Stealing Fire

Stealing Fire

Prometheus als zweifelhafter Held der Silicon-Valley-Elite

Autor: Johanna Schacht
Kategorie: Griechische und Aegyptische Antike
Ausgabe Nr: 88

Prometheus aus der griechischen Sage gilt eigentlich als Held, der von den Menschen bewundert wird. Hier nun erscheint er in einem anderen Licht, nämlich als Dieb von Wissen und Erkenntnis, das er der Pandora, der Großen Göttin geraubt hat – eine ungerechte kulturelle Aneignung und ein Missbrauch dieses Wissens für egomane Zwecke.

Prometheus ist ein Held der griechischen Mythologie. Er wird in zahlreichen klassischen Dramen als selbstloser Wohltäter gefeiert, der den Göttern das Feuer stahl und der Menschheit so die Zivilisation brachte. Feuer ist hier nicht wörtlich zu nehmen, sondern steht symbolisch für Erkenntnis und Macht, für den göttlichen Funken. Da im Olymp des klassischen Griechenlands Zeus der Herrscher war, wurde selbstverständlich angenommen, dass Prometheus das Feuer von einem ungerechten tyrannischen Vatergott in heldenhafter Auflehnung und Emanzipation errungen hat. Das gelang ihm mit einer List, also mithilfe seines Verstandes und strategischen Denkens.

Dieses Heldennarrativ ist bis heute wirksam, die führenden Köpfe der Digitalisierung im Silicon Valley beziehen sich auf ihn, wenn sie Flow-States zur Leistungssteigerung instrumentalisieren. Das Buch »Stealing Fire. How Silicon Valley, the Navy SEALs, and Maverick Scientists Are Revolutionizing the Way We Live and Work« berichtet davon.

Es werden bewusst psychoaktive Drogen zur Selbstoptimierung eingesetzt. Leider werden diese Mittel allzu oft lediglich als Tool für egomane Zwecke benutzt, viele Silicon-Valley-Neohippie-CEOs scheinen von Transhumanismus und digitaler Weltherrschaft zu träumen. Der Untertitel des erwähnten Bestsellers sollte aufhorchen lassen: Wird das göttliche Feuer für militärische Zwecke missbraucht?!?

Lesen Sie im vollständigen Artikel, welche die Kontinuität zwischen dem Prometheus-Mythos und den vermeintlichen Helden des Silicon Valleys ist.

Patriarchatskritische Kulturgeschichte

Wie komme ich dazu?

Nun, dazu habe ich den verfemten Bruder des Prometheus, den Epimetheus – nicht den Vorausdenkenden, den Vordenker, den Fortschrittsfanatiker, sondern den besonnenen Nachdenker – konsultiert. Ich müsste weit ausholen und einen Abriss der Kulturgeschichte aus patriarchatskritischer Sicht liefern, der die Erkenntnisse der Matriarchatsforschung einschließt. Das habe ich bereits oft getan und bin es langsam leid, weil ich den Eindruck habe, Frauen wird nicht zugehört. Das gehört auch zum Stealing-Fire-Programm:

Unbequeme Frauen werden von Männern mit Ignoranz und Missachtung gestraft, ihre Inspirationen werden abgeschöpft

– so macht das der männliche Möchtegern-Schöpfergott nur allzu oft mit dem Schöpfen – es wird sich mit fremden Federn geschmückt, und die Lorbeeren dafür werden selbst eingeheimst. Es handelt sich um die seit Jahrtausenden praktizierte und überlieferte Methode der Patrix: die geistige und emotionale Enteignung von Frauen. Wir leben in einer Missbrauchsgesellschaft.

Toxischer Heldenmythos

Das Mysterium tremendum et fascinans, das zugleich Erschreckende und Anziehende des Göttlichen, früher der Großen Göttin, die sowohl die heilige Schöpferin, die Erhalterin, als auch die Zerstörerin war und immer sein wird, ist im patriarchalen Paradigma in egomane männliche Faszination von sich selbst mutiert, die nur allzu oft in rücksichtsloser Gewalttätigkeit gipfelt.

Wenn Männer, die nicht verbunden sind, mit dem Feuer spielen, kommt Ausbeutung dabei heraus – und Missbrauch von Frauen, Kindern und der Natur. Und allzu oft auch Krieg.

Bis heute prägt der toxische Heldenmythos vom reinen Guten, der gegen das Böse im Außen kämpft, unsere Kultur. Das Fatale daran ist, dass in diesem simplifizierenden und verführerischen, weil das Individuum entlastenden Dualismus von Gut und Böse eine Schattenprojektion stattfindet, die zu Sündenbock- und Feindbildkonstruktionen und in der Folge zu Gewalt, Mord und Krieg führt.

Dieser toxische Held ist allgegenwärtig in der Popkultur, aber auch in der Hochkultur und Kunst, und wird zu Unrecht als Archetyp bezeichnet.

Echte Archetypen kommen aus der Tiefe der Seele,

aus unseren frühesten vorgeburtlichen, geburtlichen und nachgeburtlichen Erfahrungen, während diese Bilder kulturelle Konditionierungen des kindlichen Egos darstellen.

Wie kann es uns gelingen, uns vom toxischen Heldenverständnis zu lösen und zum echten Archetyp hinzubewegen? Lesen Sie dies und vieles mehr im vollständigen Artikel. Unten können Sie das Pdf bestellen.

In vorpatriarchalen schamanischen Kulturen sind geburtsregressive Initiations- und Heilungszeremonien zentraler Bestandteil des kulturellen Lebens. Alle hochkulturellen Künste haben sich aus zeremoniellen Praktiken entwickelt: die Musik, der Tanz, die bildenden Künste, das Theater, die Dichtung, das Erzählen. Sie dienten der Gemeinschaft, der Heilung und der Entwicklung aller Individuen darin. Im Patriarchat sind die schamanischen Praktiken und Traditionen unterdrückt und mit Gewalt nahezu ausgerottet worden – oder man hat sie sich für die eigenen Zwecke angeeignet und missbraucht. Bis heute sind wir von schlechten kulturellen Machwerken gebrainwashed. Es ist wie schwarze Magie. Und es ist keine ominöse böse Elite, die das verzapft. Das steht im Zentrum unserer Kultur, das hat ein Eigenleben, das sind die Traditionen, die unreflektiert reproduziert werden, das ist unsere Unterhaltungsindustrie, Star Wars, Ballerspiele und Co. Dabei kommen sich die Macher auch noch so fortschrittlich und innovativ vor! Aber sie bewegen sich im Gefängnis eines jahrtausendealten Teufelskreises. Es ist unverbundene Männlichkeit, die sich in einem Machtrausch ergeht – Stealing Fire eben.

  • Zu Mileva Marić: Schacht, Johanna (2016): Bindung und Geburt im transgenerationalen Kontext. Mattes zum Artikel
  • Schacht, Johanna (2019): Die pränatalpsychologischen und matriarchatsgeschichtlichen Dimensionen des Geldes. In: Jahrbuch für psychohistorische Forschung Band 20. Mattes zum Artikel
  • Schacht, Johanna (2017): Otto Gross und die Erbsünde in der Psychoanalyse. In: Bindung und Geburt im transgenerationalen Kontext. Mattes zum Artikel
  • Schacht, Johanna (2015): Von der Schöpfungsmacht der Muttergöttinnen zu fötalen omnipotenten Göttern: Entwicklungsgeschichte früher Hochkulturen in Mesopotamien. In: Schwangerschaft und Geburt prägen das Leben, Mattes zum Artikel
  • Schacht, Johanna (Hg.) (2012): Europa heißt Die Weitblickende. Kindle zum Buch
  • Schacht, Johanna (2012): Wurzeln der Menschheit. Die Wiederentdeckung der mütterlichen Kulturstufe. In: Wurzeln des Lebens. Die pränatale Psychologie im Kontext von Wissenschaft, Heilkunde, Geburtshilfe und Seelsorge. Mattes zum Artikel
  • Schacht, Johanna (2012): Die Schlange. Zentraler Archetyp im schamanisch-matriarchalen Weltbild
  • Connection Schamanismus Nr. 10 zum Artikel

Dies sind Ausschnitte aus dem Artikel.

Erfahren Sie mehr über die patriarchale Wurzel des Prometheus-Mythos und seinem toxischen Heldenverständnis, das gegen das Leben und die Große Mutter gerichtet ist.

Lesen Sie die vollständige Fassung in Tattva Viveka 88 oder downloaden Sie diesen Artikel einzeln als ePaper für 1,00 € (Pdf, 3 Seiten).

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Johanna Schacht
Stealing FirePrometheus als zweifelhafter Held der Silicon-Valley-Elite

Prometheus aus der griechischen Sage gilt eigentlich als Held, der von den Menschen bewundert wird. Hier nun erscheint er in einem anderen Licht, nämlich als Dieb von Wissen und Erkenntnis, das er der Pandora, der Großen Göttin geraubt hat – eine ungerechte kulturelle Aneignung und ein Missbrauch dieses Wissens für egomane Zwecke.
 

 

Artikelnummer: TV088e_08 Schlagwort:

 
 

Über die Autorin

Unsere Autorin Johanna Schacht

Johanna Schacht, Studium der Diplom-Heilpädagogik mit Schwerpunkt Kunsttherapie an der Universität zu Köln. Thema der Diplomarbeit: »Der Garten – gestaltete Paradieserinnerung. Kunsttherapeutische Potenziale eines archetypischen Topos« (2005), freiberufliche Tätigkeit, kunst- und naturpädagogische Projekte, Inklusionslehrkraft an einer Privatschule. Seit 2010 Vorstandsmitglied der International Society of Pre- and Perinatal Psychology and Medicine (ISPPM).

Veröffentlichungen zum freien Download: https://independent.academia.edu/JohannaSchacht

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