Erwachen des Schoßes impliziert, dass der Schoß einer Frau schlafen kann, dass es ein Potential im Schoßraum gibt, das noch nicht erweckt ist. Ich glaube, dass dies bei den meisten Frauen so der Fall ist, und dass wir es nicht mal bemerken, denn wir kennen es nicht anders. Frauen wissen gar nicht, welches Potential in ihnen wohnt – bis zu dem Zeitpunkt, da es wach wird und sich neue Horizonte eröffnen, oder bis zumindest eine Sehnsucht danach wach wird!
Das Potential in Schoß der Frau schläft – und es ist nicht verwunderlich, dass viele Frauen sich oft getrennt von ihrem Schoßraum erleben. Wir haben viele Jahre der Patriarchatsgeschichte hinter uns, in der die weibliche Sexualität und Kraft sehr unterdrückt wurde. Unterdrückt werden muß nur etwas, was kraftvoll ist! Wie massiv es unterdrückt wurde zeigt, WIE kraftvoll es ist!!
Der Schoß der Frau ist das Zentrum ihrer weiblichen Kraft.
Der Schoß ist der heilige Ort, in dem Schöpfung stattfindet.
Der Schoß ist der Ort, in dem eine neue Seele empfangen wird, in dem Leben heranwächst und aus dem Leben geboren wird.
Der Schoß ist der Ort, an dem Frauen über die Gebärmutter mit der Erde und dem ganzen Kosmos verbunden sind.
Im Schoß ist ein Tor zu anderern Raum-Zeit-Dimensionen, ein Traumraum
Im Schoß ist all das alte Frauenwissen gespeichert, das Erbe der Ahninnen – ihr Schmerz wie auch ihre Kraft.
Im Schoß ist der Quell der Fülle, aus ihm entspringt der Strom von Lust, ein sich verschenken, sich verströmen – an Lachen, Lebensfreude und Kreativität.
Wie wichtig und zentral der Schoß als Zentrum weiblicher Kraft ist, zeigt sich in vielen alten Kulturen:
In unserer europäischen Kultur gibt es die alte keltische Göttin Sheela-na-gig, die sich
mit geöffnetem Schoß breit lachend präsentiert. In frühchristlicher Zeit fand man sie
über manchen Kircheingängen wieder – wer die Kirche betrat, strich mit der Hand an ihrer Yoni entlang und segnete sich damit…
Göttin Shila Na-Gig
Auch die Göttin Baubo, die in den griechischen Mythen erscheint gehört zu unserem Kulturkreis. Baubo besteht nur aus einem Rumpf, ihre Brüste sind ihre Augen und ihre Yoni ist ihr Mund. Mit ihrer Yoni erzählte sie lustige Geschichten, machte Witze und brachte so die klagende Demeter wieder zum lachen und damit das Land wieder zum Erblühen – was für ein Sinnbild für die Kraft einer glücklichen Yoni!!
Göttin Baubo
In der indianischen Kultur gibt es das alte Medizinwerkzeug, den Hochzeitskorb. Der Hochzeitskorb symbolisiert den Schoßraum der Frau. In den alten Teachings dieser Kultur wird das Wissen tradiert, welche Bewusstseinsräume sich im Schoß der Frau befinden und wie frau diese Räume aktivieren kann. Es werden Schoßreinigungszeremonien gelehrt und ein bewusster Umgang mit der Kraft der Menstruation. Der Hochzeitskorb unterstützt die Frau, sich tiefer mit der Kraft des Schoßes zu verbinden und den „Spiritwhomb“ zu erwecken.
In der alten indischen tantrischen Kultur wurden Yonipujas durchgeführt – Verehrungsrituale für die spirituelle Kraft der Yoni. Yoni ist sanskrit und heißt „heilige Stätte“. In der Blütezeit der tantrischen Kultur waren es die eingeweihten Tantrikas, die sich in ihrer Shaktikraft mit ihrer geöffneten Yoni offenbarten und darin verehrt wurden. Später waren es in Stein oder Bronze gegossene Abbildungen von ihnen.
Auch die alten Rishis der indischen Kultur schrieben ihr Wissen um das Potential des weiblichen Schoßes nieder. Hier findet sich in der Darstellung des „whomb-chakras“ ebenfalls das Wissen um verschiedene Bewusstseinsfelder im Schoß der Frau. Im „Schoß-Chakra-Prozess“ kann frau diese Felder mittels Mantren aktivieren und so das schlafende Potential in ihrem Schoß erwecken.
Alle in diese Beispiele zeigen, wie hoch das weibliche Zentrum geehrt und wertgeschätzt wurde, wieviel Bewusstsein um den Schoßraum bestand – den Raum des weiblichen Mysteriums.
Von links nach rechts: Stillende Isis, Ägypten, 306-30 vor Chr.; Idol mit Händen auf den Brüsten, Palästina/Israel, ca. 1500-1300 v. Chr.; Ährenmadonna, 1576, MAHF 7978; Idol mit Zwillingen an der Brust, Palästina/ Israel, ca.1300-1200 v. Chr.; Unbekannt, Schreinmadonna, um 1360, MAHF D 2006-580;
Göttin mit Kind (Tanit?), Phönizien, 5. Jh. v. Chr.
Wenn frau in ihrem Schoß wach ist, leuchtet sie in ihrem Potential, sie steht in ihrer Kraft und in ihrem Saft!
Eine solche Frau passt nicht in die Strukturen des Patriarchats. Um das Patriarchat und die Vormacht des Mannes zu etablieren, musste also dieses Kraftzentrum unterdrückt, verletzt oder gar zerstört werden. Das geschah in vielen Formen und auf vielen Ebenen:
Das, was im Laufe der Geschichte geschah und das, was noch immer an Gewalt an Frauen und weiblicher Sexualität geschieht, sitzt in den Zellen. Wir sind EIN Körper. Frauen sind alle Teil eines kollektiven weiblichen Körpers.
Wenn wir uns das vor Augen halten, ist es nicht verwunderlich, dass Frauen ihren Schoß verschlossen haben, sich von ihm getrennt haben – um all diesen Schmerz nicht zu spüren.
Der Schoß ist der Ort, der im weiblichen Kollektiv am stärksten verletzt wurde.
Von links nach rechts: Werkstatt des Claude Frechot, Schutzmantelmaria, um 1645, MAHF 1997-058; Weibliches Idol aus der Gegend am Toten Meer, Jordanien, um 3000 v. Chr.; Mykenisches Idol, ca. 1400-1300 v. Chr.; Statue einer ägyptischen Klagefrau, um 2000 v. Chr.;
Burgundischer Bildhauer, Maria mit Kind, 15. Jh, MAHF 735
Wie macht sich das heute bemerkbar unter westlichen Frauen?
Es zeigt sich in Form der Unterleibsbeschwerden, unter denen viele Frauen leiden:
Unterleibsinfektionen, Gebärmutter(hals)krebs, Myome, Menstruationsschmerzen, etc.
All das ist ein Ausdruck dessen, dass der Schatten des weiblichen Kollektivs noch unerlöst ist, dass Frauen nicht in ihrem Schoß zuhause sind und das weibliches Potential daraus nicht leben.
Auf subtilerer Ebene macht sich ein verletzter oder schlafender Schoß folgendermaßen bemerkbar:
diffuses Selbstwertgefühl, Identifikation mit Opfer-Sein, Gefühl des Getrennt-Seins,
wenig Kenntnis der eigenen (sexuellen) Wünsche und Sehnsüchte, Unfähigkeit, klare Grenzen zu setzen, in der Sexualität fehlt es an spiritueller Tiefe. Für viele Frauen ist das ihre Lebenswirklichkeit. Ein Frauenleben im Schatten des weiblichen Kollektivs.
Doch jetzt ist die Zeit, Licht in den Schatten zu bringen. Licht ist Bewusstheit.
Es ist die Zeit, die Schatten langsam hinter uns zu lassen, zu heilen, zu erwachen!
Wie?
Dazu möchte ich kurz von meinem eigenen Weg berichten. Ich habe mich lange abgeschnitten von meinem Schoß erlebt, habe mich nicht darin gefühlt, hatte kein Bewusstsein in ihm. Ich hatte viele Unterleibsinfektionen – die ich als aufrüttelnden Ruf wahrgenommen habe, genau hinzuschauen und zu forschen: Was bringt mir Heilung?
Was ruft nach Aufmerksamkeit? Welche Sehnsucht möchte sich Gehör verschaffen?
Ein wichtiges Werkzeug, das ich auf dem Weg der Heilung, der Erlösung des Schmerzkörpers gefunden habe, ist die Yoniheilmassage.
In dieser Massage hat die Frau die Möglichkeit, sich selbst in aller Ruhe von innen her zu spüren. Die Berührungen sind absichtslos, nicht sexuell, es muß nirgendwo hingehen – es geht um ein tiefes Ankommen in sich selbst.
Taube Stellen können dabei wieder erweckt werden, blockierte Energie ins Fließen kommen. Tränen können fließen, Eis schmelzen, Wut sich entladen, Starre sich lösen.
Die Yoniheilmassage ist eine Möglichkeit, die Weiblichkeit ins Fließen zu bringen,
Vertrauen in den Zellen zu finden und tiefere Hingabe zu wagen.
Ein weiteres Werkzeug für die Transformation des Schattens im weiblichen Schoßraum ist die Schoßreinigung. Mit einer Schoßreinigung kann sich das alte Karma, der alten Schmerzkörper schrittweise auflösen.
Es gibt verschiedene Schoßreinigungen:
Ist ein Schoß erstmal befreit von dem Erbe der Vergangenheit – persönlich wie kollektiv – kann das weibliche Potential erblühen, Der Schoß beginnt aus dem Dornröschenschlaf zu erwachen. So habe ich es für mich erlebt – und so erlebe ich es mit einigen Frauen, die ich begleite.
Wie wirkt sich ein wacher Schoß auf das Leben einer Frau aus?
Eine Frau, die in ihrem Schoß erwacht, erstrahlt in ihrer Weiblichkeit. Sie fühlt sich tief verbunden zu Mutter Erde, zum Leben, zur Quelle allen Seins. Weibliches Wissen wird fühlbar. Ihr Selbstwert beginnt von innen her zu leuchten. Die Sexualität gewinnt an spiritueller Tiefe. Das Lachen geht in ihr auf. Sie wird zu einem wärmenden Pol in der Welt, zu einer Quelle der Liebe.
Ich wünsche jeder Frau, dass sie in ihrem Schoß erwachen kann und ihr weibliches Potential in ihr Leben und in die Welt fließt.