Irgendwas muss dran sein!

Irgendwas muss dran sein!

Die Sache mit Gott

Autor: Susanne Aernecke
Kategorie: Theologie
Ausgabe Nr: 57

Wie wir es auch drehen und wenden, irgendwas gibt es da draußen und in uns, was uns unterstützt, leitet und beschützt. Der moderne Mensch hat Gott über Bord geworfen und setzt auf seine individuelle Kraft. Wir leiden indes oft an persönlicher Verlorenheit und gesellschaftlicher Zerrüttung. Die Erfahrung Gottes setzt kreative und spirituelle Kräfte frei. Deshalb plädiert die Autorin dafür: Gott ist eine Option.

Ein Busfahrer fährt in einem vollbesetzten Bus auf einer Vorfahrtsstraße und nähert sich einer Kreuzung. Plötzlich erscheint eine überdimensional große Hand vor ihm auf der Windschutzscheibe und gebietet ihm Halt. Er bremst abrupt ab. Sein Hintermann sagt: »Fahr weiter, du hast doch Vorfahrt.« In diesem Moment rauscht ein schwer beladener LKW mit hoher Geschwindigkeit nur knapp vor dem Bus über die Kreuzung.

Ein Hobbypilot bekommt während eines Fluges in seiner Jessna über dem Bodensee einen Herzinfarkt. Seine Frau, die noch nie selbst geflogen ist, landet das Flugzeug auf einer stillgelegten Autobahn. Sie ist überzeugt, dass Gott die Maschine heruntergebracht hat.

Ein Bergsteiger fällt in eine Gletscherspalte. Nach vier Tagen hat er jede Hoffnung aufgegeben, jemals noch gefunden zu werden. Doch plötzlich spricht eine Stimme zu ihm, er solle an einer ganz bestimmten Stelle mit seinem Eispickel graben. Mit letzter Kraft folgt er dieser Anweisung und stößt auf einen Lawinenluftschacht, durch den er ins Freie gelangt.

Die meisten von uns würden solche oder ähnliche Geschichten dem Bereich der Phantasie, der Autosuggestion oder dem Wunschdenken zuordnen. Doch viele Menschen, die so etwas erlebt haben, sind bis heute überzeugt, dass es Gott war, der sie gerettet hat.

Das Besondere liegt jedoch nicht in der dramatischen Begebenheit, der sie mit göttlicher Hilfe entronnen sind, sondern in dem, was anschließend entsteht, ob das nun ganz plötzlich von einem Tag auf den anderen oder allmählich passiert. Sie betreten irgendwie eine andere Dimension, fahren ein Stockwerk höher im Wolkenkratzer der »Erleuchtung«. Unser Bewusstsein, wie auch immer wir das heute definieren, weitet sich. Man spricht dann von innerem Wachstum, Weisheit und Ganzheit.

Göttliches Eingreifen gibt es, seit es Menschen gibt. Von der Antike, als Götter und Menschen noch wesentlich öfter miteinander sprachen, bis zum Hinduismus oder Buddhismus, wo verstorbene erleuchtete Meister mit Rat und Tat den Lebenden zur Verfügung stehen. Auch die Bibel, vor allem das Alte Testament, wartet mit zahllosen Beispielen auf, in denen Gott direkt mit den Menschen in Kontakt trat.

Und selbst heute gehören, vor allem in katholischen Ländern, Marien- und Engelerscheinungen, Jesusbegegnungen und direkte Gotteserfahrungen zum Alltag.

Die säkulare Gesellschaft dagegen belächelt solche »Einbildungen« und wer sie verbal gar zu sehr ausschmückt, könnte in der »Klapse« landen. Da alle Berichte über Gotteserfahrungen lediglich auf persönlichen Wahrnehmungen beruhen, sind sie, nach den derzeit gültigen wissenschaftlichen Parametern, unbeweisbar. So stößt man immer wieder an Grenzen: Was ist eigentlich die Wahrheit? Hat ein Erlebnis nur Gültigkeit, wenn andere genau das Gleiche erlebt haben? Ist eine Erscheinung nur dann echt, wenn sie sich in fester Form manifestiert und andere sie auch gesehen haben? Schließlich ist auch die Liebe nicht greifbar und trotzdem ist sie da.

Der Weg zum Himmel führt manchmal durch die Hölle.

Vielleicht ist das Göttliche, das Übernatürliche etwas ganz Natürliches.
Vielleicht haben wir tatsächlich einen direkten Draht zum Göttlichen eingebaut und wissen es nur nicht? Vielleicht verfügt unser Gehirn über Funktionen, die im Notfall ein Rettungsprogramm aktivieren, und wir können uns auf diese Weise selbst helfen? Und vielleicht heißt dieser Rettungsprogramm Gott. Gott als Fallschirm, als Sicherheitsseil, als Sprungnetz oder doppelter Boden. Doch da wäre noch die Frage des »Glaubens«. Dieses Rettungsprogramm würde bestimmt nicht aktiviert werden, wenn wir nicht glauben, dass es existiert. Wie käme es sonst immer wieder zu Spontanheilungen oder »wundersamen« Rettungen aus ausweglosen Situationen? Doch warum wird der eine gerettet und der andere nicht? Es sterben Tausende von Menschen an Krebs, während nur einer auf wundersame Weise geheilt wird. Hat der mehr geglaubt als die anderen? Ist Gott willkürlich oder launenhaft? Oder liegt im Leid ein Sinn, im Unglück ein spiritueller Zweck? Das Überwinden von Unglück, der Kampf sich wieder aus dem Sumpf zu ziehen macht stärker, weiser und mitfühlender. Der Weg zum Himmel führt manchmal durch die Hölle.

Die Naturwissenschaften sind noch immer außerstande, auf Fragen etwa nach unserem individuellen Dasein und seiner jeweiligen Sinngebung oder auf die Frage nach unserem Umgang mit der Vergänglichkeit zu antworten. Auch wenn seit einiger Zeit der Begriff der »Neurotheologie« immer größere Bedeutung gewinnt. Könnte es also sein, dass Gott Aminosäuren, Botenstoffe, DNA und Zellen benutzt, um sich in uns zum Ausdruck zu bringen? Dass sich hinter den Erregungsmustern bestimmter Hirnregionen oder der Ausschüttung bestimmter Neurotransmittermengen Gott verbirgt? Wir können inzwischen mit technischen Mitteln abbilden, wie sich unser Gehirn verändert, wenn wir z.B. meditieren oder beten, aber die individuelle Bedeutung der Meditation oder des Gebets lässt sich noch immer nicht darstellen oder messen. 
Es gibt Gott, weil wir wollen, dass es ihn gibt, und wir wollen es, weil wir ihn letztendlich brauchen für das Gute, für die Erklärung vieler Ungereimtheiten des Lebens. Der Mensch ist auf Überleben ausgerichtet und sein Wille und seine Vorstellungskraft können alles erschaffen, was dafür nötig ist, also auch Gott. […]

Lesen Sie den kompletten Artikel in der TATTVA VIVEKA 57

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Susanne Aernecke
Irgendwas muss dran sein

Wie wir es auch drehen und wenden, irgendwas gibt es da draußen und in uns, was uns unterstützt, leitet und beschützt. Der moderne Mensch hat Gott über Bord geworfen und setzt auf seine individuelle Kraft. Wir leiden indes oft an persönlicher Verlorenheit und gesellschaftlicher Zerrüttung. Die Erfahrung Gottes setzt kreative und spirituelle Kräfte frei. Deshalb plädiert die Autorin dafür: Gott ist eine Option.
 

 

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