, wie die andere Seite aussieht, die im Dunkeln liegt und in der öffentlichen Debatte nicht zu Wort kommt: Gewalt gegen Männer, ausgeübt auch durch Frauen.

Kürzlich wurde ein Video im Internet gepostet, in dem einige Leute einen interessanten Versuch gemacht haben: Auf einem öffentlichen Platz in einer Stadt wurden zwei Szenen nachgespielt: In der erste Szene bedrohte ein Mann eine Frau mit Beschimpfungen und tätlichen Angriffen. In der zweiten Szene war es genau umgekehrt, die Frau bedrohte den Mann auf die gleiche Weise. Die Reaktionen der Passanten könnten unterschiedlicher nicht sein. Als der Mann die Frau bedrohte, kamen sofort mehrere Frauen und einige Männer hinzu um die Frau zu beschützen. Sie waren sehr wütend auf den Mann und bedrohten ihn. In der zweiten Szene half niemand dem Mann, der von der Frau angegriffen wurde. Stattdessen lachten die Passanten, darunter auch Männer!
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Studien zur Gewalt gegen Männer

Es gab in den letzten Jahren viele Studien, in denen Gewalt gegen Männer untersucht wurde. Bereits 1989 ist eine wissenschaftliche Publikation erschienen, die das Vorurteil vom Mann als Täter und der Frau als Opfer häuslicher Gewalt widerlegt. Damals untersuchte Anker Habermehl in ihrer Dissertation »Gewalt in der Familie« 553 Frauen und Männer in Deutschland: »Von allen Männern und Frauen zwischen 15 und 59, die schon einmal einen Partner hatten bzw. die einen Partner haben, waren 63,2% schon einmal Gewalt ausgesetzt: 68,1% der Männer und 58% der Frauen haben schon einmal Gewalt in der Partnerschaft erlebt. 43,3% der Männer und 34,7% der Frauen sind schon einmal von einem Partner misshandelt worden, d.h. sie waren einer Form von Gewalt ausgesetzt, die ein Verletzungsrisiko einschließt.« (Zitiert nach Björn Thorsten Leimbach: Männlichkeit leben. Die Stärkung des Maskulinen, Hamburg 2007, S. 21. Falls nicht anders angegeben, stammen auch die folgenden Informationen aus dem Buch.)

Peter Beck und Uwe Seebacher schreiben in ihrem Buch »Rambo-Frauen«: »Alle 44 Sekunden schlägt irgendwo ein Mann auf der Welt seine Frau … Aber: alle 41 Sekunden rasten im Gegenzug Frauen aus und verprügeln ihre Männer oder machen sie psychisch fertig.«

Bastian Schwiethal hat in seiner Dissertation »Weibliche Gewalt in Partnerschaften« ca. 300 internationale Studien ausgewertet und kommt zu folgenden Ergebnissen:

  • Frauen wenden genauso häufig oder häufiger emotionale und körperliche Gewalt gegen ihren Partner an.
  • Auch in Fällen schwerer Gewalt ist das Verhältnis zwischen den Geschlechtern ausgeglichen.
  • Frauen setzen Gewalt überwiegend zum Angriff statt zur Verteidigung ein.
  • Medien und Informationspolitik der Regierungen tragen zu einem völlig verzerrten Bild von den Opfer-und Täterrollen von Männern und Frauen bei.
  • Männliche Opfer finden bei Aufklärung- und Interventionsprogrammen gegen häusliche Gewalt auch weiterhin kaum Beachtung.

 

Gemäß dem renommierten akademischen Fachmagazin »Archives of Sexual Behaviour« gab es allein im Jahre 2003 zwei Untersuchungen, denen zufolge jeder vierte Mann bereits einmal unfreiwilligen Sex hatte.
Starker Mann
Der Journalist Arne Hoffmann kommt in seiner vergleichenden Untersuchung »Häusliche Gewalt ist weiblich« zu ähnlichen Zahlen. Nach seiner Aussage gibt es 95 wissenschaftliche Forschungsberichte, 79 empirische Studien und 16 vergleichende Analysen, die zeigen, dass in Beziehungen die Gewalt entweder überwiegend zu gleichen Teilen von beiden Partnern oder aber hauptsächlich von der Frau ausging (Bericht aus dem Jahr 2000).

Es gibt sogar eine (allerdings auf Grund der geringen Fallzahl nicht repräsentative) Pilotstudie vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend aus dem Jahre 2004, die nahelegt, dass etwa die Hälfte der Gewalttaten von Frauen ausgeht. Außerdem gab die Hälfte der betroffenen Männer an, dass sie sich nicht gewehrt haben. Kein einziger erstattete Anzeige bei der Polizei.

Dies ist nur eine kleine Auswahl von Studien und Untersuchungen zu dem Thema »Gewalt gegen Männer«. Es kann zum Beispiel auch vorkommen, dass Frauen gewaltbereiter und brutaler sind, weil es bei ihnen positiv konnotiert ist, sich zu wehren und sie sich als Opfer männlicher Gewalt verstehen, die dazu berechtigt sind zuzuschlagen. Frauen benutzen gerne Werkzeuge oder Utensilien, um den Mann anzugreifen. Nicht nur das sprichwörtliche Nudelholz wäre hierzu nennen, auch zusammen gerollte Hochglanz-Modezeitschriften sind dazu bestens geeignet. Es wird auch mal zum Küchenmesser gegriffen, wie ich aus dem eigenen Bekanntenkreis schon hören musste.

Andere Formen von Gewalt gegen Männer

Männer sind nicht nur direkter Gewalt von Seiten der Frauen ausgesetzt. Sie sind allgemein viel stärker der Gewalt und auch der Gefahr der körperlichen Verletzung ausgesetzt:

  • 24 der 25 gefährlichsten Jobs in den USA sind Männerjobs (Zum Beispiel Feuerwehr)
  • Männer erleiden über 95 % aller tödlichen Berufsunfälle.
  • 78% der Prügelopfer sind Männer.
  • 84% der Mordopfer sind Männer.
  • In Kriegen werden überwiegend Männer getötet.
  • 84% der Drogenabhängigen sind Männer und mehr als fünfmal so viele Männer wie Frauen sterben an den Folgen von Drogen.
  • Viermal so viele Männer wie Frauen sterben an den Folgen von Alkohol- und Tabakkonsum.
  • 74% der Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten und 68% der Kinder mit Lernschwierigkeiten in Schulen sind Jungen.
  • 74% der Suizide in Deutschland werden von Männern begangen.
  • Nach Scheidungen nehmen sich Männer sechsmal so häufig das Leben wie Frauen.
  • Männer sterben durchschnittlich sieben Jahre früher als Frauen.

 

Problemfall Mann

Der Mann ist zum Problemfall geworden. Männer werden immer schwächer und labiler. Es scheint, dass ihre Lebenstauglichkeit abnimmt und sich ausdrückt in psychischen Auffälligkeiten, Leistungsabfall, Kriminalität und schließlich Selbstmord. Der Leistungsdruck, die Vereinsamung und die emotionale Abhängigkeit von Frauen nehmen zu. Während die Frauen immer stärker und selbstbewusster werden und auf einer starken Welle der gesellschaftlichen Aufwertung schwimmen, werden Männer zunehmend verunglimpft und lächerlich gemacht. Männer haben oft ein schlechtes Gewissen und halten vor allen Dingen in Beziehungen mitunter Demütigungen und Schikanen der Frauen aus, ohne sich zu wehren oder die Beziehung zu beenden. Nicht nur von den Frauen werden die Männer schlecht gemacht, sondern Männer selbst sind oftmals diejenigen, die ihrem eigenen Geschlecht gegenüber negativ eingestellt sind und anderen Männern in den Rücken fallen.

Heutzutage werden 80% der Scheidung von Frauen eingereicht. Im Falle von Trennungen wird sehr schnell dem Ex-Partner die Schuld am Scheitern der Beziehung zugeschrieben. Frauen neigen dazu, sich in Argumente und Erklärungen als Opfer darzustellen, die nichts dafür können. Wie man in dem bereits erwähnten Video sieht, können Frauen einen Mann an einem öffentlichen Ort beschimpfen und ihm eine Ohrfeige geben, ohne dass jemand einschreiten würde. Dagegen ist die Empörung meistens groß, wenn ein Mann eine Frau in der Öffentlichkeit beschimpft oder gar schlägt. Die Frauen nörgeln und die Männer schweigen. Oftmals merken die Männer gar nicht, dass sie öffentlich bloßgestellt werden. Ein Blick ins Fernsehen zeigt mitunter erschreckende Situationen. Viele Krimis gibt es heutzutage, in denen eine Frau die selbstbewusste und durchsetzungsfähige Kommissarin ist und ein Mann ihr etwas trotteliger Gehilfe. Oder es gibt Beziehungsfilme, in denen ein Mann der gutmütige und gute Freund einer Frau ist, sexuell jedoch auf Abstand gehalten wird. Auch manche Werbeclips spielen mit diesem Narrativ.

Männliche Werte wie Unabhängigkeit, Aggression und Führung, Mut, Disziplin und Willensstärke, Ehrgeiz und Zielstrebigkeit sind heutzutage eher unerwünscht oder gleich ganz diskreditiert.

 

Es ist gut, dass die alten Rollenbilder überdacht werden. Frauen haben dies durch ihren Kampf um Gleichberechtigung überhaupt erst möglich gemacht.

 

Der Trend der gesellschaftlichen und sozialen Prozesse war in den letzten Jahrzehnten eindeutig auf der Seite der Frauen. Es ist gut, dass die Frauen aufgeholt haben und sich aus frauenfeindlichen und unterdrückerischen Situationen befreit haben. Wie so oft bei solchen polaren Strömungen kippt jedoch so langsam die Waagschale auf die andere Seite ins Extrem. Heute finden wir uns in einer Situation zunehmender Männerfeindlichkeit und einer damit einhergehenden Unterdrückung männlicher Bedürfnisse und Werte. Dies ist nicht nur für die Männer von fataler Wirkung, sondern auch für die Gesellschaft als Ganzes, u.a. weil die Familien, als Kernstrukturen der Gesellschaft, gestört werden und die Männer in ihrem Rollenverständnis sehr verunsichert sind. Darüberhinaus können so auch die Frauen nicht in ihre weibliche Essenz kommen, was für gesunde Beziehungen jedoch wichtig wäre. Beziehungen werden zunehmend schwieriger und brüchiger. Das Schlimmste jedoch ist, dass die Kinder in solchen dysfunktionalen Beziehungen aufwachsen müssen und dadurch frühe Schädigung erhalten. Insbesondere den Jungen fehlt oft eine männliche Bezugsperson, wenn sie von alleinerziehenden Müttern aufgezogen werden. Aber sicherlich tut es auch Mädchen nicht gut, wenn sie ohne Vater aufwachsen oder ihr Bild der Männer durch die Erziehung negativ besetzt wird.

 

Die Männer fangen jetzt ernsthaft an sich damit zu beschäftigen, wie ein neues Verständnis als Mann aussehen könnte, das einerseits die alte Rolle als dominantes Raubein hinter sich lässt und andererseits eine Liebe zum Mann-Sein und eine positive Männlichkeit kultiviert.

 

Es ist gut, dass die alten Rollenbilder überdacht werden. Frauen haben dies durch ihren Kampf um Gleichberechtigung überhaupt erst möglich gemacht. Die Männer fangen jetzt ernsthaft an sich damit zu beschäftigen, wie ein neues Verständnis als Mann aussehen könnte, das einerseits die alte Rolle als dominantes Raubein hinter sich lässt und andererseits eine Liebe zum Mann-Sein und eine positive Männlichkeit kultiviert.
Insofern hat die Frauenbewegung eine Vorreiterrolle nicht nur für die Frauen, sondern auch für die Männer, die nun (nicht immer ganz freiwillig) um eine neue Identität ringen müssen.

 

Was ist die Lösung?

Jungs, LausbubenFür eine gesunde Gesellschaft und für gesunde Beziehungen ist es notwendig, dass männliche und weibliche Qualitäten gleichermaßen in ihrer Positivität und Schönheit gesehen werden. Es nützt nichts, wenn die Frauen jetzt die besseren Männer sind und die Männer zu Trotteln oder Triebtätern abgestempelt werden. Damit werden wir in der Zukunft keine Probleme lösen, sondern diese nur vergrößern.

Es ist nun an der Zeit für die Männer, ihren Selbstwert und ihr Selbstverständnis auf eine neue Ebene zu bringen, zu einer positiven Form von Männlichkeit, die bewusst und lebensrichtig, ganzheitlich und gesund ist, die auch die Gefühle integriert und kommuniziert.

Es ist an der Zeit, dass die Männer ihre weibliche Seite annehmen, denn dann können sie auch zu einer ganzheitlichen Männlichkeit, die nicht bestimmte Anteile als Schatten abspaltet, gelangen. Die nicht-integrierte Männlichkeit zeigt sich als Macho oder als Softie, denn sie schätzt entweder das Weibliche oder das Männliche gering. Eine integrierte Männlichkeit lehnt weder das Weibliche noch das Männliche ab und ist in der Lage, die eigene Rolle als Mann im hellen Spiegel anzunehmen, d.h schon Mann zu sein, aber in der Achtung der Frau, der Kinder, der Natur und des Lebens überhaupt.

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