Adam und Eva

Adam und Eva

Der Mythos als Allegorie für den Weg des geistigen Aufstiegs

Autor: Prof. Dr. Peter Hubral
Kategorie: Taoismus
Ausgabe Nr: 92

Die Aufwertung des Manns (Adam) und Abwertung der Frau (Eva) in abrahamitischen Religionen resultiert aus der Unkenntnis ihrer tiefgründigen allegorischen Beziehung auf dem Erleuchtungsweg, die Prof. Dr. Peter Hubral mithilfe seines Dao-Wissens erklärt.

Seelenreise Platon Sokrates
Bild 1. Altgriechische AusÜBENDE der philosophía auf ihrer »universellen magical mystery tour«

Traditionelles Wissen über die Seele

Philon von Alexandria (ca. 25 v. u. Z.–45 n. u. Z.), Sohn eines Rabbis, gilt als Begründer der Jüdischen Philosophie. Er war, so wie der Iraner Suhrawardi (1154–1191), der Verfasser der Hikmat al Ishraq (Philosophie der Erleuchtung), mit der übungsbasierten pythagoreischen/platonischen philosophía vertraut. Beide kannten noch deren Metaphern und wussten noch:

Adam und Eva symbolisieren zwei konträre Facetten der Seele in uns,

animus, die männliche, und anima, die weibliche. Auch war ihnen bekannt, dass sich mit zunehmender Zivilisation animus verminderte und anima, die uns heute überwiegend prägt, dabei vermehrte.

Beide zählen noch zu den Weisheitssuchern, die schon in schamanischer Zeit in meditativer Innenschau ein tiefgründigeres Wissen über die Seele (psyché), als wir es heute haben, erlangten. Dieses hat sich im »Wissen über Qi« in meiner Dao-Schule (taijixue.de) bis heute erhalten. Es wurde vor 10.000 Jahren entdeckt. Darüber berichte ich im Buch Der Glaubensfreie Universelle Erleuchtungsweg (DGUE). Dort zeige ich, dass sich psyché, worüber Meister*innen der philosophía umfangreich berichten, als Äquivalent von Qi erweist. Um was geht es dabei?

So wie Wasser Oberbegriff des Triplets (Eis, Wasser, Dampf) ist, ist es Qi für (Xing, Qi, Shen), übersetzt mit (Körper, Qi = Lebensenergie, Geist), und psyché für (sóma, psyché, pneúma), übersetzt mit (Körper, Seele, Geist). Dies ist eins von vielen Indizien für Qi = psyché (Seele), was meines Wissens bisher nicht erkannt wurde. Mehr noch, so wie sich Wasser von Eis zu Dampf und umgekehrt verwandelt, geschieht dies auch, wie ich zeige, in der Innenschau für Qi = psyché. Während Wasser drei Aggregatzustände hat, ist Qi die Mischung aus Xing und Shen. Ebenso ist psyché die Mischung aus sóma und pneúma.

Absolutes Nichtsein
Bild 2. Schematische Darstellung (a) des Großen Wegs (Pfeil I = Aufstieg) vom Diesseits (A) durch die drei jenseitigen Taiji-Welten (Himmel) zum absoluten Nichtsein (D) und (b) der Entstehung (Pfeil II = Abstieg = Schöpfungsakt) der drei Taiji-Welten (Himmel) und des Diesseits (A) aus dem absoluten Nichtsein (oberhalb D).

Aufstieg und Abstieg der psyché

Die Wahrnehmung von Qi in der mir seit 1997 vertrauten Dao-Praxis verändert sich in drei Stufen von Xing zu Shen Diese bringt alles Dao-Wissen (Taijixue) über das Jenseits hervor. Dies betrifft ebenso, wie ich erkannte, die Wahrnehmung der psyché von sóma zu pneúma in der ihr äquivalenten Praxis (Bild 1) der philosophía. Damit wird – im Aufstieg (anagogé) der psyché (Pfeil I in Bild 2) – das Wissen (epistéme) erworben, das im Abstieg (katagogé) der psyché, dem spirituellen Schöpfungsakt (Pfeil II in Bild 2), verloren ging. Über den Aufstieg habe ich in Arche Noah (TV 90) und den damit erkannten Abstieg in Untergang von Atlantis (wird noch erscheinen) berichtet. Hier folgen weitere Details, die ich in DGUE präzisiere.

 Die erhellende Praxis des Sterbens

Platon (428/427–348/347) nennt die Praxis (Bild 1), die den Aufstieg ermöglicht, meléte thanátou (Praxis des Sterbens) und weist ihr das Attribut phaidros (hell, erhellend) zu. Sie erweist sich als Äquivalent der Dao-Praxis. Sie hat nichts, wie ungeÜBTE Interpreten der philosophía behaupten, mit Nachdenken oder Kontemplation über Sterben und Tod zu tun. Dies ist »Dichtkunst«, denn

»Sterben« ist eine Allegorie für Üben und »Tod« für die damit erworbene Erleuchtung.

Dazu Platon (Phaidon 64a): »Andere Menschen sind sich wahrscheinlich nicht darüber im Klaren, dass diejenigen, die die philosophía korrekt ausÜBEN, nichts anderes tun als ›sterben‹ und ›tot‹ zu sein.« Damit verweist er auf die weltabgewandte Praxis die ich jüngst auch in TV 90 erklärt habe.

Philosophía = Mit philía zu sophía

Die Philosophie, übersetzt mit Liebe zur Weisheit, entstand durch Unkenntnis der im Aufstieg der psyché (Pfeil I) erkannten Metaphern der philosophía, für die ursprünglich gilt: mit philía zu sophía (Weisheit). Dabei ist die im Aufstieg zunehmend erfahrbare philía wesentlich tiefgründiger als die ihr angedichtete Liebe. Dies gilt ebenso für die damit erworbene sophía, denn erfolgreich Übende erkennen mit Übungsfortschritt (P in Bild 2): Der (spirituelle) Himmel (ouranós) gibt ihnen »aus sich heraus (kat’hauta)«, das einzigartige unvergängliche universelle Erfahrungswissen (epistéme). Dieses nimmt zu, indem sie im Aufstieg ihre Anhaftung am Irdischen, »Erde (gaía, A)«, überwinden. Darauf verweist Genesis (1.28): »Macht euch die Erde untertan!«

Die drei immateriellen Leibesregionen

Das im Aufstieg erkundete Reich (von A zu D) umfasst – in der Terminologie meiner Dao-Schule – die drei Welten (You, Wuyou, Wu) = (Sein, Mischung aus Sein und Nichtsein, Nichtsein) und deren Weltinhalte (Xing, Qi, Shen). Dabei wurde von erleuchteten Meister*innen in der Innenschau (Bild 1) erkannt: Xing ist dem immateriellen (metaphorischen) Kopf-Raum (Tian Men), Qi dem Herz-Raum (Jiang Gong) und Shen dem unteren Bauch-Raum (Di Fu) zuzuweisen. In meiner Schule gilt:

»Der Kopf ist das Werkzeug des Herzens (Xin).«

Was für die dreistufige Wahrnehmung von Qi (Pfeil I) gilt, trifft auch für die der psyché zu, die Suhrawardi nafs nennt (siehe DGUE).

Dies sind Ausschnitte aus dem Artikel.

Wie die daositische Praxis des »Sterbens« zur Erhellung allegorischer Mythen führen kann,erfährst du im vollständigen Artikel, der in Tattva Viveka 92 erschienen ist.

Tattva Viveka 94

Tattva Viveka Nr. 92

Inhalt der Ausgabe

Schwerpunkt: Frieden
Erschienen: September 2022

Thomas Hübl – Kollektives Trauma heilen. Ein Integrationsprozess • Ulrich Duprée – Vergebung auf Hawaiianisch. Wie das Verzeihen Heilung ermöglicht • Mironel de Wilde – Gewaltfreie Kommunikation. Eine Form des Bewusstseins •Dr. Dieter Duhm – Heilungsbiotope als Weg zum Frieden. Wie wir den Krieg überwinden und zu innerem und äußerem Frieden finden • Ronald Engert – Ewiger Frieden durch Transzendenz. Was sagen die spiritituellen Traditionen? • Sri Preethaji – Der Weg zur Erleuchtung. Wie man Grenzen überwindet und inneren Frieden findet • Dr. Patrick Krüger – Die unbekannte Religion der Jainas. Altes Wissen für eine moderne Welt • Catharina Roland – Das Manifest der neuen Erde. »Jeder kann zu einem Leuchtturm werden« • Florin Mihail – Achtsamkeit für ein langes Leben. Über Chromosomen, Stress und die Wunderwaffe Meditation • Prof. Dr. Peter Hubral – Adam und Eva. Der Mythos als Allegorie für den Weg des geistigen Aufstiegs • Buchbesprechungen • u.v.m.

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Über den Autor

Prof. Dr. Peter Hubral

Dr. Peter Hubral ist Professor i. R. für Geophysik. Er hat fünf Bücher in deutscher und englischer Sprache verfasst, in denen er zeigt, dass die Pythagoreische/Platonische Schule der Selbst- und Welterkenntnis – infolge des Verlusts ihrer einzigartigen Übungspraxis – ausgestorben ist. Ihre Essenz hat aber in der Lehre von Dao-Meister Fangfu bis heute überlebt.

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