21 Nov. Gnosis und Hermetik
Mysterienbunde als Wegweiser für geistig Suchende
Autor: Gabriele Quinque
Kategorie: Gnosis / Hermetik
Ausgabe Nr: 73
Die Autorin lädt ein, das geistige Streben in einer Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern zu kultivieren. Stufen und Erkenntnisse können im Bunde von Eingeweihten dem Suchenden den Weg ins Licht weisen.
Durch ein heiliges Gelöbnis von Treue
sind alle sehenden, erkennenden und
gottesliebenden Seelen in
der hermetischen Bruderschaft vom
Rosenkreuz engverbunden.
Alle Würdigen beseelen die Gedanken,
mitzuarbeiten, mitzulieben und mitzuleiden an
dem Tempelbau der Menschheit,
festzuhalten an den grundlegenden Prinzipien
und zu der restlosen Erfüllung
des göttlichen Weltenplanes mit allen Kräften
beizutragen sowie ebenso die Macht des
Geistes und seiner Offenbarungen durch
sinnvolle Mittel zu fördern und zu unterstützen.
– Collegium Pansophicum, 1924
Die neun Stufen der Einweihung
Besondere Dimensionen geistigen Strebens und Forschens stellen sich innerhalb von brüderlichen Banden ein, worüber das obige Zitat Aufschluss erteilt. Es beschreibt die Gesinnung von Brüdern und Schwestern, die nach höherer Erkenntnis streben, und steht dem Gedankengut nahe, das der Initiierte im Laufe der Jahre durch die Grade seiner Einweihung erreichen kann. In der Tradition solcher Mysterienbünde, die mit Gradstufen in ihren Tempeln arbeiten, gibt es neun Weihegrade. Die ersten sieben Grade verwandeln den Menschen in den Berufenen, gleichsam in den Pfortenwächter, der vor den Tempelpforten von Suchenden angesprochen wird. Vom achten Grad an wird er vielleicht Ritualbeamter sein, der dem Werk an seiner Station treuherzig dient. Der neunte Grad verpflichtet den Geistmenschen, im Amt des Himmels anzukommen und auf verborgenen Ebenen seines Bewusstseins für kosmische Belange einzustehen. Selten gelingt dies bei einem Initianden schon nach dem ersten Durchlauf dieser neun Grade, wozu ungefähr sieben Jahre vonnöten sind. In den meisten Fällen ist eine Wiederholung dieses Ablaufs als Zeuge in den Initiationen erforderlich, um schließlich das Geheimnis in sich selbst zu erkennen;
dies meint, einen erfahrbaren Kontakt zu den sogenannten Kosmischen Meistern zu erlangen.
Jedoch darf sich keiner in eine Erwartungshaltung versetzen, in der er diesen kosmischen Mächten konkret zu begegnen wünscht. Kompetente überirdische Wesenheiten schreiten weder sichtbar in menschlicher Gestalt noch als durchsichtiges Gespenst auf den Geweihten zu. Vielmehr inspirieren sie ihn von innen heraus.

Das Streben nach den geistigen Welten
Der Mysterienbund unterscheidet zwischen einer äußeren Welt, in die man hineingeboren ist, und einer inneren, zu deren Einzigartigkeit durch Arbeit und Verehrung Zugang erlangt wird. Obwohl die irdischen Pflichten in Familie und Beruf von dem Bundesbruder nach bestem Gewissen ausgeübt werden, verschiebt sich im geistigen Bereich die Priorität zugunsten der oberen Welten. Wer seine innere Wesensnatur von seiner persönlichen Wunschnatur abzieht und gänzlich auf die Ewigkeit ausrichtet, freut sich über andere Dinge als derjenige, der sein Augenmerk immer nur auf das Gelingen des alltäglichen Lebens oder auf seine Besitztümer heftet.
welche wie im Corpus Hermeticum als Poimander, als Menschenhirte, in die geistige Berufung führt. Das Ego desjenigen, der sich in die Nachfolge des Sonnenlogos begeben hat, wird stark und belastbar. Aus freien Stücken und aus vollem Herzen am Altar zu dienen, das ist okkultes Priestertum. Selbst Salz und Licht zu sein, so lauten die geheimnisvollen Anforderungen der Bergpredigt, die zur Unterstützung des Adepten den neun Seligpreisungen folgen.
In dieser Fassung sind Auszüge aus dem Artikel wiedergegeben. Den vollständigen Artikel gibt es im Pdf (3 Seiten), das unten bestellt werden kann.
Ihr seid das Licht der Welt.
Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt,
nicht verborgen sein.
Man zündet auch nicht ein Licht an
und setzt es unter einen Scheffel,
sondern auf einen Leuchter;
so leuchtet es allen, die im Hause sind.
– Mt 5, 14-15
Wer in sich selbst schon Licht trägt, muss dieses am rechten Ort leuchten lassen und sich nicht unsichtbar machen. Das Licht der Gottesfindung ist es, das hier leuchten soll. Die Gefährten der Mysterien erfahren, wie sehr sich Gottesfreuden vermehren, wann immer man sie mit anderen teilt. Deshalb begegnen sie sich in geheiligten Räumen und zelebrieren Rituale. Mit ehrwürdigen Schärpen und Abzeichen die einen und in langen Roben schreiten die anderen vor die Altäre der Sinnsuche. Dann werden Lichter eingebracht, großartige Wortgebäude errichtet, Lobpreisungen und Bittgesuche der höheren Ordnung des Seins dargebracht. All dies erhöht die Schwingung, erhebt die Seelen, vermehrt die Liebe zur Religion und bestärkt die überkonfessionelle Toleranz allen Bekenntnissen gegenüber, wie dies der griechische Dichter Konstantinos Kavafis für die Freimaurer formulierte und von einem jüngeren Schriftsteller übernommen wurde. Möge dieses Zitat allen Suchenden Mut zusprechen, an der Pforte eines abendländischen Bundes anzuklopfen.

Über die Autorin
Die Bücher, Artikel, Seminare, Mysterienspiele und Vorträge von Gabriele Quinque bringen Suchenden die abendländische Mystik nahe. Seit 1989 begleitet sie Klienten in dem von ihr für die heutigen Lebensgrundlagen konzipierten Tempelschlaf und bildet geeignete Menschen zu Tempelschlaf-Mystagogen aus. In allen Werken folgt sie ihrem Anliegen, in jedem Mann und in jeder Frau eine geistige und religiöse Orientierung zu fördern. www.gabriele-quinque.de
Dies sind Ausschnitte aus dem Artikel.
Erfahren Sie mehr über Mysterienbünde und ihren Praktiken und Ritualen. Die vollständige Fassung des ersten Teils lesen Sie in der Tattva Viveka 73 Auch für 1,00 € als ePaper erhältlich (Pdf, 3 Seiten).
Gabriele Quinque ist auch Referentin bei unserem Online-Symposiums »Wissenschaft und Spiritualität – die Welten verbinden«.
Ihr Interview kann im Symposium-Paket mit 37 weiteren Interviews erworben werden.
Weitere Artikel zum Thema
- TV 15: Dr. Wolfram Frietsch – Fama Fraternitatis.
Über die Rosenkreuzer, ihre Herkunft und ihre Schriften - TV 29: Gabriele Quinque – Lichtblitz der Ewigkeit.
Das Glanzgewand der gnostischen Pistis Sophia - TV 30: Prof. Dr. Andreas Kilcher – Esoterik in der akademischen Forschung
- TV 32: Prof. Dr. Wouter Hanegraaff – Der Schatten des Westens.
Hermetik und Esoterik, die andere Tradition - TV 40: Clemens Zerling – Rosenkreuzerische Initiation. Ein westlicher Weg
- TV 55: Gunter Friedrich – Weltrevolution der Seele. Ein Erfahrungsweg
- TV 67: Gabriele Quinque – Die Apokalypse des Johannes.
Der christlich-mystische Einweihungsweg
Keine Kommentare