Wissenschaft in der Kritik, Esoterik und Okkultismus im Hoch

Wissenschaft in der Kritik, Esoterik und Okkultismus im Hoch

Die fatale Logik eines Zeitgeistes

Autor: Dr. Lars Jaeger
Kategorie: Spiritualität allgemein
Ausgabe Nr: 88

Wissenschaft befreite uns von vielen Formen des Leids, aber sie bringt auch den Verlust absoluter Gewissheiten mit sich, da jedes Wissen hinterfragt werden kann und muss. Esoterik und Spiritualität sollen zum Ausgleich absolute Aussagen liefern, die fest und in sich geschlossen sind. Leider öffnet dies auch die Tür für VereinfacherInnen und PopulistInnen. Angesichts der aktuellen Entwicklungen in der Biologie und der künstlichen Intelligenz brauchen wir jedoch Spiritualität dringender denn je, um unsere Rolle als Menschen zu verstehen.

Geht es um tiefes Wissen oder bedeutungsvolle Erkenntnisse, eine erfolgreiche Lebensgestaltung oder gar allgemeine Lebensweisheit, so scheinen die Naturwissenschaften in der öffentlichen Wahrnehmung einen eher schweren Stand zu haben. Viele Menschen, die nach tiefem Wissen, Gelehrtheit, Einsicht in das Geheimnisvolle der Welt oder auch nur Lebensfreude suchen, stöbern heute eher in Büchern über östliche Weisheiten oder westliche Esoterik, als sich ein Lehrbuch der Physik oder Biologie zu Gemüte zu führen. Sie lesen dann lieber »Das Tao der Physik« als »Die Physik«, beschäftigen sich lieber mit quantenphilosophisch begründeter Spiritualität oder Quantenheilung als mit den Aussagen der Quantenphysik selbst. Viele Menschen applaudieren (mit gutem Recht), wenn spirituelle Lehrerinnen und Lehrer formulieren, dass das Ziel eines erfüllten Lebens sei, menschliches Leiden zu vermindern, Freude zu finden und die Natur unseres Geistes zu erfassen. Zugleich führt aber die Bemerkung, dass die Wissenschaft seit ihrer Begründung ähnliche Ziele hatte – und dabei je nach Betrachtungsweise weitaus Bedeutenderes erreicht hat –, bei den meisten Zeitgenossen bestenfalls zu einem müden Schulterzucken, oft jedoch zu heftigem Widerspruch bis hin zur Anschuldigung der Ignoranz in Anbetracht all der globalen Probleme, die doch die Wissenschaft verursacht hat. Oder er oder sie wird gar als schnöder Materialist bezeichnet, der nun auch die Sphäre höchster geistiger Erkenntnisse der Kälte wissenschaftlicher Rationalität aussetzen will. Auch im politischen Spektrum hat es die Wissenschaft oft schwer. Vor allem rechtspopulistische Politiker wie zum Beispiel der Zürcher SVP-Politiker Roger Köppel haben erkannt, dass es lohnender ist, sich auf ideologische Glaubenssysteme zu stützen als auf wissenschaftliche Rationalität – was ihn u. a. den von Wissenschaftlern erfassten Klimawandel als eine »Modebewegung« von »Betrunkenen« bezeichnen lässt.

Lesen Sie im vollständigen Artikel, wieso die Wissenschaft derzeit einen schweren Stand in der Gesellschaft hat.

Der Verlust des Absoluten

Man muss sich fragen, warum die Wissenschaft bei vielen Menschen heute einen derartig schweren Stand hat.

Ist sie vielleicht Opfer ihres eigenen Erfolges geworden? Nehmen die Menschen die Erfolge der Wissenschaften wie selbstverständlich hin, aber zeigen dort, wo sie noch kein vollendetes Wissen erreicht hat (und das hat sie ja nahezu nirgendwo), mit dem Finger auf sie? So wird mitunter die wissenschaftliche Meisterleistung einer unfassbar schnellen Entwicklung und Herstellung eines Corona-Impfstoffes bereits mit einer Selbstverständlichkeit aufgenommen, die an Gleichgültigkeit bezüglich der Leistung von Gen- und Medizinforschern grenzt. Vielleicht sollte man sich einmal die unerträglichen Schmerzen bei der Behandlung einer Zahnwurzelinfektion vorstellen, die Menschen im 13. Jahrhundert erlitten, um zu einer geeigneten Wertschätzung zu kommen, wie stark die Wissenschaften unser Leben verbessert haben. Und wer lässt sich heute noch von dem »animalischen Magnetismus« beeindrucken, mit dem noch im 18. Jahrhundert der Esoteriker Franz Anton Mesmer unter Verwendung einfacher elektrischer und magnetischer Phänomene bei einer immensen Menge von Menschen Erstaunen und Hingabe erzielte? Oder man stelle sich einfach nur vor, es wären noch keine Impfstoffe gegen Covid-19 in Sicht. Betrachtungen wie diese lassen uns erkennen: In materieller und lebensalltäglicher Hinsicht ist unsere Welt heute wie von keiner anderen Kraft vom wissenschaftlich-technologischen Fortschritt geprägt. In geistiger, intellektueller und emotionaler wartet die Macht der Wissenschaft dagegen mit etwas ganz anderem auf: mit dem

Verlust der Komfortzone absoluter Gewissheiten.

Die menschliche Sehnsucht nach Gewissheit und Sicherheit

Die meisten Menschen überfordert eine Verzichtserklärung auf absolute Wahrheiten und auf Rückzugsgebiete im Substanziellen.

Man stützt sich nun einmal gerne auf eindeutige Wahrheiten, klare spirituelle Grundlagen und unverrückbare Prinzipien. Was früher Gott war, ist heute der absolute Geist, eine substanzielle Grundstruktur, sind unverrückbare Naturgesetze, absolute Gewissheiten und nicht zuletzt auch immer gültige ökonomische, gesellschaftliche oder historische Gesetzmäßigkeiten, eine Nation mit bestimmten Geburtsrechten, eine Gesellschaft, in der »jeder seinen Platz hat«, ein fester Arbeitsplatz für das Leben und vieles andere. Wo solche Gewissheiten verloren gehen, entsteht Unsicherheit. Das war in den 1920er- und 1930er-Jahren nicht anders als heute. Dann füllen spirituelle, politische, soziale, religiöse und philosophische Vereinfacher und Populisten das Vakuum, das der Verlust alter Gewissheiten hinterlässt, mit ihren eigenen Unwahrheiten und Lügen. Hier wirken so mächtige wie bekannte Mechanismen der Selbsttäuschung und Selbstlüge. Bereits vor über 200 Jahren sprach Immanuel Kant von der »inneren Lüge« und beschreibt diese als »Unredlichkeit sich selbst gegenüber«. Es ist leichter, wie er schreibt, »sich blauen Dunst vorzumachen«, als den Widerspruch zwischen dem moralischen Anspruch und dem eigenen Denken und Tun zuzugeben. Kant spricht hier vom »faulen Fleck unsrer Gattung«.

Ist es möglich diesen »faulen Fleck unsrer Gattung« mithilfe von redlicher Wissenschaft und Spiritualität zu überwinden.? Lesen Sie dies und vieles mehr im vollständigen Artikel. Unten können Sie das Pdf bestellen.

Die fatale Logik eines Zeitgeistes

Diese werden umso wichtiger, als dass die neuen mächtigen und atemberaubenden Technologien auch den Menschen selbst, seine Biologie, seine Identität und sein Bewusstsein grundlegend verändern könnten. In Anbetracht dessen wird es vermutlich bereits in nicht allzu ferner Zukunft einen Moment geben, in dem sich die Spielregeln des menschlichen Lebens und Zusammenlebens fundamental verändern könnten. Sind wir darauf vorbereitet?

Hier brauchen wir eine Spiritualität, die sich nicht gegen, sondern neben die Wissenschaft stellt.

Denn Spiritualität umfasst eben auch Erfahrungen oder Vorstellungen, durch die man sich einem größeren Ganzen zugehörig fühlt, und kann uns daher eine tiefere geistige Dimension des Mensch-Seins eröffnen und den Weg zu einem umfassenderen, sinnbezogenen Verständnis unserer Existenz in dieser Welt zeigen. Sie umfasst dabei auch Werte wie Liebe, Mitgefühl, Empathie, Moralität, Intuition und meditative Einsichten – und zuallerletzt auch eine Frage, die der große Physiker Richard Feynman in einer für ihn so typischen Einfachheit und Klarheit formulierte:

»Was ist der Sinn des Ganzen?«

Dies sind Ausschnitte aus dem Artikel.

Erfahren Sie mehr über die gegenwärtige Wissenschaftsskepsis, den Zulauf für eso-terische Welterklärungen und die Rolle von Spiritualität als inneren Kompass.

Lesen Sie die vollständige Fassung in Tattva Viveka 88 oder downloaden Sie diesen Artikel einzeln als ePaper für 1,00 € (Pdf, 4 Seiten).

Wissenschaft in der Kritik, Esoterik und Okkultismus im Hoch (PDF)

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Dr. Lars Jaeger
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Wissenschaft befreite uns von vielen Formen des Leids, aber sie bringt auch den Verlust absoluter Gewissheiten mit sich, da jedes Wissen hinterfragt werden kann und muss. Esoterik und Spiritualität sollen zum Ausgleich absolute Aussagen liefern, die fest und in sich geschlossen sind. Leider öffnet dies auch die Tür für VereinfacherInnen und PopulistInnen. Angesichts der aktuellen Entwicklungen in der Biologie und der künstlichen Intelligenz brauchen wir jedoch Spiritualität dringender denn je, um unsere Rolle als Menschen zu verstehen.
 

 

Artikelnummer: TV088e_11 Schlagwort:

 
 

Über den Autor

Unser Autor Dr. Lars Jaeger

Dr. Lars Jaeger (geb. 1969) ist ein schweizerisch-deutscher Unternehmer, Wissenschaftler, Schriftsteller, Finanztheoretiker und alternativer Investmentmanager. Er studierte Physik und Philosophie an der Universität Bonn in Deutschland und der École Polytechnique in Paris und hält einen Doktortitel in theoretischer Physik, den er in Studien am Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme in Dresden erwarb, wo er auch Post-Doc-Studien unternahm. Sein neuestes Buch »Sternstunden der Wissenschaft« ist im Suedverlag erschienen. Blog: larsjaeger.ch

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