25 Nov Spiritueller Wohlstand
oder Leben in Fülle
Autor: Irene Schneider
Kategorie: Theologie
Ausgabe Nr: 89
Geht es bei »Spirituellem Wohlstand« darum, dass unsere inneren und auch äußeren Bedürfnisse durch Spiritualität im Sinne von Wellness und Wohlbefinden gestillt werden, oder geht dieser weit darüber hinaus in die Ebene der Selbsttranszendenz und Verbundenheit mit den Geheimnissen des Lebens? Gemeinsam mit der spirituellen Lehrerin Irene Schneider begeben wir uns auf die Suche nach Antworten.
»Aber manche Leute wollen Gott mit den Augen ansehen, mit denen sie eine Kuh ansehen, und wollen Gott lieben, wie sie eine Kuh lieben. Die liebst du wegen der Milch und des Käses und deines eigenen Nutzens. So halten‘s alle jene Leute, die Gott um des äußeren Reichtums oder inneren Trostes willen lieben; die aber lieben Gott nicht recht, sondern sie lieben ihren Eigennutz.« (Meister Eckhart, S. 227)
In diesem Ausschnitt aus einer Predigt von Meister Eckhart zeigt sich für mich die Spannung, die im Begriff »Spiritueller Wohlstand« liegt.
Geht es beim spirituellen Wohlstand um die Erfüllung der persönlichen Bedürfnisse und des eigenen Nutzens?
Dann hat es nach Meister Eckhart nichts mit Liebe zu Gott zu tun; man könnte auch sagen: Es hat nichts mit der Einheit und mit der Verbundenheit mit dem Größeren, mit dem Geheimnis zu tun – was bei allen vielfältigen Definitionen so etwas wie den Kern von Spiritualität ausmacht. Doch dazu unten mehr.
Die folgenden Ausführungen wollen das Thema assoziativ und mosaiksteinartig umkreisen und zum Weiterentfalten anregen, es jedoch keinesfalls umfassend behandeln. Einige Themen behandele ich nur stichpunktartig und auf viele Aspekte, die das Thema fruchtbar ergänzen und vertiefen würden, kann hier nicht eingegangen werden. Dabei denke ich an bestimmte Haltungen wie Hingabe und Dankbarkeit oder das große Thema der Armut; ihre Bedeutung auf dem spirituellen Weg und die Auswirkungen auf die Erfahrung von Fülle sind eine eigene Betrachtung wert.
»Spiritueller Wohlstand«
– für mich eine herausfordernde Begriffskombination, die mich kaum anspricht, sogar auf Abstand gehen lässt.
Wohlstand wird oftmals mit materiellem Besitz assoziiert. Doch kann ich Spiritualität besitzen und in spirituellen Wohlstand investieren? Erfahre im vollständigen Artikel mehr über Schneiders Gedanken – den Link dazu findest du unten!
Verbundenheit mit dem Geheimnis des Lebens – Leben in Fülle
Die Fülle des Lebens umgibt uns in jedem Augenblick und enthält alles an personalen sowie transpersonalen Qualitäten:
Liebe und Geborgenheit, Frieden und Ruhe, Gerechtigkeit und Freude, Zeit- und Raumlosigkeit, Sinn und Orientierung … – und das auch in oder trotz der Erfahrung von Schmerz und Sterben. In diesen Qualitäten leben wir, bewegen wir uns und sind wir – in Anlehnung an ein Zitat aus der Apostelgeschichte (17,28). Doch jeder Mensch erfährt erfülltes Leben auf seine persönliche Weise und nicht selten verstellen uns innere Barrieren den Kontakt dazu. Barrieren, die aufgrund von Verletzungen in Beziehungen und durch die (unvermeidbaren) Begrenzungen des Lebens entstanden sind.
»Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben und es in Fülle haben«, spricht Jesus im Johannesevangelium (Joh 10,10). Dies meint für mich nichts anderes, als dass durch die Verbundenheit mit dem Göttlichen, Heiligen, Geheimnisvollen um uns und in uns das »Leben im Überfluss« erfahren werden kann – eine ebenfalls aus dem griechischen Originaltext mögliche Übersetzung.
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Präsenz und Vertrauen: Es ist alles da.
Folgende Lehrrede aus der Bergpredigt im Matthäusevangelium (Kap. 6, 19–21.24–34) hat mich von früh an fasziniert und vertieft metaphorisch diese Sicht:
Sammelt euch nicht Schätze hier auf der Erde, wo Motte und Wurm sie zerstören und wo Diebe einbrechen und sie stehlen, sondern sammelt euch Schätze im Himmel, wo weder Motte noch Wurm sie zerstören und keine Diebe einbrechen und sie stehlen! Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz. … Niemand kann zwei Herren dienen; er wird entweder den einen hassen und den andern lieben oder er wird zu dem einen halten und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon. Deswegen sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen oder trinken sollt, noch um euren Leib, was ihr anziehen sollt! Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung? Seht euch die Vögel des Himmels an: Sie säen nicht, sie ernten nicht und sammeln keine Vorräte in Scheunen; euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr wert als sie? Wer von euch kann mit all seiner Sorge sein Leben auch nur um eine kleine Spanne verlängern? Und was sorgt ihr euch um eure Kleidung? Lernt von den Lilien des Feldes, wie sie wachsen: Sie arbeiten nicht und spinnen nicht. Doch ich sage euch: Selbst Salomo war in all seiner Pracht nicht gekleidet wie eine von ihnen. Wenn aber Gott schon das Gras so kleidet, das heute auf dem Feld steht und morgen in den Ofen geworfen wird, wie viel mehr dann euch, ihr Kleingläubigen! Macht euch also keine Sorgen und fragt nicht: Was sollen wir essen? Was sollen wir trinken? Was sollen wir anziehen? Denn nach alldem streben die Heiden. Euer himmlischer Vater weiß, dass ihr das alles braucht. Sucht aber zuerst sein Reich und seine Gerechtigkeit; dann wird euch alles andere dazugegeben.
Sorgt euch also nicht um morgen; denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen.
Jeder Tag hat genug an seiner eigenen Plage.
Wie alle Texte in der Bibel beinhalten diese Worte einen Zuspruch und eine Herausforderung: Sehr einladend sind die Bilder von den Vögeln des Himmels und den Lilien des Feldes, die – ohne zu arbeiten – versorgt werden und sich entwickeln. Diese Sehnsucht gibt es auch in uns. Dabei geht es nicht darum, überhaupt nicht zu arbeiten oder sich zu sorgen, sondern es geht um die rechte Sorge.
Wir alle sehnen uns nach einer stabilen Verbindung zu uns selbst – nach reiner Selbstliebe. Was bedeutet Selbstliebe aber überhaupt? Und welche Rolle spielt sie bei spirituellem Wohlstand? Downloade den vollständigen Artikel und finde Antworten.
»Das Ziel aller spirituellen Wege ist die volle Entfaltung unseres Menschseins im Hier und Jetzt.« (Willigis Jäger)
Über das Menschsein ist zu allen Zeiten viel geschrieben und gesagt worden und dennoch hört die Frage nie auf und wird immer wieder neu gestellt werden: Wer ist der Mensch? Was bedeutet Menschsein? Wann bin ich Mensch und was unterstützt mich darin, Mensch zu sein?
Angesichts sich ständig verändernder Wirklichkeiten und Herausforderungen sowie neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse verändern sich auch die Antworten auf diese Fragen. Letztendlich muss jeder Mensch diese Frage nach seinem Menschsein persönlich beantworten.
»Zufrieden jauchzet gross und klein: hier bin ich Mensch, hier darf ich’s sein« heißt es im Osterspaziergang von Goethe angesichts der aufbrechenden Natur im Frühling und des gemeinsamen Spaziergangs im Freien. Dabei geht es ihm nicht um eine theoretische Antwort, sondern um konkrete Erfahrungen.
Dies sind Ausschnitte aus dem Artikel.
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Irene Schneider
Spiritueller Wohlstand
Die Diplomtheologin und spirituelle Wegbegleiterin beschreibt, was man unter spirituellem Wohlstand verstehen kann, wieso es gerade unserer Gesellschaft an dieser Ebene des Wohlstands mangelt und wie jeder einzelne in sich beginnen kann, spirituellen Wohlstand zu kultivieren.
Über die Autorin
Irene Schneider, Mitglied der spirituellen Leitung des Benediktushofes in Holzkirchen/Würzburg, Diplomtheologin, Gestalttherapeutin, spirituelle Wegbegleiterin, seit 1984 Praxis in christlicher Spiritualität und kontemplativem Gebet; Fortbildungen in humanistischer Psychologie, systemischer Aufstellungsarbeit sowie Achtsamkeit; langjährige Tätigkeit in Seelsorge, Persönlichkeitsentwicklung, spiritueller Begleitung und Seminarleitung.
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