Das Ich und das Selbst im ZEN

Das Ich und das Selbst im ZEN

Autor: Carsten Koßwig
Kategorie: Buddhismus
Ausgabe Nr: 86

Auch die Tradition des Zenbuddhismus, die sich auf die Erlangung der Erleuchtung konzentriert, hat ein eigenes Verständnis der Begriffe »Ich« und »Selbst«, wobei diese Definitionen den logisch-rationalen Raum verlassen und vielmehr erfahrungsbasiert sind. Dennoch wagt der Autor den Versuch, das Unaussprechliche und Unerklärliche zu benennen.

Bevor ich mich mit dem Thema »Das Ich und das Selbst im ZEN« beschäftige, möchte ich die grundsätzliche Sichtweise des ZEN darlegen. Auf diese Weise wird es für die LeserInnen leichter sein, meinen Erläuterungen folgen zu können.

Im ZEN können keine wissenschaftlichen und logischen Schlussfolgerungen gezogen werden. Aussagen zu irgendwelchen Themen geben nur die in diesem Zusammenhang stehenden spirituellen Erleuchtungserfahrungen des Autors wieder. Diese Erfahrungen sind weder rational noch geistig nachvollziehbar, sondern nur erlebbar.

Das ZEN hat sich aus dem Buddhismus heraus entwickelt, wobei im ZEN die Vervollkommnung der spirituellen Erfahrung in jedem einzelnen Augenblick hervorgehoben wird und man sich der »Nutzlosigkeit von rituellen religiösen Übungen und intellektueller Auseinandersetzung mit der Lehre für die Erlangung der Befreiung (Erleuchtung)« bewusst ist. Es ist das Sitzen in der Versunkenheit (jap. Zazen), das die Kernübung des ZEN ausmacht. Der ZEN-Übende beruft sich dabei auf den historischen Buddha, Siddhartha Gautama, der allein durch das Sitzen unter dem Bodhi-Baum Erleuchtung erfuhr. Siddhartha wollte wissen, woher das Leid des Menschen kommt, und erkannte in der Erleuchtungserfahrung, dass das Leid mit dem Menschsein zusammenhängt und es durch die Erleuchtung aufgelöst werden kann. Dies drückte er in seinen vier Edlen Wahrheiten aus, die er auf Drängen seiner ehemaligen Begleiter als Lehre vermittelte. Die vier Edlen Wahrheiten sind wie folgt sinngemäß formuliert:

Die Bedeutung der vier Edlen Wahrheiten, und wie sie zur Erleuchtung führen können, finden Sie im vollständigen Artikel. ? Unten können Sie bestellen!

Warum spricht man aber im ZEN von einer Nicht-Existenz des Ichs?

Weil wir Menschen nicht nur Wesen sind, die einen physischen Körper besitzen, der sterben kann, sondern weil wir die Möglichkeit zur Transzendenz haben.

Wir haben die Möglichkeit, über das in seiner Sichtweise einschränkende Ich hinauszugehen.

Das Ich wird in der Erleuchtung und in der Realisation der Wirklichkeit in jedem Augenblick aufgelöst. Das Gegenüber des Ichs, das Du, verschmilzt in diesem Moment mit dem Ich.

Der Dualismus wird aufgehoben, und das Ich geht in der Einheit auf. Trotzdem erfahren wir die Erleuchtung auch als Mensch. Wir als Einzelne erfahren die Einheit mit allem.

Nicht mein Gegenüber, mein Du. Nur ich allein erfahre in diesem Moment die Einheit, die Auflösung des Ichs. Man spricht daher von Non-Dualität. Das Ich ist also auch in der Erleuchtung vorhanden, obwohl es sich aufgelöst hat. Dieser scheinbare Widerspruch, logisch gesehen, ist das, was viele Personen, die sich mit dem Phänomen »Ich« auseinandersetzen, verwirrt. Es ist ein Sowohl-als-auch.

Das Ich existiert durch die physische Person, die aber auch in jedem Augenblick transzendieren, also über das Ich hinausgehen kann.

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Hier steht aber nichts vom Selbst!

Was ist das Selbst aus der Sichtweise des ZEN? Existiert das Selbst? Auch dies ist ein wenig problematisch zu begreifen. Gemeinhin wird das Selbst in zwei Kategorien unterschieden. Da ist zunächst einmal das Selbst als ein Begriff, der auf das Ich hinweist. Also ein Selbst, das sich selbst reflektiert, das durch das Ich definiert wird. So wie: »Ich bestimme mich selbst« oder »Ich definiere mich selbst«.6 Damit wird das Ich zu einem Synonym für das Selbst, und es führt zur selben Erklärungskette wie das Ich, das zuvor beschrieben wurde. Dann kann ich mit der Erklärung des Selbst aufhören.

Anders sieht es mit der Definition des Selbst aus als ein über den Dingen, über den Menschen, über der Zeit stehendes Selbst, das bereits vor meiner physischen Geburt und nach meinem Tod als existent betrachtet werden kann. Wenn es ein solches »Über-Selbst« oder »Höheres Selbst« geben sollte, dann müssen wir es genauer untersuchen.

Wenn es so sein sollte, dann haben wir ein Selbst, das sich gegenüber dem Menschen, der ein Höheres Selbst besitzt, abgrenzt. Diese Sichtweise ist dualistisch, was wiederum nicht meiner spirituellen Erfahrung entspricht.

In dieser Fassung sind Auszüge aus dem Artikel wiedergegeben. Den vollständigen Artikel gibt es im Pdf, das unten bestellt werden kann.

Das Ich und das Selbst im ZEN

Meiner Meinung nach existiert beides! Nur rational kann man es nicht begreifen. Nur in der Erfahrung der Einheit, in der nichts existiert, außer der Einheit mit allem, also auch der Einheit zwischen dem Ich und dem Selbst, kann das Selbst und auch das Ich existieren. Es ist ein gleichzeitiges Erleben des Einen und des Ganzen, was alles einschließt.

In der Realität existiert also nur dieser eine Augenblick, der des Non-Dualismus. In diesem einen Augenblick lebe ich als das Ich und das Selbst. Das Selbst, das Ich und das Über-Selbst existieren demnach im steten Nicht-Selbst, im Nicht-Ich, im Nicht-Überselbst als etwas Da-Seiendes in der Leere des Seins!

Und warum leidet auch ein ZEN-Meister? Warum muss auch er dem Bedürfnis nach Nahrungsaufnahme und Stuhlgang nachkommen? Ganz einfach, trotz transzendenter Erfahrung, trotz vollkommener »Präsenz im Augenblick« ist und bleibt er stets Mensch. Auch er wird, wie auch übrigens der historische Buddha selbst, eines Tages sterben. Er wird also allen Wechselfällen des Lebens wie Emotionen und Gefühlen ausgesetzt sein, sich manchmal irren und Fehlentscheidungen treffen. Das Leid an sich wird nicht einfach aufgelöst. Der spirituell Erfahrene ist sich aber seiner Non-Dualität bewusst. Er weiß um die Einheit von Form und Leere und handelt dementsprechend danach. Nämlich aus der Intuition heraus.

Dies sind Ausschnitte aus dem Artikel.

Erfahren Sie mehr über das Verständnis von Ego und Höherem Selbst bei einem Zen-Praktizierenden.

Lesen Sie die vollständige Fassung in Tattva Viveka 86 oder downloaden Sie diesen Artikel einzeln als ePaper für 1,00 € als ePaper erhältlich (Pdf, 4 Seiten).

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Carsten Koßwig
Das Ich und das Selbst im ZEN

Auch die Tradition des Zenbuddhismus, die sich auf die Erlangung der Erleuchtung konzentriert, hat ein eigenes Verständnis der Begriffe »Ich« und »Selbst«, wobei diese Definitionen den logisch-rationalen Raum verlassen und vielmehr erfahrungsbasiert sind. Dennoch wagt der Autor den Versuch, das Unaussprechliche und Unerklärliche zu benennen.
 

 

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Über den Autor

Unser Autor Carsten Koßwig

Carsten Koßwig, geb. 1963, war bis 2015 ZEN-Schüler bei Willigis Jäger (Kyo-Un Roshi). Dieser gab ihm 2015 die Lehrerlaubnis als Zen-Lehrer. Im gleichen Jahr gründete Carsten Koßwig das Zendo-Merano, welches er seitdem leitet. Er ist Autor des Buches: Herzsutra: “Form ist wirklich Leere”, Teishos, spirituelle Vorträge.

Bildnachweis: © Dominik Schroeder & Josh Hild via unsplash.com

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