Jenseits des Verstandes das Göttliche erkennen

Jenseits des Verstandes das Göttliche erkennen

Der innere Weg als Lösung für die Probleme der Welt

Autorin: Preethaji
Kategorie: Veden/Yoga
Ausgabe Nr: 96

In diesem Interview spricht die indische spirituelle Lehrerin Preethaji über die Probleme, die der Verstand erzeugt, wenn wir zu sehr mit ihm identifiziert sind. Wir erfahren, wie wir über den Verstand hinausgehen können und welche Bewusstseinszustände uns dort erwarten. Auf dem Entwicklungsweg zum erleuchteten Bewusstsein können die individuellen und gesellschaftlichen Probleme der Menschheit gelöst werden.

Tattva Viveka: Hallo Preethaji. Ich möchte mit den Grundlagen beginnen: Was ist der Verstand deiner Auffassung nach und wie beeinflusst er unsere innere Erfahrung?

Preethaji: Namaste.

Der Verstand, wie wir ihn definieren, ist im Grunde eine Erinnerungs- und Erwartungsmaschine. Um das Leben wirklich zu erfahren, müssen wir über die Vergangenheit und die Zukunft hinausgehen.

Wir müssen in den gegenwärtigen Moment gehen, und wenn man im Verstand verstrickt ist, ist man nicht wirklich lebendig: nicht lebendig für das Lächeln deines Partners, für die Freude deines Kindes, für die Aufmerksamkeit, die du brauchst, um deine Probleme zu bewältigen, oder für die Kreativität, die du für alles brauchst, was du im Leben tust.

Du musst über den gewöhnlichen, sich wiederholenden Verstand hinausgehen und das Bewusstsein erfahren. Das Bewusstsein ist immens. Es ist mächtig. Und diejenigen, die diese Erfahrung des Bewusstseins gemacht haben und über den Verstand hinausgegangen sind, erleben das Leben anders, und für diejenigen, die zuhören, und auch für diejenigen, die lesen werden:

Wenn du ein Sklave des Verstandes bist, gibt es eine nagende Sinnlosigkeit, eine Langeweile, die jeden Aspekt des Lebens färbt.

Du gehst eine Zeit lang eine Beziehung ein und dann fragst du dich: Ist das alles? Oder du erreichst etwas und fragst dich dann: Gibt es noch mehr im Leben? Oder du gewinnst einen Rechtsstreit, für den du schon sehr lange gekämpft hast. Dann gewinnst du, bist glücklich und freust dich, aber dann ist es vorbei, und du fragst dich wieder: Ist das wirklich alles, was es im Leben gibt? Gibt es noch etwas anderes?

Der Verstand ist das Element, das dich ständig davon abhält, die Realität zu erleben. Wenn du die Realität nicht wahrnimmst, wie sie ist, bist du in diesem Moment auch nicht lebendig.

Weil du nicht lebendig bist, stellt sich die Frage: Ist das alles im Leben? Denn wenn du vom Verstand verschlungen wirst, dann ist es nicht möglich, im Moment präsent zu sein, und das ist es, wonach sich die Menschheit sehnt.

Leider sind die Menschen davon abgekommen, diesen Moment zu erreichen, und glauben, dass mehr Erfolg, mehr Reichtum und mehr Beziehungen sie erfüllen werden. Doch das passiert nie, und du fängst an zu glauben, dass etwas mit deinem Leben nicht stimmt, und machst dich daran, dein Leben zu ändern.

Ich bin nicht gegen äußeren Komfort und nicht gegen Luxus. Ich bin nicht gegen irgendetwas im Außen. Aber was ich damit sagen will, ist: Wonach du dich sehnst, ist viel mehr als nur das.

Wonach sich der Einzelne sehnt, ist eine vollständige Lebenserfahrung, die nicht möglich ist, wenn du im Verstand lebst.

Man kann sagen, dass der Verstand für viele Fortschritte verantwortlich ist, die wir im Leben sehen. Wir haben so viele Fortschritte gemacht, und ja, der Verstand hat viele Probleme gelöst und ist da, um Lösungen für zahlreiche Krisen zu finden.

Aber du kannst den Verstand nicht benutzen, um eine nährende Beziehung zu genießen. Du kannst den Verstand nicht benutzen, um diesen Moment, genau diesen Moment, voll und ganz zu genießen.

Das ist – wie soll man sagen – ein Fehler, den die Menschheit begeht.

Sri Preethaji
Sri Preethaji

TV: Wie kam es zu diesem Fehler? Warum passiert das?

Preethaji: Es gibt viele Gründe, warum das passiert. Alles auf dieser Welt macht Momente des Hungers durch. Mit Sicherheit gibt es Hunger. Aber dann kommt ein Moment der Sättigung. Es ist immer eine Bewegung. Alles im Universum, alles erlebt einen Moment der Sättigung. Die Löwen sind nicht ewig hungrig, die Ziegen sind nicht ewig hungrig. Es gibt eine Bewegung, eine Schwingung, welche die ganze Zeit stattfindet. Nur beim menschlichen Verstand nicht. Er ist dem Trott von mehr, mehr, mehr verfallen. Er hat sich in diesen Raum des Hungers begeben. Er weiß nicht mehr, was es heißt, sich satt zu fühlen, was Sättigung ist. Er hat einfach die Fähigkeit verloren, sich satt zu fühlen. Wir können sagen, es ist wie eine Krankheit. Wir haben einfach irgendwo angefangen und wurden dann von den Medien angeheizt, heutzutage von den sozialen Medien. Das führt dazu, dass der menschliche Geist ein abnormales Maß an Hunger verspürt, bis wir als Menschheit innehalten und erkennen, was für uns im Leben wichtig ist, wonach wir wirklich suchen und uns sehnen.

Wenn wir innehalten und uns ein paar Fragen stellen, können der Hunger und die Besessenheit des hungrigen Verstandes ein wenig langsamer werden. Dabei würden intelligentere Handlungen entstehen. Man würde nicht etwas zerstören, um etwas anderes zu schaffen. Das würden wir nicht tun, aber genau das passiert gerade.

Das Interview führte Ronald Engert.

Dies ist nur der Anfang des Artikels.

Was die Heiligkeit des Lebens mit der Heilung des Verstandes zu tun hat, verrät unsere Interviewpartnerin Preethaji im vollständigen Artikel, der in Tattva Viveka 96 erschienen ist.

Tattva Viveka 96

Tattva Viveka Nr. 96

Inhalt der Ausgabe

Schwerpunkt: Bewusstsein
Erschienen: September 2023

Prof. Dr. Niko Kohls – Die gesellschaftliche Akzeptanz von Achtsamkeit und Spiritualität. Ein Abbild des Bewusstseinsstandes der gegenwärtigen Gesellschaft • Prof. Dr. Dr. Hans-Peter Dürr – Das Geistige ist die treibende Kraft. Wie das Bewusstsein die Materie erzeugt • Saskia Baumgart – Von Märchen, Heiligen Büchern & anderen Narrativen. Auf dem Weg zum Bewusstsein des dritten Jahrtausends • Ronald Engert – Wie funktioniert die Wirklichkeit? Die Bedeutung der Quantenphysik für die Philosophie • Marcus Schmieke – Bewusstsein, Leben und Kohärenz. Den Verschränkungen des Lebens auf der Spur • Martin Bertsch – Holistische Bewusstseinsentfaltung • Preethaji – Jenseits des Verstandes das Göttliche erkennen. Der innere Weg als Lösung für die Probleme der Welt • Dr. Heide Göttner-Abendroth – Die Erstentstehung des Patriarchats – einmal oder mehrmals? • Saskia Baumgart – Waters Of Life: Exploring Mythos, Divinity, Beings, and Ecology • Bericht zur Konferenz der Association for the Study of Women and Mythology • Guido Nerger – Die Hermetik als Bindungsglied zwischen Geist und Materie. Ein lebensbejahendes Erkenntnismodell • Dandapani – Konzentration für ein Leben voller Sinn und Freude. Wie wir mit mehr Fokus unsere Ziele erfolgreich erreichen • u.v.m.

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Zur Autorin

Die Interviewte Sri Preethaji

Für Suchende aus aller Welt ist die Meditationsschule EKAM in Südindien eine wahre Pilgerstätte: Mithilfe von alten indischen Weisheiten, Erkenntnissen der modernen Neurowissenschaft und alltagstauglichen Meditationsübungen zeigt Sri Preethaji hier einen Weg auf, leidvolle Bewusstseinszustände dauerhaft zu verringern.

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