Heilwissen aus dem Orient

Heilwissen aus dem Orient

Die altorientalische Musiktherapie

Autor: Dr. Rahmi Oruc Güvenc
Kategorie: Islam / Sufismus
Ausgabe Nr: 90

Im Rahmen der Musiktherapie wird mit Klängen und Musik gearbeitet, denn ihre heilende Wirkung auf den Menschen ist bekannt und erprobt. Folgender Beitrag stellt den Ansatz der altorientalischen Musiktherapie vor, die sich in wesentlichen Punkten von der westlichen unterscheidet. Der menschliche Organismus wird als Schwingungssystem betrachtet, das mit Klängen wieder in Resonanz mit sich selbst und dem Kosmos gebracht werden kann. Einen tieferen Einblick in diese Therapieform gewährt der renommierte klinische Psychologe und Privatdozent für Musikethnologie Dr. Rahmi Oruc Güvenc.

In den Jahren 1970 bis 1980 entwickelte Dr. Güvenc an der medizinischen Fakultät in Istanbul Behandlungskonzepte zur Integration der traditionellen Musiktherapie in den modernen Klinikalltag. Er entdeckte die altorientalische Musik (Abkürzung AOM) und die damit verbundenen Tänze und Bewegungen wieder, die aus der schamanischen Tradition stammen.

Heilwissen aus dem Orient

Schamanismus ist der Glaube an übersinnliche und übernatürliche Kräfte in anderen Welten. Vor der Entstehung der großen Religionen, die schamanisches Wissen übernahmen, wurde Schamanismus in allen Kulturen praktiziert. Baksi heißen die Schamanen von Zentralasien, und durch Rituale, Gesänge, Rhythmen, Bewegungen und Tänze gelingt es ihnen, einen veränderten Bewusstseinszustand zu erlangen und damit Zugang zur geistigen göttlichen Welt zu erhalten, die die Natur, Tiere und den Kosmos umfasst.

Die altorientalische Musiktherapie ist ein effektiver Weg um die Verbindung zum Leben zu erfahren und zu bestärken. Willst du mehr darüber wissen? Dann lies den vollständigen Artikel – den Download findest du am Ende dieses Beitrags.

Sufismus

Dr. Güvenc ist Sufimeister von sechs verschiedenen Orden, die alle in der Türkei angesiedelt sind. Die im Westen bekannteste Tradition ist die von Mevlana Rumi, und mit einer Arbeit über diesen großen Mystiker schloss Dr. Güvenc seine philosophischen Studien ab.

Das Sufitum bietet verschiedene spirituelle Wege wie Gebet, Meditation und Rituale an und wird weltweit sowohl in islamischen als auch in christlichen Kulturen praktiziert. Es birgt die Erfahrung von universeller Liebe, Weisheit und göttlicher Wahrheit, Erkenntnis des Sinns unseres Seins, auch des eigenen wahren göttlichen Wesens. Neben dem alltäglichen Leben vermittelt es eine andere göttliche Wirklichkeit.

Dabei bringt Dr. Güvenc die geistige Haltung der Sufitradition, die die seelisch-geistige Entfaltung des aktiven Menschen im Fokus hat, in die altorientalische Musiktherapie mit ein,

wobei auch auf überliefertes Liedgut zurückgegriffen wird: Zur Begrüßung des Propheten Mohammed in Medina (Hidschra, 622 n. Chr.) sangen die Frauen das Lied »Taleal Bedru Aleyna«, das übersetzt bedeutet »Sei gegrüßt, herzlich willkommen, du dessen Gesicht so hell scheint wie der Mond«.

Auch das Lied »Care kendime«, »Alle Lösung liegt in mir«, geht auf einen Poeten zurück, der zu Lebzeiten des Propheten wirkte. Als der Prophet Mohammed diese Worte hörte, fühlte er sich so berührt, dass er den Gebetstanz »Sema« drehte.

Klänge können uns heilsame und wunderschöne Erfahrungen wie aus einem Traum ermöglichen. Lies den inspirierenden Artikel und erfahre mehr geheimnisvolles Wissen über die AOM. Über den Link am Ende der Seite gelangst du zum Download!

Altorientalische Klänge in der altorientalischen Musik

Neben dem gesungenen Wort greift die AOM auf altorientalische Musikinstrumente zurück: Die Trommel, genannt Küdüm, ist ein Kupfer- oder Metallbehälter, über den eine Tierhaut gespannt ist und der immer paarweise eingesetzt wird. Der Klang hat eine starke Verbindung zur Erde und wird vor allem in der Mevlivi-Tradition, bei dem Ritual des Sema, eingesetzt.

Ney, eine Schilfrohrflöte, wird von Mevlana mit dem Menschen in Beziehung gebracht, der nach der Reinigung von seinen negativen Kräften zur inneren Leere gelangt, die rein und klar ist. Ein weiteres archaisches Baksi-Instrument ist die Kilkopuz, die sich vor allem zur Imitation von Tierlauten und Naturklängen eignet. Die Kopuz, eine mehrere Jahrtausende alte Kurzhalslaute, die in Höhlenmalereien dargestellt ist, wurde für die AOM wiederentdeckt und nachgebaut.

»ES SEI«, Schöpfung und göttlicher Befehl werden durch die Form der Rebab dargestellt, ein weiteres Klanginstrument in der AOM, das von Mevlana und seinem Vater aus der zentralasiatischen Kultur mitgebracht wurde. Der Klang des Wassers begleitet diese Instrumente.

Die Sufis glauben, dass das Wasser Informationen speichern kann und Klänge sich positiv auf den menschlichen Organismus auswirken.

Dem Patienten werden so durch die vielfältigen Instrumente unterschiedliche Klangerlebnisse ermöglicht.

Bist du neugierig, welche anderen Melodientypen es in der AOM gibt und wie sie Körper, Geist und Seele in Schwingung versetzen? Den Download zur Vollversion des Artikels findest du nach den einzelnen Textausschnitten.

TV: Dr. Güvenc, welche sind die Kernunterschiede zwischen der westlichen und der altorientalischen Musiktherapie?

In der westlichen Musiktherapie werden die Instrumente, zum Beispiel Schlaginstrumente, von dem Patienten gespielt, um seine Emotionen auszudrücken. Doch die heilsamen Wirkungen von Musik und Tanz in der AOM basieren auf psychologischen, neurobiologischen und kulturgeschichtlichen Ursachen und stammen aus mehreren Quellen: Schamanismus , Sufitum, Kunst und Medizin.

Unser gesamter Organismus ist ein Schwingungssystem.

Biologische Rhythmen wie Atmen, Herzschlag, Schlafen und Wachen laufen automatisch ab. Durch die Resonanz mit einem gesunden natürlichen Rhythmus, wie das in der AOM zutrifft, kann ein geschädigter Organismus wieder in seinen natürlichen gesunden Schwingungszustand zurückfinden.

Die altorientalische Musik- und Bewegungstherapie unterscheidet zwei Arten von Therapie: In der rezeptiven Therapie wird der Patient je nach seinen Symptomen in der passenden Tonart bespielt. So hilft die Makame-Tonart Rast zum Beispiel nach Schlaganfällen und bei Lähmungen, aber auch bei Autismus. Denn sie senkt die Pulsfrequenz, schenkt Ruhe, Freude, Ausgeglichenheit und innere Stille.

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In der aktiven Musiktherapie geht es darum, schöne Bewegungen zu der harmonischen Musik zu machen. Über diese alten Melodien gilt es, einen Melodienimpuls zu geben, der in Bewegung umgesetzt wird. Da es keine polyfonische Musik ist, kann das Ohr diesem Impuls leichter folgen. Manchmal sind hier in der Bewegung die Strukturen vorgegeben. So sind insbesondere die therapeutischen Effekte der uigurischen Tänze, die von einem der ältesten Turkvölker auch als kosmische Musik gesungen und gespielt wurden, zu erwähnen.

 

Dies sind Ausschnitte aus dem Artikel.

Interessiert dich, welche Bedeutung Mitgefühl in der AOM-Therapie hat? Oder was Güvenc unter dem großen Wort Liebe versteht und was sich hinter seinem innigsten Gebetswunsch verbirgt?

Lies die vollständige Fassung in Tattva Viveka 90.

Tattva Viveka 90

Tattva Viveka Nr. 90

Inhalt der Ausgabe

Schwerpunkt: Die Magie des Klangs
Erschienen: März 2022

Dietlinde Küpper – Musik als Tor zum Transzendenten • Miroslav Großer und Birge Funke – Die Sehnsucht des Klanges und seine multidimensionale Wirkung • Saskia Baumgart – Die Stimme der Sirene • Clemens Zerling – Eine Reise zum Urton • Hans Cousto – Die kosmische Oktave • Hannes Heyne – Musikalische Ökologie • Prof. Dr. Klaus Fessmann – Die Musik der Steine • Dr. Rahmi Oruc Güvenc – Heilwissen aus dem Orient • Anette Blühdorn – Das metaphorische Herz • Marion Schickert – Die vielbegabte Scannerpersönlichkeit • Peter Hubral – Arche Noah • u.v.m.

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Dr. Rahmi Oruc Güvenc war klinischer Psychologe und Privatdozent für Musikethnologie an der medizinischen Fakultät der Universität Istanbul. Zudem Koordinator für die Abteilung Alternativ-, Komplementär- und traditionelle Medizin für das türkische Gesundheitsministerium. 1976 Gründung der Arbeitsgruppe Tümata, die es sich zur Aufgabe gestellt hat, türkische Musik wissenschaftlich zu erforschen und zu präsentieren. Dies geschieht im Rahmen von Konzerten, Workshops, Sufireisen, Sufiseminaren, Kongressen sowie interkulturellen und interreligiösen Aktivitäten. Er verstarb im Juli 2017.

Andrea Azize Güvenc, Ergotherapeutin, Musik- und Bewegungstherapeutin, Buchautorin. Sie unterstützte ihren Mann in der Forschung und in seiner Lehrtätigkeit und begleitete ihn auf seinen Reisen. Mit ihm zusammen gestaltete sie auf der Bühne gemeinsame Auftritte altorientalischer Musik mit verschiedenen orientalischen Instrumenten, Gesang und Tanz. Sie übersetzte für ihren Mann ins Deutsche, Französische und Englische.

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