Was ist Magick und wie erfolgreich ist die Praxis?

Was ist Magick und wie erfolgreich ist die Praxis?

Magie unter der Lupe der Parapsychologie

Autor: Dr. Gerhard Mayer
Kategorie: Gnosis/Hermetik
Ausgabe Nr: 103

Die Schnittstellen zwischen Magie und Parapsychologie sind beträchtlich, obwohl beide Lager dies anders betrachten. Jedoch befassen sich beide Gebiete mit nicht-alltäglichen Bewusstseinszuständen sowie ihrer Auswirkung auf die Realität. Anhand von Fallbeispielen und Aussagen von magisch Praktizierenden soll die zeitgenössische magische Praxis sowie ihre Überprüfbarkeit beleuchtet und Parallelen zur Parapsychologie reflektiert werden.

Wenn wir an Magie denken, kommen uns außergewöhnliche Phänomene, bemerkenswerte Personen, Wunderbares, aber auch Okkultes, Finsteres und Täuschungen in den Sinn. Aus Märchen und Filmen sind wir vertraut mit unglaublichen Geschichten von magischer Macht über Gegenstände, Personen oder andere Lebewesen, über die Umwelt, das persönliche Schicksal oder gar das Wetter. Die Faszination für Magie und Zauber ist selbst in modernen Gesellschaften ungebrochen.

Die wissenschaftlichen Zugangsweisen zur Erforschung magischer Praktiken und Rituale sind überwiegend historisch oder anthropologisch oder stammen aus der Perspektive der Religionswissenschaften. Gemäß einem physikalistisch-reduktionistischen Weltbild können Psi-Phänomene nicht existieren. Demnach kann es keine »echte« Magie geben, und vermeintlich »magische« Effekte beruhen auf Sinnestäuschungen oder Betrug.

Die Parapsychologie steht den phantastischen Erzählungen über magische Effekte ebenfalls kritisch gegenüber, wobei die Möglichkeit von Psi-Phänomenen als eine wissenschaftlich nachgewiesene Realität akzeptiert wird. Forscher haben überzeugende Beweise für Telepathie, Psychokinese und Präkognition in Laborexperimenten (Cardeña, 2018) und gut untersuchten Fallstudien außerhalb des Labors gefunden (Mayer, 2019).

Die Faszination für Magie und Zauber ist selbst in modernen Gesellschaften ungebrochen.

Was ist Magic(k) – Was sind seine Ziele?

Der britische Okkultist Aleister Crowley (1875–1947) lieferte eine Definition von Magie, die er in Abgrenzung zur Bühnenmagie »Magick« nannte: Magie ist die Wissenschaft und Kunst, Veränderungen in Übereinstimmung mit dem Willen herbeizuführen (Crowley, 1970, S. XII). Diese Definition wurde von Nachfolgern um den Aspekt der veränderten Bewusstseinszustände (ASC – altered states of consciousness) ergänzt, die wesentlich für die magische Praxis seien. Auf dieser Grundlage schuf der Okkultist Frater V. D. eine »erste Grundformel der Magie«, die lautet: magischer Akt = Wille + Imagination + Gnosis (= magische Trance) (Frater V. D., 2001, S. 28)

Aleister Crowley als Osiris
Aleister Crowley als Osiris
Gemäß einem physikalistisch-reduktionistischen Weltbild können Psi-Phänomene nicht existieren.

Diese Definition der Magie aus der Perspektive der Praktizierenden lässt offen, was das Ziel einer magischen Handlung ist, welche Techniken verwendet werden und ob eine Veränderung der inneren oder äußeren Welt angestrebt wird. Es gibt vielfältige Techniken und Elemente der magischen Praxis wie etwa Invokationen (zur Beschwörung von spirituellen Wesenheiten oder Energien), Bewusstseinstechniken (zum Beispiel Visualisierung, Imagination, magische Trance und Astralprojektion), Bezüge zu astrologischen und kabbalistischen Elementen und Konzepten, oder die Arbeit mit sogenannten Sigillen, um nur einige Beispiele zu nennen. Die Sigillenmagie in der heute gebräuchlichen Form wurde von dem Okkultisten Austin Osman Spare (1886–1956) entwickelt. In Anlehnung an psychoanalytische Ideen kehrte er das therapeutische Ziel »Wo Es war, soll Ich werden« um, indem mittels eines magischen Rituals ein künstlicher psychischer Komplex erzeugt werden soll: »Wo Ich war, soll Es werden«. Mithilfe einer Sigil soll ein Willenssatz in das Unterbewusstsein verpflanzt und damit der »innere Zensor« umgangen werden.

Über mögliche Ziele der magischen Praxis gibt die Unterscheidung zwischen »Hoher Magie« und »Niederer Magie« Hinweise. Letztere ist auf magische Operationen ausgerichtet, die pragmatische Ziele wie das Bestehen einer Prüfung oder die Suche nach einer schönen Mietwohnung verfolgen. Als Ziele der Hohen Magie können beispielsweise das Fördern künstlerischer Prozesse, das Vordringen in neue Bewusstseinsdimensionen oder Fortschritte auf dem persönlichen spirituellen Weg genannt werden.

Eine Interviewstudie

Um Informationen über die Biografien, Glaubensvorstellungen, Motive, Praktiken und Erfahrungen von magisch praktizierenden Personen zu gewinnen, habe ich Interviews mit erfahrenen Magierinnen und Magiern im deutschsprachigen Raum geführt (Mayer, 2008). Einige für den Bereich der Parapsychologie wichtige Ergebnisse sollen im Folgenden dargestellt werden.

Magische Operationen und ihre Wirkungen

Die berichteten außergewöhnlichen und paranormalen Phänomene sind vielfältig. Einige traten in einem direkten zeitlichen Zusammenhang mit magischen Handlungen auf; bei anderen, auf die Zukunft hin gerichteten Zielen kam es zu einer erwartungsgemäßen zeitlichen Verzögerung. Manchmal waren paranormale Phänomene oder Erfahrungen beabsichtigt, in anderen Fällen wurden sie als Nebenprodukt oder Begleitphänomen der Operation verstanden. Man kann die berichteten paranormalen Phänomene beziehungsweise Erfahrungen fünf Kategorien zuordnen: (1) Situationsbeeinflussung, (2) Wetterphänomene, (3) Psychokinese und Spukphänomene (RSPK), (4) außersinnliche Wahrnehmung (ASW) und (5) synchronistische Ereignisse.

Situationsbeeinflussung

Beispiele für Ziele magischer Situationsbeeinflussung aus meinem Interviewmaterial sind:

• Das Wiedererlangen verlorener Gegenstände
• Die Suche nach einer Wunschwohnung
• Die Verhinderung der Ausstrahlung einer bestimmten Fernsehsendung
• Das Stoppen von Mobbing durch einen Vorgesetzten

Das letztgenannte Beispiel soll kurz beschrieben werden. Baltus (Pseudonym) führte eine magische Intervention gegen die Schikanen eines Vorgesetzten durch, da dieser seine Entlassung mit allen Mitteln durchsetzen wollte. Der von Baltus angewendete Willenssatz lautete: »Wenn er irgendwie versucht, mir irgendetwas anzutun, was ich für mich als schädlich empfinde, dann soll er es doppelt zurückbekommen auf die Weise, dass er gebremst wird.« Dieser Vorgesetzte erlitt an dem darauffolgenden Wochenende einen Sportunfall, der ihn für lange Zeit außer Gefecht setzte und die akute Situation für Baltus entschärfte. Zwar schloss Baltus Zufall nicht aus, aber das subjektive Evidenzempfinden herrschte vor, dass seine magische Operation wirksam gewesen sei. Sein Willenssatz war relativ unpräzise formuliert. Wir werden später sehen, warum dies wichtig sein kann.

Magie ist die Wissenschaft und Kunst, Veränderungen in Übereinstimmung mit dem Willen herbeizuführen.

Wetterphänomene

Bei Berichten über magische Wettermanipulationen und synchronistische Wetterphänomene fällt es schwer, sie in einem kausalen Zusammenhang mit magischen Praktiken zu sehen. Ein Beispiel: Am 11. August 1999 fand eine Sonnenfinsternis statt. Die Wettervorhersagen versprachen keinen ungetrübten Genuss dieses seltenen Himmelsschauspiels in Süddeutschland. Meinrad (Pseudonym) vollzog deshalb vor dem Ereignis ein magisches Ritual mit einem sehr bescheiden formulierten Willenssatz: »Ich will nur ne Minute während der Sonnenfinsternis, und da muss auch nur ein ganz kleiner Bereich des Himmels betroffen sein.« Dort, wo er sich befand, öffnete sich eine halbe Minute vor der Eklipse ein Wolkenfenster und schloss sich wieder, bevor das Ereignis ganz vorbei war.

Zwei weitere Berichte könnten als synchronistische Wetterereignisse gedeutet werden. (1) Während der Einweihungszeremonie eines Saturnmeisters wurde im Rahmen des Rituals der Satz »Es werde Licht!« ausgesprochen. Genau in diesem Moment kam plötzlich und unerwartet ein Blitz, wie aus heiterem Himmel. (2) Während der Dreharbeiten zu dem Dokumentarfilm Hexen heute in einem Steinbruch, in dem am Abend zuvor ein Wicca-Ritual stattgefunden hatte, zogen innerhalb von zehn Minuten plötzlich schwarze Wolken auf, und am Himmel waren Blitze hinter dem gefilmten Magier zu sehen – ein nicht geplanter eindrucksvoller Filmeffekt.

Psychokinese und spukhafte Phänomene

Man muss zwischen bewusst herbeigeführten psychokinetischen Effekten und solchen unterscheiden, die unbeabsichtigt als spukhafte Phänomene im Zusammenhang mit magischen Ritualen auftreten. Ein Magier berichtete von regelmäßig durchgeführten Versuchen, mit Gedankenkraft ein sich leicht drehendes Objekt auf einer Nadelspitze (Pin Wheel oder Psi-Wheel) in Bewegung zu versetzen. Damit sollte die Konzentrationsfähigkeit und »Geisteskraft« trainiert werden.

Die Phänomene in folgender Schilderung eines magischen Rituals während der Initiation eines Novizen in den magischen Orden Ordo Templi Orientis (O.T.O) sind anderer Natur. Der »Kalif« des kalifornischen O.T.O., Grady McMurtry (1918­–1985), war zu jenem Zeitpunkt schon sehr gebrechlich. Der Novize beschreibt das Geschehen während des Rituals. McMurtry »hat schwer gehinkt und hat auf’m letzten Loch gepfiffen (…) Und er hatte im Korea-Krieg eine Schussverletzung, die nie entfernt wurde (…) Also war schon eigentlich ein Halb-Invalide. Und er hat dieses Ritual gemacht. Und in dem Ritual ist was Heftiges passiert: Nämlich ich sah auf einmal, ohne dass irgendjemand (…) gesagt hat, das müsste man sehen oder irgendwas – sah ich auf einmal im Raum in der Luft, einfach so Peng! (…) einen aus der Tiefe heraus leuchtenden roten Rubin. Riesig, fett und groß. Ganz spontan. Also vollkommen wie aus dem Nichts geschossen. Ohne so’nen Phantasie-Vorlauf oder irgend so etwas, und blieb auch da und stand da, und ich hab so ne heftige Energie verspürt und als er anfing, den Pan zu invozieren, fing er an zu tanzen. Und er hat wie ein Derwisch getanzt und er hatte nicht die geringste Gebrechlichkeit im Tanz. Also: Absolut ausladend. Das war wie weg – die Behinderung (…) unglaublich beeindruckend! (…) Ich glaube, das erste, was ich in mein Tagebuch geschrieben habe, nachdem ich damals gegangen war: Ich habe hier jetzt zum ersten Mal wirklich erlebt, dass es Magie wirklich gibt.«

Im Gegensatz zu diesen absichtlich herbeigeführten PK-Effekten berichteten Interviewpartner auch von Phänomenen, die spontan im Rahmen magischer Rituale auftraten:

• Berstende Glühbirnen auf dem Höhepunkt eines Rituals
• Ausfall von Elektrogeräten, Stromausfall in der angrenzenden Straße
• Spontane Entzündung eines magischen Gewandes
• Gefaltete Papiere, die plötzlich aus einer Opferschale in die Luft fliegen

Tattva Viveka Nr. 103

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Schwerpunkt: Parapsychologie
Erschienen: Juni 2025

Dr. Dr. Walter von Lucadou – Parapsychologie: Ein Beitrag zur Bewusstseinsforschung • Prof. dr. Stefan Schmidt – Experimentelle Parapsychologie • Birgit Feliz Carrasco – Hellfühligkeit • Dr. Gerhard Mayer – Magick in der Praxis • Dr. Marc Wittmann – Wenn die zeit verrükt spielt • Astrid Gutowski – Widerstandskraft in herausfordernden Zeiten • Hajo Michels – Scheinheilig: Entlarve die Schattenseiten der Spiritualität • Armin Denner – Die Großen Tarot Arkana • Dr. Rüdiger Sünner – Orte, die zur Seele sprechen • Kevin Johann – Soma • Sophie Baroness von Wellendorff – Wenn Licht und Dunkelheit tanzen • Buchbesprechungen • u.v.m.

Zum Autor

Dr. Gerhard Mayer, Studium der Psychologie, Soziologie, Philosophie und Kunstgeschichte in Freiburg. Seit 1996 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene/Freiburg. Geschäftsführer der Gesellschaft für Anomalistik. Forschungsinteressen: Medienpsychologie, Neoschamanismus, Magie, biografische Bedeutung und Integration außergewöhnlicher Erfahrungen und Schlafparalyse.

igpp.de/eks/gerhard_mayer.htm

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