Das NeuroEmbodied Healing® Framework

Das NeuroEmbodied Healing® Framework

Fünf Schritte zur Heilung alter Wunden

Autor: Britta Kimpel
Kategorie: Psychologie
Ausgabe Nr: 97

Traumata verändern unseren Selbstausdruck und damit die authentische Äußerung unseres innersten Wesenskerns. Wie tiefe Wunden durch Embodiment-Techniken geheilt werden können und das Selbst nach überwundenen Verletzungen in den Vordergrund treten kann, erläutert Britta Kimpel anhand ihrer Fünf-Schritte-Methode.

Vierzehn millionstel Sekunden. So lange (beziehungsweise so »kurz«) dauert es, bis das autonome Nervensystem bei einer wahrgenommenen Gefahr den Sympathikus aktiviert und uns damit in den angeborenen Überlebensmodus katapultiert.

Nur vierzehn millionstel Sekunden! In diesem winzigen Augenblick übernimmt es komplett die Kontrolle über unser Verhalten und steuert es, bevor wir es überhaupt realisieren. Es braucht nämlich fast doppelt so lange – um genau zu sein: vierundzwanzig millionstel Sekunden –, bis unser Verstand über die wahrgenommene Gefahr informiert wird. Doch bis dahin hat der Körper schon längst im Autopiloten reagiert: In einem unbewussten Impuls entscheidet er, ob er vor der drohenden Gefahr flieht oder mutig dagegen ankämpft.

Dieser instinktive Mechanismus rettet uns, wenn beim Gemüseschneiden mal wieder das Messer herunterfällt und wir den Fuß zurückziehen, ohne dass wir auch nur darüber nachdenken müssen. Doch genau dieser blitzschnelle Mechanismus kann uns im Stich lassen, wenn alte Wunden der Vergangenheit berührt werden. Sei es, weil wir unseren Träumen folgen und unser Nervensystem die Neuheit als drohende Gefahr interpretiert. Oder wenn bestimmte Personen und Situationen uns ungewollt an alte Ängste und Bedrohungen erinnern, sodass wir unwillkürlich mit Angriff oder Rückzug reagieren.

Tatsache ist: Solange das autonome Nervensystem auch nur die kleinste Bedrohung wahrnimmt, versetzt es uns unverzüglich und vollkommen automatisch in den Überlebensmodus. Plötzlich fliehen wir instinktiv oder geben uns angriffslustig, selbst wenn es um Dinge geht, die wir uns eigentlich wünschen oder die uns wichtig sind. Aus diesem Grund stoßen unser Intellekt und selbst unsere stärkste Willenskraft an ihre Grenzen, wenn es darum geht, Verhaltensmuster zu ändern, die ihren Ursprung in einer Alarmreaktion des autonomen Nervensystems haben.

Tiefe Wunden heilen

Die Frage ist also, wie können wir die Wunden der Vergangenheit heilen, sodass sie nicht immer wieder unser autonomes Nervensystem in Alarmbereitschaft versetzen?

Wie können wir sicherstellen, dass wir nicht unbewusst das sabotieren, wonach wir uns sehnen, oder uns von geliebten Menschen abwenden? Dass diese Fragen brennender sind denn je, zeigt sich an der zunehmenden Auseinandersetzung mit individuellen oder kollektiven Traumata und daran, dass das Bewusstsein für Traumata längst nicht mehr nur auf den therapeutischen Bereich beschränkt ist.

In einer beschleunigten Welt, geprägt von der ständigen Konfrontation mit globalen Krisen, dem Druck sozialer Medien und der wachsenden Entfremdung vom sozialen Miteinander, sind viele von uns anfälliger für traumatische Erlebnisse.

Viele Menschen fühlen sich von den heutigen Anforderungen überwältigt, was dazu führt, dass psychische Verletzungen oft nicht adäquat verarbeitet werden.

Die kollektive Suche nach Heilung und Verständnis treibt Gespräche über psychische Gesundheit und Traumabewältigung voran, da immer mehr Menschen erkennen, wie essenziell es ist, sowohl individuell als auch gemeinschaftlich Wunden zu heilen und Resilienz zu entwickeln.

Was braucht es für eine echte und tiefgreifende Heilung alter Wunden und Muster?

Die Kurzantwort: Es braucht eine Transformation im autonomen Nervensystem. Denn obwohl zahlreiche Ratgeber das Ändern des Mindsets oder strengere Disziplin als Allheilmittel ansehen, zeigt die neurowissenschaftliche Forschung, dass solche Vorschläge oft die wahre Ursache übersehen. Tatsächlich bedarf es einer tiefgreifenden Arbeit mit dem Nervensystem, um alte Wunden wirklich zu heilen.

Die etwas komplexere Wahrheit: Leider ist es oft nicht ausreichend, eine Technik zur Regulierung des autonomen Nervensystems nur kurzzeitig auszuprobieren und darauf zu warten, dass Wunder geschehen. Es sind verschiedene Faktoren erforderlich, die zusammenspielen müssen, um echte neuronale Heilung zu erleben. Diese Faktoren sind in fünf Schritten im NeuroEmbodied Healing® Framework zusammengefasst. Es dient als Wegweiser zur Heilung tief verwurzelter Wunden im Nervensystem und führt uns Schritt für Schritt zurück zu unserem authentischen Selbst.

Fünf Schritte zur Heilung alter Wunden

Schritt 1: Reeducate
Heilung braucht Wissen und Verständnis.

Jeder Heilungsprozess setzt ein gewisses Grundverständnis und Wissen voraus. Wenn wir nicht verstehen, was uns antreibt und welche Mechanismen unser Verhalten steuern, fallen wir viel schneller wieder in alte Muster zurück.

Gib einem Mann einen Fisch und du ernährst ihn für einen Tag. Lehre einen Mann zu fischen und du ernährst ihn für sein Leben.
~ Konfuzius

Aus diesem Grund ist es der erste Schritt auf dem Weg zur neuronalen Heilung, unser oftmals veraltetes Schulwissen über das autonome Nervensystem zu aktualisieren und uns in diesem Bereich weiterzubilden.

Es braucht ein tieferes Verständnis dafür, wie das autonome Nervensystem arbeitet und warum es uns manchmal dazu bringt, das zu sabotieren, was wir uns wünschen.

Es geht aber auch darum, zu erkennen, wie die Anforderungen der heutigen Welt unser Nervensystem aus der Balance bringen können.

Dies ist nur der Anfang des Artikels.

Welche fünf Schritte die Autorin vorschlägt, um einen Weg der Heilung und Transformation anzutreten, erfährst du im vollständigen Artikel, der in Tattva Viveka 97 erschienen ist.

Tattva Viveka 97

Tattva Viveka Nr. 97

Inhalt der Ausgabe

Schwerpunkt: Trauma und Heilung
Erschienen: Dezember 2023

Gabor Maté – Vom Mythos des Normalen • Thomas Hübl – Trauma reduziert unsere Beziehungsfähigkeit. Adäquate Beziehung als Mittel zur Heilung von individuellem und kollektivem Trauma • Lea Loeschmann – Körperloses Bewusstsein kann nicht sterben. Von der Rückgewinnung des Urvertrauens ins Leben • Ronald Engert – Trauma und Heilung. Wie man an der Ursache ansetzt und nachhaltig heilt • Gabriella Rist – Wie Traumaheilung durch Neurophilosophie und Körperpsychotherapie gelingen kann. Die Suche nach dem wahren Selbst • Saskia John – »Erste-Hilfe-Koffer« bei Angst und Panik. Fünf wirksame Tipps zur Sofortmaßnahme • Prof. Dr. Niko Kohls – Die gesellschaftliche Akzeptanz von Achtsamkeit und Spiritualität. Ein Abbild des Bewusstseinsstandes der gegenwärtigen Gesellschaft Teil 2 • Sarah Rubal – Die Heimkehr der Göttin. Unsere mythische Heldinnenreise (Teil 1) • Christiane Krieg – Dein spiritueller Wegweiser durch die Raunächte. Öffne dich für deine Herzensvision • Martin Auffarth – Atem der Welt. Das Vaterunser in der aramäischen Muttersprache von Jesus • u.v.m.

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Zur Autorin

Die Autorin Britta Kimpel

Britta Kimpel ist Diplom-Psychologin, Expertin für NeuroEmbodiment®, Gründerin der körperorientierten Coaching-Methode NeuroEmbodied Soul Centering® (NESC) und Podcast-Host. Ihr Anliegen ist es, Menschen dabei zu unterstützen, die Verbindung zu sich und dem eigenen Körper zu stärken, um authentischer und erfüllter zu leben.

Webseiten: brittakimpel.com / nesc-coaching.com

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