Buchbesprechungen Dezember 2022

Buchbesprechungen Dezember 2022

Silke Schäfer: Der Kosmische Moment

Silke Schäfer

Der Kosmische Moment
Mit der Astrologie der Neuen Zeit in die Energie jeden Augenblicks eintauchen

Unum, 2022
Hardcover, 336 Seiten, 26,00 €

Hätten Sie gewusst, was George Clooney, Salvador Dalí und Audrey Hepburn gemeinsam haben? Richtig, sie sind alle drei im Sternzeichen des Stiers geboren worden. Welche Qualitäten sich in diesem und den elf weiteren Sternzeichen des Tierkreises äußern, das verrät uns die bekannte deutsche Astrologin Silke Schäfer in ihrem neuen Buch. Dafür nimmt sie den Leser mit auf eine spannende Reise durch die zwölf Himmelskonstellationen von Widder bis Fische.

Als kosmische Momentaufnahme spiegelt das Horoskop zum Zeitpunkt der Geburt unseren individuellen Seelenplan wider. Das aus Geburtstag, -zeit und -ort erstellte Astrogramm gibt dabei beispielsweise über unser Temperament, unsere Begabungen, unsere Lebensaufgabe und unser Karma Auskunft. Jede Seele sucht sich bewusst einen bestimmten Geburtsmoment aus, welcher ihr die notwendigen Energien an die Hand gibt, um ihre Aufgabe in dieser Inkarnation zu erfüllen.

»Astrologie ist pures Potenzial«, schreibt Schäfer (S. 66). Jeder von uns hat bereits zu seiner Geburt all die energetischen Reserven, die er für sein Wirken in dieser Existenz braucht. Dabei bilde die Astrologie archetypische Energiemuster eines bestimmten Augenblicks ab und mache sie so sichtbar. Unseren Seelenplan zu erfüllen, sei wie das Spielen eines Musikstücks: »Wir müssen also unser Instrument aktiv in die Hand nehmen, um die Komposition wirklich zum Leben zu erwecken. Indem wir beginnen, mit der eigenen Frequenz das für uns vorgesehene Musikstück zu spielen, erschaffen wir eine Realität.« (ebd.) Unsere Aufgabe sei es dabei, »die Komposition in ihrem schönsten Potenzial zum Klingen [zu] bringen … um so den bestmöglichen Ausdruck des eigenen Potenzials zu erschaffen«, so die Wahlschweizerin (ebd.). Astrologie helfe uns »unser Bewusstsein auszudehnen, unseren Platz im Kosmos zu finden, unseren edelsten Motiven zu folgen, unsere Mitmenschen besser zu kennen und anzunehmen, ihnen besser zu helfen und sie tiefer zu lieben«. (S. 67)

Silke Schäfer stellt die zwölf Sternzeichen der Reihe nach vor und setzt sie in den Kontext dessen, was sie die »Neue Zeit« nennt. Sie stellt die wichtigsten Qualitäten jedes Sternzeichens für die Zukunft heraus, aber auch deren »negative« Seiten und wie diese (vor allem durch die Energien des komplementären Sternzeichens) überwunden werden können. Darüber hinaus bietet sie dem Leser zu jedem Sternzeichen passende inspirierende Sätze an, die zu Kontemplation und Integration einladen.

Spannend ist über die Sternzeichen hinaus auch der sich im letzten Teil des Buches befindende Abschnitt über die Mondknoten, welche Hinweise auf die eigene Bestimmung geben. Gerade dies scheint eine wunderbare Ergänzung der Sternzeichen zu sein, da es in der Neuen Zeit immer wichtiger werden wird, die eigene Bestimmung zu leben. »Sobald wir unser Leben in Übereinstimmung mit dem Kosmos bringen, können wir durch unsere Erfüllung der Welt viel mehr helfen und ihr dienen, als wenn wir irgendwelchen ehrgeizigen Plänen folgen und nur zu überleben versuchen.« (S. 276)

Wir stehen an einem Wendepunkt der Menschheit, an dem es wichtiger denn je ist, das eigene Potenzial zu nutzen und dem großen Ganzen zur Verfügung zu stellen. Auf diese Weise werden wir uns auch unserer Verbundenheit mit dem Universum und der Verbindung untereinander bewusst. Die Astrologie kann uns dabei Einblicke in unseren Seelenplan und Hinweise auf dessen bestmögliche Umsetzung geben. Silke Schäfers neues Buch dient dabei als Grundlagenwerk und macht neugierig, mehr zu erfahren. Wer nach der Lektüre so richtig Lust bekommen hat, kann in der Community der Autorin viel Material zum weiteren Studium finden.

Stefanie Aue

Akambi Oluwatoyin: Nicht jede Intelligenz ist weise

Akambi Oluwatoyin

Nicht jede Intelligenz ist weise
Eine afrikanische Weisheitstradition für ein menschliches Miteinander

Akoji Verlag, Bremen 2022
gebunden, 247 Seiten, 24,00 €

Möchte man wissen, was Würde und Menschlichkeit ist, sollte man jemand fragen, der unmenschlich behandelt und entwürdigend wurde. Möchte man wissen, was Demut und Respekt ist, sollte man jemanden fragen, der hochmütig und respektlos behandelt wurde. Gerade die schwarzen Menschen sind seit jeher und immer noch Opfer von Diskriminierung und Entwürdigung. Wie wenig wissen wir über die afrikanischen Kulturen, zum Beispiel der Yoruba? Wie achtlos und oberflächlich gehen wir Weißen über diesen Teil der Menschheit hinweg? Für mich war es ein besondere Erfahrung, unsere Afrika-Ausgabe zu machen, und ich war überrascht, welcher kulturelle und spirituelle Reichtum mir hier entgegen kam. Umso trauriger macht es mich, dass dies so ziemlich die am schlechtesten verkaufte Ausgabe aller Tattva Vivekas war.

Das bedeutet, dass es kein Interesse daran gibt, was ich für einen großen Fehler halte. Die afrikanische Kultur ist wohl die älteste Kultur überhaupt. Wenn wir eine so große und wichtige Kultur unserer globalen menschlichen Gemeinschaft einfach ausblenden, kommen wir nie zu einem realistischen Verständnis, wo wir als Menschheit stehen und was zu tun ist.

Akambi Oluwatoyin hat hier nun ein Buch vorgelegt, indem einfach und deutlich beschrieben wird, was das spirituelle Weltbild der Nago-Yoruba und ihre Vorstellung von Menschlichkeit und menschlicher Tugend ist.

Er macht deutlich, dass der Rassismus und die Geringschätzung der Schwarzen noch nicht vom Tisch ist: „Ich erlebe genügend Situationen, bei denen ich für dumm gehalten werde. Und dennoch bleibe ich ruhig, unaufgeregt und innerlich gelassen, während man gegenüber sein Theater aufführt.“ (S. 67)

Er fragt zur Haltung des Westens: „Was ist der westliche Humanismus wert, wenn er nur auf sich selbst bezogen ist? Was ist der westliche Humanismus wert, wenn er nur auf die weiße Hautfarbe bezogen ist? Was ist der westliche Humanismus wert, wenn er nur auf Menschen bezogen ist? […] Es ist genug mit der Vergewaltigung der Erde, es ist genug mit der Quälerei und Ausbeutung von Menschen und anderen Mitgeschöpfen. Was wird aus der Erde für die Generationen nach uns, wenn die ganze Menschheit die westliche Sichtweise und Lebensweise annehmen würde?“ (S. 82)

Der Westen ist ja sehr selbstbewusst von sich überzeugt, dass seine Werte die besten für die ganzen Menschheit sind und man sie ihr, wenn es sein muss mit Gewalt, aufzwingen kann. Der Westen sollte aber nicht vergessen, dass er nur 25 % der gesamten Menschheit darstellt, und dass die anderen 75 % auf den Rassismus und Kolonialismus des Westens nicht so gut zu sprechen sind.

Das Buch von Oluwatoyin ist nicht ganz so politisch, wie meine Vorrede nun den Anschein erweckt. Viel wichtiger ist ihm die afrikanische Spiritualität, das Weltbild sowie die Ethik. Wir erfahren von der Bedeutung der Ahnen, von den Naturgeistwesen, den Orisha, von der Seele, Ori Inu, die unsterblich ist, von den neun Dimensionen des menschlichen Seins und von Omoluwabi, dem tugendhaften Menschen. Wir spüren, wie wichtig die Gemeinschaft für die afrikanische Kultur ist, und damit könnte sie eine Alternative zu unserem westlichen Individualismus sein.

Oluwatoyin lebt seit 25 Jahren in Deutschland und es gelingt ihm, die spirituelle Tiefe seiner Tradition auf moderne und integrale Weise zu vermitteln. Er verbindet die spirituelle Weltsicht seiner Tradition mit der Vernunft des abendländischen Denkens. Trotz gewisser Kritik an der westlichen Kultur geht es ihm nicht um ein Entweder-Oder, sondern um eine respektvolle Verständigung, die die guten Eigenschaften der westlichen Kultur anerkennt. Er kennt unsere Kultur und erklärt uns die seine mit Worten, die wir verstehen. Nun sollten wir beginnen, auch seine Kultur kennenzulernen. Das ist schon lange überfällig.

 

Ronald Engert

Rüdiger Sünner: Heilige Spiele

Rüdiger Sünner

Heilige Spiele
Eine Film-Wanderung zu Johann Sebastian Bach

Absolut Medien, 2022
PAL, Farbe, 16:9, Länge: 73 Min.
Ton: Stereo, Sprache: Deutsch
Bonus: Englische Untertitel
zusätzliche Stücke von Johann Sebastian Bach
gespielt von Mo Yi und Danang Dirhamsyah

Rüdiger Sünner, der schon durch Filme über Joseph Beuys, Rainer Maria Rilke und andere Künstler und Poeten hervorgetreten ist, beschäftigt sich in diesem Dokumentarfilm mit dem großen Komponisten Johann Sebastian Bach. Es ist eine Reise an die Orte, an denen Bach lebte und arbeitete, und wir hören im Laufe des Films seine wichtigsten Kompositionen, eingespielt von großartigen MusikerInnen. Die Darstellung ist von Reflektionen und Empfindungen Sünners begleitet, und wir erfahren auch einiges über die Zeit, in der Bach lebte.

Bach hatte kein einfaches Leben. Er musste Krisen und schmerzhafte Verluste erdulden. Die Musik war für ihn aber immer ein Mittel der Heilung und auch der Transformation. Sünner geht auch auf die spirituelle Dimension in Bachs Leben ein, die in seinem Werk zum Ausdruck kommt. Bach war ein tiefgläubiger Mensch und seine Musik diente der Verherrlichung Gottes. Mit dieser Inspiration und Hingabe war es ihm möglich, diese besonderen Werke zu schaffen.

Wir sehen im Film die verschiedenen Stationen in Bachs Leben, zum Beispiel Eisenach, die Stadt seiner Kindheit, die Schlösser in Köthen und Weimar, bestimmte Kirchen, wo er als Orgel-Sachverständiger arbeitete oder die Thomaskirche in Leipzig. Auch seine Wanderung von Arnstadt nach Lübeck wird thematisiert, wo Bach sein Vorbild Dietrich Buxtehude an der Orgel der Marienkirche spielen hören wollte. Vierzehn Tage wanderte der junge Musiker durch ein kaltes Deutschland, in dem schon der erste Schnee gefallen war und blieb ca. drei Monate bis zum Januar 1706 in Lübeck, um dann wieder die ganze Strecke zurückzuwandern.

Ludwig van Beethoven sagte über Bach: »Nicht Bach, sondern Meer sollte er heißen«, und Richard Wagner bestätigt: »Das erstaunlichste musikalische Wunder aller Zeiten«. Egal ob man Bach liebt oder noch nicht kennt, man sollte sich diese bildhafte und musikalische Hommage an den großen Meister nicht entgehen lassen.

Ronald Engert

Eine Reise in die Gelassenheit

Filmtipp

Eine Reise in die Gelassenheit

Regie: Christoph Koch, Deutschland 2022,
90 Min., zu sehen auf www.pantaray.tv/gelassenheit

Eberhard Brunier war fast 40 Jahre als Zahnarzt tätig, wurde in Nepal zum Schamanen initiiert, arbeitet heute als Hypno-Therapeut und Künstler und ist ein Mensch, der tiefe Dankbarkeit für sein bewegtes Leben empfindet. Seine Erlebnisse zu teilen, umfasst mehr als ein kurzes Gespräch. Als er dem Filmemacher Christoph Koch begegnet, beginnt ein Austausch, der sich nicht in Stunden oder zurückgelegten Kilometern messen lässt. Daraus ist ein Film entstanden, der zum Ausdruck bringt, was beide tief in ihrem Inneren durch das Miteinander Sein empfunden haben. Was bedeutet es, wenn wir einander zuhören? Und wie kann ich mich auf mein Gegenüber einlassen? Der, dem du begegnest, kann die Person sein, die dir etwas Essentielles zu sagen hat. Der Filmemacher Christoph Koch hat Eberhard Brunier nicht zufällig getroffen. Und vielleicht war es sogar, eine Begegnung genau zur richtigen Zeit…

Mike Kauschke: Auf der Suche nach der verlorenen Welt

Mike Kauschke

Auf der Suche nach der verlorenen Welt
Eine Reise zur poetischen Dimension unserer Lebens

Kamphausen Media, Bielefeld, 2022
gebunden, 272 Seiten, 26,00 €

Der Autor dieses entzückenden Buches ist in dieser Ausgabe mit einem Artikel vertreten, der einem bereits eine gute Einführung in dieses Buch rund um die poetische Dimension des Lebens bietet. Dieses Buch kann als eine Reise betrachtet werden, eine Reise, die uns das Geheimnis, in dem wir leben und all seine kaleidoskopischen und poetischen Aspekte anspricht. Sowohl das Wunderbare als das Schreckliche, welches wir ungern betrachten und dennoch ein unverzichtbarer Teil unserer menschlichen Existenz ist: unsere Verletzlichkeit, unsere Vergänglichkeit und letztlich auch unsere Sterblichkeit.

Für den Autor bedeutet Poesie nicht ausschließlich, sich mit Poesie und Gedichten zu befassen, diese wie beispielsweise in der Universität und Schule üblich, rational auseinanderzupflücken und zu analysieren oder selbst ein begnadeter DichterIn zu werden. Ihm geht es vielmehr darum, eine bestimmte Geisteshaltung und eine Weise der Welt zu begegnen, die von Liebe, Staunen und Ehrfurcht geschwängert ist.

Um diese Haltung einzunehmen, müssen wir zwar keine »Künstler« im herkömmlichen Sinne werden und doch liegt es im Wesen der menschlichen Natur sowie dem Universum zugrunde, dass wir kreative, schöpferische Wesen sind, die dies auch ausdrücken und ausleben möchten. Es ist ein Plädoyer, um aus der von der Gesellschaft aufgezwungenen Rolle des passiven Konsumenten überwiegend von Technologie auszubrechen und mit der lebendigen Welt in einen lebhaften und fruchtbaren Dialog zu treten. Um dies zu veranschaulichen, greift der Autor zu verschiedenen Mitteln, von persönlichen Anekdoten über Gedichte bis zu Beispielen aus der Quantenphysik.

Mit diesen Bildern und Beispielen möchte uns der Autor dazu bewegen, selbst Poetinnen und Poeten des Weltgedichts zu sein. Aber wie wir diese poetische Dimension ausdrücken und formen, ist uns jeweils selbst überlassen; sei es tatsächlich über bildende oder darstellende Kunst oder ob wir sie mehr als Lebenskunst verstehen, es ist uns selbst überlassen, welchen Weg wir gehen möchten, den Autor zeigt vielmehr die verschiedenen Möglichkeiten aus. Ein Buch, das uns die Lebendigkeit und Verbundenheit und der Liebe, in der wir atmen und leben, im Inneren erleben lässt und uns dazu aufruft, diese Qualitäten in unserem Leben zu kultivieren und mit der Welt zu teilen.

Alice Deubzer

Bildnachweis: © Adobe Photostock

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