23 Aug Inka – das Weltbild einer uralten Kultur
Die Entwicklungsstufen der Menschheit und der Aufbruch in ein neues Zeitalter
Autoren: Juan & Ivan Núñez del Prado
Kategorie: Schamanismus
Ausgabe Nr: 68
Inka sind eine indigene Kultur in den Anden Perus. Juan Núñez del Prado erforscht die spirituelle Tradition der Inka seit mehr als 36 Jahren. Diese hochentwickelte Zivilisation war weiter fortgeschritten als das Römische Reich oder andere neuere Zivilisationen. Einfachheit zeichnet die praktischen spirituellen Übungen aus. Neben einem differenzierten Stufensystem der menschlichen Entwicklung sehen auch die Inkas die aktuelle Zeit als eine Wandlungszeit an.
Tattva Viveka: Was ist aus Eurer Sicht die Inka Tradition? Was sind ihre Besonderheiten im Unterschied zu anderen indigenen Traditionen?
Juan Núñez del Prado: Die Inkas waren der letzte Zweig eines lang währenden Evolutionsprozesses in der andinen Region. Diese Zivilisation entstand ungefähr 3.300 v. Chr. Die erste prä-andine Zivilisation hieß Chiripa, die zweite Chavín und als diese Zivilisation endete, folgte die dritte Stufe dieser Zivilisation, die als Tiahuanaco bekannt ist. Die vierte nennt man Wari. Schließlich ungefähr um 1.000 n. Chr. kamen die Inkas auf. Die Inkas herrschten über das größte politisch zusammenhängende Reich vom gesamt antiken Amerika. Sie etablierten ein Reich, das sich auf der Karte Europas von Portugal bis nach Moskau erstrecken würde, ein riesiges politisches und geographisches Reich.
Jeder einzelne Mensch kommt mit einem enormen Potential auf diese Welt. Wir nennen dieses Potential den Inka-Samen oder den Samen der Erleuchtung.
Sie waren in verschiedenen Hinsichten sehr besonders. Sie entwickelten kein Schrift- und Lesesystem, was ein Problem für Historiker, Archäologen, Anthropologen darstellt, da sie nicht erklären können, wie diese Menschen dieses hohe Niveau an Kultur und Organisation ohne ein Schriftsystem erreichen konnten. Ein weiterer wichtiger Aspekt der ist, wie sie dieses riesige politische Reich organisierten, wie sie in der Lage waren Probleme zu lösen, die uns sogar heute noch zu schaffen machen. Die Inkas sind die einzige Gesellschaft in der Menschheitsgeschichte gewesen, in der es weder Hunger noch Armut gab. Dies war anscheinend auf Grund des kultivierten Systems der Reziprozität und der Umverteilung möglich. Unter Reziprozität versteht man das grundlegende Prinzip von Geben und Nehmen, dieses Prinzip wird bis heute von den Inkas Ayni genannt.
Was sind die Unterschiede zwischen Mayas, Inkas und Azteken?
Die Mayas waren eine antike Zivilisation in Zentralamerika, sie erfanden ein Schrift- und Lesesystem, deswegen haben wir Aufzeichnungen ihrer Geschichte. Die Maya-Zivilisation endete um das 9. Jahrhundert. Die Azteken übernahmen dann die Macht, und schufen das Imperium, das von den Spaniern vorgefunden wurde. Der große Unterschied zwischen den Inkas und den indigenen Völkern Zentralamerikas ist das sogenannte Ethos, das ist die allgemeine Ausrichtung der Kultur.
Bei den Inkas gab es weder Hunger noch Armut.
Botanische Gärten von Moray
Das Ethos der Inkas orientierte sich an der Landwirtschaft. Sie waren hauptsächlich Bauern, die sich auf die Produktion von Lebensmitteln konzentrierten. Die Verpflichtung des Inka-Staats war es, jedes Jahr eine gewisse Menge an Ernten zu garantieren, um genügend Essensvorräte zu haben und die Bedürfnisse der gesamten Bevölkerung decken zu können. Die beiden Völker in Zentralamerika, die Maya und die Azteken, waren Krieger. Natürlich fokussierten sie sich auf die Mittel der Zerstörung, so wie wir westlichen Zivilisationen das heute auch tun. Das ist der Hauptunterschied. […]
Welche spirituellen Übungen führen die Inkas aus? Meditiert Ihr? Macht Ihr Rituale?
Soweit wir wissen, gibt es drei spirituelle Hauptpraktiken in der Welt. Eine ist offensichtlich das Gebet, das zum Judentum, Islam und Christentum gehört, die zweite wäre die Meditation, welche zu Indien, China, Tibet gehört, zusammenfassend zum Fernen Osten, und offensichtlich gibt es noch einen dritten Weg, den der amerikanischen Ureinwohner von Alaska bis nach Patagonien. Das ist nicht direkt Meditation, sondern eher ein Zusammenspiel von Vorgängen, um uns direkt mit dem, was wir Kausay nennen (lebendige Energie), zu verbinden. Aber dieses Entdeckungen gibt es auch in anderen Traditionen unter anderen Namen. Unser Kausay ist genau das gleiche wie das Prana Indiens und das gleiche wie das Qi Chinas und das Chi Japans, in der christlichen Tradition wird es Die Kraft des Heiligen Geistes genannt; es ist ein Faktor der Realität, der vom Menschen wahrgenommen und angewendet werden kann.
Q’ero-Indianer während des Festes von Qoyllurrit’i
Du bist ein Mystiker, wenn du den offenen Geist hast um zu erkennen, wie die verschiedenen Namen Gottes nur Namen sind und er selbst darüber hinausgeht.
Das, was wir an der andinen Tradition besonders fanden, ist ihre Einfachheit. In anderen Traditionen benutzt man komplizierte Vorgänge wie Positionen, Atemübungen etc. Aber in unserer Tradition brauchst du nur deine fokussierte Absicht zu nutzen, um diese lebendige Energie zu lenken.
Als Folge dessen kannst du einem Menschen nicht ansehen, ob er diese andine Praktik ausübt oder nicht, denn wir nutzen unseren Geist, unseren Willen, unsere Intention, um die lebendige Energie zu lenken. Dies funktioniert unabhängig davon, wo du bist. Du kannst in der Kirche sein, Auto fahren, im Büro sein und diese inneren Übungen ausführen, denn du brauchst nur deine Absicht dafür. […]
TV: Welche sind die weiteren höchsten Stufen der menschlichen Entwicklung gemäß dem Inka-Verständnis?
Ivan: Die drei Stufen sind die folgenden: Die 5. Stufe ist die des vollständigen Heilers. Es wird Heiler geben, die in der Lage sind, Heilung allein durch Handauflegen durchzuführen. Sie werden jedes Mal eine perfekte Heilung durchführen. Aus der Geschichte wissen wir, dass es bereits große Heiler gab, aber es ist sehr selten, jemanden zu finden, der jede Person nur durch Hand auflegen, immer, sofort und vollständig heilt, unabhängig von den äußeren Umständen. Wir erwarten, dass jemand auf der 5. Stufe dieses Bewusstseins besitzt. Die 6. Stufe wird von uns als die des Inka bzw. der Qoya bezeichnet; Inka ist der Mann, Qoya die Frau. Wir erwarten das Erscheinen eines Paares aus Mann und Frau, das erleuchtet ist. Falls dies passiert, wird es das erste Mal in der Geschichte der Menschheit sein, weil es zuvor noch nie ein Paar gegeben hatte. Sie werden die höchstmöglichen menschlichen Qualitäten entfalten, wie es bereits einzelne Menschen in der Vergangenheit gezeigt hatten. Des weiteren haben wir die Aussicht auf eine 7. Stufe, welche wir Taitanchis Ranti nennen; »Taitanchis« bedeutet »unser Vater« und »Ranti« bedeutet »vollkommene Entsprechung«.
Taitanchis Ranti wird gemäß unserer Tradition ein Mensch (Mann oder Frau) sein, der diesen metaphysischen Faktor – Gott – in sich trägt. Er wird die Inkarnation Gottes in einem Mensch sein.
So sehen wir die ganze Graduierung, eine kontinuierliche Weiterentwicklung der Menschen, die alle dasselbe Potential haben, um jede einzelne Stufe bis zu der Spitze zu entwickeln. Aber wir alle beginnen auf der untersten Stufe, sogar die am höchsten entwickelten Menschen der Welt begannen auf der Null-Stufe, um von dort aus die Erleuchtung zu erreichen. So lehrt uns unsere Tradition die Entwicklung des menschlichen Bewusstseins. […]
Alle Termine der Kurse und Seminare von Juan und Ivan Núñez del Prado in Deutschland und Österreich finden sich unter www.inka-world.com .
Über die Autoren
Juan Núñez del Prado
Studium der Anthropologie an der Universität von Cusco, spezialisiert auf die Inkas und Q’eros.
Initiation in die Inka-Tradition, mehr als 10 Jahre Schüler von Don Benito Qoriwaman, der im gesamten Tal von Cuzco bekannt war und den Shirley Maclaine in ihrem Buch »It’s all in the playing« beschreibt.
Ivan Núñez del Prado
Sohn von Juan, erhielt im Alter von sieben Jahren während des Festes von Qoyllur Rit’i seine erste Initiation. Später wurde er Mitglied der katholischen Osterbewegung, praktizierte Sufismus und nahm an Treffen Presbyterianischer Ostergruppen in Cusco teil. 1991 erhielt er von seinem Vater Juan die Initiation in die 4. Bewusstseinsebene, genannt Karpay Ayni. 1998 organisierte er das erste Treffen der andinen Tradition mit dem tibetischen Buddhismus unter Lama Lopön Chechoo Rinpoche (Karma Kajyu) in Cusco, Peru.
Weitere Artikel zum Thema
- TV 11: Alberto Villoldo – Die Rückkehr der Inka
- TV 13: Hyemeyohsts Storm –Die Vorwürfe der traditionellen Indianer gegen die Weißen
- TV 27: Dr. Jill Möbius – Die Fulni-O-Indianer. Ein Volk kämpft ums Überleben
- TV 37: Eufemia Chicol – Jetzt ist die Zeit gekommen. Mayapriesterin aus Guatemala
- TV 50: Mohan L. & Suraj Rai – Schamanismus in der westlichen Moderne
- TV 63: Txana Bane – Die Hui Kuin, Hüter der Erde
- TV 64: Günther Spitzing – Was können wir von indigenen Völkern lernen?
- TV 64: Elke Janssen – Huichol-Schamanismus
- Kategorie: Schamanismus
Inka – das Weltbild einer uralten Kultur (PDF)
€ 2,00
Juan und Ivan Ñunez Del Prado
Inka – das Weltbild einer uralten Kultur
Inka sind eine indigene Kultur in den Anden Perus. Juan Ñunez Del Prado erforscht die spirituelle Tradition der Inka seit mehr als 36 Jahren. Diese hochentwickelte Zivilisation war weiter fortgeschritten als das Römische Reich oder andere neuere Zivilisationen. Einfachheit zeichnet die praktischen spirituellen Übungen aus. Neben einem differenzierten Stufensystem der menschlichen Entwicklung sehen auch die Inkas die aktuelle Zeit als eine Wandlungszeit an.
Helmut Pockenauer
Gepostet am 17:35h, 11 JanuarLiebes TV – Team, ich würde gerne die Ausgaben 11,13,27,37,50,63,64 und 68 bestellen. Vielen Dank für Ihre Bearbeitung – Helmut Pockenauer, Rheinstrasse 95, A-6900 Bregenz