Gut und Böse – und darüber hinaus

Gut und Böse – und darüber hinaus

Autor: Gunter Friedrich
Kategorie: Philosophie
Ausgabe Nr: 89

Gut und Böse gehören unbestreitbar zu der menschlichen Existenz und sind doch relativ. Denn nur mit unserem Wissen über das Gute können wir das Böse benennen und definieren. Paradox, oder? Dabei stellt der Autor die Frage, ob es eine übergeordnete Perspektive gibt. Um diese komplexe Frage zu beantworten, zieht er die Schriften verschiedener Weisheitstraditionen heran, die Hinweise geben, dass gerade das Nicht-Wissen über das Absolute, das Göttliche, und so über uns selbst die Verwirrung auf Erden antreibt.

Hat es einen Sinn, dieses nicht endende Spiel von Gut und Böse? Seit jeher haben Menschen versucht, tiefer hineinzuschauen in das, was gut und böse ist. Große Lehrer sind dabei zu Erkenntnissen gelangt, die über unsere Welt hinausführen.

Manche Menschen benutzen oft die Worte: »Alles ist gut.« Zu den guten Dingen gehört es auch, sich abends zu entspannen und einen Krimi zu lesen oder im Fernsehen anzuschauen. Auf dem Einband eines Krimis (eines Nr. 1-Bestsellers) las ich kürzlich die Worte »einfach gut: perfide, abgründig, vielschichtig«. Das kommt beim Leser an.

Was fasziniert uns an einer solchen Reklame? Was fasziniert uns an den Krimis? Sagen sie uns etwas über uns selbst? Finden sie eine Entsprechung in uns? Wollen wir unbewusst lernen, mit dem umzugehen, was wir in uns spüren?

»Ich kann mir kein Verbrechen vorstellen, das ich nicht in Gedanken auch begangen habe«,

ist ein Satz, den man Goethe zuschreibt. Böses drängt sich in die Gedanken und Empfindungen eines jeden Menschen. Im Neuen Testament erklärte Jesus einem Jüngling, der ihn mit »guter Meister« anredete: »Niemand ist gut, als Gott allein.« (Mark. 10, 17) Übergriffe auf andere Menschen, Eingriffe in das Leben anderer finden seit jeher statt. Oft beginnt es ganz harmlos. Man hat es nur gut gemeint, hat vielleicht gescherzt. Doch dann kippt das Geschehen plötzlich. Menschen lassen sich zu Taten hinreißen, die manchmal so monströs sind, dass man sie nicht in Worten beschreiben kann.

Was hat es mit uns auf sich?

Wenn Sie mehr über das Verhältnis von Gut und Böse im Menschen und in der Welt erfahren möchten, können Sie den vollständigen Artikel als Pdf unten bestellen und herunterladen.

Vom Ort des Bösen

Eine Philosophin im 20. Jahrhundert, Hannah Arendt, hat sich – im Anschluss an den Nationalsozialismus – intensiv mit der Frage beschäftigt, was das Böse eigentlich sei. Sie kommt zu einem erstaunlichen und wichtigen Ergebnis:

»Das größte Böse«, so schreibt sie, »ist nicht radikal, es hat keine Wurzeln, und weil es keine Wurzeln hat, hat es keine Grenzen, kann sich ins unvorstellbar Extreme entwickeln und über die ganze Welt ausbreiten.«
– Hannah Arendt, Über das Böse. Eine Vorlesung zu Fragen der Ethik

Nicht radikal, ohne Wurzeln, das bedeutet: Das Böse reicht nicht bis ins tiefste Innere des Menschen. Es bleibt trotz seiner Schrecken in einem Außenbereich, zu dem auch unsere Gedanken und Gefühle gehören. Dort kann es monströse Gestalten annehmen. Es kann fast alle Menschen ergreifen und hat doch keinen Bezug zum tiefsten Innern des Menschen, zu dem, was ihn eigentlich ausmacht.

Vom Relativen und vom Absoluten

Was ist nun aber gut? Und was ist böse? Die Begriffe hängen zusammen, sind aufeinander bezogen, definieren sich aneinander. Man weiß nur, was böse ist, wenn man weiß, was gut ist.

Gut und Böse, wie wir sie kennen, sind etwas Relatives.

Was für den einen gut ist, kann für den anderen schlecht oder böse sein. Wir können aus unserer Perspektive nicht verlässlich wissen, was gut und was böse ist.

Hierzu ein Beispiel aus dem Koran: Dort wird in der 18. Sure geschildert, wie ein von Gott begnadeter Mensch Taten begeht, die man aus unserer Perspektive als böse bezeichnen muss. Er schlägt ein Loch in den Boden eines Schiffes, sodass es sinkt, und er tötet einen Menschen (Sure 18: 65 ff.). Moses begleitet ihn und protestiert dagegen. Doch ihm werden die Augen geöffnet, und er erkennt, dass durch diese Taten eine positive Entwicklung für die Zukunft ermöglicht wurde.

Es gibt neben dem Relativen aber auch das Absolute. Und das bedeutet, dass es eine übergeordnete Perspektive gibt. Auch zum Absoluten haben wir eine Beziehung. Die geheimnisvolle zentrale Mitte des Menschen gehört zum Absoluten. Es ist das göttliche Element im Menschen. Es ist, wie die Weisheit der Völker sagt, das absolut Gute, das allein Gute, von dem Jesus spricht. Ein Abglanz davon in der relativen Welt ist unser Gewissen, jedenfalls dann, wenn der Zugang zum Absoluten in uns noch ein wenig offen ist.

Aus unserer Perspektive können wir keinen tiefer gehenden Sinn im Bösen erkennen. Anders ist es jedoch aus der Perspektive des Absoluten.

In dieser Fassung sind Auszüge aus dem Artikel wiedergegeben. Den vollständigen Artikel gibt es im Pdf, das unten bestellt werden kann.

In der Mystik des Judentums, der Kabbala, wird betont, dass die Gottheit eine solche Entwicklung zulässt. Wir finden hier die Aussage, dass Gott immer wieder Raum schafft und sich zurückzieht, damit die Geschöpfe zu sich selbst gelangen können, zu ihrem wahren Selbst. Gott respektiert die Freiheit seiner Geschöpfe. Er liefert sie in gewissem Maße sich selbst aus. Alles, was sie tun, wirkt auf sie zurück. Bis die Schleier, die ihnen den Blick auf das Absolute verwehren, zerreißen.

Gut und Böse – und darüber hinaus
Ephraim Moses Lilien, Hiob, 1922

Auch das Neue Testament bestätigt diese Sichtweise. Jesus ist durch die Taufe im Jordan zum Christus geworden, und unmittelbar danach tritt der Herr dieser Welt ihm entgegen. Die beiden sprechen miteinander. Der Widersacher regt an, dass Jesus, der Christus, die Steine dieser Welt zu Brot verwandelt. Die Welt würde dadurch, gleichsam von unten her, in einen besseren Zustand gelangen. Das Leid würde von den Menschen genommen werden. Jesus folgt dieser Aufforderung aber nicht. Denn der Mensch würde dann nicht zu sich selbst finden.

Dies sind Ausschnitte aus dem Artikel.

Lesen Sie die vollständige Fassung in Tattva Viveka 89 oder downloaden Sie diesen Artikel einzeln als ePaper für 2,00 € (Pdf, 6 Seiten).

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Dr. Gunter Friedrich
Gut und Böse, und darüber hinaus

Gut und Böse gehören unbestreitbar zu der menschlichen Existenz und sind doch relativ. Denn nur mit unserem Wissen über das Gute können wir das Böse benennen und definieren.
 

 

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Über den Autor

Gunter Friedrich, war von Beruf Verwaltungsrichter. Er gehört seit 1976 dem Lectorium Rosicrucianum an und engagiert sich für die Stiftung Rosenkreuz, die ein Forum für den Dialog von Wissenschaft und Spiritualität und spiritueller Richtungen untereinander ist. Veröffentlichungen in der Reihe der Stiftung Rosenkreuz über ihre Symposien.

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