Wieder erinnern lassen

Wieder erinnern lassen

Von meiner erwach(s)enden Liebe zur Erde

Autor: Gerlinde Henriette Stärk
Kategorie: Spiritualität allgemein
Ausgabe Nr: 95

Die Autorin führt uns mit Feingefühl in ihre Innenwelt, die einerseits von einer wachsenden Liebe für die Erde und das Leben geprägt ist, andererseits werden diese Einklangserfahrungen durch alltägliche Schwierigkeiten und Konflikte in den Hintergrund gedrängt. In ihren Schilderungen kann man sich selbst erkennen und sich gemeinsam auf die Suche nach dem vermeintlich Vergessenen begeben, das in unseren Körpern und Herzen schlummert.

»Du wundervolle Göttin, alte weise Mutter, Erde!
Deine Liebe ist so kraft- und sinn(lich)voll,
Du erfüllst vorbehaltlos mit Leben aus Schönheit und Form,
erst in vertrauensvoller Hingabe an Dich
wird Deine bedingungslos haltende und nährende Liebe wahrnehmbar,
spüre ich meine Wurzeln in Dir, kann ich aus Dir wachsen – aufwach(s)en und
eine sanfte Verbindung zwischen Dir und dem Himmel sein – ein Herz!«

Ich liege im Bett, der Tag war dicht und erfüllt. Meine Füße waren die ganze Zeit in direktem Kontakt mit der Erde. Sie singen mir ein Gutenachtlied; sie singen von der Liebe zur Erde und sprechen von all den Erlebnissen des heutigen Tages. Die Zellen meiner Fußsohlen schwingen und klingen ganz lebendig; wie kraftvoll und wach sie noch sind. Schön, ihren Geschichten zu lauschen, und dabei lächle ich innerlich. Diese Kraft strotzt nur so vor Sinnlichkeit und erotischem Sehnen. Sie durchströmt meinen ganzen Körper und feiert mich zum Tagesausklang. Ich bade in der Liebe, dem Eros, was ich bin. Friedlich schlafe ich ein.

Wenn meine Fußsohlen den nackten Boden von Mutter Erde berühren und meine Hautzellen von der Sonne satt bestrahlt und durchwärmt sind, dann gibt es keinen Zweifel, ich bin geliebt, einfach weil ich bin. Denn diese pulsierende Lebenskraft sagt nichts anderes als

»Du bist – und so wie du bist, bist du wertvoll und wunderschön, eben Natur«.

Der Verstand hat unter diesen Bedingungen keine Chance, mir die alte Geschichte zu erzählen, dass mein Wert abhängig von errungenen Leistungen oder irgendwelchen einschränkenden Bedingungen im Außen sei. In dem Moment, wo meine irdisch-himmlischen Eltern mit ihrer Kraft meinen Körper informieren können und ich mein Sinnesinstrument Körper auf Empfang stelle und in bewussten Hautkontakt mit der Erde gehe, erreicht ihre Liebe mein Gemüt und mein Herz.

Die weibliche Urkraft strömt und pulst von unten in mich ein; sie verbindet mein unteres Beckenherz mit meinem oberen Fühlzentrum.

Beide tanzen im Einklang mit dem Herz der Erde. Sie singen vom Frieden, von der Liebe zum Leben und der wild, kreativ-erotischen Zeugungskraft, die wir alle in unserem Hara beherbergen. Der Geschmack ist süßlich, der Geruch wie eine Blumenwiese und die Kraft hebt mich weit über mein kleines Ich hinaus.

Wieder erinnern lassen

Geborgenheit in der Natur

Wenn also die zärtliche, wärmende Sonne durch meine sinnesoffene Haut bis ins Mark meiner Knochen sinken kann, breitet sich das Gefühl von Geborgenheit aus – ein gehaltenes, sicheres und warmes Einsinken in meine eigene Tiefe. Alles ist in diesem weiblichen Liebesraum willkommen, auch die alte Schwere. Sie hat jedoch jetzt hier nicht die Führung. Sie kann hier nicht bestimmen, wer ich bin. Denn

klar ist, »ich bin ehrenwerte Natur«:

Ich bin Sonne, ich bin aus dem Stoff der dunklen Erde; ich bin Wind und Atem, der mich erfrischt und wehend weitet; ich bin das Feuer der Kraft in meinen Adern des Blutes.

Im spielerischen Informationsaustausch mit all den Wesen der Erde, die mich umgeben, scheint es mir so, als würden wir irdische Wesen nichts anderes tun, als uns gegenseitig lustvoll zu erinnern, wer wir sind. Das ist es im Austausch, was uns erfüllt, was uns wirklich nährt; dies macht uns glücklich und dann fühlen wir uns liebend verbunden: Der springende Punkt dabei ist meine Empfänglichkeit, meine Präsenz und meine Bereitschaft, diese Informationen des Universums in mein Bewusstsein aufzunehmen, mich in meinem Bewusstsein berühren zu lassen, führen zu lassen in das eine Sein. In jenem Raum sind wir alle Brüder und Schwestern. In dieser Berührung ist das Erinnern plötzlich ganz leicht,

das Denken tritt in den Hintergrund und das Fühlen des Berührtseins gelangt gegenüber dem denkenden Verstand wieder in seine natürliche Ordnung.

Unendlicher Frieden stellt sich ein.

Das klingt sehr schön, doch wie ist es, wenn Kontakt zwischen uns Menschen zu Unfrieden, zu Reibung führt? Warum vermeide ich unter Spannung diese Berührung, fragte ich mich gestern. Dieser Frage gehe ich gleich heute auf die Spur, nachdem ich gestern einen Konflikt mit meiner Nachbarin hatte. Sie will wegen Ratten die Tür im Flur immer geschlossen haben und hängt dafür einen Zettel auf. Ich will ihr sagen, dass ich diese Zettel nicht mag. Nach dem Gespräch bemerke ich, dass wir vor nicht allzu langer Zeit einen fast identischen Dialog führten. Ich gehe weiter auf Spurensuche und hole mir die Situation innerlich noch mal her. Kurz bevor ich in den gemeinsamen Raum mit meiner Nachbarin trete, lege ich mir ein paar Sätze parat, die ich innerlich von meinem höheren Richter-Ich absegnen lasse. Also da gibt es jemanden, der innerlich sagt, du hast recht. Also muss es auch etwas in mir geben, das dieses Recht infrage stellt. Sekundenschnell katapultiert mich der soziale Rahmen dieses Kontakts in ein automatisiertes, konditioniertes Programm von Denken, Handeln und Fühlen, das sich scheinbar ohne mein bewusstes Zutun anschält.

Von meiner erwach(s)enden Liebe zur Erde

Das kommt mir doch bekannt vor, zum x-ten Mal lande ich in einem Raum, indem ich Gefühle kontrolliere, ruhige Worte sage, mich rechtfertige, argumentiere, als ginge es darum, herauszufinden, was richtiger oder rechter sei. Wobei mein Ich ja schon im Vorfeld entschieden hat, dass meines rechter ist als diese Angst vor Ratten. Jene findet ihre Bedürfnisse verständlicher und wehrt sich gegen die der anderen, das alles in einer Hülle von scheinbarem äußerem Respekt. Schnelle elektrische Feuerprogramme sprechen Worte und Sätze. Wir beide befinden uns in einer sozialen Programmschleife: »Angst auf keinen Fall fühlen, auf keinen Fall ins Bewusstsein lassen. Man hat doch keine Angst vor Menschen, schon gar nicht wegen so einer kleinen Lappalie.«

Wieder und wieder vergesse ich, ich vergesse ganz besonders, wenn ich mit Menschen bin, wer ich bin und damit, wer mein Gegenüber ist.

Dies ist nur der Anfang des Artikels.

Lies im vollständigen Artikel mehr über den inneren Konflikt der Autorin, den sie selbst als den »Krieg in mir« bezeichnet, und wie es ihr trotz der alltäglichen Herausforderungen gelingt, sich mit der Kraft ihres Herzens wieder zu verbinden und aus dieser Mitte heraus zu leben. Der vollständige Beitrag ist in der Tattva Viveka 95 erschienen.

Tattva Viveka 95

Tattva Viveka Nr. 95

Inhalt der Ausgabe

Schwerpunkt: Seele
Erschienen: Juni 2023

Maik Hosang – Ein metamoderner Begriff der Seele. Der zentrale Moment von zukunftsfähiger Psychologie und Philosophie, Kultur und Gesellschaft • Ronald Engert – Seele, Körper und Befreiung in der Bhagavad-gītā. Leben in der göttlichen Ordnung • Dr. Jens Heisterkamp – Die Seelen-Lehre Rudolf Steiners. Von den drei seelischen Dimensionen • Sebastian F. Seeber – Die Seele bei Platon. Über die Selbsterkenntnis des Menschen • Dieter Schnocks – C. G. Jungs Verständnis der Seele. Grundlagen des Modells der Analytischen Psychologie • Samuel Eckhart – Die Ogdoadische Tradition. Rückkehr im Lebendigen Licht des Glorreichen Sterns • Nora Philine Hansing – Die Revolution der Seele. Wegweiser in eine erwachte Kultur der Allverbundenheit • Stefanie Aue – Göttinnen im Tantra. Die zehn göttlichen Erkenntniswege der Dasha Maha Vidyas (Teil 2) • Akambi Oluwatoyin – Charakter ist Spiritualität. Warum die Charakterbildung in der Nago-Tradition die Grundlage für Spiritualität darstellt • Armin Denner – Der esoterische Tarot. Wahrsagerei oder »Die Wahrheit sagen«? • Christiane Krieg – Krafttiere. Spirits der Schamanen • Gerlinde Henriette Stärk – Wieder erinnern lassen. Von meiner erwach(s)enden Liebe zur Erde • u.v.m.

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Zur Autorin

Unsere Autorin Gerlinde Henriette Stärk

Seit vielen Jahren ruft Gerlinde Henriette Stärk die Menschen zum bewussten Fühlen auf. Sie führt dich über deine Symptome, ob im Außen oder im Körperinnen, zu deiner Wurzelwunde, an allen Ängsten vorbei. Sanft und feinfühlig hält sie einen sicheren Raum für dich, indem alles sein darf. Traumata aus der Vergangenheit können sich so aus ihrer Erstarrung lösen und ins Herz zurückfließen. Die Seele atmet auf. Die schamanische Energiemedizin unterstützt den Prozess, die schweren Energien in der Tiefe freizugeben, sodass das Herz, der Körper sich öffnen, um das nun zurückfließende Seelenselbst wieder zu empfangen.

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