Die Weisheit der Kabbala

Die Weisheit der Kabbala

Oder: Die Enthüllung der spirituellen Welt

Autor: Dr. Rav Michael Laitman
Kategorie: Kabbala
Ausgabe Nr.: 47

Die Kabbala möchte auf wissenschaftliche Art und Weise die spirituelle Welt enthüllen. Sie geht auf mehrere tausend Jahre alte Offenbarungen und Quellen zurück.Welche spirituellen Erkenntnisse und Gesetze kennt sie? Was können die Lehren der Kabbala über den derzeitigen Zustand von Welt und Gesellschaft aussagen? In welchem Zusammenhang stehen Seele und Körper?

 

Tattva Viveka: Dr. Laitman, Sie sind Kabbalist. Könnten Sie uns sagen, in welcher Linie Sie stehen, wie Sie im Judentum oder in der jüdischen Mystik eingeordnet sind?

Michael Laitman: Ich selbst bin Jude. Ich bin nicht so religiös, nicht so orthodox, wie ich vielleicht aussehe, weil Kabbala keine Religion ist. Kabbalisten glauben nicht, sondern sie sind wie Wissenschaftler, die die spirituelleWelt enthüllen. Da bleibt kein Platz für Glauben, sondern es eröffnet sich ein Platz für Wissen. Deshalb stellt sich die Frage: Was ist die Weisheit der Kabbala? Sie ist eine Methode, um die höhere Kraft zu enthüllen, die universelle Kraft, die auf uns alle gemeinsam wirkt. Diese Methode kommt aus dem antiken Babylon zu uns, als wir alle noch ein Volk waren, eine kleine Zivilisation. In dieser Zivilisation, in den Tagen Babylons, sind wir zu einer Krise gekommen, so wie heute. Wir haben begonnen zu fühlen, dass wir alle miteinander verbunden sind, dass wir einander hassen. Dann hat sich die Weisheit der Kabbala einem spirituellen Führer Babylons, dessen Name Abraham war, offenbart. Er hat verstanden, dass die Krise gekommen ist, um alle Menschen zu verpflichten, sich miteinander zu vereinen. Er hat begonnen, den Menschen diese Sachen zu erklären. Er war ein sehr bekannter Mensch, und es ist schließlich zu einer Konfrontation mit Nimrod, dem Herrscher Babylons gekommen. Abraham musste Babylon verlassen, und gemeinsam mit ihmsind einige tausend Menschen gegangen. Diese Gruppe hat begonnen, sich selbst als Israel zu bezeichnen.

TV: In welchem Jahr war das ungefähr?

ML: Das war etwa 1700 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Der Name Israel setzt sich zusammen aus zwei Silben; »Jashar El«, das bedeutet »direkt den Schöpfer zu enthüllen«. Diese Gruppe von damals ist eine Gruppe geblieben. Die Bezeichnung Volk ist dafür überhaupt nicht richtig, weil das nichts mit Nationalität zu tun hat. Sondern: Wenn du einen Zugang zur Göttlichkeit hast und sie suchst, dann ist es ganz egal, wer du bist, dann kannst du dich selbst als »Israel« bezeichnen. Der Rest von Babylon, der sich verstreut hat, beschloss, den wachsenden Egoismus dadurch zu annullieren, dass er sich verstreut und sich nicht mehr miteinander verbindet. Dadurch haben sie die Krise aufgelöst. Und zu derselben Zeit wurde geschrieben, dass am Ende des 20. Jahrhunderts unserer Zeitrechnung wieder derselbe Zustand eintreten wird, wo wir die gesamte Erdkugel umfassen und wieder zu demselben Punkt gelangen werden. Und trotzdem werden wir uns anstrengen müssen, diese Verbindung untereinander herzustellen und uns über den Egoismus zu erheben und miteinander verbunden zu sein wie sehr enge Angehörige – das ist etwas, dass uns eigentlich unmöglich erscheint. Aber die Methode erlaubt es uns. Deshalb war all die Zeit bis zumEnde des 20. Jahrhunderts dieWeisheit der Kabbala verborgen. Und das steht geschrieben in dem Buch Sohar, das vor 2000 Jahren geschrieben wurde. Andere Kabbalisten, die sich im Geheimen damit beschäftigten – alle haben auf das Ende des 20. Jahrhunderts gedeutet, wenn der wachsende Egoismus im Menschen und in der ganzen Menschheit zu einem Zustand gelangen wird, der enthüllt, dass wir voneinander abhängig sind und dass wir einander hassen, auch wenn wir uns rund um die gesamte Erdkugel verstreut haben. Außerdem hat unsere auf Hass basierende Einstellung eine negative Wirkung auf die ganze Natur, denn die ganze Natur befindet sich in Harmonie und im Ausgleich. Nur die Menschen in ihrer Beziehung untereinander zerstören diesen Ausgleich und diese Harmonie, die es in der Natur gibt. Das wirkt auf das gesamte bewegungslose pflanzliche und tierische Leben. Also sind wir heute in demselben Zustand wie damals. Deshalb offenbart sich die Weisheit der Kabbala. Aber weil sie all die Jahre verborgen war, denken die Menschen, dass die Kabbala mit Mystik, Tarotkarten und Meditation zu tun hat, und haben alle möglichen mysteriöse Berechnungen angestellt. Darum gibt es große Verwirrung rund um dieses Thema.

Kabbala

Dr. Rav Michael Laitman

Wenn du einen Zugang zur Göttlichkeit hast und sie suchst, dann ist es ganz egal, wer du bist, dann kannst du dich selbst als »Israel« bezeichnen.

TV: Sie haben in der Vorlesung interessanterweise über den Egoismus gesagt, er sei nützlich für die Weiterentwicklung und das Wachstum, weil dadurch einMangel entsteht.

ML: Ja, das steht im Gegensatz zu allen anderen Methoden und den sogenannten Religionen und Glaubensrichtungen oder allen fernöstlichen Methoden – diese alle fordern vom Menschen, seinen Egoismus zu verringern. Das erscheint eigentlich natürlich, von Natur aus richtig. Aber eigentlich ist es nicht richtig. Die Entwicklung muss gemeinsam mit derNatur erfolgen undmit der richtigen Nutzung des Egoismus. Je größer dieser ist, und je mehr wir uns darüber erheben, desto höher steigen wir auf. Und gerade basierend darauf gelangen wir zur Nutzung all unserer Kräfte und annullieren daher überhaupt keine Eigenschaft von uns.Wir lösen nichts auf, löschen nichts aus.

TV: Hat es auch damit zu tun, dass es wichtig ist, anzuerkennen, was gerade wirklich die Wahrheit ist? Heißt das, dass es nicht zu einem Soll-Zustand, einem Ideal hin ausgerichtet werden soll?

ML: Das Ideal des Menschen liegt in der Nutzung all seiner Kräfte und in der Verbindung mit der ganzen Menschheit. Dass er in dieser Verbindung die höhere Kraft zu fühlen beginnt. Das ist eigentlich der Schöpfer: Boreh. Das ist die Kraft, die uns miteinander verbindet, uns verklebt, uns verschmelzen lässt. Je mehr wir uns anstrengen, zu einer Verbindung untereinander zu gelangen, desto mehr fühlen wir, wie wenig wir dazu in der Lage sind, wie unfähig wir eigentlich sind, das zumachen. Und dann müssen wir ihn, den Schöpfer, enthüllen. Was daraus folgt, ist, dass ich und die ganze Welt – wir wollen uns verbinden, also muss der Schöpfer sich unter uns enthüllen. Und wir enthüllen Alles als Eines.

TV: Geht die Kabbala davon aus, dass es eine individuelle spirituelle Seele gibt?

ML: Es gibt eigentlich nur eine Seele und wir alle sind Teile von ihr.

TV: Also existieren keine individuellen Seelen?

ML: Niemand hat eine eigene Seele. Wir alle sind Teile einer großen Seele, welche Adam genannt wird.Wer sich mit allen anderen Seelenteilen Adams verbindet, nimmt im Endeffekt wahr, dass er selbst diese einzige Seele Adams ist und nun alle getrennten Seelenteile miteinander verbunden hat.

TV: Und diese eine große Seele ist der Schöpfer?

[…]

Den kompletten Artikel finden Sie in der Tattva Viveka Ausgabe 47

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Dr. Rav Michael Laitman
Die Weisheit der Kabbala.
Oder: die Enthüllung der spirituellen Welt

Die Kabbala möchte auf wissenschaftliche Art und Weise die spirituelle Welt enthüllen. Sie geht auf mehrere tausend Jahre alte Offenbarungen und Quellen zurück. Welche spirituellen Erkenntnisse und Gesetze kennt sie? Was können die Lehren der Kabbala über den derzeitigen Zustand von Welt und Gesellschaft aussagen? In welchem Zusammenhang stehen Seele und Körper?
 

 

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