30 Nov Träume sind die Werkstatt des geistigen Lebens
Autor: Ortrud Grön
Kategorie: Psychologie
Ausgabe Nr: 81
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Was uns Träume über unser Leben sagen können
Wer spricht in unseren Träumen zu uns und wie lässt sich die Sprache der Träume enträtseln und deuten? Diesen Fragen widmet sich die Autorin, eine Traumforscherin, und legt offen, wie eine innere Instanz in uns durch die bisweilen surrealen und provokativen Bilder unserer Träume mit uns kommuniziert und uns einen Weg aufweisen möchte, auf dem wir einerseits unsere innewohnenden Wünsche ausleben und andererseits ein Leben in Harmonie mit dem Leben selbst führen können. Im folgenden ein kurzer Auszug aus einem insgesamt 10 Seiten umfassenden Artikel.
Die vollständige Fassung findest du in der Tattva Viveka 81 oder einzeln als ePaper für 2,00 € (PDF, 10 Seiten). (Bestellbar am Ende dieser Seite.)
Eine alte Legende erzählt, ein junger Mann hatte einen Traum:
Hinter einer Ladentheke sah er einen Engel.
Hastig fragte er ihn: »Was verkaufen Sie, mein Herr?«
Der Engel gab ihm freundlich zur Antwort: »Alles, was sie wollen.«
Der junge Mann sagte: »Dann hätte ich gerne:
- eine glückliche Ehe, die bis zu unserem Lebensende glücklich bleibt,
- gute Freunde, die uns auf dem Lebensweg begleiten,
- Kinder, die sich gut entwickeln und an denen wir unsere Freude haben,
- ein Unternehmen, das immer erfolgreich ist,
- und, und, und …«
Da fiel ihm der Engel ins Wort und sagte: »Entschuldigen Sie, junger Mann, Sie haben mich verkehrt verstanden. Wir verkaufen keine Früchte hier, wir verkaufen nur den Samen.«
Diese Legende meint, dass wir von Gott zwar die Samen bekommen – aber
der Gärtner, der sie zum Keimen bringt, der die Pflanzen hegt und pflegt – der sollen wir selber sein.
Wir sollen unser Wesen als den Garten verstehen, in dem wir aus dem Samen, den Gott uns gibt, Pflanzen wachsen lassen, die blühen und Früchte tragen.
Unsere Heimat ist die Liebe, mit der wir das noch verborgene Leben in uns aufspüren. Doch jeder Mensch muss dazu durch seine eigene Türe gehen. Das Leben öffnet jedem Menschen die Räume, die er mit Leben füllen kann.
Der Baum als Symbol
Das in allen Mythen und Religionen große Symbol für den Weg, Leben zu begreifen, ist der Baum. Ein Baum lebt von Wasser, Luft, Erde und Sonnenlicht. Sehen wir uns diese vier Kräfte in ihrer Gleichnisbedeutung für das Werden des Menschen einmal näher an.
- Die Sonne, um die wir kreisen, fordert uns täglich neu auf, nach Licht und Wärme auch in uns selbst zu suchen. Denn in der Sonne findet ständig ein Harmonisierungsprozess statt, in dem unruhiger Wasserstoff in das befriedete Edelgas Helium verwandelt wird.
- Im ständigen Klärungsprozess des Wassers spiegeln sich die dafür notwendigen Klärungsprozesse der Gefühle, die wir Menschen brauchen, um aus Widersprüchen zwischen Unzufriedenheit und Zufriedenheit herauszufinden.
- Dazu wiederum benötigen wir den Sauerstoff der Luft, damit wir uns gedanklich mit Widersprüchen auseinandersetzen können und neue Ideen aufspüren, wie wir unser Leben gestalten können. Der Luftraum weist auf die dafür zu entwickelnden Befreiungen hin.
Wenn sie mehr über die vier Kräfte erfahren möchten, können sie den vollständigen Artikel als Pdf unten bestellen.
Dazu hieß es in einem meiner Träume:
Es gibt keinen Vorgang in der Natur, der nicht die Gesetze spiegelt, die der Mensch befolgen muss, wenn er glücklich werden will.
Von jeher galt meine Liebe der Erzählung vom Baum der Erkenntnis und dem Lebensbaum in der Schöpfungsgeschichte des Alten Testamentes. Genauso wie der Traum mit sinnlicher Ausdruckskraft den kürzesten Weg findet, uns Konflikte provokativ in Bildern zu verbergen, so verbirgt uns auch die Geschichte von Eva und der Schlange ihren Sinn, damit wir ihn selbst herausfinden sollen.
Eva entscheidet sich trotz des Tabus, ihrem Verlangen nachzugeben und in den Apfel zu beißen. Sie verzichtet auf Sicherheit. Sie folgt der Schlange, dem Trieb nach Leben und dem Wunsch ihres Herzens, Gut und Böse unterscheiden zu wollen. Ein dem Gedicht von Dorothee Sölle kommt das Wesen des Baumes so innig zum Ausdruck:
Ich dein baum …
Du hast mich geträumt gott
wie ich den aufrechten gang übe
und niederknien lerne schöner als ich jetzt bin
glücklicher als ich mich traue
freier als bei uns erlaubt
Hör nicht auf mich zu träumen gott
ich will nicht aufhören mich zu erinnern
dass ich dein baum bin,
gepflanzt an den Wasserbächen des Lebens
Unsere Kindheit hat in ihrer Verletzlichkeit den tiefen Sinn, dass wir als Erwachsene die erlittenen Ängste überwinden sollen, indem wir ganz bewusst die Schutzhaltungen auflösen, die unseren Freiheitswunsch einengen.
Die Träume helfen uns dabei. Sie sind Dramatische Dichtungen, zu unserer Schwierigkeit zu reifen. Was in uns soll reifen? Durch die Überwindung von Ängsten gewinnen wir neue Bewusstwerdungen für die Lebendigkeit von Leben.
- Vielleicht verhalten wir uns noch scheu und ängstlich wie ein Lamm, das den Schutz in der Herde sucht.
- Vielleicht neigen wir zu Aggressionen wie ein Krokodil, das brüllend mit spitzen Zähnen seine Beute zerfetzt.
- Oder wie eine Antilope, die flüchtet, sobald sie Gefahr fühlt.
- Vielleicht lieben wir es aber schon, wie ein Löwe offen in der Savanne zu leben, ohne Furcht davor, angegriffen zu werden.
Andere Träume, die in der Komplettfassung dieses Artikels beschrieben werden, behandeln unter anderem folgende Themen:
Tiere beschreiben in Träumen unser emotionales Verhalten, die unfassbare Vielfalt von Insekten, Meerestieren, Reptilien, Säugetieren und Vögeln aller Art spiegeln mit ihrer jeweiligen Eigenart unser eigenes Verhalten.
Die Natur beschreibt alle Vorgänge in der Seele des Menschen, bis hin zur Bekämpfung der lebensvernichtenden Zustände. Es gibt keinen Vorgang in der Natur, der nicht die Gesetze spiegelt, die der Mensch befolgen muss, wenn er glücklich werden will.
Glücklich ist der Mensch, der sich erfüllen kann, was *sein* Herz sich wünscht. Das Glück ist die Liebe, die Liebe aber ist das Schöpferische.
Keine Zeit gehabt zu haben, um Leben zu können, ist sündiger als anderes.
Blüten sind in Träumen das Bild für aufblühende Wünsche, die Frucht werden wollen.
Wünsche sind Leben – sie sind der Samen, ich bin der Gärtner. Ich bin der Gärtner meiner Wünsche. Meine Wünsche sind Blüten, die mit ihren Farben und ihrem Duft werben, von einem anderen wahrgenommen zu werden.
Träume sind die Werkstatt des geistigen Lebens.
Das Bilderbuch der Welt schlagen wir auf, wenn wir einen Traum verstehen wollen. Teilhard de Chardin, der Biologe und Theologe war, drückte das so aus:
Ich glaube, dass die Welt eine Evolution ist.
Ich glaube, dass die Welt auf den Geist hinstrebt.
Ich glaube, dass sich der Geist im Personalen vollendet.
Über die Autorin:
Ortrud Grön, geboren 1925. Gründerin der Herz- und Kreislaufklinik Lauterbacher Mühle am Ostersee (www.lauterbacher-muehle.de) und nach drei jahrzehntelanger Traumforschung Gründerin der Bayerischen Akademie für Gesundheit – Osterseen e. V., die in offenen Seminaren und Ausbildungen die Träume als Gleichnisse für das eigene Verhalten lehrt (www.bayerische-akademie.eu).
Dies sind Ausschnitte aus dem Artikel.
Lesen Sie die vollständige Fassung in Tattva Viveka 81 oder downloaden Sie diesen Artikel einzeln als ePaper für 2,00 € als ePaper erhältlich (Pdf, 10 Seiten).
Träume sind die Werkstatt des geistigen Lebens (PDF)
€ 2,00
Ortrud Grön
Träume sind die Werkstatt des geistigen Lebens
Wer spricht in unseren Träumen zu uns und wie lässt sich die Sprache der Träume enträtseln und deuten? Diesen Fragen widmet sich die Autorin, eine Traumforscherin, und legt offen, wie eine innere Instanz in uns durch die bisweilen surrealen und provokativen Bilder unserer Träume mit uns kommuniziert und uns einen Weg aufweisen möchte, indem wir einerseits unsere innewohnenden Wünsche ausleben und andererseits ein Leben in Harmonie mit dem Leben selbst führen können.
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