»New Age«-Pioniere

»New Age«-Pioniere

Die Verbindung von Wissenschaft und Spiritualität

Autor: Jürgen Schröter
Kategorie: Spiritualität allgemein
Ausgabe Nr: 76

Dieser Artikel geht den New-Age-Wurzeln des »Neuen Paradigmas« nach, der Verbindung von Wissenschaft und Spiritualität bzw. Mystik und Naturwissenschaft. Hier werden die Arbeiten der Vor-Denker Teilhard de Chardin, Marilyn Ferguson, Peter Russell, Fritjof Capra, Ken Wilber, Ervin László, Rupert Sheldrake, Matthew Fox und Deepak Chopra gewürdigt.

Es war das legendäre Jahr 1968 – vor genau einem halben Jahrhundert –, der Autor war gerade 17 und hat diese außergewöhnliche Zeit sehr bewusst miterlebt: Studentenbewegungen in den Metropolen der westlichen Welt als Friedensbewegung gegen den Krieg der amerikanischen Regierung in Vietnam, den »Prager Frühling« unter Alexander Dubček für einen »Sozialismus mit menschlichem Antlitz«, die brutale »Kulturrevolution« in China unter Mao Tse-tung, die »sexuelle Revolution« und Befreiung der Frauen.

Ob man es »New Age«, »Wassermann-Zeitalter« oder wie auch immer nennen will, es vollzog sich eine geistig-kulturelle Revolution auf dem Planeten.

Es vollzog sich eine Art »Achsenzeit«, wie Karl Jaspers sie für ca. 2500 Jahre vorher für das Zeitalter von Buddha, Laotse und Zarathustra beschrieben hat. West und Ost erlebten eine geistig-kulturelle Umpolung. Der materialistische Westen suchte in »Esoterik« und »New Age« nach einer neuen Spiritualität, die kommunistische Führung Chinas versuchte, die spirituelle Tradition im Daoismus, Konfuzianismus und tibetanischen Buddhismus auszurotten, um das materialistisch-sozialistische Wirtschaftssystem besser durchsetzen zu können. Das hinduistisch-buddhistische Indien wurde für die spirituell Suchenden im Westen ein »Mekka«, Meditation und Yoga  breiteten sich unaufhaltsam in der Welt aus.

Politisch und kulturell entwickelten sich aus dieser Umwälzung die Ökologie, der Feminismus und die Friedensbewegung.

Technisch ist die »digitale Revolution« nicht zu vergessen, die in diesen Jahren ihre Anfänge nahm. In der Wissenschaft wurden die Neurologie und Gehirnforschung zu herausragenden Gebieten. Es war vor allem die Psychologie, die sich in eine transpersonale Bewusstseinswissenschaft und Psychotherapie entwickelte.

Es war auch der Aufbruch aus den erstarrten Weltreligionen zu einer neuen Spiritualität, die Rückbesinnung auf die Mystik, den direkten Weg zur Gotteserfahrung. Der Begriff »Spiritualität« wurde noch nicht verwendet (er war noch zu nahe an »Spiritismus«). Die Namen für die neue Spiritualität waren »Esoterik« und »New Age«.

Die Verbindung von Wissenschaft und Spiritualität

Mystik und Naturwissenschaft

Inzwischen ist bekannt, dass die großen Wissenschaftler der »Neuen Physik«, der Relativitätstheorie und Quantenphysik, wenn nicht selbst Mystiker, so doch der Mystik zugewandt waren: Albert Einstein, Max Planck, Niels Bohr, Werner Heisenberg.

Doch es war wohl der französische Jesuitenpater und Naturwissenschaftler Pierre Teilhard de Chardin (1881–1955), der ein neues Kapitel der Verbundenheit von Mystik und Naturwissenschaft aufgeschlagen hat. Er hat als Naturwissenschaftler und Theologe in seinem Hauptwerk »Der Mensch im Kosmos« eine erste Synthese zwischen Evolutionstheorie und Schöpfungs-Spiritualität hergestellt. Für ihn ist GEIST ein Teil der Materie in ihrer ganzen Evolution, und alle Materie ist für ihn beseelt. Materie wird sich im Menschen ihrer selbst bewusst. Doch Teilhard sieht nicht nur die Kosmogenese als eine Entwicklung der Materie (Hylosphäre) über das Leben (Biosphäre) und den Menschen (Noosphäre) hinaus zur »Christogenese«, dem Punkt Omega als Zielpunkt im kosmischen Christus.

Daneben gibt es bei Teilhard eine zweite Entwicklung, die der individuellen Seele. Seine Autobiografie nennt er »Das Herz der Materie«. Sein zweites Hauptwerk, »Das göttliche Milieu«, kann man auch als »das göttliche Feld« übersetzen, also die Integration des Feldbegriffs in der Vergeistigung und Vergöttlichung des Menschen. Teilhards Anthropologie erkennt nicht nur äußere Sinne, sondern auch »innerseelische Sinne« und »kosmische Sinne«. Die Anthropologie Teilhards meint es ernst, Jesus als den wahren Menschen und Gottessohn zur »Matrix einer spirituellen und göttlichen Anthropologie« zu machen.

Das organische Prinzip des Einswerdens ist »Einmütigkeit«, nicht aufgesetzter Druck.

Liebe ist ein zentraler Evolutionsfaktor, der in der Natur bereits verankert ist. Es ist die von unten wirkende Kraft, die »Seele der Erde«.

Die Kosmogenese hat aber auch eine »Anziehungskraft von oben«, den Christus-Faktor oder »Heiligen Geist«, der sich in die jeweilig entfaltete Form der Materie und der Seele ausgießen und sie vergeistigen kann. Bei Teilhard ist die Kosmogenese ein Zusammenspiel zweier Kräfte: von Mutter Erde (aus dem Inneren) und Vater Himmel (von »oben«).

In dieser Fassung sind Auszüge aus dem Artikel wiedergegeben. Den vollständigen Artikel gibt es im Pdf (9 Seiten), das unten bestellt werden kann.

Pioniere des Wassermann-Zeitalters

Es ist kaum zu leugnen, dass wir mitten in einer spirituellen Renaissance leben, getrieben von unserer Sehnsucht, das Göttliche ohne ein Drittes direkt zu erfahren.

Wir wenden uns von seelenlos gewordenen Konfessionen ab und dem »mystischen Weg« zu. Überraschenderweise gibt es auch Größen aus der Wissenschaft, die sich zum Ziel gesetzt haben, westliche Wissen­schaft und östliche Philosophie, Naturwissenschaft und Mystik wieder zusammenzubringen.

Bei diesen sechs Vor-Denkern für eine Verbindung von Wissenschaft und Spiritualität kann ich ein BILD, ein Struktur-Muster erkennen:

»New Age«-Pioniere

Die ersten drei Autoren (Capra, Wilber, László) haben große theoretische Systeme entwickelt, die als »Theorie von allem« nun eine einheitliche Theorie abliefern wollten. Diese drei Theorie-Gebäude sind leider nicht kompatibel untereinander und die Autoren sind zudem nicht sehr freundlich miteinander umgegangen.

 Fritjof Capra (*1939) hat dabei eine »Tiefenökologie« entwickelt. Man könnte ihn sogar als »Cheftheoretiker« der globalen grünen Bewegung sehen. Sein Hauptinteresse ist es, das LEBEN als Ganzes im Sinne des Holismus zu verstehen und die lebensfeindlichen Bestrebungen der Menschheit wieder zu korrigieren, die menschliche Gesellschaft in das Lebensnetz der Natur wieder »nachhaltig« einzugliedern.

Ken Wilbers (*1949) Forschungsinteresse war zunächst das Bewusstsein. Er entfaltete mit seinem ersten bekannt gewordenen Buch ein »Spektrum des Bewusstseins«. In dieser Phase ist er eher ein »integraler Psychologe« mit einer Bewusstseins-Theorie als Kern seiner integralen Psychologie. Eine weitere Phase ist die Herausarbeitung eines integralen Methoden-Pluralismus, der ihn als integralen Philosophen und Wissenschafts-Theoretiker profiliert hat. In der letzten, aktuellen Phase ist er fokussiert auf eine »integrale Spiritualität« und »integrale Meditation«. Für ihn ist die RELIGION das Förderband der Geschichte. Das »Neue Zeitalter« braucht aus seiner Perspektive auch eine »Neue Religion«.

Lesen Sie im vollständigen Artikel mehr über die Visionäre des Bewusstseins 🙂

Ken Wilber gibt 1982 das Buch »Das holographische Weltbild. Wissenschaft und Forschung auf dem Weg zu einem ganzheitlichen Weltverständnis – Erkenntnisse der Avantgarde der Naturwissenschaftler« heraus. Er leitet das Buch mit den Worten ein:

»Zu Beginn dieses Jahrzehnts fand in der Zeitschrift ReVision eine außergewöhnliche Debatte statt. Ihr Thema war die ernsthafte und nachhaltige Suche nach der Verbindung zwischen ›echter Naturwissenschaft‹ (beispielsweise Physik und Psychologie) und ›echter Religion‹ (dem Streben nach mystischer Erfahrung und Transzendenz). Eine beachtliche Zahl von Wissenschaftlern hat diese Debatte als ›epochal‹ bezeichnet: das vorliegende Buch gibt ihren Inhalt und ihre Ergebnisse wieder.« (S. 7)

Es sind in diesem Buch alle großen Namen vertreten: Marilyn Ferguson, Karl H. Pribram, René Weber, David Bohm, Ken Dychtwald, Bob Samples, John Welwood, John R. Battista, Fritjof Capra und natürlich Ken Wilber selbst.

Die Verbindung von Wissenschaft und Spiritualität

»Doch ganz gleich, ob man dem neuen Paradigma zustimmt oder nicht – eine Schlussfolgerung ergibt sich ganz unverkennbar: Die Neue Naturwissenschaft schafft zumindest breiten Spielraum für das Spirituelle, den GEIST (»spirit«, JS), wenn sie diesen GEIST nicht sogar postuliert, weil sie nicht ohne ihn auskommt.« (S. 11)

In diesem Buch wird auch deutlich, dass es in dieser Phase des »New Age« vor allem darum ging, den GEIST in die »harte Naturwissenschaft« wie die Physik einzubringen, der uralten Trennung von Geist und Materie (die Descartes nachgesagt wird, deren Anfänge man aber auch schon bei Aristoteles findet) mit einer fortgeschrittenen Psychologie des Geistes und Bewusstseins ein integrales Ende zu bereiten. Dieses Buch ist eine bemerkenswerte Darstellung des damaligen Standes des Dialoges und heute noch lesenswert. Es zeigt aber auch schon Risse auf, insbesondere im letzten Kapitel eines Gespräches der Redaktion von »ReVision« mit Ken Wilber »Das holographische Weltbild – das Paradigma des New Age?« (S. 253–305).

Ken Wilber meldet erste Zweifel an, dass das »Hologramm« das geeignete Paradigma ist und man zu sehr über die »neue Landkarte des neuen Paradigmas« spricht, anstatt die Welt wirklich zu transformieren. Es ginge nicht darum, die Speisekarte zu verspeisen, sondern sich ein köstliches Mahl zu bereiten. Das Buch ist wohl das letzte, das Ausdruck eines Dialoges der großen Geister ist. Fortan gingen die Wege auseinander und jeder hat seine eigene »Theorie von allem« entwickelt.

Dies sind Ausschnitte aus dem Artikel.

Erfahren Sie mehr über die Revolution der Seele und ihrer Denker und Visionäre.
Die vollständige Fassung des Beitrags lesen Sie in der Tattva Viveka 76. Auch für 2,00 € als ePaper erhältlich (Pdf, 9 Seiten).

»New Age«-Pioniere (PDF)

 2,00

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Die Verbindung von Wissenschaft und Spiritualität

Dieser Artikel geht den New-Age-Wurzeln des »Neuen Paradigmas« nach, der Verbindung von Wissenschaft und Spiritualität bzw. Mystik und Naturwissenschaft. Hier werden die Arbeiten der Vor-Denker Teilhard de Chardin, Marilyn Ferguson, Peter Russell, Fritjof Capra, Ken Wilber, Ervin László, Rupert Sheldrake, Matthew Fox und Deepak Chopra gewürdigt.
 

 

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Unser Autor Jürgen Schröter

Über den Autor

Jürgen Schröter (Jahrgang 1951) ist von Hause aus Pädagoge, war Lehrer in der Erwachsenenbildung und hat sich 1989 selbstständig gemacht. Hier hat er als Texter und Lektor gearbeitet, ist Autor (»Zahlenmystik als spiritueller Weg«), hat eine Autorenschule und den Verlag DIE SEELE gegründet. Er war der erste Herausgeber des an Ken Wilber orientierten Online-Magazins »integral informiert«. Seine Vision ist es, Schöpfungsmythologie und Evolutionstheorie in einer Theorie der Selbst-Bildung der Geist-Seele zu integrieren. Er lebt mit Sohn und Enkeln in Südfrankreich. https://juergen-schroeter.de

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