Transzendentes Träumen – Teil 1

Transzendentes Träumen – Teil 1

Autor: Bartosz Werner
Kategorie: Psychologie
Ausgabe Nr: 81

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Die abenteuerliche Reise zum Ursprung unseres Seins

Können wir im Traum spirituell wachsen und unserem reinen, unsterblichen Selbst näherkommen? Ja, sagt der Autor, indem wir uns von unserer Angst vor dem Tod lösen und ihn im Traum liebevoll annehmen. Bereits alte Kulturen sprechen von diesem „initiatorischen Tod“, in dem das Ego vom wahren Selbst getrennt wird. Durch welche weiteren spirituellen Erfahrungen uns der Traum bereichern kann, erfahren Sie im folgenden Artikel.

»Das einzig lebenswerte Abenteuer kann für den modernen Menschen nur noch innen zu finden sein.«
– Carl Gustav Jung

»Das Herz«

Ich kämpfe gegen den Schauspieler Arnold Schwarzenegger, der mit einem Messer bewaffnet ist. Es ist ein anstrengender Kampf und ich glaube nicht, dass ich gewinnen kann. Ich erkenne jedoch plötzlich den Traum als Traum und lasse ihn zustechen. Er bohrt sein Messer tiefer in mein Herz. Ich lasse es zu, obwohl es schmerzt. Dabei wird Arnold kraftloser und dann ohnmächtig. Bevor er hinfällt, fange ich ihn auf. Sein Körper verschwindet ganz. Ich halte nur seine Kleidung in meinen Armen und wache auf.

 Seitdem sich das Symbol von Arnold Schwarzenegger in Luft aufgelöst hat, fühlt sich mein Herz weniger angestrengt und verkrampft an. In transzendenten Träumen werden bei mir Blockaden oder Verkrampfungen gelöst, sobald ich lerne, den Figuren zu vertrauen. Dabei darf ich stets nicht vergessen, dass das Messer, mein Traum-Körper und das Gegenüber eine Illusion sind. Ich lasse also das Messer in meinen Körper eindringen – betrachte das Ganze aber als einen operationellen Eingriff, genauso wie die nächsten zwei Traumbeispiele es zeigen:

 »Akupunkturnadeln«

Vor meinem Bett steht ein Glaskasten, darin ist eine durchsichtige Frau eingesperrt, als solle sie von mir getrennt bleiben. Als ich mich entspanne, verschwindet der Glaskasten. Die Frau fliegt auf mich zu und verschwindet in mir. Sie entspannt mich im Innern. Plötzlich taucht ein Mann mit Akupunkturnadeln auf. Er steckt mir drei Nadeln in die Brust und hält noch mehrere große Nadeln bereit. Ich weiß, dass er mir jetzt wehtun wird. Ich entspanne mich und er bohrt einen großen Nagel tief in meinen linken oberen Innenschenkel. Es schmerzt sehr, aber mich durchströmt eine warme herrliche Energie. Beim Aufwachen rieche ich Verbranntes in der Luft.

 Diese kleine Auswahl aus meinen Träumen sagt etwas Außergewöhnliches über das eigene Traum-Ich aus: dass es unsterblich ist, egal wie oft es im Traum zu sterben droht.

Wenn wir in unseren Albträumen der eigenen Unsterblichkeit begegnen, eröffnen sich neue Dimensionen zur Linderung inneren Leids und der Angstmilderung.

Wenn das Traum-Ich nicht nur unsterblich, sondern auch unendlich ist, können wir jede Angst und jedes Leid (im Traum) überwinden.

Der Schlüssel für diese transformierende Traumarbeit ist der »initiatorische« Tod im Traum, ähnlich den schamanischen Riten alter Kulturen und den Weisheitslehren der Naturvölker. Mit dem »initiatorischen« Tod im Traum können wir nicht nur unsere Ängste und Blockaden bewältigen, wir nehmen auch die feinstofflichen Ebenen unseres Geistes im Schlaf wahr. So können wir hinter den Vorhang des eigenen Ich schauen, wo sich uns die spirituellen und mystischen Kräfte offenbaren, um zu erkennen, wer wir wirklich sind.

Transzendentes Träumen

Die Aktiv-Passiv-Regel

Wo wir aktiv sind, werden wir passiv, und wo wir passiv sind, werden wir aktiv.

Die Unfähigkeit, die Perspektive zu wechseln, wird psychiatrisch als Wahn definiert. Das ist der Grund, warum in den Albträumen so viel Wahnsinn enthalten ist. Diesen uns allen innewohnenden Wahn gilt es nach und nach zu entkräften. Dafür ist die Aktiv-Passiv-Regel nützlich. Wie man sie anwendet, ist einfach: Beim Aufwachen nach einem Albtraum bitten wir, dass dieser sich für uns beim Einschlafen wiederholt, damit wir uns des Träumens bewusst werden können, um die Aktiv-Passiv-Regel anzuwenden. Keine Angst! Einen Albtraum oder ein Trauma im Schlaf wiederholen zu lassen, ist einfacher als gedacht und halb so schlimm. Weil wir wissen, wir können uns für immer davon befreien.

Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass unser Unbewusstes es stets gut mit uns meint, egal ob es uns mit Schmerz, Leid, Ekel, Durst oder Hunger konfrontiert. Es sind unsere persönlichen Schutzmechanismen, die uns vor dem Sterben beschützen wollen. Das Unbewusste (unsere Natur in uns selbst) erinnert uns daran, am Leben zu bleiben und es zu erhalten: Das Gleiche gilt für Albträume und Traumata.

Alle Herausforderungen und Probleme, die wir in unseren Träumen antreffen, sind zutiefst menschlich. Viel menschlicher, als wir es glauben mögen. So kann man jeden Albtraum für sich direkt beim Aufwachen wiederholen lassen, um die tiefgreifenden Ängste und Sorgen aus der Vergangenheit überwinden zu können.

Anleitung: Nach dem Albtraum, in dem man zum Beispiel von einem Drachen gejagt wird, bleibt man einfach weiter ruhig mit geschlossenen Augen im Bett liegen und bittet das Unbewusste, diesen letzten Traum noch mal zu wiederholen. Dabei stellen wir uns in der aktiven Imagination nach Carl Gustav Jung diesen mit geschlossenen Augen in allen Details vor. Wir lassen den Albtraum mit dem Drachen vor unserem inneren Auge erneut abspielen – und erinnern uns aktiv an seine Abfolge.

Wenn man wieder einschläft, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass der Albtraum wiederholt wird. Wir können direkt den Albtraum als Albtraum enttarnen.

Lesen Sie im vollständigen Artikel, wie wir uns in Alpträumen unseren tiefsten Ängsten stellen können, und wie es uns gelingt, diese zu überwinden.

Der (seichte) Schmerz unter Wasser ist somit heilend. Ich konnte auf der Reise spätestens im Element Wasser meine Heilungskräfte mobilisieren, indem ich mich von Haien, Piranhas oder Orcas beißen ließ. Nebenbei konnte ich mich so von körperlichen Beschwerden oder Symptomen befreien, weil das Unbewusste alle (negativen) Energien ins Gleichgewicht bringen möchte.

In einem Traum davor ist mir eine Geisterfrau erschienen, die mich entspannt anschaute. Sie hatte auf der linken Körperseite alle Akupunkturpunkte und Meridianlinien in bläulicher Farbe tätowiert – von Kopf bis Fuß. Aus der traditionellen chinesischen Medizin ist bekannt, dass die Behandlung der Punkte und Linien für Körper und Psyche heilsam ist. Für die Akupunkturnadeln steht hier der Biss der Haie. Ein Grund zur Freude, wenn ich ihnen begegne. Ein Tag später kam dieser transzendente Traum, in dem sich das Element des Wassers stärker in den Vordergrund spielt und mir ein Stück weit das Chakrensystem offenbart:

Transzendentes Träumen

»Drehende Räder«

Wir sind in einem Hochhaus. Die Menschen werden auf eine Flut vorbereitet, die wir am Horizont auf uns zukommen sehen. Alles wird überschwemmt. In der Mitte meiner Brust dreht jemand an einem unsichtbaren Rad, als ob eine Maschine mit den dazugehörigen Geräuschen gleich starten würde. Ein weiteres Rad wird zwischen meinen Augen angekurbelt. 

Die Verbindungen der Chakren (Energiezentren) im Körper untereinander werden deutlicher. Nachdem ich mich (auch) im Element Wasser den hier vorherrschenden »negativen« Kräften immer mehr hingegeben habe, konnten meine Mentoren nach und nach auf mein Chakrensystem zugreifen, auf das ich bewusst gar keinen Einfluss habe.

So bergen transzendente Träume nicht nur die Möglichkeit, Ängste und Traumata im Schlaf zu überwinden, um im Alltag leichter durchs Leben zu gehen, sondern zeigen auch auf, dass hinter dem Ich-Tod im Traum weitere mystische Ebenen verborgen sind, die uns in der Wirklichkeit selten bewusst sind. Im zweiten Teil des Artikels gehe ich auf die spirituelle Mitte im Traum ein, wo mir mit dem »vorübergehenden« Tod nicht nur weitere mystische und bereits bekannte spirituelle Phänomene (die vier Elemente, drittes Auge, Aura sehen etc.), sondern auch die lichtvollen und individuell-religiösen Phänomene (Beten, Buddha-Sitz, Jesus etc.) widerfahren. Obwohl ich nicht religiös und gläubig bin und als naturwissenschaftlich denkender Mensch dieses Wissen nicht angestrebt habe, wurde es mir dennoch zuteil. Mein Ego-Tod im Traum zeigt mir meine tief verborgene, religiöse Anbindung und lässt mich im Schlaf die Reise zum Ursprung meines Seins beginnen.

Der Autor Bartosz Werner

Bartosz Werner

arbeitet als Regisseur, Autor, Dramaturg und Dozent für Regie, Konzeption und Filmdramaturgie an verschiedenen Fachhochschulen und Medienakademien. 2016 erschien sein Dramaturgie-Buch »So bekommen Sie Ihr Drehbuch in den Griff«. 2019 erschien sein Sachbuch »Transzendentes Träumen«, das ihn zu spirituellen und mystischen Dimensionen seines Seins führte, die hinter dem Vorhang seines Ich verborgen sind.

Dies sind Ausschnitte aus dem Artikel.

Erfahren Sie, wie Träume die spirituelle Entwicklung und das innere Reifen unterstützen können, als auch welche Techniken dafür eingesetzt werden können.

Lesen Sie die vollständige Fassung in Tattva Viveka 81 oder downloaden Sie diesen Artikel einzeln als ePaper für 2,00 € als ePaper erhältlich (Pdf, 9 Seiten).

Transzendentes Träumen – Teil 3 (PDF)

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Bartosz Werner
Transzendentes Träumen

Können wir im Traum spirituell wachsen und unserem reinen, unsterblichen Selbst näher-kommen? Ja, sagt der Autor, indem wir uns von unserer Angst vor dem Tod lösen und ihn im Traum liebevoll annehmen. Bereits alte Kulturen sprechen von diesem “initiatorischen Tod”, in dem das Ego vom wahren Selbst getrennt wird. Durch welche weiteren spirituellen Erfahrungen uns der Traum bereichern kann, erfahren Sie im folgenden Artikel.


 

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Das ist Teil 1 des Artikels zum Transzendenten Träumen von Bartosz Werner. Hier geht’s weiter zu Teil 2!

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