23 Feb Musikalische Ökologie
Eine denkerisch-spielende Einführung
Autor: Hannes Heyne
Kategorie: Ökologie
Ausgabe Nr: 90
Unter Musik verstehen wir meistens das gezielte Abspielen und Anhören eines Musikstückes, den Besuch eines Konzertes oder das Musizieren auf einem Instrument. Jedoch verbirgt sich in unserer Umwelt mit Natur und Menschen und so auch in unserem Alltag ständig die Musik des Daseins und des Lebens. Der Autor bringt uns sein Verständnis von musikalischer Ökologie näher und lädt uns mit praktischen Übungen dazu ein, das Grundnahrungsmittel »Klang « mit seinen Lebens- und Heilkräften spielerisch und neugierig zu erforschen und in unseren Alltag zu integrieren.
Der Doppelbegriff »Musikalische Ökologie« erscheint auf den ersten Blick aus verschiedenen Welten zusammengedacht: Musik als die Kunst, mit Tönen, Rhythmen und Akkorden umzugehen – etwas, was mensch können muss: Noten lernen, Instrumente üben, um dann – wenn dies als gut und richtig befunden wurde – etwas aufzuführen und andere damit zu erfreuen. Moderner und sehr freilassend ist dagegen der Musikbegriff von R. Murray Schafer, der sich auf John Cage bezieht:
»Alles, was wir hören, ist Musik.«
Ökologie gilt als eine Wissenschaft, die die Zusammenhänge zwischen Mensch und Umwelt untersucht und beschreibt, die ebenso studiert werden muss und gerade rasant an Bedeutung gewinnt durch »Klimawandel«, »Artensterben« und »Ressourcenknappheit«.
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Musikalische Ökologie
Der Begriff kann mindestens in zwei Richtungen verstanden werden: Zum einen beschreibt er den bereits bestehenden inhärenten Zusammenhang von Musik und Ökologie, der gemeinsam spielerisch-forschend erkundet werden kann, zum anderen verweist er auf eine mögliche und notwendige Musikalisierung der Ökologie, die dadurch um die sinnlich zugängliche, emotionale und geistige Dimension erweitert wird.
Die musikalisch-ökologische Basisarbeit der KlangHütte ist, Menschen aller Altersklassen und Couleur voller Spaß und Freude an das Spiel mit einfachen, ethnischen oder selbst gebauten Musikinstrumenten, Spielen, Gesängen und Rhythmen heranzuführen.
In den »reichen« Ländern der Erde ist eine solche natürliche Spielqualität, die im unmittelbaren Kontakt mit der Natur liegt, kaum noch zu finden. Diesbezüglich kann man diese als »Entwicklungsländer« bezeichnen.
Der Fokus, was Lebensqualität bedeutet und was mensch hier wirklich zum Leben braucht, kehrt sich um. Welche Qualitäten können wir von den »Armen« und »Nativen« lernen? Mit Materialien der Natur (Steine, heimische Hölzer, Nüsse, Muscheln, Wasser, Luft …) werden im gemeinsamen Spiel oder Experiment wesentliche ökologische Zusammenhänge erfahrbar. Musikalische Gruppenprozesse haben viele Gemeinsamkeiten mit Naturprozessen, zum Beispiel Stauen und Fließen, Chaos und Ordnung, Dominanz und Anpassung, lebendige Diversität versus Artenarmut, Ansteigen und Abschwellen.
Aufeinander-Hören und Nicht-Hören sind Basisphänomene, die unmittelbar erlebt und reflektiert werden können.
Im Spiel kann zum Beispiel Führen und Folgen so geschehen, dass die unmittelbare Verantwortung des Führenden (politische Dimension) als sinnvollste Lösung des Ganzen erlebt wird und nicht als persönliche Willkür des Einzelnen. Den Teilnehmern wird – altersspezifisch unterschiedlich – ihr Zusammenhängen mit anderen Kulturen und ihre ökologische Verantwortung bewusst.
Im vollständigen Artikel verrät der Autor praktische Beispiele und Übungen, die den natürlichen Klang erfahrbar machen. Wollen auch Sie gleich etwas Praktisches ausprobieren? Dann bestellen Sie jetzt unten den gesamten Artikel!
Weglassen des Zuviels
Zum Thema Ökologie gehörte für mich bereits in der DDR die Frage, wie wir mit weniger Ressourcen und Energie auskommen können.
Die Reduktion des Zuviels und das Weglassen standen also als Forschungs- und Lebensfrage an,
was sich im ab 1990 hereinbrechenden Kapitalismus nochmals potenzierte. Weglassen lässt sich auch anders lesen: WEG-Lassen. Als freud- und humorvoller Weg zeigte sich das gemeinsame Spielen von Instrumenten. Das Teilen wird als evidenter Gewinn erlebt, Askese oder Verzicht ist dadurch nicht mehr negativ besetzt.
In der musikalischen Improvisation geht es um das Tun (Spielen) im richtigen Moment – oder auch das Nicht-Tun (Schweigen, Sich-Zurücknehmen). Wesentlich ist, dass durch das Weniger-Werden und die Reduktion an Quantität von Geräusch und Klang ein Gewinn des Musikalischen erfahren wird.
Das Spielerisch-Kreative setzt sich
im Selbstbauen von Musikinstrumenten aus Naturmaterialien fort und bietet die Chance, fächerübergreifend zu lernen.
Zum Beispiel kann man beim Bau des australischen Didgeridoos vieles über den Bambus/Eukalyptus, die Geschichte und Befreiungsbewegung der Aborigines, die Rolle des Instrumentes in der traditionellen Musik und den Ritualen, die Spielweise und Bemalung erfahren.
Musikinstrumente aus fairem Handel sind eine Chance, die Lebensbedingungen der Menschen kennenzulernen, die die Instrumente herstellen und spielen.
Jedes Instrument ist ein Kompendium geronnenen Kulturwissens, das uns in anderer Weise als bis jetzt üblich ermöglicht, Zusammenhänge zwischen Sozialem, Ökologischem und Kulturgeschichtlichem praktisch zu vermitteln und durch das gemeinsame Spielen ins Hier und Jetzt zu holen.
Wie Musik und Klang heilend wirken kann, erfahren Sie im Gesamt-Artikel. Dazu einfach am Ende der Seite den vollständigen Artikel bestellen!
Aushör und Vision
Als Pedant zum »Ausblick« versuche ich hier, ein »Aushör« zu formulieren. Ein Lauschen auf das, was kommen will. Welche Stimmen sprechen in mir aus der Quelle? Welche Töne und Konsonanten singen zunächst still, später aber laut heraus? »Freie Stimme«, ein 2020 aus gegebenem Anlass begonnenes Projekt, erkennt an, dass
gemeinsames freies Singen und Tönen uns im Menschsein stärken und gesund sein lassen.
Wer Singen und Tanzen verbietet, hat nichts von den uns eigentlich gesund erhaltenden Grundlagen begriffen.
Weder Musik noch Ökologie im traditionellen Verständnis reichen für sich allein aus, um eine Bewusstseinsveränderung im Menschen dahin gehend zu bewirken, dass die Erde/Welt in ihrer Vielfalt und Lebendigkeit friedlich weiterexistieren kann. Die vielen Eingriffe des Menschen lenken seit vielen Jahren auf ein Umkippen des Ganzen hin.
Mit der hier praktisch gelebten Ökologie ist ein persönlicher Weg beschrieben, der ohne großen Aufwand in den Alltag integriert werden kann.
Wir unterhalten uns frei singend und tönend entsprechend den Stimmungen des Tages, spielen mit Trommeln und Geschirr, legen Saiteninstrumente auf die Haut und spüren der Resonanz nach. Erwachsene und Kinder aller Altersgruppen können frei angesprochen werden.
Das gemeinsame elementare Musizieren hilft bei feierlichen, streitbaren, aber auch traurigen Anlässen. Insbesondere schafft es Brücken zwischen verschiedenen Sprachen und Kulturen. Es braucht keine Noten, kein Ton-Halten, kein Üben von Mechanik. Für jene, die so etwas nie erlebten, bedarf es etwas Mut, zu beginnen und das, was passiert, vom gewöhnlich als »schräg«, dilettantisch oder albern Benannten loszulösen. »Ich traue mir das zu« wäre ein Satz, der weit in die Gesellschaft zur Veränderung beitragen kann.
Die Vision ist, dieses allen quasi »kostenlos« zur Verfügung stehende Grundnahrungsmittel mit Lebens- und Heilkräften vielen zugänglich zu machen und damit immun zu werden gegen etliche Krankheiten, insbesondere gegen jene von Obrigkeitshörigkeit und vorauseilendem Gehorsam. Der Wandel der Gesellschaft braucht Mut und die Erfahrung eigener Wirksamkeit. Neue Kommunikationsformen, persönliches und soziales Wachstum, Teilen und gemeinsames Wirtschaften und Schenken, auf die Bedürfnisse der Natur hören – sind jetzt und künftig gebrauchte Qualitäten, die mit der hier vorgestellten Musikalischen Ökologie geübt und gelebt werden können.
Dies sind Ausschnitte aus dem Artikel.
Erfahren Sie mehr über die Verbindung von Musik und Ökologie!
Lesen Sie die vollständige Fassung in Tattva Viveka 90 .
Tattva Viveka Nr. 90
Wähle: Einzelheft, Abo oder Tattva Members
Schwerpunkt: Die Magie des Klangs
Erschienen: März 2022
Dietlinde Küpper – Musik als Tor zum Transzendenten • Miroslav Großer und Birge Funke – Die Sehnsucht des Klanges und seine multidimensionale Wirkung • Saskia Baumgart – Die Stimme der Sirene • Clemens Zerling – Eine Reise zum Urton • Hans Cousto – Die kosmische Oktave • Hannes Heyne – Musikalische Ökologie • Prof. Dr. Klaus Fessmann – Die Musik der Steine • Dr. Rahmi Oruc Güvenc – Heilwissen aus dem Orient • Anette Blühdorn – Das metaphorische Herz • Marion Schickert – Die vielbegabte Scannerpersönlichkeit • Peter Hubral – Arche Noah • u.v.m.
Zum Autor
Hannes Heyne, Jg. 1958. Als Dipl.-Hydrologe im Osten Deutschlands vor der Wende ökologisch engagiert. Seit 1986 Beschäftigung mit erweiterten Improvisationsformen und Bewusstseinswandel. Freies Musikstudium mit Instrumentenbau. Entwickelt seit 1993 Ideen und Methoden zur Musikalischen Ökologie. Klangforschung, Workshops, KlangCamps, interdisziplinäre und interkulturelle Projekte in 25 Ländern.
Website: KlangHuette.de
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Bildnachweis: © Hannes Heyne
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