29 Nov »Heute ist ein guter Tag, um zu sterben.«
Der Tod im Traum, Heilung und spirituelles Erwachen
Autor: Bartosz Werner
Kategorie: Psychologie
Ausgabe Nr: 101
Gemeinsam mit dem Filmemacher und Autor Bartosz Werner erkunden wir die Welt des Transzendenten Träumens und die tiefere Bedeutung von Tod und Ich-Tod im Traum. Der Tod im Traum ist eine Befreiung von Blockaden und Fesseln und führt zu einer Reintegration meiner selbst, die Heilung und inneren Frieden bringen kann.
Unter Transzendentem Träumen verstehe ich fortgeschrittene Klarträume, in denen man sich bewusst ist, dass man träumt und somit das Traumgeschehen aktiv steuern kann.
Tattva Viveka: Wir freuen uns, im Tattva-Viveka-Talk den Filmregisseur und Autor Bartosz Werner begrüßen zu dürfen. Gemeinsam mit ihm möchten wir uns dem Thema Transzendentes Träumen sowie der Rolle des Tods und Ich-Tods im Traum widmen. Für Bartosz stellt das Träumen mehr als nur die nächtliche Verarbeitung von Tagesereignissen dar. Es handelt sich vielmehr um eine Traumreise, die in andere Dimensionen führen und Heilung bringen kann. Bartosz, du hast den Begriff des »Transzendenten Träumens« entwickelt. Was genau ist darunter zu verstehen? Worin unterscheidet sich diese Art des Träumens von anderen, bereits bekannten Arten des Träumens.
Bartosz Werner: Unter Transzendentem Träumen verstehe ich fortgeschrittene Klarträume, in denen man sich bewusst ist, dass man träumt und somit das Traumgeschehen aktiv steuern kann. Im Zusammenhang mit dem Thema Tod und Ich-Tod bedeutet es, dass man sich bewusst auf den initiatorischen Tod im Traum einlässt. Man initiiert aus eigenem Antrieb den eigenen Selbsttod. Das klingt dramatisch, ist es aber nicht.
Denn wenn man sich im Traum dem Tod hingibt, erlebt man Auferstehungsphänomene. Im Traum stirbt man vorübergehend und steht daraufhin wieder auf. Durch diesen Prozess, in dem man das Ich, sein Ego, seine Logik, seine Vernunft loslässt, werden heilende Kräfte freigesetzt. Der Grund dafür ist, dass die Auslöser für ein emotionales Ungleichgewicht ausbalanciert werden, und infolgedessen kann Heilung geschehen. Wegen dieser Auferstehungsphänomene nenne ich es Transzendentes Träumen. Denn ich erkannte, dass hinter dem Tod im Traum größere, verborgene Welten auf uns warten, die ins Licht und ins Heilige reichen.
TV: Die Realität ist viel mehr als das, was wir in dieser 3D-Welt oder im Wachzustand darunter verstehen. Was ist deines Erachtens die Realität? Was für eine Realität spiegelt sich in transzendenten Traumzuständen wider?
Bartosz Werner: Man kann sich sehr tief in transzendente Träume fallen lassen, wenn man den eigenen Ich-Tod im Traum miteinbezieht. Ich möchte darauf hinweisen, dass ich bereits über 600-mal gestorben bin und jedes Mal wieder aufwachte. Dabei erlebte ich immer wieder Auferstehungsphänomene und stellte fest, dass sich daraufhin eine unbeschreibliche Harmonie und Heilung einstellte. Man gelangt zu einem bestimmten Punkt in seinem tiefsten Sein, wo alles zum Stillstand kommt, und daraufhin erfährt man vollkommene Ruhe. Wenn man dann aus dem Schlaf aufwacht und in völliger Ruhe ist, kann es vorkommen, dass man im eigenen Zimmer hier und da Gestalten sieht, und zwar im positiven Sinne.
Manche Begegnungen beeindruckten mich nachhaltig. Zum Beispiel ein wunderschönes Reh und ein tanzendes Geistermädchen, oder ein alter, weiser Mann, der mich mit einem zufriedenen Ausdruck ansah. Diese Begegnungen ließen mich darauf schließen, dass sich uns bei einer tiefen Hingabe an den Moment und dem Loslassen von Ich, Vernunft und vor allem Logik neue Welten zeigen können. Diese geistigen Welten, die plötzlich auf einen zukommen, sind für unser logisch-rationales Denken schwer zugänglich, da sie nicht den Kausalgesetzen gehorchen und raum- und zeitlos sind. Dennoch können wir diese Welten wahrnehmen, wenn wir uns auf sie einlassen. Dabei können auch Geisterebenen eine Rolle spielen.
TV: Ich verstehe. Das bedeutet, dass wir auf dieser geistigen Ebene etwas bewirken können. Du hast von Heilung gesprochen. Meinst du, dass diese Traumerfahrungen sich auch positiv auf unser diesseitiges Leben auswirken?
TV: Erzähl uns ein paar Beispiele von Situationen, in denen du gestorben bist. Wie lief es ab?
Bartosz Werner: Am einfachsten ist es, sich vor dem Einschlafen auf den Tod im Traum vorzubereiten. Dabei darf nicht vergessen werden, dass jeder Albtraum eine Chance ist. Denn alles Negative, was einem in einem Albtraum begegnet, ist eine Möglichkeit, sich selbst besser kennenzulernen.
TV: Es ist erst einmal ein Albtraum, keine Frage. Aber wir müssen die Angst vor dem Albtraum überwinden. Wir müssen in die Angst hineingehen und weitermachen?
Bartosz Werner: So ist es. Der Schweizer Psychiater und Begründer der analytischen Psychologie Carl Gustav Jung hat etwas Entscheidendes gesagt, was mir die Traumarbeit enorm erleichtert hat. Er sagte, dass jede Figur im Traum du selbst bist. Egal, welches Symbol es ist, ob es ein Tier ist, eine Schlange, ein Hai, ein Werwolf oder was auch immer. Am Ende ist es man selbst. Warum sollte man sich nicht mit sich selbst versöhnen wollen? Darum geht es doch. Ein Beispiel: Wenn in einem Albtraum ein Hai auf einen zukommt und man sich daran erinnert, dass der Hai ein Teil von mir ist, sieht man keinen Grund mehr, ihn abzuwehren, oder? Egal, was ich im Albtraum sehe, ob Mann oder Frau oder ein Tier, das bin ich alles selbst. Wenn ich etwas ablehne oder Angst davor habe, halte ich es von mir fern. Doch dadurch bin ich in der Trennung und leide. Deshalb ist es wichtig, dass man lernt, im Traum jedes Symbol zu umarmen und sich daran zu erinnern, dass man immer man selbst ist, egal, was man in seinen Albträumen begegnet.
Du befindest dich im Element Wasser. Du schwimmst im Wasser und plötzlich ist der Weiße Hai vor dir. Was machst du? Aus Angst möchtest du zunächst rasch wegschwimmen. Doch wenn du selbst das Symbol des Weißen Haies bist, sagst du dir: »Lass uns knuddeln«. Wenn nun der Weiße Hai sein Maul aufreißt und mit seinen riesigen Zähnen auf dich zu schwimmt, springst du ihm ins Maul. Denn du bist es ja selbst. Jetzt steht dir der entscheidende Moment bevor, der von großer Bedeutung ist. Diese Zähne beißen sich in dich hinein! Doch es tut nicht weh! Es ist nur die Angst vor dem Schmerz, die, wie sich nun zeigt, unbegründet ist. Diese Zähne drücken auf die Akupunkturpunkte, die sich auf den Meridianlinien befinden, als wären es Akupunkturnadeln. Dadurch werden Blockaden gelöst, und die Energie kann wieder frei fließen, da Heilung nur durch den Körperkontakt erfolgen kann.
Dasselbe gilt auch für alle anderen Tiere mit Zähnen oder scharfen Krallen. Du bist immer du selbst. Wenn man sich selbst nicht annimmt, verpasst man die Chance, dass diese Tiere an die Akupunkturpunkte gelangen und Blockaden lösen. Hier geschieht natürlich kein Tod, sondern man erlebt seine eigene »Wiederauferstehung«, die von Heilung und innerem Frieden begleitet wird. Man muss sich nur darauf einlassen.
Ich möchte darauf hinweisen, dass ich bereits über 600-mal gestorben bin und jedes Mal wieder aufwachte.
TV: Es gibt viele verschiedene Arten, im Traum zu sterben. Was macht man zum Beispiel, wenn man im Wasser ertrinkt?
Bartosz Werner: Das ist ein wunderschönes Beispiel. Schließlich sind wir im Element Wasser, und Wasser steht für die Gefühle. Folglich kann man in seinen eigenen Gefühlen nicht ertrinken. So ist das Element Wasser ein wichtiger Anteil von mir selbst und lässt mich nicht ertrinken, denn unter Wasser kann man im Traum wunderbar atmen. Man kann sich sogar auf den Boden des Ozeans aufschlagen lassen – im positiven Sinne. Wenn man alles losgelassen hat, wacht man mit einer unglaublich positiven Energie auf, die den Körper durchströmt – unabhängig davon, ob man gerade unter einer Depression oder einem Burn-out leidet.
Ich selbst litt unter einem Burn-out, und dies war der Grund, um überhaupt mit dieser Traumarbeit zu beginnen. Der Burn-out löste sich in diesem Moment auf – für diesen Tag. Später kamen die Symptome zwar wieder, doch ich hatte für mich diesen Schatz der Erkenntnis gefunden. Ich wusste, dass ich meine emotionale Situation meistern werde, wenn ich mich auf den Tod im Traum einlasse, vor allem im Element des Wassers. Deswegen kann ich nur empfehlen, sich von jedem Hai, jeder Piranha, jedem Krokodil beißen zu lassen. Denn auf diese Weise kann wieder Harmonie und emotionales Gleichgewicht entstehen.
TV: Was passiert, wenn beispielsweise deine Wohnung brennt?
Bartosz Werner: Das ist ein hervorragendes Beispiel. Das waren Traumerlebnisse, die ich im dritten Lehrjahr meiner eigenen Reise erfuhr. Wir sind im Element Feuer. Im Laufe der Zeit wird man merken, dass die vier Elemente Erde, Wasser, Feuer, Luft und am Ende das Licht eine große Rolle spielen. Auch heilige und religiöse Symbole tauchen in der Traumwelt auf. Bevor ich mit der Traumarbeit begann, hatte ich nichts mit Religion oder Spiritualität am Hut. Ich begreife mich selbst eher als einen Naturwissenschaftler und einen bodenständigen Menschen. Doch ich ließ mich auf den Traum ein und öffnete einen Vorhang, der mir mystische und religiöse Phänomene offenbarte, mit denen ich mich auseinandersetzen musste. Das Element Feuer war ebenfalls dabei. Wenn man in einem Albtraum ist, in dem die Wohnung brennt und man drinnen steht und plötzlich alles retten will, ist das ein klassischer Fall aus diesem Element. Im Traum steht Feuer für Erkenntnis. Wie bereits gesagt, jedes Element repräsentiert den eigenen Selbstanteil: Man ist selbst das Feuer. Im Klartext bedeutet es: Alles muss verbrannt werden. Im Traum gibt es keine Form. Es gibt keine Anhaftung. Wenn man die Wohnung, die Stadt, seinen Körper und somit alles verbrennt, können daraufhin Wiesen, Bäume, Natur und neues Leben entstehen. Dafür gibt es eine schöne Übung, die ich gerne kurz beschreiben möchte.
Wir sind also im Element Feuer und wissen, dass wir alles verbrennen. Infolgedessen stellen wir uns vor, wie wir selbst anfangen zu brennen. Als erstes nehmen wir die Hand, die zu brennen beginnt. Das Feuer breitet sich weiter über den ganzen Körper aus. Wir lassen unseren Körper brennen, wir brennen wie eine Flamme. Wir verbrennen den Tisch, den Raum, alles um uns herum. Wir lassen alles abbrennen, bis nichts übrigbleibt. Lassen wir es schön brennen! Einfach brennen wie eine Fackel. Auf einmal entsteht Ruhe und innerer Frieden. Die ist ein einfaches Werkzeug, um sich zu erden und zu entspannen. Um ins Jetzt zurückzukehren, darf man nicht an seinem Körper, seiner Logik oder an irgendetwas festhalten. Diese Visualisierungsübung ist so kraftvoll, weil sie dich alles loslassen lässt.
TV: In deinem Buch »Transzendentes Träumen: Eine abenteuerliche Reise zum Ursprung unseres Seins« beschreibst du viele Träume. In einem Traum wird man beispielsweise von Außerirdischen entführt. Wie deutest du diese Art von Träumen?
Bartosz Werner: Nun sind wir im Element Luft gelandet, und die Träume im Luft-Element sind verdammt realistisch. Infolgedessen glaubt man tatsächlich, dass man gerade von Außerirdischen entführt wird. Jetzt liegt man auf einer Bahre und wird seziert. Was haben wir bisher von Carl Gustav Jung gelernt? Wir sind alle wir selbst, und das ist auch gut so! Denn somit sind wir selbst der Außerirdische, und wenn wir ihn ablehnen, wird er seinen Job nicht machen und uns nicht operieren. Wenn wir wissen, dass der Außerirdische, die Bahre, all die Sägen und Messer, die um uns herum liegen, wir selbst sind, lassen wir es zu. Denn sie wissen, was sie tun. Sie sind hier, weil in uns etwas im Ungleichgewicht sein muss. Das Element kommt zu uns, um uns wieder ins Gleichgewicht zu bringen, also lässt man das Sezieren bei vollem Bewusstsein zu. Ich nenne das: »Enjoy the show«. Genießt die Show! Das Einzige, was man nun tun muss, ist nichts zu tun. Beobachte und lasse zu. Du bist du selbst, der auf sich zugreift. Es kann sein, dass die Aliens die Motorsäge nehmen und tief in deine Wirbelsäule bohren. Sie könnten dich öffnen, dein Gehirn öffnen, irgendetwas hineintun oder irgendetwas herausnehmen. Das ist völlig irrelevant. Du bist du selbst. Es ist auch völlig irrelevant, wofür die Aliens als Symbol oder Metapher stehen. Sie tackern dich wieder zu. Du bleibst entspannt, du genießt die Show. Die Aliens verwandeln sich in Ärztinnen und Ärzte. Sie werden somit wieder »normal«, und früher oder später werden sie zu deinen Mentoren und Mentorinnen, die dich weiterhin begleiten werden. Deshalb ist es wichtig, diesen Prozess zuzulassen.
Im Traum gibt es keine Form. Es gibt keine Anhaftung.
Eins muss ich hinzufügen: Dieser Vorgang ist selbstverständlich beängstigend, denn man wird von diesen Außerirdischen an eine Bahre geknebelt, gefesselt und festgebunden. Doch das ist von entscheidender Bedeutung, weil dies zu unserem eigenen Schutz geschieht. Es ist natürlich, dass, wenn euch plötzlich jemand festhält, ihr euch wehrt. Doch wehrt euch nicht. Genießt die Show. Dieser Vorgang dient dazu, euch zur völligen Ruhe zu führen. Es handelt sich um einen Schutzmechanismus, der garantiert, dass es keinen Schmerz gibt. Falls ihr euch dagegen wehrt, könnte der Traum abgebrochen werden, und ihr habt euch die Chance entgehen lassen, euch mit euch selbst zu versöhnen. Also bleibt ruhig, lasst sie machen, was sie wollen. Alles wird gut, und sie verschwinden für immer.
Dies ist nur der Anfang des Artikels. Der vollständige Beitrag ist in der Tattva Viveka 101 erschienen.
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Tattva Viveka Nr. 101
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Schwerpunkt: Tabuthema Tod
Erschienen: Dezember 2024
Klemens J.P. Speer – Von den letzten und den ersten Dingen • Viktor Terpeluk – Nahtoderfahrung und Persönlichkeitsentwicklung • Bartosz Werner – »Heute ist ein guter Tag, um zu sterben.« • Philipp Feichtinger – Durch die Trauer zu einem erfüllten Leben • Irene Schneider – In Gemeinschaft vom Leben Abschied nehmen • Sophie Baroness von Wellendorff – Das Wunder der zwölf heiligen Rauhnächte • Teresa Brunnmüller – Fürchtet euch nicht • Dr. Sylvester Walch – Wege zur Ganzheit (1) • Christiane Krieg – Heiliger Kakao • Buchbesprechungen • u.v.m.
Zum Autor
Bartosz Werner ist Filmregisseur, Autor und Dozent für Regie, Storytelling und Mediendesign an verschiedenen Fachhochschulen und Medienakademien. 2022 erschien sein Buch »So bekommen Sie ihr Drehbuch in den Griff« im Halem-Verlag. Zu seinen wichtigsten Kino- und Fernsehfilmen als Regisseur zählen »Anderst Schön«, »Unkraut im Paradies« und »Preußisch Gangstar«. Seine persönliche Reise durch das Reich der transzendenten Träume beschreibt er in seinem Buch »Transzendentes Träumen – Die abenteuerliche Reise zum Ursprung unseres Seins«.
Webseite: Transzendentes Träumen & Traum-Coaching
YouTube-Kanal: Interviews & Vorträge zum Tod im Traum
Das Buch zum Interview:
Bartosz Werner
Transzendentes Träumen
284 Seiten, Taschenbuch
12,99 €
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