Die Revolution des Mitgefühls

Die Revolution des Mitgefühls

Ein Appell an die Menschheitsfamilie

Autor: Dr. Franz Alt
Kategorie: Ökologie
Ausgabe Nr: 84

Wie die Zukunft aussehen wird, vermag in Anbetracht der vielen Krisen, die die Menschheit derzeit erleidet, niemand zu sagen. Gleichzeitig sind Krisenzeiten Zeiten, in denen andere, innovative Entscheidungen gefällt und umgesetzt werden, die den Lauf der Dinge wandeln können. Der bekannte Moderator und Dalai-Lama-Freund Dr. Franz Alt plädiert eindringlich für eine ökosoziale Wende, in der jeder und jede in der Pflicht ist, für sich und sein Handeln Verantwortung zu übernehmen.

Alle Regierungen dieser Welt setzen auf materielles Wachstum, das es in einer endlichen Welt jedoch niemals geben kann. Wir können spirituell, geistig, kulturell oder auch religiös immer weiter reifen, aber niemals materiell unendlich wachsen. Unsere materiellen Ressourcen sind begrenzt, aber die Ideen unseres Geistes sind es nicht. Ideen können sich vermehren, als hätten sie Sex. So entstehen Fortschritt und Wohlstand. Das einzige materielle Wesen, das unendlich wächst, ist der Krebs. Mit der Philosophie des ewigen Wachstums propagieren wir ganz offiziell eine Krebswirtschaft. Und das weltweit. Doch diese kann tödlich sein.

Wie können wir aber in den Zeiten der Klimaerhitzung und der Umweltzerstörung geistig so wachsen, dass wir diese Herausforderungen – vielleicht – noch bestehen? Wie können wir reifen statt wachsen? Das ist wohl die Frage aller heutigen Fragen.

Die Zukunft liegt in unserer Hand

»Nach uns die Sintflut« scheint für viele das Lebensmotto.

Wir sind vielleicht die erste Generation, die ihren Kindern nicht mehr guten Gewissens sagen kann: »Wir lieben euch.« Viele Kinder müssten ihren Eltern antworten: »Das glauben wir nicht. Das ist geheuchelt. Ihr tut ja nur so. Wenn ihr uns wirklich lieben würdet, dann würdet ihr nicht unsere Zukunft verbrennen.«

Viele Kinder und Jugendliche beginnen, uns zu durchschauen und sich gegen den Verbrennungswahn, gegen unsere Pyromanie, zu wehren.

Die rasche solare Energiewende ist zur Überlebensfrage der Menschheit geworden. Zum Glück stellen sich bereits 28.000 Klimaforscher »Scientists for Future« hinter die »Fridays for Future«-Bewegung, aber auch »Parents for Future«, ja sogar »Grandparents for Future«, »Farmers for Future«, »Doctors for Future«, »Entrepreneurs for Future«, aber auch die ersten »Journalists for Future« und »Churches for Future«, ja sogar »Climbers for Future«. Das ist ganz im Sinn des Dalai Lama. Er hat Greta Thunberg einen Brief geschrieben und sie wissen lassen, dass ihre »Fridays for Future«-Bewegung zwei ganz starke Argumente auf ihrer Seite habe: ihre Jugend und die Wahrheit. Die Welt braucht jetzt die Bewegung »Citizens for Future«. Die Kinder allein können uns nicht retten. Sie brauchen unsere Solidarität und Unterstützung. Wir dürfen sie nicht in der Hitze lassen.

Die nun alles entscheidende Frage heißt: Wie bekommen wir den wirklichen Wandel? Nicht mit Angst, sondern mit positiv besetzten Emotionen wie Mitgefühl und Achtsamkeit.

Die Technik allein wird uns nicht retten. Wir brauchen dazu eine Öko-Spiritualität. Der Dalai Lama sagte mir einmal: »Buddha war ein Grüner und ich bin ein Grüner.

Ich würde heute, wenn ich in Europa wohnen würde, die Grünen wählen. Ihre Umweltphilosophie ist der Naturverbundenheit des Buddhismus sehr nahe.« Der Gott Jesu ist geistige Energie. Wenn ich heute vor Theologen über dieses Thema spreche und sage »Gott ist Energie – die Sonne hinter der Sonne«, widerspricht niemand mehr.

Möchten Sie wissen, wie Religion und Umweltschutz sich gegenseitig ergänzen? Das können Sie im vollständigen Artikel lesen. (Bestellmöglichkeit am Ende des Beitrags!)

Wandel ist möglich

Transformation ist möglich – es gibt immer Alternativen. Was wir tun, können wir auch lassen.

»Ich kann ja doch nichts ändern« ist die fatalste und fatalistischste Ausrede, die Menschen je eingefallen ist. Zugleich ist diese Ausrede die weltweit am meisten gebrauchte.

Jeder Mensch ist von Natur aus zur Transformation fähig.

Das ist der Sinn unseres Hierseins. Alle Probleme, die von Menschen verursacht wurden, können auch von Menschen gelöst werden.

  • Frieden ist möglich,
  • Liebe ist möglich,
  • Gerechtigkeit ist möglich,
  • Mitgefühl ist möglich,
  • Klimaschutz ist möglich,
  • nachhaltiges Wirtschaften ist möglich,
  • eine bessere Welt ist möglich.

Schönen Worten müssen freilich entsprechende Taten folgen. Nur Taten sind der Wahrheitsbeweis unserer Worte. Dann werden aus Utopien konkrete und realisierbare Visionen.

Die Gier nach Geld entsteht aus Nichtwissen, sagen Buddha und Jesus. Diese Gier ist folglich irrational. Keine Geldsumme, kein Aktienkurs, kein Sozialprodukt, kein Vermögen ist jemals hoch genug, um unsere Gier zu befriedigen und dieses irrationale Bestreben zu beenden. Die Menschen der reichen Industriestaaten, deren Einkommen sich nach 1945 alle 20 Jahre etwa verdoppelte, sind nicht glücklicher als vor 1945.

Das einzige Gegengift zu Geld und Gier ist das Mitgefühl, lehrt uns der Buddhismus, aber auch das ursprüngliche Christentum lehrte dasselbe, solange es noch ein Jesus-tum war. Beiden Religionen ist im Ursprung der Dogmatismus fremd, sie sind dem Pragmatismus und der Wissenschaft verpflichtet. Wenn die Wissenschaft beweist, dass sich die Schriften irren, muss man die Schriften ändern, auch die sogenannten Heiligen Schriften, sie vor allem. In seiner Muttersprache Aramäisch spricht Jesus achtmal von »Wiedergeburt«. Die Theologen und Bischöfe haben diese Hinweise in späteren Jahrhunderten leider gestrichen. In dem Buch »Rettet die Umwelt – Der Klimaappell des Dalai Lama an die Welt«, das ich zusammen mit dem Dalai Lama geschrieben habe und dieses Jahr erschienen ist, sagt der Papst des Ostens:

»Wer wie wir Buddhisten an Wiedergeburt glaubt, ist schon aus egoistischen Gründen an der Bewahrung des Planeten interessiert.

Er oder sie weiß ja, dass sie wiederkommt und dann einen schönen und keinen kaputten Planeten will.«

Möchten Sie wissen, wie Religion und Umweltschutz sich gegenseitig ergänzen? Das können Sie im vollständigen Artikel lesen. (Bestellmöglichkeit am Ende des Beitrags!)

Ein Einzelner oder eine Einzelne kann nichts tun? Wenn jede und jeder vor seiner eigenen Haustür kehrt, wird die ganze Welt sauber. »Unsere Zukunft hängt davon ab, was wir heute tun.« (Mahatma Gandhi) Wer hindert uns daran, wenn nicht wir selbst? Eine bessere Welt beginnt beim einzelnen Menschen.

Wenn wir nicht lernen, dass die Gesundheit des Waldes unsere eigene Gesundheit ist, droht die Gefahr, dass wir verschwinden. Vielleicht brauchen wir Menschen ein Baum-Bewusstsein. Der Romanautor Richard Powers meint, wir müssen sehr rasch unsere Blindheit gegenüber unserer angeblichen »Sonderstellung als Mensch« ablegen. Helfen könnte uns ein »Pflanzenbewusstsein«. Diese Begriffe kommen dem buddhistisch ganzheitlichen Denken des Dalai Lama und seiner Botschaft einer »Revolution des Mitgefühls« oder auch der Ethik Albert Schweitzers von der »Ehrfurcht vor allem Leben« recht nahe. Wer seine Augen aufhält, kann die drohende Katastrophe nicht länger leugnen. Wie viel sind wir bereit zu tun, um die Apokalypse aufzuhalten? Wer für ein Problem verantwortlich ist, kann auch Abhilfe schaffen. Als Menschheitsfamilie haben wir ein gemeinsames Schicksal. Sorgen wir also dafür, dass es nicht zu heiß wird.

Dies sind Ausschnitte aus dem Artikel.

Erfahren Sie mehr über die revolutionäre Kraft des Mitgefühls und der Achtsamkeit.

Lesen Sie die vollständige Fassung in Tattva Viveka 84 oder downloaden Sie diesen Artikel einzeln als ePaper für 2,00 € als ePaper erhältlich (Pdf, 9 Seiten).

Die Revolution des Mitgefühls (PDF)

 2,00

Dr. Franz Alt
Die Revolution des Mitgefühls
Ein Appell an die Menschheitsfamilie

Wie die Zukunft aussehen wird, vermag in Anbetracht der vielen Krisen, die die Menschheit derzeit erleidet, niemand zu sagen. Gleichzeitig sind Krisenzeiten Zeiten, in denen andere, innovative Entscheidungen gefällt und umgesetzt werden, die den Lauf der Dinge wandeln können. Der bekannte Moderator und Dalai-Lama-Freund Dr. Franz Alt plädiert eindringlich für eine ökosoziale Wende, in der jeder und jede in der Pflicht ist, für sich und sein Handeln Verantwortung zu übernehmen.
 

 

 
 

Über den Autor

Dr. Franz Alt & der Dalai Lama

Dr. Franz Alt, geboren 1938, Journalist und Buchautor, seit 1968 beim SWR, wo er 20 Jahre das Politmagazin Report Baden-Baden moderierte. Seit 1992 Leitung der Sendereihe »Zeitsprung« im SWF und seit 1997 des Magazins »Querdenker« in 3SAT. Franz Alt ist der am meisten ausgezeichnete deutsche Fernsehjournalist: Goldene Kamera, Bambi, Adolf-Grimme-Preis, Siebenpfeiffer-Preis, Ludwig-Thoma-Medaille, Deutscher und Europäischer Solarpreis, Welt-Windpreis, Menschenrechtspreise, Goldenes Löwenherz, Umweltpreis der Deutschen Wirtschaft, außergewöhnlichster Redner des Jahres u. v. a. Mehr Infos zu Franz Alt: www.sonnenseite.com

Bücher von Franz Alt und dem Dalai Lama zum Thema:

  • Lust auf Zukunft – Wie unsere Gesellschaft die Wende schaffen wird, Gütersloher Verlagshaus 2018
  • Die ALT-ernative – Plädoyer für eine sonnige Zukunft, edition Chrismon 2019
  • Der ökologische Jesus – Vertrauen in die Schöpfung, Goldmann 2003
  • Unsere einzige Erde – Eine Liebeserklärung an die Zukunft, Patmos-Verlag 2019 (zusammen mit dem Fotografen Helfried Weyer)
  • Rettet die Umwelt – Der Klimaappell des Dalai Lama an die Welt (Dalai Lama und Franz Alt), Benevento-Verlag 2020
  • Ethik ist wichtiger als Religion – Der Appell des Dalai Lama an die Welt (Dalai Lama und Franz Alt), Benevento-Verlag 2015
2 Kommentare
  • Marcus+Zeller
    Gepostet am 11:59h, 25 September Antworten

    Die Zukunft liegt also in unserer Hand? Ist das so? Möglich. Und wieder ist der Mensch schuldig, und wieder ist die Schuld der Motor zu unserer Erlösung. Hier sehe ich nicht den buddhistischen Weg- hier scheint vielmehr der buddhistische Weg vor den Karren beschädigten westlichen Öko-Gewissens gespannt worden zu sein. Eine Zukunft des Gleichgewichts ist eine FOLGE einer inneren Haltung- nicht eine bestimmte Haltung als ehrgeizige Disziplin ist die Bedingung für eine bessere Welt. Wir blicken auf eine Geschichte der ambitionierten Weltverbesserung zurück- immer war diese Ambition von der Richtigkeit ihrer Prämissen überzeugt. Aus der Distanz scheint das absurd. Wir sollten vielleicht vorsichtig mit den eigenen Bemühungen diesbezüglich sein.

  • Sabine Bornscheuer-Lorentz
    Gepostet am 20:29h, 23 September Antworten

    Es gibt Alternativen zum Raubbau am Planeten Erde. Oekonomie u. Oekologie können zusammen zu einem Prosperieren des glücklichen Zusammenlebens dienen, für alle Menschen, egal, welcher Religion und Herkunft

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