Wilde Weisheit am Wegesrand

Wilde Weisheit am Wegesrand

Was die Wildkräuter uns an Nahrung für Körper, Geist und Seele geben können

Autor: Stefanie Gross-blau.
Kategorie: Ökologie
Ausgabe Nr: 87

Passend zur blühenden Jahreszeit gibt uns die Autorin einen praktischen Leitfaden an die Hand, mit dem wir essbare Wildkräuter in unserer Umgebung erkunden, erkennen und auch probieren können. Viele dieser Wildkräuter enthalten nicht nur ungemein viele Nährstoffe, die unser Körper braucht, um fit und gesund zu sein, sondern sie stärken auch unsere Verbundenheit mit der uns umgebenden Natur und schenken uns ein wenig von ihrer Wildheit und Widerstandskraft.

Was sind die Wildkräuter eigentlich?

Unkräuter werden sie von vielen genannt, dabei sind es eigentlich unsere Urkräuter.

Es sind die Ahn*innen der Kulturgemüse und Züchtungen, die für gewöhnlich den Weg auf unsere Teller finden.

So ist der Kompass-Lattich (Lactuca serriola) die Urpflanze unserer Kopfsalate, der Wildkohl (Brassica oleracea) die Urpflanze aller unserer Kohlarten von Grünkohl über Rosenkohl, Kohlrabi bis zum Blumenkohl und die Wilde Möhre (Urtica Dioica) die Stammpflanze der Karotte.

Doch zum Glück leben auch die wilden Formen weiter auf unseren Wiesen, Weg- und Waldrändern.

Auch in unseren Gärten und landwirtschaftlichen Zonen führen sie ein Leben neben dem »kulturellen Mainstream« und werden je nachdem freundlich in Schach gehalten oder zornig vernichtet.

Ich möchte euch ermutigen und inspirieren, den Wildkräutern in eurem Leben einen Platz zu geben.

Sie geben uns so viel: Sie sind eine tolle Ergänzung zu unserer Nahrung und erweitern unser Spektrum an Geschmacks- und Nährstoffen. Sie verhelfen unseren Landschaften zu Biodiversität an Pflanzen und Tieren. Sie inspirieren unseren Geist. Sie sind Heiler für Leib und Seele. Auf all diese Aspekte möchte ich in diesem Artikel eingehen.

Wildpflanzen auf dem Esstisch

Wie auch in anderen Bereichen des Lebens richten wir uns kulinarisch sehr gerne in einer Komfortzone ein. Wir tendieren dazu, das zu essen, was wir kennen und was unsere vordergründigen Bedürfnisse befriedigt. Das Lebensmittelangebot hat sich darauf eingestellt.

Du kannst ja mal für dich zählen, wie viele Gemüsesorten und wie viele Obstarten du in der Regel wöchentlich isst. Wahrscheinlich kannst du sie an zwei Händen abzählen. Wildkräuter helfen uns, die Vielfalt auf unserem Speiseplan zu erhöhen, neue Geschmacksrichtungen zu entdecken und neuen Spaß in unsere Küche zu bringen. Dabei kommen wir noch an die frische Luft und erhalten die Köstlichkeiten, ohne dafür mit Geld zu bezahlen.

Wer einmal gelernt hat, die Wildkräuter zu sehen, wird sie überall finden, auch ganz in der Nähe vom eigenen Zuhause.

Wir können die meisten essbaren Wildkräuter wie grünes Blattgemüse zubereiten, also ähnlich wie Spinat verwenden. Das eröffnet uns viele Möglichkeiten: blanchiertes Gemüse pur gedünstet mit Zwiebeln und Knoblauch, kombiniert mit anderen Gemüsen, auf Quiches und Tartes, in Füllungen und Eierspeisen. Andere Wildkräuter verwenden wir eher als Gewürzkräuter.

Ich möchte euch exemplarisch zwei Wildgemüse und ein wildes Würzkraut vorstellen.

Wilde Blattgemüse:

Zu den wilden Blattgemüsen gehört beispielsweise der Giersch, im Volksmund auch Geißfuß oder Baumtropf genannt (Aegopodium podagraria).

Für viele ist der Giersch ein unbeliebtes Gartenunkraut. Wird er mit der Hacke bekämpft, fördert dies seine vegetative Vermehrung, und man hat nachher noch viel mehr von dem ungebetenen Gast. Ein kleiner Schalk der Natur. Eine Alternative ist, den Giersch zu ernten und einfach aufzuessen.

Welche weiteren Wildkräuter die Autorin im Artikel vorstellt, können Sie im vollständigen Artikel lesen. Unten können Sie das Pdf bestellen.

Pflanzen als Heiler für Leib und Seele

Pflanzen geben Düfte von sich. Sie schmecken lieblich, können aber auch stinken. Ihre Blüten leuchten in bunten Farben und zeigen sich in den außergewöhnlichsten Formen. Ihre Pflanzenteile schmecken »grasig«, bitter, scharf, mild, sauer. Ihre Blätter stechen, brennen, haben einen Flaum oder eine ölige Blattoberfläche.

Warum machen Pflanzen das? Wieso zeigen sie sich von einer derart sinnlichen Seite? Wir können das auf eine ganz einfache Art und Weise beantworten: Es ist ihre Art zu kommunizieren.

Die Farbe Gelb beispielsweise finden nicht nur wir Menschen schön und aufhellend fürs Gemüt, sondern sie gefällt auch vielen Insekten. Oder anders gesagt: Da die Blüten so schön leuchten, können die schlecht sehenden Insekten sie finden und sich an ihnen laben. So hat die Pflanze mit dem gelben Anziehungseffekt ihre Fortpflanzung gesichert. Andere erledigen dies, indem sie einen spezifischen Duft verbreiten, der die zu ihnen passenden Insekten anzieht.

Ein bitterer Geschmack hingegen wirkt als Fraßschutz. Wie wir Menschen haben auch Tiere bitter nur bis zu einem gewissen Maß gern. Wird es zu viel, nehmen sie Abstand und verschonen die Pflanze bei ihrem Mittagsmahl.

All diese Stoffe, die für die Farben, Geschmäcke und Düfte verantwortlich sind, werden »sekundäre Pflanzenstoffe« genannt. Die Pflanze braucht sie nicht unbedingt für ihr Überleben, aber sie verschaffen ihr einen Überlebens- und Fortpflanzungsvorteil.

Interessanterweise sind die sekundären Pflanzenstoffe zugleich die Inhaltsstoffe, die im menschlichen Organismus schützend und heilend wirken können. So sind für das Gelb der Blüten Flavonoide zuständig. Der Pflanze helfen sie, Insekten anzuziehen; dem Menschen dienen Flavonoide als Radikalfänger und sie setzen dadurch das Risiko, an Krebs zu erkranken, deutlich herab.

Ätherische Öle, die die Pflanze als Duft verströmt, sind grundsätzlich antibakteriell und wirken auf uns Menschen, je nach Art des Öls, beruhigend, ausgleichend, anregend, sinnlich oder anders. Ich vermute, alle Leser*innen haben bereits Erfahrungen mit ätherischen Ölen gemacht und wissen, wovon ich spreche.

Gerbstoffe, eine weitere Gruppe der sekundären Pflanzenstoffe, produziert die Pflanze ebenfalls vor allem als Fraßschutz. Bei uns Menschen unterstützen Gerbstoffe mit ihrer zusammenziehenden Wirkung die Wundheilung.

Erfahren Sie im vollständigen Artikel mehr über die Heilkräfte der heimischen Wildkräuter und wie wir mit ihnen zusammenarbeiten können.

Wiesenkerbel Anthriscus sylvestris
Wiesenkerbel Anthriscus sylvestris

Wildpflanzen sind enorm wichtig für das Gleichgewicht auf unserem Planeten. Sie bilden Synergien mit Insekten, Vögeln und Säugetieren. Wir alle wissen von der Abhängigkeit unserer Obstbäume von der Bestäubung durch Bienen. Doch dies ist nur ein winziger Ausschnitt aus dem natürlichen Miteinander von Pflanzen und Insekten. Wir brauchen auch die anderen: Wildbienen, Schwebfliegen, Wespen, Schmetterlinge, Nachtfalter, Ameisen, Käfer, Spinnen, Wanzen und wie sie alle heißen. Sie befruchten, sie bearbeiten, sie sind Nahrung für Vögel und Tiere. Es ist wichtig, dass wir die Kreisläufe wieder erkennen. Pflanzen und Insekten sind in vielen Fällen wie Schlüssel und Schloss aufeinander eingespielt.

Die dicken Unterlippen der Lippenblütler (zum Beispiel Wiesensalbei, Ysop, Gundelrebe, kriechender Günsel) sind prima Landeplätze für Honig- und Wildbienen und Hummeln. Manche Wildbienen sind auf Glockenblumen spezialisiert, in die sie komplett hineinkriechen. Käfer sind auf gut zugänglichen, offenen, pollenreichen Blüten zu finden wie von Rosen, Apfelbäumen oder von Doldenblütlern wie Engelwurz und Wilder Möhre. Wanzen haben einen kurzen, ausklappbaren Rüssel und fliegen vor allem gut zugängliche Blüten an. Knöterich- und Ampfersorten gehören zu ihren Vorlieben. Nachtfalter lieben die nachts hellgelb leuchtenden Nachtkerzen (Nachtkerzenknospen sind übrigens auch in der Wildkräuterküche eine Delikatesse).

Brennnesseln sind die Futterpflanzen für viele heimische Schmetterlinge. Der Admiral ist für die Ablage seiner Eier auf die Brennnessel angewiesen, und die Brennhaare der Nessel sind nicht nur für die Pflanze, sondern auch für die Raupen ein Fraßschutz. Auch der gewöhnliche Dost, die Wildform unseres Oregano, ist eine gute Raupenfutterpflanze. Pflanzen, Insekten, Vögel, Tiere und Menschen, wir alle brauchen einander. Dabei stehen wir Menschen nicht außerhalb der Natur. Auch wir sind Natur.

Dies sind Ausschnitte aus dem Artikel.

Erfahren Sie mehr über heimische Wildkräuter und ihren Beitrag zum Gleichgewicht in unseren Körpern und Ökosystemen.

Lesen Sie die vollständige Fassung in Tattva Viveka 87 oder downloaden Sie diesen Artikel einzeln als ePaper für 2,00 € als ePaper erhältlich (Pdf, 9 Seiten).

Wilde Weisheit am Wegesrand (PDF)

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Stefanie Gross-blau.
Wilde Weisheit am Wegesrand
Was die Wildkräuter uns an Nahrung für Körper, Geist und Seele geben können

Passend zur blühenden Jahreszeit gibt uns die Autorin einen praktischen Leitfaden an die Hand, mit dem wir essbare Wildkräuter in unserer Umgebung erkunden, erkennen und auch probieren können. Viele dieser Wildkräuter enthalten nicht nur ungemein viele Nährstoffe, die unser Körper braucht, um fit und gesund zu sein, sondern sie stärken auch unsere Verbundenheit mit der uns umgebenden Natur und schenken uns ein wenig von ihrer Wildheit und Widerstandskraft.
 

 

Artikelnummer: TV087e_09 Schlagwort:

 
 

Über die Autorin

Unsere Autorin Stefanie Gross-blau.

Stefanie Gross-blau. Förstertochter, in ihrem »ersten Leben« Bühnenschauspielerin; später Mitgründerin des Gemeinschaftsprojektes Schloss Glarisegg, Ort für Begegnung und Bewusstsein, wo sie über zehn Jahre lebte. Weitere Ausbildungen in Kräuterpädagogik und Atemtherapie. Seit 2018 Leiterin der Empowerment for Life Wildkräuterschule.

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