24 Mai Die weiße Sangoma
Lernen und Leben im Kral eines südafrikanischen Schamanen
Autor: Hella Schwerla
Kategorie: Schamanismus
Ausgabe Nr: 82
Das Leben führt die Autorin Hella Schwerla zu einem Sangoma-Schamanen, der sie daraufhin in seinen Kral in einem südafrikanischen Dorf einlädt. Sie folgt der Einladung, ohne zu ahnen, dass dieser Aufenthalt ihr Leben gänzlich verändern wird. Dabei berichtet sie ehrlich von ihren Erfahrungen bei dem Sangoma und den Herausforderungen, seien es die Hitze oder die intensiven spirituellen Erlebnisse, und gibt einen unmittelbaren Eindruck in das Wirken und Arbeiten der Sangoma aus der Perspektive einer eher skeptisch eingestellten Europäerin.
Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.
– Sprichwort aus Südafrika
Als Kind hatte sie einen starken spirituellen Bezug jenseits der katholischen Kirche. Kaum der Enge des Dorfes durch Flucht entronnen, genoss sie als Mädchen freies Denken und Fühlen in England, besonders im Swinging London, durch den Charme der südfranzösischen Landschaften und in Paris.
Als junge Journalistin machte sie sich einen Namen durch ihre Begabung, gestellte Themen nicht nur durch gute Recherchen und Interviews zu bewältigen, sondern vor allem, indem sie mit den Menschen, die Inhalt ihrer Arbeit waren, lebte, sie erforschte, sich einließ. Alles, was nicht beweisbar war, wurde von ihr mit dem Etikett Aberglauben versehen.
Selbst wenn sie spirituelle Erlebnisse hatte – wenn beispielsweise Verstorbene bei ihr auftauchten –, tat sie das als Albträume und Unsinn ab. So wurde sie schon Anfang der 80er-Jahre zu den ersten Treffen von Heilern, Schamanen und spirituellen Führern geschickt, um den beginnenden esoterischen Boom objektiv zu beobachten und zu beschreiben.
In diesen Jahren erkannte sie immer mehr, dass es keinen objektiven Journalismus gibt, sondern dass der Schreibende immer seine subjektiven Eindrücke verwendet.
Der Schamanen-Kongress in Mondsee
Zwei Jahre vor der Jahrtausendwende fand dann der Kongress am Mondsee in Österreich statt. Ihr wurde ein Sangoma aus Südafrika zugeteilt, Jambolane Mpapane, und sein Übersetzer Ngwenya. Bunte traditionelle Gewänder, Ziegenfelle am Körper und auf dem Kopf, Federschmuck überall. Scheue Gesichter, unbeholfen zuerst. Sie waren den Trubel nicht gewöhnt. Mpapane sprach nur Swazi, Ngwenya übersetzte ins Englische.
Der Sangoma, so werden viele Schamanen aus Afrika genannt, lebte mit seinem Stamm im Dreiländereck Südafrika, Mosambik, Swasiland. Als die beiden Afrikaner ihrer Betreuerin vorgestellt wurden, lächelten sie zum ersten Mal. Es war Vertrauen und Sympathie auf beiden Seiten.
Sie begleitete die beiden in die Seminare, wo die durchweg weißen Teilnehmer wissensdurstig Fragen stellten. Am letzten Abend vor dem Rückflug fragte sie ihn, warum er eigentlich die lange Reise auf sich genommen habe. »Es war ein Traum«, antwortete er. Nachdem die Scouts, die den Stamm gefunden hatten, ihm das Angebot gemacht hatten, habe er erst nach diesem Traum zugesagt:
Ich träumte, ein riesiger silberner Vogel flöge über ein großes Meer zu einem Land in den Bergen. Dort traf ich dann die Retterin meines Volkes.
Dann schaute er sie lange an. Sie lachte herzlich und sagte, da müsse er sich geirrt haben, denn sie habe nicht die Gabe, Völker zu retten. Sie habe schon genug damit zu tun, sich selbst zu retten.
Der Sangoma schwieg lange und sagte dann bestimmt: »Du wirst zu uns kommen. Es kann dauern, aber ich sehe dich in meinem Kral.« Ngwenya, der Übersetzer, betonte, dass das eine Einladung sei und er auf sie warten würde.
Das dauerte dann wirklich noch ein paar Jahre, in denen sie hin und wieder einen Brief bekam, in dem er die Einladung wiederholte. Diese Briefe waren monatelang unterwegs, bevor sie in Deutschland ankamen.
Was noch alles im Kral passiert, kann man im vollständigen Artikel lesen. Bestellmöglichkeit am Ende des Artikels.
Kurz vor der Jahrtausendwende war die Auftragslage schlecht für sie als freie Autorin, eine schmerzhafte Trennung noch nicht überwunden.
Und so beschloss sie, die Reise nach Afrika anzutreten, ein ganz anderes Abenteuer zu wagen, obwohl sie die 50 schon weit überschritten hatte.
Die ersten Wochen im Kral des Sangoma waren eine Vorhölle. 40 bis 50 Grad im Schatten, wobei es keinen Schatten gab. Eine Hütte mit einem Dach aus Wellblech. Mpapane bekam sie kaum zu Gesicht, der versprochene Übersetzer war nicht da. Nur Zischlaute, die sie nicht verstand. Kein Auto, kein Handyempfang, kein elektrisches Licht, Dreck, ein einziges Klo für den ganzen Stamm. Das Essen musste sie sich auf dem Feld suchen. Verzweiflung pur, Fluchtreflexe und keine Chance zu fliehen im Niemandsland.
Nach ein paar Wochen entdeckte sie zwei Frauen im Stamm, die etwas Englisch verstanden, bekam aber keine Gelegenheit, den Sangoma zu sprechen. Sie hatte gehofft, ihn auf seinen Reisen zu Klienten begleiten zu können, etwas zu lernen. Wenn er fort war, ließ er ihr ausrichten, dass sie ihn im Kral nun vertreten müsse.
Dann gelang es ihr mithilfe einer der beiden Frauen, ein Auto zu organisieren nach stundenlangem Fußmarsch in der Hitze, um Nahrung in einer kleinen Stadt zu beschaffen. Eine fünfstündige Fahrt auf einem überladenen Pick-up. Eine weiße Burin, die sie beim Einkaufen traf, lud sie zu sich ein, und sie fuhr eine Woche mit ihr ans Meer.
Dass sie danach zurückkehrte, geschah aus der Gewissheit, dass der Kral, der Stamm, der Sangoma die richtigen Herausforderungen waren, um zu lernen, dass sie Prüfungen zu bestehen hatte.
Als sie wieder im Kral war, waren die äußeren Bedingungen die gleichen, doch ihre innere Haltung hatte sich verändert. Inzwischen war Ngwenya, der Übersetzer, angekommen, sie fing an, die Menschen, den Kral, den Sangoma mit anderen Sinnen zu erleben. Sie gehörte jetzt zu ihnen, wurde Teil der Familie.
Ein Fest zu Ehren ihrer Rückkehr
Ein Fest zu ihren Ehren wurde nach ihrer Rückkehr gefeiert, und dann, als Janette, die weiße Burin, zu Besuch kam, erlebte sie den Sangoma zum ersten Mal in seinem Element, dem Knochenwerfen:
Andächtig breitet er ein besonderes blaues golddurchwirktes Tuch auf dem Boden aus und setzt sich zu uns. Er schließt ein paar Minuten die Augen und pfeift leise vor sich hin. Ngwenya flüstert, dass er die Ahnen ruft und die Geister, vor allem den Wassergeist, zu dem er eine besonders gute Beziehung habe. Dann nimmt Jambolane alle Gegenstände und wirft sie auf das blaue Tuch. Ich sehe dort kleine und größere Knochen, ob vom Tier oder vom Menschen erkenne ich nicht. Es gibt auch Steine und Muscheln in allen Größen, meine mit der Perle ist auch dabei, Scherben, ein buntes Durcheinander. Ganz kurz rebelliert mein Magen, Neid will aufkommen, denn für mich hat er das in der ganzen Zeit noch nicht gemacht. Aber dann freue ich mich einfach, dabei sein zu können.
Lange und nachdenklich schaut Jambolane auf die ausgebreiteten Gegenstände und sagt dann, was ihm von den Geistern übermittelt wurde. Jannette sei schon lange nicht mehr glücklich, aber es läge nur an ihr, frei zu sein. Dass sie nicht so viel Alkohol trinken solle. Ihr Leben würde sich verändern, und dazu habe der Große Geist mich geschickt. Sie habe die Kraft dazu. Sie habe ein gutes Herz, eine schöne Seele, und man sei ihr sehr dankbar für das, was sie für ihre schwarzen Mitmenschen getan habe. Nun müsse sie aber mehr für sich selbst und ihre Gesundheit tun.
Viel mehr Geschichten können Sie im vollständigen Artikel lesen. Den gibt es im Pdf, das unten bestellt werden kann.
Nach und nach erfasste sie die täglichen Rituale. Die Frauen gingen der harten Arbeit auf dem Feld nach, der Sangoma empfing sie manchmal. Er bildete neue Sangomas aus, die mit rot gefärbten Haaren eng zusammengepfercht in den Hütten lebten, für sich waren und fast nichts als Kräuter zu essen bekamen, die sie als Schaum wieder erbrachen.
Abends versammelten sich die Schülerinnen und Schüler mit den Frauen und Kindern im Trommelraum, tanzten, beteten. Der Sangoma betrat den Raum. Seine ältesten Frauen waren Sangomas und warfen die Knochen bei Klienten im Trommelraum, verordneten Kräuter.
Eine der Frauen, Thoko, nannte sie Kleopatra, weil sie so schön war. Sie wurde ihre wichtigste Freundin in dieser Zeit. Diese lernte schnell ein besseres Englisch, sie ein paar Sätze Swazi.
Wochen später, als sie die Hoffnung schon lange aufgegeben hatte, teilte Ngwenya ihr mit:
Dass sie danach zurückkehrte, geschah aus der Gewissheit, dass der Kral, der Stamm, der Sangoma die richtigen Herausforderungen waren, um zu lernen, dass sie Prüfungen zu bestehen hatte.
Wie geht es weiter?
Wenn Sie wissen möchten, wie der weitere Aufenthalt von Hella Schwerla war, können Sie die vollständige Fassung in der Tattva Viveka 82 lesen oder diesen Artikel einzeln als ePaper für 2,00 € (Pdf, 12 Seiten).
Das Buch »Hitze, Dreck und Erleuchtung« (dem die im Text eingerückten Passagen entnommen sind) ist vergriffen. Die Autorin hat noch einen kleinen Bestand privat zu verkaufen – auf Wunsch auch mit Widmung. Der Erlös geht wie bisher an die immer noch große Familie des verstorbenen Sangoma Jambolane Mpapane.
Die weiße Sangoma (PDF)
€ 2,00
Hella Schwerla
Die weiße Sangoma
Das Leben führt die Autorin Hella Schwerla zu einem Sangoma-Schamanen, der sie daraufhin in seinen Kral in einem südafrikanischen Dorf einlädt. Sie folgt der Einladung, ohne zu ahnen, dass dieser Aufenthalt ihr Leben gänzlich verändern wird. Dabei berichtet sie ehrlich von ihren Erfahrungen bei dem Sangoma und den Herausforderungen, seien es die Hitze oder die intensiven spirituellen Erlebnisse, und gibt einen unmittelbaren Eindruck in das Wirken und Arbeiten der Sangoma aus der Perspektive einer eher skeptisch eingestellten Europäerin.
Über die Autorin
Hella Schwerla, geboren und aufgewachsen im Emsland, lebt seit Jahrzehnten in München. Sie ist gelernte Journalistin, arbeitete bei Tageszeitungen und Illustrierten. Als Autorin für Feature, Hörspiel, Film und Fernsehen, Kinder- und Sachbücher machte sie sich einen Namen. Romane u. a.: »Auch Hexen können weinen«, »Hitze, Dreck & Erleuchtung«. Psychologie und Energiearbeit. Viele Auslandsaufenthalte u. a. in Amerika, Südamerika, Afrika und Indien. Ein erwachsener Sohn, ein Enkel, Tara, die vierbeinige Freundin, die ganz große späte Liebe und eine Handvoll sehr guter Freunde.
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Das Wissen der toltekischen Seher
© Alle Bilder: Hella Schwerla
eduard strobl
Gepostet am 17:13h, 05 Märzliebe hella,hoffe deine gesundheit ist o.k. wann gehen wir mal spazieren unser hund wird schon 15.hört und sieht schlrcht,riecht aber super.gib mir bescheid ob wir sonntag nachmittag da bei der kleinen brücke-lochhamer falle-da wär ich mal mit 4 beinah ertrunken(bin fast ein schamane) hihi uns treffen,gegen 15.oo uhr.freue mich bis dann waki