04 Mai Optimierung des Menschen?
Ronald Engert – Optimierung des Menschen?
Zu Peter Sloterdijks Buch »Du mußt Dein Leben ändern«
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Vertikalspannung und ethische Differenz
Peter Sloterdijks neues Opus magnum »Du mußt dein Leben ändern«, erschienen 2009 im Suhrkamp Verlag Frankfurt, unternimmt nichts Geringeres als eine Totalstudie der menschlichen Kultur. Nicht nur beginnt er bei den Vorsokratikern, er rezipiert auch den fernen Osten, insbesondere die indische Kultur. Es ist ein gigantischer Gang durch die Geschichte der menschlichen Kultur, bei dem er eine zentrale These zu Grunde legt: der Mensch ist ein Übender, der durch Selbst- und Fremdtechniken an der eigenen Optimierung arbeitet.
Er beschreibt, wie der Mensch sich in der Morgendämmerung der Hochkulturen östlicher wie westlicher Prägung aus dem Verbund der gemeinschaftlichen Normalität des gewohnten Lebens heraus löste, um seine Subjektivität zu entwickeln, um – wie Sloterdijk formuliert – bessere Immunchancen zu erlangen. Angesichts des schlechten Bestehenden (»die fünf Hauptfronten der Not: die materielle Knappheit, der Lastcharakter des Daseins, der sexuelle Trieb, die Entfremdung und die Unfreiwilligkeit des Todes«, S. 657) versuchte der Mensch, sich zu verbessern. Sloterdijk nennt dies die Entstehung der »ethischen Differenz«. Diese ethische Differenz, die sich in der Ausbildung asketischer Übungssysteme niederschlug, wurde von Alters her von den Religionen verwaltet, die von Sloterdijk kulturtheoretisch als »überethnische mentale Übungssysteme« (S. 711) definiert werden. Es ist evident, dass die Religionen im Zeitalter der Aufklärung ihre Führungs-Rolle verloren haben. (weiterlesen im pdf…)
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