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Die Idee, dass die Subjektivität unreduzierbar ist, wird in diesem zweiten Band weiter untersucht und expliziert. Der subjektive Faktor ist auf den Gebieten Religion und Gefühle konstitutiv – auch ohne konstruktivistisches Weltbild. Nur die Erkenntnis der eigenen radikalen Subjektivität lässt den Menschen zur Objektivität finden.
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Der rote Faden, der diese Texte verbindet, kann am besten als eine Philosophie des Subjekts bezeichnet werden, die in Bezug auf den absoluten Ort bestimmt wird. Dieser absolute Ort ist Gott in einem integralen Verständnis, das auch die Rationalität der Wissenschaft und Aufklärung mit einbezieht. Das Subjekt ist die nicht weiter reduzierbare Wahrheit des lebendigen Individuums, dass die Welt erkennt. Es ist das einzigartige Selbst, dass sich verwirklichen möchte. Es ist der Ursprung vom Glück, aber auch vom Leiden, gleichzeitig die Ursache des Problems und dessen Lösung. In der Offenlegung der Subjektivität gelangen wir zur objektiven Erkenntnis und zum ganzen Bild der Wirklichkeit.
Gott ist der absolute Ort, und die menschliche Position in der Wirklichkeit wird in Bezug auf diesen absoluten Ort definiert.
Warum Philosophie des Subjekts?
Der Ort der Praxis bin ich selbst. Ich lebe, ich fühle, ich handle. Ich bin ein Subjekt. Ich bin der primäre Referenzrahmen für mich selbst. Das Subjekt ist also auch die zentrale Kategorie für die Philosophie.
Die Philosophie des Subjekts, wie ich sie verstehe, grenzt sich ab von Subjektivismus. Es soll gerade nicht der These das Wort geredet werden, dass alles nur meine subjektive Schöpfung ist oder dass die Welt eine Konstruktion meiner subjektiven Wahrnehmung sei. Es soll gerade nicht behauptet werden, dass wir keine objektiven Kriterien finden können. Nein, die These ist: Nur durch radikale Subjektivität gelangen wir zur Objektivität. Ich bin ein Subjekt. Dies ist unvermeidbar. Nur durch die Anerkennung und Offenlegung meiner Subjektivität kann saubere Wissenschaft möglich sein.
Indem ich meine Subjektivität offenlege, kann der andere zwischen meinem subjektiven Anteil und dem objektiven Informationsgehalt unterscheiden. Auch kann er mich fühlen und so sich selbst subjektiv fühlen. Jeder zeigt sich ehrlich und offen, und kann dadurch bei sich bleiben. Nur so kann der eigentlich Sachgehalt erscheinen. Ohne diese radikale Subjektivität werden die subjektiven Anteile verschleiert und die Aussagen erscheinen in einem ideologischen Schleier, als scheinbar objektive Wahrheit, die in Wirklichkeit nur subjektiv gefärbte Meinung ist.
Band 1: Aufsätze 1994-2007 > Zum Band 1
Band 2: Aufsätze 2008-2014 > Zum Band 2 Leseprobe
Es gibt in der jüdischen Mystik für Gott den Namen »Makom«, der bedeutet »der Ort«. Die Kategorie Gott ist konstituierendes Grundelement des philosophischen Systems. Gott ist der absolute Ort, und die menschliche Position in der Wirklichkeit wird in Bezug auf diesen absoluten Ort definiert.*
* Emmanuel Levinas: »Die Menschen finden ihren Platz in der Welt in bezug auf den absoluten Ort, in bezug auf den makom.« [makom (hebräisch): alter nachbiblischer Name für Gott, übersetzt als ›der Ort‹], Emmanuel Levinas: Vier Talmud-Lesungen, Frankfurt 1993, S. 163.