Heidentum oder Paganismus ist ein religionsgeschichtlicher Begriff für verschiedene spirituell-schamanische Traditionen, die nicht zu den monotheistischen Religionen gehören und in vielen Teilen der Welt vor dem Christentum verbreitet waren. Denn vor der Christianisierung gab es eine Vielzahl von polytheistischen Religionen, deren Kult und Götterverständnis sich grundlegend von diesem unterschieden. Insbesondere innerhalb des Christentums war »Heide« für sehr lange Zeit extrem negativ konnotiert und bezeichnete einen »Ungläubigen«, doch mittlerweile wird dieser Begriff neutral in Bezug auf Personen verwendet, die entweder keiner Religion angehören oder keinen Glauben an einen Gott oder Ähnliches haben, oder wiederum als Selbstbezeichnung von Menschen, die Teil neopaganischer Bewegungen sind und diese vorchristlichen, »alten« Religionen wiederbeleben möchten. Dabei bezieht sich der Begriff »Heidentum« vorwiegend auf polytheistische geschichtliche Traditionen wie das griechische und römische Heidentum in Abgrenzung zum aufstrebenden Monotheismus. Unsere Beiträge bei Tattva Viveka befassen sich sowohl mit dem geschichtlichen Heidentum als auch mit dem zeitgenössischen.

Das Wunder der zwölf heiligen Rauhnächte

Mit den Rauhnächten kann der Jahreswechsel auf eine bewusste und rituelle Weise begangen werden. Eine Anleitung.

Ein matriarchaler Festplatz

Die räumliche und zeitliche Wanderung zu einem matriarchalen Festplatz, dem Heidenberg in der Nähe von Heidelberg, erschließt uns den genius loci.

Wotansberge und Hollehöhlen

In Deutschland gibt es viele sagenumwobene Berge und Höhlen, die einst bei den Kelten und Germanen der Götterverehrung dienten.

Geheimnisvolles Wissen im »Verlorenen Eck«

Als mystischer Platz im Elsass ranken sich viele Mysterien um Merlins Garten. Eine Expedition zu Dolmen und Megalithstrukturen, deren Herkunft einige Fragen aufwirft.

Geheimnisvolle Megalithen

Megalithbauten geben uns bis heute Rätsel auf. Mithilfe der Geomantie lässt sich unser Verständnis dieser Kultstätten erweitern.

Dein spiritueller Wegweiser durch die Raunächte

Seit Jahrhunderten wird den zwölf Nächten, die zwischen dem 24. Dezember und dem Dreikönigstag am 6. Januar liegen, eine besondere Magie zugeschrieben. Sie werden die Raunächte genannt.

Germanische Göttinnen und die quantenphilosophische Schau

Die Autorin beschreibt die Germanische Göttinnen und ihre Sichtweise auf die Welt, in der alles beseelt und lebendig ist.

Göttinnen im Jahreskreis

Die Göttinnen des keltisch-germanischen Jahreskreises werden hier im Jahresverlauf dargestellt.

Die Verteufelung der Natur

Der Autor erörtert die religiösen Wurzeln der ökologischen Krise und stellt fest, dass das Christentum aufgrund seines Anthropozentrismus eine Rolle spielt.

Heiden in der Geschichte

Heiden in der Geschichte sind polytheistische Religionen oder Anschauungen, die in der Vergangenheit lebendig waren. Vielfach wurden diese von anderen Religionen natürlich verdrängt oder ihnen wurde, wie im Falle der Christianisierung der »Heiden«, die Wahl genommen, sich zwischen dem alten »heidnischen« Glauben und dem »neuen« Christentum frei zu entscheiden. Antike Kulte wie die der alten Griechen oder Römer mit ihrem breit aufgestellten Pantheon zählen zum »Heidentum« sowie die Kulte und Religionen der Balten, Slawen und Germanen. Auch außerhalb von Europa spricht man religionswissenschaftlich über Heidentum, beispielsweise in Amerika vor der Ankunft der christlichen Europäer. Doch überwiegend bezieht es sich auf die alten polytheistischen Religionen in Europa, die überaus verschieden waren, aber gewisse Überschneidungen haben, zum Beispiel dass die Gottheiten menschliche Züge tragen sowie die Orientierung am Jahreskreislauf und an der Natur. Über das Verhältnis zwischen Göttern untereinander und zwischen Göttern und Menschen wird in der Mythologie berichtet.

Heidentum
Heidentum

Monotheismus und Polytheismus

Häufig wird über Monotheismus und Polytheismus gesprochen, doch viele wissen nicht, was diese religionswissenschaftlichen Begriffe aussagen. Beide stammen aus der altgriechischen Sprache und setzen sich jeweils aus zwei Worten zusammen: einmal »Theismus«, abgeleitet vom Wort »Gott, Gottheit«, gr. theos. Das vorangestellte Wortbildungselement »mono« steht für »einzig, allein« und das vorangestellte Wortbildungselement »poly« für das Gegenteil »viel, mehrere«. Auf Deutsch kann dies als »ein Gott« und »viele Götter« übersetzt werden und drückt aus, ob in einer Religion mehrere Götter wie bei den heidnischen Religionen verehrt werden oder einer wie im Judentum, Christentum und Islam.

Alte Kulturen waren fast ausschließlich religiös polytheistisch, doch vielfach existierte eine Hierarchie innerhalb des Pantheons. So waren einige im Kult und in der Verehrung wichtiger als andere – dies hing häufig von regionalen Tendenzen ab. In den monotheistischen Religionen wird ausschließlich ein Gott verehrt, der verschiedene Eigenschaften in sich vereint. Aus dieser Konzentration auf den einen Gott erwächst der starke Wahrheitsanspruch monotheistischer Traditionen.

Die Götter der Germanen und der nordischen Stämme

Die Germanen und weitere nordische Stämme glaubten an viele Götter – Polytheismus – und hatten ähnliche religiöse beziehungsweise spirituelle Anschauungen und Gottheiten, die ähnliche Aufgaben erfüllten, doch zum Teil abhängig vom Sprachkreis unterschiedliche Namen trugen. Der Hauptgott der nordischen und germanischen Mythologie ist Odin, im Gemeingermanischen wurde er als Wotan bezeichnet. Er ist unter anderem der Gott des Krieges, der Toten, aber auch der Dichtung, der Runen sowie der Magie und trägt schamanische Züge. Seine Funktionen als Hauptgott und seine Eigenschaften werden ausführlich im mythologischen Werk »Edda« beschrieben. Ein weiterer wichtiger Gott der Germanen, der ebenfalls eine zentrale Rolle in der Edda spielt, ist Thor, gemeingermanisch Donar. Er wurde zudem als Superhelden-Comicfigur vom Verlag Marvel weltberühmt und ist Protagonist in zahlreichen Marvel-Verfilmungen. Wie sein Name »Donar« nahelegt, ist er der Gott des Donners, seine allgemeinere Funktion ist die des Wetter- und Gewittergotts. Beides spielte für die bäuerlich-germanischen Stämme eine gewichtige Rolle, um das Überleben aller Mitglieder zu sichern.

Heidentum

Was ist die Edda?

Die Edda umfasst zwei verschiedene mythologische literarische Werke, die auf altisländischer Sprache verfasst wurden. Beide – einmal die Lieder-Edda, die andere die Prosa-Edda – werden ab dem Mittelalter auf Island schriftlich überliefert und befassen sich mit der germanisch-nordischen Götter- und Heldenwelt. Dennoch sind sie trotz ihrer inhaltlichen Gemeinsamkeit unterschiedlichen Ursprungs: Die Lieder-Edda, auch Ältere Edda genannt, umfasst 16 Götterlieder und 24 Heldenlieder aus der nordisch-germanischen Mythologie und ist volkstümlich entstanden und gewachsen. Die Prosa-Edda, auch Jüngere Edda genannt, wurde von dem isländischen Dichter Snorri Sturluson erst im bereits christlichen 13. Jahrhundert geschrieben und stellt eine Zusammenfassung des nordisch-germanischen Glaubens dar.

Was ist Wicca?

Wicca ist ebenfalls eine neue religiöse Bewegung, die ab der Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden ist und stark mit dem Neuheidentum/Neopaganismus verwoben ist. Wicca ist eine moderne Naturreligion, die eine neue Hexenkultur entstehen lassen möchte. Sie agiert eklektisch, dies bedeutet, dass sie sich an Elementen und Praktiken verschiedener Traditionen und Kulte bedient und diese neuartig miteinander verbindet. Infolgedessen ist die Wicca-Bewegung sehr liberal, und dabei gilt der Grundsatz, dass man niemandem schaden sollte, ansonsten sind der Selbstentfaltung kaum Grenzen gesetzt. Sie nutzen heidnische Rituale und Feste, setzen heimische Heilkräuter ein, aber beziehen teilweise auch außereuropäische spirituelle Praktiken wie Yoga mit ein.

Welche waren die Kraftorte der Germanen?

Die germanische »Religion« war eine naturverbundene Religion, die ihre Feste und Rituale gemäß dem Jahreskreislauf ausrichtete – wichtige »Termine« waren beispielsweise die Sommer- und Wintersonnenwende – und diese nicht in Bauten wie die Griechen oder Römer feierten, sondern an bestimmten Orten draußen in der Natur, die auch als Kraftorte bezeichnet werden können. Quellen, ungewöhnlich große Bäume oder auch Steinformationen ziehen die Menschen seit jeher an, auch die Germanen, also wurden solche Orte zu ihren Kraftorten auserkoren. Ein berühmter Kraftort in Deutschland sind die Externsteine in Nordrhein-Westfalen. Sie gelten als ehemaliges germanisches Heiligtum und Kultort und ziehen noch heute viele Menschen magisch an.

Was ist Neopaganismus?

Wie bereits eingangs erwähnt bezieht sich der religionswissenschaftliche Begriff »Paganismus, Heidentum« vorwiegend auf geschichtliche Kulte und Bräuche. Doch im Zuge des 19. Jahrhunderts entstand eine neue religiöse Bewegung, die auch als Neuheidentum bezeichnet wird, deren Anhänger sich auf den germanisch-nordischen Glauben und die Götterwelt vor der Christianisierung beziehen und diese wiederbeleben möchten. Dies kann unterschiedlich praktiziert werden: Zum einen existieren unterschiedliche Verbände und Gemeinschaften, die alte Feste und Rituale gemeinsam feiern, zum anderen auch Einzelpersonen, die dies für sich ausleben. Trotz ihrer Unterschiede verbindet sie der Glaube an die alten Götter und Ahnen sowie eine ausgeprägte Verehrung für die Natur.

Was sind Runen?

Runen sind die Schriftzeichen der nordisch-germanischen Stämme und ihnen werden magische Kräfte nachgesagt. Aus diesem Grund ist Odin der Gott sowohl der Magie als auch der Runen. Es existieren unterschiedliche Runenalphabete, der Oberbegriff dafür ist Futhark. Dabei können Runen einerseits als Zeichen für jeweils einen Laut geschrieben werden, andererseits stehen sie als Zeichen für die jeweiligen Begriffe, deren Namen sie tragen. Die ältesten bisher entdeckten Runen stammen ca. aus dem 2. Jh. vor Chr. aus dem Gebiet Schleswig-Holsteins. Durch die Schifffahrten der Wikinger verbreiteten sich die Runen weiter, doch eine These ist es, dass sie nicht zur Alltagskommunikation gebraucht wurden, sondern eine magische Bedeutung in sich trugen.

Wer waren die Kelten?

Die Kelten waren einst neben den Germanen eine der prägenden Kulturen in Mittel- und Westeuropa und hinterließen von Irland bis nach Anatolien, die heutige Türkei, ihre Spuren. Sie waren nicht zentral organisiert, sondern ein Stammesverband, der durch seine Kultur, seinen Glauben und seine soziale Struktur lose miteinander verbunden war.

Sie zählen zu den europäischen Heiden und hatten ein komplexes religiös-spirituelles System, in dem die Druiden, die gewissermaßen die keltischen Schamanen waren, eine gewichtige Rolle spielten. Denn sie waren Medizinmänner/frauen, Heiler, Mittler zwischen der menschlichen und geistigen Welt, aber auch Vermittler innerhalb und zwischen den Gemeinschaften.

Text: Alice Deubzer / Bildnachweis: Adobe Photostock

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