Meditation und Spiritualität aus Sicht des Ayurveda

Meditation und Spiritualität aus Sicht des Ayurveda

Welchen geistigen Lebenswandel traditionelle ayurvedische Schriften empfehlen

Autor: Prof. Dr. Martin Mittwede
Kategorie: Veden/Yoga
Ausgabe Nr: Sonderheft Ayurveda

Unter Spiritualität wird im Ayurveda das Streben nach Selbsterkenntnis und ethischem Handeln verstanden. Während dies oft mit Askese gleichgesetzt wird, findet der weltzugewandte Ayurveda praktische Möglichkeiten, dies im Alltag umzusetzen. Prof. Dr. Martin Mittwede erklärt, wie wichtig Meditation und Spiritualität in der ayurvedischen Tradition sind.

Der Ayurveda ist in der Blütezeit der altindischen Kultur entstanden, in der sich Philosophie, Wissenschaft und Technik in vielfältiger Weise entwickelt haben. Davon zeugen die ayurvedischen Klassiker, in denen philosophische Gedanken aus vielfältigen Traditionen weiterverarbeitet und entwickelt wurden. So beinhaltet der Ayurveda nicht nur Medizin und Therapie, sondern ist auch eine Lehre des ausgewogenen Lebens.

Aus Gedanken der Samkhya-Philosophie haben sowohl der Ayurveda als auch der Yoga ihre jeweiligen Sichtweisen entwickelt. Gemeinsam ist beiden ein Menschenbild, das man in vereinfachter Form als dreigliedrig bezeichnen kann:

Die Psyche, der Körper und das Selbst formen gemeinsam die Gesamtheit des Menschseins.

Psyche und Körper sind dadurch gekennzeichnet, dass sie von Krankheit befallen werden können, wohingegen das Selbst immer gesund bleibt. Das Selbst entspricht ungefähr dem, was in westlichen Traditionen als Seele oder geistiger Kern des Menschen betrachtet wird.

Ausgehend von diesem Menschenbild wird Spiritualität im Ayurveda als ein natürlicher Teil des Menschseins angesehen. Auf der Basis, dass man sich selbst kennt und weiß, was wirklich stärkend beziehungsweise schwächend im Leben ist, können richtige Entscheidungen getroffen werden, welche die Basis des Handelns im Alltag darstellen und zu guten Gewohnheiten führen. Spiritualität beinhaltet in diesem Sinne gleichzeitig tiefgehende Selbsterkenntnis und ethisches Handeln. Innere und äußere Wirklichkeit stehen in Verbindung zueinander und geben ein integriertes Lebensgefühl (sense of coherence im Sinne der Salutogenese).

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Yoga, Askese und Ayurveda

Spiritualität hat im alten Indien häufig eine asketische, weltabgewandte Betonung. Man strebt zu einem höheren Sein (Brahman) oder zu Gott (Ishvara), welches/r als überweltlich und ewig angesehen wird. Die vergängliche Welt hingegen bietet keinen sicheren Ort und sollte transzendiert werden. Yogische Praktiken wie das Tapas – der Aufbau spiritueller Kraft über Entsagung und Verzicht, Körperbeherrschung mit Kontrolle der Sexualität und Fasten, aber auch bestimmte Atemübungen und Meditationen – weisen ebenfalls in eine solche weltabgewandte Richtung.

Hier setzt der Ayurveda eigene und andere Akzente, die Sinne sind für die Ärzte ein unerlässliches Mittel, um zu diagnostischen Erkenntnissen zu kommen. Grundsätzlich dienen sie der Erschließung der Welt bis hin zu einer Wesenserkenntnis der Dinge, die es ermöglicht, sich in der Natur zu orientieren, die Einflüsse verschiedener Substanzen zu erfassen und zu kategorisieren.

Wir können sagen, dass der Ayurveda in seinen Grundlagen weltzugewandt und lebensbejahend ist.

Damit besitzt er im alten Indien eine Sonderposition, die ihn zu einer eigenen Kraft auch im Kontext der Spiritualität macht.

Die weltzugewandte Seite der Spiritualität im alten Indien ist in der Vergangenheit zu wenig betont und herausgearbeitet worden, weil die Mönche und Asketen auch literarisch dominant gewesen sind. Auch die verschiedenen Yoga-Traditionen der späteren Zeit können unter diesen Gesichtspunkten noch weiter untersucht werden. Anfangen muss man dabei schon bei Begriffsdefinitionen und Erklärungen.

Die Lebensziele des Ayurveda

Über Sattva, die Grundeigenschaft der »Reinheit, Klarheit und Güte«, gibt es viele Meinungen und auch viele Missverständnisse. Aus Sicht des Ayurveda ist darunter eine geistige Stärke und Klarheit zu verstehen, die dem Menschen die Kraft gibt, die wechselnden Situationen des Lebens, die mit Leid und Freude verbunden sind, gut zu bewältigen. Grundlage für die Stärkung von Sattva ist in erster Linie die Integration von Intuition, Gefühlen, Gedanken und Handlungen.

Das, was an sich als gut bewertet wird – wie geistiges Studium (svadhyaya) –, kann aus Sicht des Ayurveda krank machend wirken.

Zu viel hilft nicht viel, sondern macht krank. Dies gilt letzten Endes auch für die Spiritualität selbst.

Wer diese überbetont und darüber auch die Wirklichkeiten des praktischen Lebens vernachlässigt, kann in seinem Leben auf ernsthafte Probleme treffen oder scheitern.

Bei den Lebenszielen zählt der Ayurveda in der Caraka Samhita drei Faktoren auf: Gesundheit, Wohlstand und die geistige Entwicklung. Der Mensch sollte sich um alle drei kümmern:

  • um die Gesundheit durch eine ayurvedische Lebensweise, Ernährung und balancierende Maßnahmen,
  • um den Wohlstand, damit keine Sorgen um den Lebensunterhalt entstehen, denn Existenzängste bedeuten immer Stress, und eine erfüllende Tätigkeit in der Welt macht Freude und sichert die Existenz, sowie
  • um die geistige Entwicklung durch Selbsterforschung und Selbsterkenntnis: Unter anderem können Meditation und ganzheitliche psychologische Therapien dabei helfen.

Wer sich um alle Ziele gleichermaßen kümmert, legt die Grundlage für ein Leben in der Balance. Zu viel geistiges Streben kann den Körper erschöpfen und krank machen. Zu viel Streben nach Gesundheit lässt ängstlich und neurotisch werden. Zu viel Streben nach Wohlstand ist die Krankheit der heutigen Zeit. Die Menschen finden keine Ruhe mehr, weil sie sich nur noch im Hamsterrad drehen.

Erfahren Sie mehr darüber, wie sich die Eigenschaften von Sattva auf die Gesundheit auswirken. Den vollständigen Beitrag können sie unten bestellen.

Welchen geistigen Lebenswandel traditionelle ayurvedische Schriften empfehlen
Die geistige Entwicklung des Menschen ist ein Garant für Gesundheit und ein langes Leben.

Ein Mensch, der einen Sinn in seinem Tun sieht, der von seinen Aktivitäten erfüllt ist, der sich entfalten und zu neuen Ufern aufbrechen kann, besitzt gute Voraussetzungen, um gesund zu bleiben.

Glück entsteht aus dem Frieden des Geistes und kommt nicht von außen.

Der Sanskritbegriff für Gesundheit (svasthya), der in den ayurvedischen Texten häufig benutzt wird, bedeutet wörtlich »das Ruhen im Selbst«. Sva ist das Eigene, und das Einzige, was einem Menschen wirklich gehört, ist das Selbst, denn er ist das Selbst, das Selbst ist seine eigentliche Natur. Das »Eigene« ist aber auch das, was zu dem Menschen in seiner Individualität passt.

Ein besonders wichtiger Bereich der ayurvedischen Spiritualität ist die Achtsamkeit im Alltag. Hierbei werden nicht eigene Meditationszeiten definiert, sondern es geht darum, eine bewusste Aufmerksamkeit, ein waches Gespür dafür zu entwickeln, was in einer bestimmten Lebenssituation förderlich und was belastend ist.

Dies sind Ausschnitte aus dem Artikel.

Lesen Sie die vollständige Fassung im Tattva Viveka Sonderheft Ayurveda oder downloaden Sie diesen Artikel einzeln als ePaper für 1,00 € als ePaper erhältlich (Pdf, 4 Seiten).

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Prof. Dr. Martin Mittwede
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Unter Spiritualität wird im Ayurveda das Streben nach Selbsterkenntnis und ethischem Handeln verstanden. Während dies oft mit Askese gleichgesetzt wird, findet der weltzugewandte Ayurveda praktische Möglichkeiten, dies im Alltag umzusetzen. Prof. Dr. Martin Mittwede erklärt, wie wichtig Meditation und Spiritualität in der ayurvedischen Tradition sind.
 

 

 
 

Über den Autor

Unser Autor Prof. Dr. MArtin Mittwede

Prof. Dr. Martin Mittwede studierte Indologie und Religionswissenschaften. Aktuell leitet er einen Master-Studiengang zur Ayurveda-Medizin und ist in eigener psychotherapeutischer Praxis tätig. Er befasst sich intensiv mit der Verbindung von Psychologie und Spiritualität. Sein neuestes Buch heißt »Meditation ist das Herz des Yoga«.
www.mittwede.net

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