02 März Wer einen Baum pflanzt, wird den Himmel gewinnen
Der Mythos und die Kraft von Bäumen
Autor: Abbas Schirmohammadi, Philipp Feichtinger
Kategorie: Ökologie
Ausgabe Nr: 102
Dem Baum schreiben Menschen seit jeher heilende Kräfte zu. In der Vergangenheit der Kelten und Germanen galten sie als das Zuhause von Naturwesen, als Verbindungsglied zwischen den höheren und niedrigeren Welten und als Kraftquelle. Dieses Wissen wird nun neu belebt, und um die Erkenntnisse der Botanik erweitert, die uns einen Einblick in die faszinierenden Mechanismen der Bäume eröffnet.
Einleitende Gedanken
Bäume sind ein wesentlicher Bestandteil unserer Umwelt. Sie liefern Sauerstoff, schützen unseren Boden und halten unser Klima sauber. Sie sind wichtig für die Artenvielfalt, da sie Lebensräume für Tiere schaffen. Zudem sind Bäume einfach schön anzusehen und erhöhen unsere Lebensqualität. Vor allem Nadelbäume, die überall auf der Welt zu finden sind, sind essenziell für das Ökosystem unseres Planeten. Sie stellen eine Barriere vor Kälte dar, liefern Nährstoffe und Schutz vor Sonne und Regen, sind wichtige Nahrungsquellen für verschiedene Tierarten. 270 Millionen Jahre dauerten die Veränderungen, bis sich Nadelbäume als die dominanten Bäume zeigten. Bäume haben auch eine spirituelle Bedeutung für uns. Der Feigenbaum zum Beispiel ist nicht nur köstlich, sondern ein Symbol für Fruchtbarkeit und Überfluss. Die Hainbuche steht für Robustheit, die Douglasie für Anpassungsfähigkeit, die Eiche für Stärke und Kraft, die Esche vermittelt Besonnenheit, die Fichte ist das Symbol für Klarheit und Hoffnung, die Lärche für Charakterstärke, die Linde ist der Baum der Liebe, der Spitzahorn schenkt Schutz, die Weißtanne Lebenskraft, die Ulme stärkt die Intuition. Licht, Wachsamkeit und Wiedergeburt sind mit dem Lebensbaum verbunden. Mit jedem Baum, den wir sehen, können wir uns mehr mit uns selbst und der Natur verbinden. Bäume sind tolle Klimaschützer. Sie wandeln mithilfe von Sonnenlicht Kohlendioxid (CO2) in Sauerstoff um. Eine einzelne ausgewachsene Buche kann an nur einem Tag die Atmosphäre um 18 Kilogramm CO2 entlasten. Bäume sorgen dafür, dass wir sauberere Luft und mehr Bio-Diversität haben. Viele Bäume bilden gemeinsam einen Wald. Dieser schützt das Leben unzähliger Pflanzen und Tiere, sorgt für die Erholung von Menschen und bietet den Waldbesitzern ein nachhaltiges Einkommen durch den Abbau von Holz. Er schützt Siedlungen, Straßen und Ressourcen. Laut Botanik ist ein Baum eine ausdauernde, verholzende Samenpflanze mit dominanter Sprossachse, die sich durch das Wachstum von Wurzeln, Rinden und Ästen ständig vergrößert. Man könnte vereinfacht sagen, dass ein Baum eine langlebige Pflanze mit einem verholzten Stamm ist.
Bäume sind in der Lage, sich an verschiedene Umgebungen anzupassen, sie können in unterschiedlichen Höhenlagen und Klimazonen wachsen und selbst schwere Stürme und extreme Wetterbedingungen überleben. Ab einer bestimmten Höhe bildet der Baum eine Krone aus belaubten Zweigen. Andere wiederum haben Blätter, die zu langen, spitzen Nadeln geformt sind. Bäume können sogar als Heilmittel gegen Krankheiten und für andere gesundheitliche Zwecke verwendet werden. Außerdem können sie sehr alt werden: Fichten bis zu 300 Jahre, Tannen bis zu 600 Jahre, Linden, Eichen und Eiben sogar bis zu 1.000 Jahre. Der älteste Baum der Welt ist eine Fichte in Schweden, sie ist 10.000 Jahre alt.
Woher kommen Bäume?
Voraussetzungen für die Entstehung von Bäumen waren die Entwicklung des Kormus als Organisationsform höherer Pflanzen, des Samens als Fortpflanzungsmethode, des Lignins für die Bildung von Dauergewebe und des sekundären Dickenwachstums für die Bildung mehrjähriger Organismen. Die Vorläufer der Bäume im Karbon-Zeitalter gehörten zu den Farnen, Schachtelhalm- und Bärlappgewächsen. Im Perm brachte die Evolution die Samenpflanzen hervor. Die Nacktsamer breiteten sich als erste Bäume aus und erreichten vor 200 Millionen Jahren ihre größte Artenvielfalt, bis sie von den Bedecktsamern abgelöst wurden. Auf der Erde gibt es rund drei Billionen Bäume – das entspricht 422 Bäume für jeden Menschen. Mit knapp vier Milliarden Hektar bedecken Wälder rund 30 Prozent der Erdoberfläche. Doch seit Beginn der menschlichen Zivilisation haben wir schon fast die Hälfte des einstigen Baumbestandes abgeholzt.
Der Mythos und die Kraft von Bäumen
Bäume bestehen aus Wurzelwerk, Stamm, Ästen und Krone, Blättern und Früchten. Im Folgenden beleuchten wir den Mythos und die Kraft von Bäumen, auch auf uns Menschen bezogen.
Blätter und Früchte stehen für Geben und Nehmen, Vergängliches loslassen und Neues kommen lassen.
Blätter und Früchte
Bäume tragen Laub- oder Nadelblätter, die mehrjährig verbleiben oder am Ende einer Vegetationsperiode abgeworfen werden. Die Farbe, Nervatur, Zähnung, Anordnung, Form, Größe und Haptik der Blätter sind wichtige Bestimmungsmerkmale. Ein europäischer Laubbaum trägt etwa 30.000 Blätter, die zusammen eine enorme Transpirationskapazität besitzen. Einige Baumarten haben eingeschlechtige Blüten; Rosskastanie, Obstbäume und viele Bäume der wärmeren Klimazonen Zwitterblüten. Was die Frucht- und Samenbildung angeht, fällt die Reife vieler Baumarten in den Sommer oder Herbst. Die Früchte sind meistens nussartig. Saftige Steinfrüchte finden sich bei den Obstbäumen; Kapseln mit zahlreichen Samen bei Pappeln und Weiden.
Blätter und Früchte stehen für Geben und Nehmen, Vergängliches loslassen und Neues kommen lassen. Das Loslassen alter, überholter, negativer Denk- und Verhaltensmuster spielt eine wichtige Rolle für unsere Entwicklung. Konflikte und Traumata der Vergangenheit sollten aus dem Gedächtnis verbannt werden. Das Mittragen eines schweren Problemrucksacks macht uns müde und langsam, entzieht Energie und schwächt uns. Die Gegenwart zählt: Neues darf entstehen und sich entfalten. Sei offen für alle Geschenke der Welt, die dir zufliegen und von dir eingesammelt werden dürfen. Höre auf deine Intuition und dein Herz, denn sie teilen dir mit, was du gerne ändern würdest, welche Träume und Lebensziele du hast und was dich glücklicher machen würde. Programmiere dich darauf und verändere deine Laufrichtung dahingehend, dass du deinen Visionen folgst. Das Leben ist ein Geben und Nehmen. Sei großzügig und mache Herzensgeschenke. Je mehr du gibst, desto mehr bekommst du auch zurück. Sei liebevoll, offenherzig, respektvoll und lasse die Welt an dir, deinem Sein, deinem Wesen und Wissen teilhaben. Gleichwohl darfst du annehmen, was dir zugereicht wird: Dankeschöns, Belohnungen, Präsente.
Krone und Äste
Der obere aus Zweigen oder Ästen gebildete Teil des Baumes mit Blattwerk wird Krone genannt, worin die Nahrungsproduktion stattfindet. Die Äste entwickeln sich aus einer Achselknospe von einem bestehenden Ast oder von der Sprossachse aus, wobei die Ansatzstelle eines Astes am Stamm starken Hebelkräften ausgesetzt ist, die durch einen Astring stabilisiert wird.
Krone und Äste stehen für die Schaffung vieler kleiner und großer Stärken, auch für Biegen statt Brechen. Äste biegen sich durch Wind oder Sturm, brechen aber, wenn sie gesund sind, nicht ab. Sie wehen mit den Gezeiten, sind überaus belastbar, können dick und stabil oder leicht und grazil sein. Für uns bedeutet das, die Natur und ihre Kraft zu ehren und zu schätzen, nicht sie zu vermüllen oder gegen sie anzukämpfen. Die Biegsamkeit der Äste steht für unsere Anpassungsfähigkeit, also die Fähigkeit, mit neuen Herausforderungen oder Situationen gut umgehen zu können und nicht daran zu zerbrechen. Jeder Ast ist eine einzelne Stärke von uns. Nimm deine Ressourcen wahr und schütze sie. Aktiviere und nutze sie. Du verfügst sicher über viel mehr Stärken, als du dir bewusst bist. Nutze die Äste für dein Gleichgewicht im Leben. Denn sie balancieren dich aus und schenken dir immer das, was du gerade brauchst, ob das Kraft, Liebe, Entspannung oder Durchsetzungskraft ist.
Wurzelwerk
Neben der genetischen Festlegung steuern die Erfordernisse der Verankerung des Baumes im Boden ebenso wie die Notwendigkeit der Versorgung der Pflanze mit Nährstoffen und Wasser die Art und Intensität des Wurzelwachstums. Im Boden verbinden sich die Wurzeln mit Pilzmycelen. Bäume erhalten Mineralien von den Pilzen, während Pilze von den Bäumen die Kohlenhydratprodukte der Photosynthese gewinnen. Die Gesamtwurzelmasse reicht oft an die Masse der oberirdischen Pflanzenteile heran.
Das Wurzelwerk steht für Bodenhaftung sowie die Verbindung des Menschen mit der Welt um sich herum, im Kleinen wie im Großen. Sind die Wurzeln stabil, kann uns nichts umpusten. Es gilt also, seine Wurzeln zu pflegen und zu hegen. Ein vitales Familienklima ist der Ursprung. Bestehen gute Kontakte zu Vater und Mutter, Geschwistern, Opa und Oma? Hält die Familie zusammen? Ist das eigene Leben gut, die Gesundheit okay, das Einkommen gesichert, die Partnerschaft vital? Die Wurzeln geben uns Halt und Stand, Rückgrat, eine eigene Meinung, Stabilität und Sicherheit, die uns in miesen Zeiten krisenfest macht. Sie schenken uns Erfahrung und Weisheit, um die richtigen Entscheidungen zu treffen, sowie ein Netzwerk an guten Kooperationen und Kontakten. Daher prüfe deine Wurzeln und optimiere sie: Gehören alte Wurzeln entfernt, wollen neue gesetzt werden, wird der Wurzelstamm gut gepflegt, ist er stark und vital? Deine Wurzeln verbinden dich mit deiner Umwelt und machen dich zu einem Teil des großen Ganzen. Prüfe behutsam, welche Verbindungen du abbrechen und welche neuen du eingehen möchtest.
Stamm
Der Baumstamm ist die verholzende Hauptachse der Baumpflanze. Innen befinden sich das aus Primärgewebe bestehende Mark und totes Kernholz. Mittig ist das Splintholz, das der Speicherung und Leitung dient. Die äußerste Schicht bildet die Rinde. Sie besteht aus der Bastschicht, die in Wasser gelöste Nährstoffe transportiert, und aus der Borke, die den Stamm vor Umwelteinflüssen schützt.
Der Stamm steht für Weisheit und Erfahrung, die sich wie ein schützender Ring um unser Leben legen. Je älter wir werden, desto weiser sind wir. Unsere Lebenserfahrung hilft uns, gute Entscheidungen zu treffen, sie schützt uns vor Blauäugigkeit und Leichtsinn, denn wir können Geschehnisse besser studieren, einschätzen und einordnen. Wir verstehen die Zusammenhänge der Komplexität des Lebens besser und verfügen über ein gutes Krisenmanagement, da wir schon einige gemeistert haben. Beruflich verfügen wir über viel Expertise, partnerschaftlich haben wir unseren Lieblingsmenschen zu schätzen gelernt, privat wissen wir, was wir wollen. All das schenkt uns den Durchblick, um unser Leben auf der bestmöglichen Bahn zu halten.
Mit jedem Baum, den wir sehen, können wir uns mehr mit uns selbst und der Natur verbinden.
Rinden als Heilmittel
Paracelsus schrieb über den Baum: »Seine Haut, das ist die Rinde; sein Haupt und Haar sind die Wurzeln; es hat seine Figur, seine Zeichen, seine Sinne und die Empfindlichkeit im Stamme. Sein Tod und sein Sterben sind die Zeit des Jahres.« Dieses Zitat macht deutlich, welche Wichtigkeit bereits im Mittelalter der Heilwirkung von Bäumen und Sträuchern beigemessen wurde. Dies zeigt sich heute wieder in der zunehmenden Bedeutung von Richtungen der Naturheilkunde wie Phytotherapie, Gemmotherapie (Arbeit mit Pflanzenknospen), Bach-Blüten und Australischen Busch-Blüten. Die Rinde nimmt in der Heilwirkung eine besondere Betrachtung ein. Sie ist mehr als nur der Schutz des Baumes nach außen, sondern auch Nährstofflieferant und Lebensquell des Baumes. Die innere grüne Schicht der Rinde liefert ihm essenzielle Stoffe wie Zucker, Vitamine, Ballaststoffe und Spurenelemente. In früheren Zeiten, unter anderem bei den Kelten sowie den Ureinwohnern Nordamerikas und Australiens, war man sich ihrer Nahrhaftigkeit und heilsamen Eigenschaften bewusst. Die Menschen nahmen damals nur so viel, wie sie brauchten, um dem Baum nicht zu schaden. Langsam findet das Wissen rund um die Rindenmedizin ihren Weg zurück zur Naturheilkunde und in das öffentliche Bewusstsein.
Zwei Beispiele aus der Rindenmedizin
- Zeder: Die Rinde der Zeder wird basisch als ph-neutral eingestuft und weist wärmende, antivirale, fungizide und antiinfektiöse Eigenschaften auf. Bei körperlicher Schwäche kann eine Waschung mit Zedernrindenwasser guttun. Eine Räucherung mit Zedernrindenholz hielt in früheren Zeiten Schädlinge fern. Bei Husten hat es sich bewährt, Zedernrinde auf den Brustkorb zu legen.
- Ahorn: Die Ahornrinde kann bei Gicht sehr wohltuend wirken, hat sich auch bei Blutergüssen, Brandwunden und Insektenstichen bewährt. Die Rinde wird auf die jeweilige Körperstelle aufgelegt, vor allem der austretende Saft ist mit heilenden Eigenschaften versehen.
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Schwerpunkt: Wiedergeburt – Kreislauf des Lebens
Erschienen: März 2025
Dr. Pim van Lommel – Bewusstsein jenseits des Körpers • Dieter Hassler – Reinkarnation unideologisch in ihrer Vielfalt untersuchen • Clara Welten – Spirituelle Reinkarnationsreisen • Marina Stachowiak – Das ungeahnte Erbe • Armin Risi – Bewusstseinswandel und »plötzlich große Klarheit« • Dr. Sylvester Walch – Wege zur Ganzheit (2) • Birgit Kayser – Spirituelles Burn-out • Armin Denner – Die Großen Tarot Arkana • Abbas Schirmohammadi & Philipp Feichtinger – Wer einen Baum pflanzt, wird den Himmel gewinnen • Sophie Baroness von Wellendorff – Wenn Licht und Dunkelheit tanzen • Buchbesprechungen • u.v.m.
Zu den Autoren
Abbas Schirmohammadi
Der Heilpraktiker für Psychotherapie und Coach hat sich auf Problemlösung, Stressmanagement und Persönlichkeitsentwicklung spezialisiert. Er arbeitet vor allem mit Klientenzentrierter Gesprächsführung, Entspannungstechniken und Lösungsorientiertem Coaching. Seit über 15 Jahren verhilft er Klienten zu mehr Erfolg, Gesundheit und Glück. Er hat zahlreiche Bücher, CDs und Kartensets im Bereich »Ganzheitliche Gesundheit« veröffentlicht.
Webseite: gesundheits-cds.de
Webseite: abbas-schirmohammadi.de
Philipp Feichtinger
Der Heilpraktiker hat sich auf Entspannung und ganzheitliche Gesundheit spezialisiert. Kursleiter für Autogenes Training und Progressive Muskelentspannung, Burnoutberater und Coach für geistige Entwicklung. Hypnose- und Naturheiltherapeut. Betreibt seine Praxis in Riedau/Österreich. Er ist Autor mehrerer Entspannungs-CDs und schreibt Fachartikel für Gesundheits-Magazine.
Webseite: nhp-feichtinger.at
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